Vincent d’Indy
(geb. Paris, 27. März 1851 — gest. Paris, 2. Dezember 1931)

Lied für Violoncello/Bratsche und Orchester op. 19
(1884)

“An diesem Abend verliess ich den Konzertsaal in der Überzeugung, daß d’Indy einer der größten Musiker werden würde, die Frankreich je hervorgebrachte“. Diese Aussage des französischen Komponisten Paul Dukas mag den heutigen Freund französischer Musik überraschen, tatsächlich aber galt Vincent d’Indy nach jenem Konzert im Februar 1886, zu dem seine erste Kantate – die “légende dramatique” Le Chant de la Cloche op. 18 (1879-83) – erstmals erklang, als einer der vielversprechendsten jungen Komponisten des Landes. Von 1872 an war er am Pariser Conservatoire Student in der Orgelklasse César Francks – des “eigentlichen Mittelpunkts des Kompositions-unterrichts” (d’Indy). 1885 erhielt die oben erwähnte Kantate, die er seinem Lehrer Franck widmete, den Grand Prix de la Ville de Paris, und die Uraufführung im Februar 1886 bei den Concerts Lamoureux stellte den Beginn seiner Karriere als Komponist, Dirigent und Pädagoge dar.

In den Jahren vor 1886 hatte sich d’Indy vorwiegend darum bemüht, sein handwerkliches Können zu verbessern und seinen Horizont zu erweitern. Durch Studieren, Reisen, Komponieren und Aufführungen hatte er tatsächlich den Grundstein zu seiner beruflichen Laufbahn und historischen Wirkung gelegt. Er reiste wiederholt nach Deutschland, wo er u.a. an den Meisterklassen Liszts teilnahm und sich mit den Musikdramen Wagners vertraut machte. Auch als ausführender Musiker war er sehr umtriebig, spielte er doch die Pauken im Orchester Édouard Colonnes, leitete einen Chor und trat als Pianist und Organist mit einem vielseitigen und breit angelegten Repertoire bei Konzerten und Kammermusikabenden auf. Trotz des vieldiskutierten Antisemitismus seiner späteren Jahre finden sich in seinem frühen Klavierrepertoire auch eine Reihe von Werken Mendelssohns, wie beispielsweise die Violinsonate op. 4 und das Erste Klavierkonzert op. 25, das er 1884 öffentlich vortrug. Als Komponist schreckte er vor Wettbewerben wie etwa dem Grand Prix de la Ville de Paris nicht zurück. Außerdem war er in verschiedenen Organisationen und Musikvereinen aktiv. Er diente dem Brüsseler Cercle des XX (auch als La Libre Esthétique bekannt) als musikalischer Berater, und mit dessen Begründer, dem tatkräftigen Rechtsanwalt Octave Maus, führte er Zeit seines Lebens einen regen Briefwechsel. In Paris wurde d’Indy 1885 neben Ernest Chausson Sekretär der Société Nationale de Musique.

1884 komponierte d’Indy zwischen der Fertigstellung und Uraufführung des Chant de la Cloche sein Lied für Violoncello (oder Bratsche) und Orchester. Das Werk wurde am 18. April 1885 in der Société Nationale de Musique uraufgeführt und im gleichen Jahr bei Hamelle verlegt.

Beim Lied handelt es sich um einen Beitrag zu jener Kunstgattung, die d’Indy zeitlebens energisch vertreten sollte: die symphonische Musik. Viele seiner Frühwerke – von seiner unveröffentlichten Symphonie italienne über etliche Symphonien und Tondichtungen bis zu den Ouvertüren der 1870er Jahre – beweisen deutlich seine Liebe zur Orchestermusik.

Das Lied aus dem Jahr 1884 stellte d’Indy jedoch vor eine neue Herausforderung: Es handelt sich nämlich um seine erste Komposition für Soloinstrument und Orchester, ein Werk, dem die Fantaisie sur des thèmes populaires français op. 31 (Solo-Oboe) und die noch anspruchsvolleren Werke Symphonie sur un chant montagnard français op. 25 (Soloklavier) sowie Concert op. 89 (Soloflöte und -violoncello) folgen sollten. Das Komponieren für Soloinstrument und Orchester war damals alles andere als selbstverständlich, hing doch die Aufführungsmöglichkeit eines solchen Werkes gerade im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts wesentlich von der Teilnahme und dem persönlichen Interesse eines namhaften Virtuosen ab. Die Unterstützung, die Komponisten von Violinkonzerten – wie etwa Camille Saint-Saëns oder Édouard Lalo – von großen Geigern wie Pablo de Sarasate erhielten, erwies sich als von unschätzbarem Wert für die Etablierung einer stärkeren Bedeutung der Instrumentalmusik im Pariser Musikleben.

