Vincent d’Indy
(geb. Paris, 27. März 1851 — gest. Paris, 2. Dezember 1931)
Fervaal – Introduction du 1er Acte.
(1889-1893)
Erstaufführung in 1897 im Theatre de la Monnaie, Brüssel.
D’Indy studierte Komposition bei Duparc, der ihn mit der Musik Richard Wagners bekanntmachte. Später, am Konservatorium in Paris, wurde er Schüler von Cesar Franck. Ebenfalls besuchte er auf seinen Studienreisen Franz Liszt in Weimar und erlebte eine Auf-führung von Wagners Ring und Parsifal in Bayreuth. Die Gründungsväter der Pariser Schola Cantorum luden d’Indy ein, am Aufbau dieses konkurrierenden Konservatoriums mitzuwirken. Hier unterrichtete d’Indy Komposition bis zu seinem Tod.
Fervaal, von vielen als d’Indys Meisterwerk eingeschätzt, wird vom Komponisten als “Gedicht in Prosa” bezeichnet. Bereitwillig räumt er den Einfluss Wagners ein, auch die Handlung verströmt den Duft von dessen Musikdramen, vor allem von Tristan und Parsifal.
Die komplexe Handlung des Werks und seine grossangelegte und ungewöhnliche Orchestrierung sprachen schon immer gegen eine Aufführung, und so war die Oper selten auf der Bühne zu erleben. Aber die exquisite Einleitung zum ersten Akt mit ihrer einfachen Instrumentierung hat sich als perfektes Konzertstück für Orchester erwiesen.
Das reizvolle Werk eignet sich ideal als einleitende Musik für ein Orchesterprogramm. Es kann sehr hifreich sein, um die durch andere Stücke aufgebaute Spannung zu mildern oder um eine gewünschte Stimmung zu Anfang eines Konzerts zu erzeugen.
Die Introduction hat über ein eigenes “Vorspiel” und beginnt leise in Fis - Dur. Ein lyrisches Thema wird ausgebreitet mit chromatischen Bewegungen des Horns, der Flöte und schliesslich der Sologeige. Dies mündet in den Hauptteil der Introduction. Das gesamte Werk, verträumt und atmosphärisch, ist über dem Pedalton Fis aufgebaut, bis auf eine kurze Passage von fünf Takten, in der der Pedalton auf den Ton F sinkt und als Bass eines 6/4 - Akkords in B-Dur dient. Jedoch ziehen chromatische kontrapunktische Linien die Musik schnell wieder in das originale Fis - Dur zurück.
Über einem Bett aus Fis - Dur aufgebaut sind zahlreiche Themen und Themenfragmente, die aus den Leitmotiven, auf denen die Oper aufgebaut ist, zitieren oder sich ableiten. Das Stück endet heiter mit tiefen Streichern auf einem ausgedehnten Fis - Dur - Akkord.
MJ Sunny Zank, Ohio Northern University, 2010
In Fragen des Aufführungsmaterials wenden Sie sich bitte an Kalmus, Boca Raton.
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