Alfredo Casella
(geb. Turin, 25. Juli 1883 — gest. Rom, 5. März 1947)

Divertimento per Fulvia op. 64
per piccola orchestra (1940)
(Suite aus dem Ballett ‚La camera dei disegni’ [1940])

I Sinfonia. Allegro vivace e spiritoso, alla marcia p. 1
II Allegretto. Allegretto moderato ed innocente p. 16
III Valzer diatonico. Vivacissimo p. 21
IV Siciliana (come una melodia popolare) p. 34
V Giga. Tempo di giga inglese p. 41
VI Carillon. Allegramente p. 58
VII Galoppo. Prestissimo p. 67
VIIIa Allegro veloce p. 82
VIIIb Valzer p. 90
VIIIc Apoteosi. Lento, grave p. 93

Vorwort
Alfredo Casella ist der Spross einer hochangesehenen italienischen Musikerfamilie. Sein Großvater Pietro Casella, ein Freund Nicolò Paganinis, war Solocellist in Lissabon und Turin. Alle seine drei Söhne waren gleichfalls bedeutende Cellisten. Der jüngste unter ihnen, Carlo Casella, der Vater Alfredos, wich von der unterhaltend virtuosen Linie ab und hatte eine immense Passion für die Solosuiten von Johann Sebastian Bach, die Alfredo sozusagen als ‚Vatermilch’ aufsog. Ein enger Freund von ihm war Alfredo Piatti (1822-1901), seinerzeit der eminenteste italienische Cellovirtuose und Taufpate Alfredos. Während der Vater, solange seine Gesundheit dies zuließ, als gefragter Pädagoge den Lebensunterhalt besorgte, war es vor allem die Mutter,eine äußerst willensstarke, hochkultivierte Frau, der die Erziehung Alfredos oblag. Geboren in Turin am 25. Juli 1883, wurde Alfredo Casella von frühester Kindheit an mit bester klassischer Kammermusik vertraut, und im Alter von fünf Jahren erhielt er ersten Klavierunterricht von der Mutter. Er machte erstaunliche Fortschritte, doch bald erwies er sich zugleich als außergewöhnlich begabt und interessiert in Naturwissenschaften, und zwei große Männer nahmen regen Anteil an seiner Entwicklung: der Physiker Galileo Ferraris (1847-97) und Italiens führender Symphoniker Giuseppe Martucci (1856-1909). Einige Jahre lang war nicht klar, ob Casella Musiker oder Naturwissenschaftler würde. Am 15. April 1894 debütierte er als Pianist in der Öffentlichkeit. Er erhielt nun eine umfassende musikalische Ausbildung, las exzessiv wissenschaftliche Bücher und Shakespeare und lernte in kürzester Zeit Deutsch und Französisch. 1895 hörte er unter Arturo Toscanini die italienische Erstaufführung von Richard Wagners ‚Götterdämmerung’ und lernte umgehend die Partitur auswendig. Sein Vater starb im August 1896.
Martucci und Antonio Bazzini (1818-97) hatten dringend geraten, dass Alfredo außerhalb Italiens sein offizielles Studium aufnehmen solle, und so zog er im September 1896, unter bescheidensten wirtschaftlichen Umständen, mit seiner Mutter nach Paris, wo er sich am Konservatorium einschrieb. Er blieb bis 1915 in Paris, in jener Metropole der lebenssprühenden Erneuerung der Künste, wo er sich seinen Weg nach oben bahnte. Er pflegte intensive freundschaftliche Kontakte mit Maurice Ravel, George Enescu, Pablo Casals, ab 1911 dann Igor Strawinsky, und vielen anderen. So enttäuschend für ihn in menschlicher Hinsicht das Klavierstudium war – trotz der Tatsache, dass er sich als Pianist einen respektierten Namen machte –, so großartig war der Horizont, der sich eröffnete, als er nach der Jahrhundertwende in die Kompositionsklasse von Gabriel Fauré eintrat, wo Jean-Jules Roger-Ducasse, Charles Koechlin und Ravel zu seinen Kommilitonen zählten. Er begeisterte sich für die symphonische Musik von Richard Strauss und Gustav Mahler und schrieb zwischen Januar und Juli 1906 seine Erste Symphonie op. 5, deren Partitur sehr bald beim Verlag Mathot erschien. 1907 heiratete er zum ersten Mal. Die Ehe war nicht glücklich und wurde 1919 geschieden. Im August 1907 vollendete er seine Orchestration von Mili Balakirevs orientalischer Klavierfantasie ‚Islamey’, die vom Komponisten mit Begeisterung aufgenommen wurde. 1909 stand Paris ganz im Zeichen der phänomenalen Erfolge von Sergej Diaghilevs Ballet Russe. Casella schrieb zwei Orchesterwerke: die „noch von Fauré beeinflusste“ (so Casellas eigene Einschätzung) Suite in C-Dur op. 13 und die Rhapsodie ‚Italia’ op. 11.