Die Partitur des Lied trägt eine Widmung an den belgischen Cellisten Adolphe Fischer (1850-1891), der in Brüssel bei Adrien-François Servais studierte und später nach Paris übersiedelte. Diese Widmung war klug gewählt, denn Fischer genoß hohesAnsehen: Er hatte die Erstaufführungen einer Reihe französischer Cellokonzerte bestritten wie etwa die deutsche Erstaufführung des Ersten Cellokonzerts von Saint-Saëns (Leipzig, 17. Februar 1876) oder das Cellokonzert Lalos (9. Dezember 1877). Zusammen mit Marie Bordes-Pène und dem belgischen Geigenvirtuosen Eugène Ysaÿe gründete Fischer auch einen kurzlebigen Pariser Kammermusikverein, die Société Moderne.

Angesichts der kurzen Aufführungsdauer (nur acht Minuten) und der Besetzung für ein verhältnismäßig kleines Orchester (jeweils zwei Flöten, Klarinetten, Fagotte und Hörner sowie Streicher und Pauken) scheint das Lied darauf angelegt zu sein, sich in Konzert-programmne leicht unterbringen zu lassen. Damit das Werk auch in Kammermusik-konzerten erklingen konnte, schrieb d’Indy eine Fassung für Violoncello und Klavier.

Seinem allgemeinen Charakter nach erfüllt das Lied alle Erwartungen, die sein Titel weckt. Formal ist das Werk in der sogenannten „Liedform“ (A-B-A-Coda) angelegt, die von der lyrischen Emphase der Solopartie maßgebend geprägt wird. Nach einer viertaktigen Einleitung (Andantino non troppo, b-Moll) wird das Hauptthema A mit seinem charakteristischen Intervallsprung einer herabsteigenden übermäßigen Quarte durch das Violoncello in B-Dur vorgestellt, und zwar mit einer Streicherbegleitung, die zwischen Pizzicati und Arco pendelt.

Eine kurze Überleitung mündet in einen lebhafteren Abschnitt (Plus animé, g-Moll), in dem der Solist die Melodie des B-Themas über akkordischen Streichertremoli spielt. Zwar fehlt im Lied die zyklische Verwendung des thematischen Materials, die in d’Indys Werken oft vorkommt, aber es scheint im absteigenden Stufengang durch eine verminderte Quinte eine Verwandschaft des B-Themas mit dem ersten Thema vage angedeutet zu sein. Den kurzen melodischen Phrasen des Violoncellos im B-Thema werden rasche Flöten- und Klarinettenfiguren entgegengesetzt, die eine Erinnerung an eine Passage aus Smetanas Moldau von 1874 wecken. Nur ein einziges Mal tauschen Melodie und Begleitung die Rollen: Bei der Wiederholung des B-Themas wird die melodische Funktion des Solocellos vom Orchester übernommen, während der Solist die Figuren spielt, die zuerst in den Holzinstrumenten ertönten.

Dem raffiniert aufgebauten Höhepunkt folgt eine Überleitung in die Reprise des A-Themas, in dessen Streicherbegleitung d’Indys Vorliebe für Variationstechnik zum Vorschein kommt, indem sich die Arpeggi über alle Tonlagen erstrecken. Nach einer knappen Coda aus Flageolettönen mit einer kurzen Reminiszenz an das B-Thema kommt das Werk in den hohen Lagen des Soloinstruments zum Abschluß.

Mit seiner bescheidenen Konzeption und knappen Aufführungsdauer ist das Lied im Oeuvre d’Indys leicht zu übersehen; in der Tat hat ihm die Musikwissenschaft bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Nach der Uraufführung sind bis dato nur wenige Aufführungen nachgewiesen, darunter lediglich fünf zu Lebzeiten des Komponisten, was einiges aussagt über die Verhältnisse des Konzertlebens im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

In den 1890er Jahren sind zwei Aufführungen des Werkes bekannt. Im August 1891 fand ein “Festival d’Indy” im Casino des belgischen Badeorts Blankenberge statt. Am 3. August führte d’Indy einige seiner Werke mit dem Orchester des Casino auf, wobei Henri Merck den Solopart des Lied bestritt. Sechs Jahre danach, am 2. Dezember 1897, leitete d’Indy das Lied erneut, diesmal mit dem Orchestre du Châtelet in Paris als Stellvertreter Édouard Colonnes. In einem an Octave Maus gerichteten Brief vom 7. Dezember berichtet der Komponist von diesem Konzert, ohne jedoch den Namen des Solisten zu verraten.

Nach der Jahrhundertwende ist eine Aufführung mit Solobratsche am 20. Juli 1901 bekannt, wobei Léon Van Hout (1864-1945) anläßlich eines Konzerts der “musique française ancienne et moderne” im belgischen Spa den Solopart übernahm. Der namhafte Bratschist Van Hout war Solist am Brüsseler Théâtre Royal de la Monnaie sowie Mitglied des Quatuor Ysaÿe und Professor am Conservatoire Royale in Brüssels.

Die Fassung für Violoncello und Klavier wurde zweimal bei Pariser Privatkonzerten gespielt. Am 2. Mai 1894 wurde das Lied in dieser Fassung bei Monsieur und Madame Henry Jossic anläßlich eines “séance de musique” durch Cornélis Liégeois und Vincent d’Indy zum besten gegeben. In einer zwar ähnlichen Besetzung, jedoch unter ganz anderen Bedingungen ertönte das Lied auch am Ende des Ersten Weltkriegs. Am 15. Februar 1918 wurden vier Werke d’Indys im privaten Konzertsaal Martine de Béhagues in einem Benefizkonzert zugunsten des Roten Kreuzes aufgeführt: die Ballade aus dem Streichquartett op. 7, L’Invocation à la Mer aus L’Étranger, das Scherzo aus dem Klaviertrio op. 29 sowie das Lied op. 19. Am Klavier begleitete d’Indy die Cellistin Edwige Bergeron, eine Studentin der Schola Cantorum, die später eine Professur am Institut bekleidete. 1925 widmete ihr d’Indy seine Cellosonate op. 84.

In neueren Zeiten wird das Lied nur selten öffentlich aufgeführt. 1991 machte Julian Lloyd Webber die erste Tonaufzeichnung des Werks mit dem English Chamber Orchestra unter der Leitung von Yan Pascal Tortelier (Philips 432084-2/4 CD).

Translation: Bradford Robinson, 2008

 

 

Die Partitur und der Stimmensatz des Lied sind beim Pariser Musikverlag J. Hamelle mit Plattennummer (J. 2353-54-55 H.) erschienen. Aufführungsmaterial ist über Éditions Alphonse Leduc, 175, rue Saint-Honoré, F-75040 Paris zu beziehen.

Vincent d’Indy
(b. Paris, 27 March 1851 — d. Paris, 2 December 1931)

Lied for cello (viola) and orchestra op. 19 (1884)

“That night, I left the concert hall in the conviction that d’Indy would become one of the greatest musicians that France has ever brought forth.” This statement of the French composer Paul Dukas may sound rather surprising to the modern listener of French music. But after the concert to which Dukas refers, the first performance of d’Indy’s first cantata, the “légende dramatique” Le Chant de la Cloche op. 18 (1879-83) in February 1886, d’Indy was generally considered one of the most promising young composers. From 1872 onwards, d’Indy had been a student in César Franck’s organ class at the Paris Conservatoire, the institution’s “actual center of composition studies,” according to d’Indy. The cantata, dedicated to his teacher, Franck, received the Grand Prix de la Ville de Paris in 1885, and its premiere at the Concerts Lamoureux in February 1886 set off d’Indy’s career as a composer, conductor, and teacher.