Casella leitete die Uraufführung von ‚Italia’ am 23. April 1910 in der Salle Gaveau zur Paris in einem ausschließlich seiner Musik gewidmeten Konzert, in welchem er auch seine unlängst vollendete II. Symphonie c-moll op. 12 und die Suite C-Dur erstmals zu Gehör brachte. Zu jener Zeit hatte er die Bekanntschaft Gustav Mahlers gemacht, der den jungen, kosmopolitisch orientierten Tonsetzer sehr schätzte und kurz vor seinem Tode noch seinem Wiener Verlag Universal Edition empfahl. So erschien denn auch die Partitur der ‚Italia’ 1912 bei der Universal Edition in Wien im Druck, und Casella blieb dem Verlagshaus bis zu seinem Tod verbunden: im Wechsel wurden seine reifen Werke .von zwei der größten Musikverlage, dem Mailänder Traditionshaus Ricordi und der Universal Edition, verlegt. ‚Italia’ wurde bald von Orchestern in aller Welt gespielt und ist bis heute das wohl populärste Orchesterwerk Casellas geblieben.
1915 verließ Alfredo Casella Paris, wo er sich mittlerweile einen geachteten Namen in der internationalen Musikwelt gemacht hatte, und ging nach Rom, wo er mit Unterstützung seines Gönners Conte San Martino e Valperga eine Professur an der Accademia di Santa Cecilia antrat. Es sollte leider fast sein ganzes Leben lang dauern, bis man ihm in Italien eine ähnliche Werschätzung entgegen brachte wie im Rest der Welt. Mit dem Kriegseintritt Italiens war bei ihm ein verstärktes Bedürfnis nach künstlerischem Ausdruck der Spannungen und des Leids verbunden, was sich in den gleißenden Dissonanzen der ‚Pagine di guerra’ op. 27 (1915) und der ‚Elegia eroica’ op. 29 (1916), welche zu seinen großartigsten Orchesterwerken zählt, ausdrückt. Die Uraufführung der ‚Elegia eroica’, gewidmet ‚dem Gedächtnis der Söhne Italiens, die für seine Größe gefallen sind’, fand am 21. Januar 1917 in Rom statt und wurde desaströs aufgenommen. Seither war Casella, der seinem Land ein tönendes Denkmal hatte setzen wollen, als Anti-Patriot und Verräter verrufen – ein Vorurteil, mit dem seine Gegner auf Jahrzehnte punkteten. 1917 schrieb er mit dem impressionistischeren ‚A notte alta’ ein Werk, welches in seinen magischen Farben bis heute nichts von seiner Faszinationskraft eingebüßt hat.

Doch Casella, der zu jener Zeit die Organisation des Neue-Musik-Lebens in Italien mit beispielloser Hingabe und Zähigkeit vorantrieb, war mit der Suche nach einem reifen Stil noch keineswegs ans Ziel gelangt. Zu dem, was er als seine persönliche Tonsprache ansehen konnte, gelangte er Schritt für Schritt bis Mitte der zwanziger Jahre – in einer Zeit, die von seinem internationalen Siegeszug als Interpret und Komponist (vor allem in Übersee) gekennzeichnet war. Vergleichbar dem Ideal der ‚Jungen Klassizität’ wie es in idealisierter Weise Ferruccio Busoni und Heinz Tiessen (1887-1971) seit mehr als einem Jahrzehnt vorgeschwebt hatte, fand er zu einer balancierten, klaren, architektonisch und handwerklich vollendet durchdrungenen Form von assimilativem Neoklassizismus, der von der natürlichen Anmut der Italianità und Freude an Virtuosität und unsentimentaler Kantabilität getragen ist. So entstanden in recht rascher Folge Schlüsselwerke wie das Concerto per quartetto d’archi op. 40, das Ballett ‚La giara’ op. 41, die Partita op. 42 für Klavier und Orchester, das prachtvoll neobarockisierende Concerto Romano op. 43 für Orgel und Streicher, das Divertimento ‚Scarlattiana’ op. 44 über mindestens 88 Themen Domenico Scarlattis für Klavier und kleines Orchester, die schlackenlose Serenata op. 46 (mit der er den hochdotierten Coolidge-Preis gewann), das Violinkonzert a-moll op. 48 für Joseph Szigeti, die Opern ‚La donna serpente’ op. 50 und ‚La favola di Orfeo’ op. 51, Introduzione, Aria e Toccata op. 55 für Orchester, das Tripelkonzert op. 56 (gleiche Opuszahl wie Beethovens Gattungsvorbild) für Klaviertrio und Orchester, das Cellokonzert op. 58, das nationalistische Mysterienspiel ‚Il deserto tentato’ op. 60 und das Concerto per orchestra op. 61 – letzteres Werk brachte Casella Ende 1937 mit dem Concertgebouw Orkest in Amsterdam zur Uraufführung, und er konnte zwei Jahre später in seiner Autobiographie resümieren: „Das Werk ist zweifellos meine vollendetste Errungenschaft auf symphonischem Gebiet und markiert das Erreichen eines stilistischen und formalen Ziels, nach welchem ich seit der lang vergangenen ‚Italia’ gestrebt hatte. Wenn Gott so will, ist dieses Ziel nur eine Station auf dem Weg zu Besserem.“ Dem Concerto folgte die ‚Sonata a tre’ op. 62 für Klaviertrio, die Casella für seine eigene, weltberühmte Formation schrieb, und 1939-40 die Sinfonia op. 63. Nach der Sinfonia wurde Casella bald mit dem Ausbruch seines Krebsleidens konfrontiert, dem er am 5. März 1947 in Rom erlag. Er sollte noch acht weitere Werke vollenden, darunter das Ballett ‚La camera dei disegni’ op. 64 für seine Tochter Fulvia, das hochvirtuose und bis heute beliebte Orchester-Divertimento ‚Paganiniana’ op. 65, das Concerto op. 69 für Klavier, Pauken, Streicher und Schlagzeug, und 1944, als finale Krönung seines Schaffens, die große Missa solemnis ‚pro pace’.