During the years before 1886, d’Indy had been working hard to improve his skills and broaden his horizon. Through study, travel, performance, and composition, he had indeed laid the foundations for his later career and influence. He repeatedly traveled to Germany, where he took part in Liszt’s master classes, and familiarized himself with Wagnerian music drama. D’Indy was quite industrious as a performer: he played the timpani in the orchestra of Édouard Colonne, conducted a chorus, and performed as a pianist and organist in concert and chamber settings, playing a diverse and wide-ranging repertoire. In spite of the much vaunted anti-semitism of his later decades, d’Indy’s early pianistic repertoire included a number of works by Felix Mendelssohn, such as the Violin Sonata op. 4 and the First Piano Concerto op. 25, which he played in 1884. As a composer, d’Indy was not afraid to enter into competitions, such as that for the Grand Prix de la Ville de Paris. Furthermore, he was active in various organizations and societies. For the Brussels Cercle des XX (also known as La Libre Esthétique) he acted as a musical adviser; throughout his career, he also conducted a lively correspondence with the Cercle’s founder, the energetic lawyer Octave Maus. In Paris, d’Indy became the secretary of the Société Nationale de Musique in 1885, a function he shared with Ernest Chausson.

In 1884, between the completion of Le Chant de la Cloche and its first performance, d’Indy composed his Lied for violoncello (or viola) and orchestra. It was first performed at the Société Nationale de Musique on April 18, 1885, and was published by Hamelle in the same year.

The Lied is an early specimen of the branch of composition that d’Indy was to champion most assiduously throughout his career, that of symphonic music. Many of d’Indy’s early works show his affinity for orchestral composition, from the unpublished Symphonie italienne through several symphonies, symphonic poems, and overtures of the 1870s.

In the Lied of 1884, however, d’Indy faced a new challenge: it is his first score for soloist and orchestra, later followed by the Fantaisie sur des thèmes populaires français op. 31 (oboe solo) and the more elaborate Symphonie sur un chant montagnard français op. 25 (piano solo) and Concert op. 89 (flute solo and cello solo). Composing instrumental music for soloist and orchestra was no obvious choice, since the music’s chances of performance hinged, in late-nineteenth-century France perhaps even more than elsewhere, on the presence and participation of eminent instrumentalists. The support given by violinists such as Pablo de Sarasate to composers of violin concertos such as Camille Saint-Saëns and Édouard Lalo proved invaluable for the establishment of a stronger role for instrumental music in Parisian concert life.

D’Indy dedicated the score of his Lied to Adolphe Fischer (1850-1891), a Belgian cellist who had studied in Brussels with Adrien-François Servais and who later moved to Paris. The dedicatee was well chosen, because Fischer enjoyed some prestige: he had given first performances of several French cello concertos, such as the German premiere of Saint-Saëns’ First Cello Concerto (Leipzig, February 17, 1876) and Lalo’s Cello Concerto (December 9, 1877). Together with Marie Bordes-Pène and the Belgian violinist Eugène Ysaÿe, Fischer also founded a short-lived society for chamber music in Paris, the Société Moderne.

The Lied seems to be designed for easy inclusion in concert programs, as can be seen from its short duration of eight minutes, and its scoring for a relatively small orchestra of two flutes, two clarinets, two bassoons, two horns, timpani, and strings. In order to make it suitable for recitals and chamber music concerts, d’Indy also wrote a version for cello and piano.

The general character of the Lied lives up to the expectations raised by the work’s title. It is a composition in a song form (A-B-A-Coda), in which the lyricism of the cello part prevails. After a four-bar introduction (Andantino non troppo) in B flat minor, the Lied’s main theme (A), with its characteristic descending augmented fourth, is stated by the cello in B flat major, accompanied by strings alternating between pizzicato and arco.

A short bridge leads to the more animated (Plus animé) section in G minor, in which the cello plays the melody of the B-theme over tremolo chords in the strings. The cyclic use of thematic material, which occurs in many of d’Indy’s works, is not found in the Lied, although the stepwise descending diminished fifth in the B-theme suggests a vague relationship with the first theme. The short melodic cello phrases in the B-theme are answered by swift figures in flutes and clarinets that are slightly reminiscent of a passage in Smetana’s Moldau of 1874. Only once do the roles of melody and accompaniment switch: the melodic role of the cello is taken over by the orchestra at the repeat of the B-theme, while the soloist plays the figurations first stated by woodwinds.