Für das Kinderballett ‚La camera dei disegni’ griff Alfredo Casella 1940 zu guten Teilen auf Musik aus seinen weit verbreiteten Kinderstücken ‚Undici pezzi infantili’ op. 35 für Klavier von 1922 zurück. Diese waren zu einer Zeit entstanden, als Casellas Verehrung für seinen Freund Igor Strawinsky eine besondere Intensität erreicht hatte. Immer schon hatte zwischen beiden hohe Wertschätzung bestanden, was von Seiten Casellas 1926 Niederschlag in einer Biographie des damals 45-jährigen russischen Kollegen fand. Die ‚Pezzi infantili’ sind lakonisch-humoristische Zeugnisse eines Neoklassizismus, wie er sich etwa auch in den beiden Suiten für kleines Orchester von Strawinsky findet: simpelste prosaische Melodik, einfache Harmonik in überraschend sprunghaften Verbindungen, rhythmisch-metrische Kuriositäten (in der Orchestermusik kommt eine brillante und helle, tendenziell etwas spartanisch ausgerichtete Instrumentation hinzu). Für Casella selbst „markieren die ‚Undici pezzi’ meine abschließende Befreiung von Unsicherheit und Experimenten, und meinen sicheren und wissenden Eintritt in eine nunmehr völlig persönliche und geklärte schöpferische Phase“. U. a. stammen in ‚La camera dei disegni’ – in freier Bearbeitung unter Beibehaltung der spielerisch puristischen Essenz – aus den zwanzig Jahre älteren ‚Pezzi infantili’: Valse diatonique’ und ‚Galope final’ (beides ‚Weiße-Tasten-Musik’), die dorische ‚Siciliana’ und die lydische ‚Giga’ sowie der ‚Carillon’ (linke Hand auf schwarzen, rechte auf weißen Tasten). In seinem so gigantischen wie unentbehrlichen Kompendium ‚Music Since 1900’ erwähnt Nicolas Slonimsky (1894-1995) diese Musik zusammen mit Strawinskys ‚Klavierstücken für fünf Finger’ und Béla Bartóks ‚Mikrokosmos’ unter dem Stichwort ‚Abecedarianism’ als „illustrations of sophisticated abecedarianism“ und erklärt: „Abecedarische Wirkungen werden natürlicherweise von kleinen Kindern erzeugt, die nach dem Zufallsprinzip auf den auf Kopfhöhe befindlichen weißen Tasten der Klaviertastatur herumklimpern, was oft zur unbeabsichtigten Bildung interessanter pandiatonischen Patterns führt, belebt durch asymmetrische Rhythmen.“
Das Ballett ‚La camera dei disegni’ kam am 28. November 1940, im Jahr seiner Komposition, in Rom zur Uraufführung. Mit dem Titel ‚Das gestohlene Bilderbuch’ wurde das Ballett 1943 in Chemnitz gegeben. Die daraus extrahierte Orchestersuite ‚Divertimento per Fulvia’ fand postum Eingang in den Konzertsaal (bei einigen Aufführungen trug diese Suite auch den Titel ‚Ballett für Fulvia’). Casella hat die Musik auch in der Titelgebung seiner Tochter Fulvia zugeeignet, die die Hauptrolle bei der Uraufführung tanzte. Die Partitur des in Kriegszeiten komponierten ‚Divertimento per Fulvia’ erschien 1957, zehn Jahre nach dem Tod des Komponisten, bei der Universal Edition in Wien im Druck, und liegt hiermit als unveränderter Nachdruck erstmals im Studienformat vor.

Christoph Schlüren, 2009.

 

Aufführungsmaterial ist vom Originalverlag Universal Edition, Wien (www.universaledition.com) zu beziehen. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Universal Edition AG, Wien, 2004.
A

Alfredo Casella
(b. Turin, 25 July 1883 — d. Rome, 5 March 1947)

Divertimento per Fulvia
per piccola orchestra, op. 64 (1940)
(Suite from the Ballet La camera dei disegni [1940])

I Sinfonia. Allegro vivace e spiritoso, alla marcia p. 1
II Allegretto. Allegretto moderato ed innocente p. 16
III Valzer diatonico. Vivacissimo p. 21
IV Siciliana (come una melodia popolare) p. 34
V Giga. Tempo di giga inglese p. 41
VI Carillon. Allegramente p. 58
VII Galoppo. Prestissimo p. 67
VIIIa Allegro veloce p. 82
VIIIb Valzer p. 90
VIIIc Apoteosi. Lento, grave p. 93

Preface
Alfredo Casella was the scion of a highly esteemed Italian family of musicians. His grandfather, Pietro Casella, was a friend of Nicolò Paganini and a solo cellist in Lisbon and Turin. All three of Pietro’s sons were likewise important cellists. The youngest, Carlo Casella, Alfredo’s father, departed from the line of virtuoso entertainment and developed a consuming passion for Johann Sebastian Bach’s cello suites, which Alfredo absorbed so to speak “at his father’s breast.” Carlo in turn had a close friendship with Alfredo Piatti (1822-1901), the greatest Italian cellist of his day and Alfredo’s godfather. As long as his health allowed, Carlo earned his family’s keep as a much sought-after teacher, and Alfred’s training fell mainly to his mother, a highly cultivated lady of extraordinary will-power.

Born in Turin on 25 July 1883, Alfredo Casella was familiar with the finest classical chamber music from his earliest childhood and received his first piano lessons from his mother at the age of five. He made astonishing progress, but soon revealed an equally extraordinary talent for and interest in the natural sciences. Two great men were actively involved in his education: the physicist Galileo Ferraris (1847-1897) and Italy’s leading symphonic composer, Giuseppe Martucci (1856-1909). For several years it was uncertain whether Alfredo would become a musician or a scientist. He gave his public début at the piano on 15 April 1894. The recipient of a comprehensive musical education, he read science books and Shakespeare voraciously and learned German and French in a trice. In 1895 he heard Arturo Toscanini conduct the first Italian performance of Richard Wagner’s Götterdämmerung and immediately learned the score by heart. His father died in 1896.