An intelligently built climax forms the transition to the recapitulation of the A-theme. In the pizzicato string accompaniment, d’Indy shows his concern for variation, where the arpeggios are extended further throughout the registers. A brief coda, played in harmonics, offers a short reminiscence of the B-theme, before coming to an end in the high registers of the cello.

Its modest conception and size make the Lied easy to overlook in d’Indy’s output, and indeed music historians have not paid much attention to the work. Aside from the premiere, only a few performances are documented to date. Among these are five performances during d’Indy’s lifetime, which provide a good illustration of the performance and listening conditions of similar small-scale compositions in the late nineteenth and early twentieth centuries.
Two orchestral performances took place in the 1890s. In August 1891, a “Festival d’Indy” was held at the Casino of Blankenberge, on the Belgian coast. On August 3, d’Indy conducted the orchestra of the Casino in several of his works; Henri Merck played the solo cello part in the Lied. Six years later, on December 2, 1897, d’Indy again conducted his work, this time substituting for Édouard Colonne at the head of the Orchestre du Châtelet at a performance in Paris. His letter of December 7 to Octave Maus, in which he reports on the concert, does not mention the name of the soloist.

After the turn of the century, a performance on viola is documented on July 20, 1901. At a concert of “musique française ancienne et moderne” in Spa (Belgium), Léon Van Hout performed the solo part. Van Hout (1864-1945) was an eminent violist, soloist at the Théâtre Royal de la Monnaie in Brussels, member of the Quatuor Ysaÿe, and professor at the Royal Conservatoire in Brussels.

The version for cello and piano was performed twice in private concert settings in Paris. On May 2, 1894, the Lied was played in its transcribed version for cello and piano by Cornélis Liégeois and Vincent d’Indy, during a “séance de musique” at the home of Mr. and Mrs. Henry Jossic. In a similar setting, but under entirely different circumstances, the Lied was also performed at the end of the First World War. On February 15, 1918, four of d’Indy’s works were played at the private concert hall of Martine de Béhague, to benefit the Red Cross: the Ballade from his String Quartet op. 7, L’Invocation à la Mer from L’Étranger, the Scherzo from the Piano Trio op. 29, and the Lied op. 19. D’Indy accompanied the cellist Edwige Bergeron, a student of the Schola Cantorum who later became professor there. In 1925, d’Indy dedicated his Cello Sonata op. 84 to Bergeron.

In more recent times, the Lied is seldom heard in concert performances. Julian Lloyd Webber made the premiere recording of the piece in 1991 with the English Chamber Orchestra, conducted by Yan Pascal Tortelier [Philips 432084-2/4 CD].

Pieter Mannaerts, K.U.Leuven, 2008

The score and parts of the Lied were published by J. Hamelle, Paris (J. 2353-54-55 H.); performance material can be obtained from Éditions Alphonse Leduc, 175, rue Saint-Honoré, F-75040 Paris.

Vincent d’Indy
(Paris, 27 mars 1851 – Paris, 2 décembre 1931)

Lied pour violoncello (alto) et orchestre op. 19
(1884)

 

« Ce soir, j’ai quitté la salle de concert avec la conviction que d’Indy deviendrait un des plus grands musiciens auquel la France ait donné naissance. » Cette déclaration du compositeur français Paul Dukas ne sera pas sans surprendre l’amateur moderne de musique française. Pourtant, après le concert auquel Dukas fait référence, au cours duquel était donnée la première audition de la « Légende dramatique » Le Chant de la Cloche op. 18 (1879-1883) en février 1886, d’Indy était généralement considéré comme l’un des jeunes compositeurs français les plus prometteurs. À partir de 1872, il avait été élève de la classe d’orgue de César Franck au Conservatoire de Paris, « véritable centre des études de composition » de l’institution, si l’on en croit d’Indy. La « cantate », dédiée à son maître, Franck, reçut le Grand Prix de la Ville de Paris en 1885, et sa première aux Concerts Lamoureux en février 1886 fut le véritable point de départ de sa carrière de compositeur, de chef d’orchestre et d’enseignant.