Martucci and Antonio Bazzini (1818-1897) urgently advised Alfredo to pursue his official studies outside of Italy. Consequently, in September 1896 he moved with his mother to Paris, where he enrolled at the Conservatoire and lived in the most modest of circumstances. He remained in Paris until 1915, working his way up in this vibrant capital of artistic innovation. He maintained close contacts with Maurice Ravel, George Enescu, Pablo Casals, and from 1911 with Igor Stravinsky, among many others. His studies of the piano proved a personal disappointment, despite the fact that he earned a respectable reputation on the instrument. But his horizons expanded greatly at the turn of the century when he entered Gabriel Fauré’s composition class, where Jean-Jules Roger-Ducasse, Charles Koechlin, and Ravel numbered among his fellow students. He developed a keen interest in the orchestral music of Richard Strauss and Gustav Mahler, and from January to July 1906 he composed his First Symphony (op. 5), which was promptly issued in print by Mathot. In 1907 he married for the first time, but the marriage was not happy and ended in divorce in 1919. In August 1907 he completed an orchestration of Mili Balakirev’s “oriental fantasy” Islamey, to the delight of its composer. In 1909, while Paris was held in thrall by the phenomenal success of Sergey Diaghilev’s Ballets Russes, Casella wrote two orchestral works: the Suite in C major (op. 13), which, he felt, was “still under the influence of Fauré,” and the rhapsody Italia (op. 11).

Casella himself conducted the première of Italia in Paris’s Salle Gaveau on 23 April 1910 during a concert devoted entirely to his music, including the premières of his recently completed Second Symphony in C minor (op. 12) and Suite in C major. It was at this time that he met Gustav Mahler, who had a high opinion of the mundane young composer and recommended him to his Vienna publisher, Universal, shortly before his death. As a result, Italia was published in Vienna by Universal Edition in 1912. Casella remained true to this publishing house to the end of his days, allowing his mature works to be issued alternately by two of the greatest music publishers of the day, the venerable House of Ricordi in Milan and Universal in Vienna. Italia was soon being played by orchestras the world over and has remained perhaps his most popular orchestral work to the present day.

In 1915 Casella left Paris, where he had earned a sterling reputation in the international music scene, and moved to Rome, where, with the support of his patron, Conte San Martino e Valperga, he assumed a professorship at the Accademia di Santa Cecilia. Unfortunately it was only toward the end of his life that Italy would accord him the esteem he already enjoyed from the world at large. When Italy entered the First World War he felt a growing need to express its tensions and suffering in his art. This need found expression in the searing dissonances of Pagine di guerra, op. 27 (1915), and in one of his most magnificent orchestral creations, Elegia eroica, op. 29 (1916). The première of Elegia eroica, dedicated “to the memory of the sons of Italy who died for its greatness,” took place in Rome on 21 January 1917 – to disastrous effect. From that moment on Casella, who had wanted to present a musical monument to his native country, was decried as a non-patriot and a traitor – a prejudice that his opponents successfully wielded against him for decades. In 1917 he wrote the more impressionist A notte alta, a work whose magical colors have lost none of their spellbinding power today.
In these years Casella immersed himself with unprecedented commitment and tenacity in organizing Italy’s contemporary music scene. But his search for a mature style of composition had by no means come to an end. Step by step he arrived at what he could consider his personal idiom by the mid-1920s – a period that also witnessed his international triumphs as a performer and composer (especially overseas). Much like the ideal of “Young Classicism” promulgated in idealized form for more than a decade by Ferruccio Busoni and Heinz Tiessen (1887-1971), he found a poised, straightforward form of assimilative neo-classicism marked by consummate architecture and craftsmanship and sustained by the natural grace of the Italian spirit and a joy in virtuosity and unsentimental lyricism. The result was, in rapid succession, such key works as Concerto per quartetto d’archi (op. 40), the ballet La giara (op. 41), Partita for piano and orchestra (op. 42), the splendidly neo-baroque Concerto Romano for organ and strings (op. 43), Scarlattiana, a divertimento for piano and small orchestra on at least eighty-eight themes by Domenico Scarlatti (op. 44), the sinewy Serenata (op. 46), which won the richly endowed Coolidge Prize, the Violin Concerto in A minor for Joseph Szigeti (op. 48), the operas La donna serpente (op. 50) and La favola di Orfeo (op. 51), Introduzione, Aria e Toccata for orchestra (op. 55), the Triple Concerto for piano trio and orchestra (op. 56, the same opus number as Beethoven’s seminal contribution to the genre), the Cello Concerto (op. 58), the nationalistic mystery play Il deserto tentato (op. 60), and Concerto per orchestra (op. 61). Casella gave the première of the last-named work in late 1937 with the Amsterdam Concertgebouw Orchestra. Two years later he summed up the Concerto in his autobiography: “The work is without question my most perfect achievement in orchestral music and marks the attainment of a stylistic and formal goal toward which I had been striving since my Italia of many years past. If God is willing, this goal will be but a way station en route to something better.” The Concerto was followed by the Sonata a tre for piano trio (op. 62), which Casella composed for his own world-famous chamber ensemble, and in 1939-40 by the Sinfonia (op. 63). After completing the Sinfonia, Casella was faced with the onset of cancer, to which he succumbed in Rome on 5 March 1947. By then he had completed another eight works, including the ballet La camera dei disegni (op. 64) for his daughter Fulvia, the highly virtuosic and still popular orchestral divertimento Paganiniana (op. 65), the Concerto for Piano, Timpani, Strings and Percussion (op. 69), and in 1944, as the final culmination of his oeuvre, the great Missa solemnis ‘pro pace.’

For his children’s ballet La camera dei disegni of 1940, Casella borrowed large parts of his widely known children’s pieces of 1922, Undici pezzi infantili for piano (op. 35). These pieces had been composed at a time when his admiration for his friend Igor Stravinsky had reached a peak. The two men had always held each other in high regard, as reflected on Casella’s part by his 1926 biography of the then forty-five-year-old Russian composer. The Pezzi infantili are terse and humorous testaments to a type of neo-classicism found, for example, in Stravinsky’s two suites for small orchestra: radically simplified, prosaic melody, straightforward harmony in surprisingly disjointed progressions, and rhythmic-metric oddities, combined with a bright, scintillating, somewhat Spartan instrumentation in the orchestral music. For Casella himself, the “Undici pezzi mark my final liberation from uncertainty and experimentation, and my secure and knowing entry into a creative phase now fully personal and clarified.” Among the items from Pezzi infantili of twenty years earlier that found their way into La camera dei disegni, freely adapted yet preserving their essential playful purism, are Valse diatonique and Galope final (both “music for white keys”), the Dorian Siciliana, the Lydian Giga, and Carillon, where the left hand plays the black keys and the right hand the white. Nicolas Slonimsky (1894-1995), in his huge and indispensable compendium Music Since 1900, mentions this music alongside Stravinsky’s Piano Pieces for Five Fingers and Béla Bartók’s Mikrokosmos as “illustrations of sophisticated abecedarianism” and explains: “Abecedarian effects are naturally produced by small children banging at random on the white keys of the piano keyboard at the level of their heads, often resulting in the unintentional formation of interesting pandiatonic patterns vivified by asymmetrical rhythms.”

La camera dei disegni was premièred in Rome on 28 November 1940, in its year of origin. It was also given in Chemnitz in 1943 with the title Das gestohlene Bilderbuch (“The Pilfered Picture-Book”). The orchestral suite extracted from the ballet, Divertimento per Fulvia, only entered the concert hall after Casella’s death, in some cases under the title Ballet for Fulvia. Even in choosing the title, Casella dedicated the music to his daughter Fulvia, who danced the lead role at the première. The score of this work, though composed during the war, was not published until ten years after the composer’s death, when it was issued by Universal in Vienna in 1957. We present an unaltered reprint of this edition, for the first time in miniature score.

Christoph Schlüren, 2009

 

 

For performance materials please contact the original publisher, Universal Edition, Vienna (www.universaledition.com). Reprinted with the kind permission of Universal Edition AG, Vienna, 2004.