Pendant les années précédentes, d’Indy avait travaillé avec acharnement à perfectionner son métier et élargir ses horizons. Au fil de ses études, voyages, concerts et compositions, il avait véritablement posé les fondements de sa carrière et de son influence à venir. Il se rendit à plusieurs reprises en Allemagne où il recueillit les conseils de Liszt à Weimar et se familiarisa avec le drame musical wagnérien. Comme interprète, d’Indy était actif sur tous les fronts : il jouait des timbales dans l’orchestre d’Édouard Colonne, dirigeait des chœurs et, tout en assurant les fonctions d’organiste, se produisait comme pianiste dans le cadre de concerts ou de séances de musique de chambre, avec un répertoire large et varié. En dépit de son antisémitisme hautement proclamé au cours des décennies suivantes, d’Indy avait à cette époque à son répertoire un certain nombre d’œuvres de Félix Mendelssohn, comme la Sonate pour violon et piano op. 4 et le Premier Concerto pour piano op. 25, qu’il joua en 1884. En tant que compositeur, il ne craignait pas de se mesurer à d’autres, comme à l’occasion du Grand Prix de la Ville de Paris. En outre, il était membre actif de plusieurs associations et sociétés. Il faisait office de conseiller musical du Cercle bruxellois des XX (devenu par la suite La Libre Esthétique) ; tout au long de sa carrière, il échangea une correspondance abondante avec le fondateur du Cercle, l’enthousiaste avocat Octave Maus. À Paris, d’Indy devint en 1885 secrétaire de la Société Nationale de Musique, fonction qu’il partageait avec Ernest Chausson.

En 1884, entre l’achèvement et la première audition du Chant de la Cloche, Vincent d’Indy composa son Lied pour violoncelle (ou alto) et orchestre. L’œuvre fut donnée pour la première fois à la Société Nationale de Musique le 18 avril 1885, et publiée chez Hamelle la même année.

Le Lied est l’un des premiers spécimens d’une branche de la composition dans laquelle d’Indy s’est abondamment illustré tout au long de sa carrière, celle de la musique symphonique. Bien des œuvres de jeunesse de d’Indy font la preuve de son attirance pour la composition orchestrale, de sa précoce Symphonie italienne, encore inédite, aux symphonies, poèmes et ouvertures symphoniques des années 1870.

Cependant, d’Indy fait face à un nouveau défi avec le Lied de 1884 : il s’agit de sa première partition pour soliste et orchestre, qui sera suivie plus tard de la Fantaisie sur des thèmes populaires français op. 31 (hautbois solo) et de partitions plus élaborées telles que la Symphonie sur un chant montagnard français op. 25 (piano solo) et le Concert op. 89 (flûte, violoncelle et piano solos). Composer de la musique instrumentale pour soliste et orchestre n’était pas un choix évident, étant donné que les possibilités d’exécution dépendaient, à la fin du XIXe siècle en France peut-être plus que partout ailleurs, de la présence et de la participation de solistes éminents. L’aide apportée par des violonistes tels que Pablo de Sarasate à des compositeurs de concertos pour violon comme Saint-Saëns et Édouard Lalo se révéla inestimable pour l’émancipation de la musique instrumentale dans les programmes des concerts parisiens.

D’Indy dédia son Lied à Adolphe Fischer (1850-1891), violoncelliste belge qui avait étudié à Bruxelles auprès d’Adrien-François Servais et qui s’établit par la suite à Paris. Le choix était judicieux étant donné le prestige dont jouissait Fischer : il avait assuré la création de plusieurs concertos pour violoncelle français, comme le Premier Concerto de Saint-Saëns pour sa première allemande (Leipzig, 17 février 1876) et le Concerto de Lalo (9 décembre 1877). En compagnie de la pianiste Marie Bordes-Pènes et du violoniste belge Eugène Ysaÿe, Fischer fut aussi fondateur à Paris de la Société Moderne, société de musique de chambre dont l’existence fut de courte durée.

Le Lied semble avoir été conçu de façon à être facilement inclus dans des programmes de concert, comme l’indiquent sa durée réduite (il ne dure pas plus de huit minutes) et son orchestration relativement légère pour deux flûtes, deux clarinettes, deux bassons, deux cors, timbales et cordes. Afin d’en permettre l’exécution dans le cadre des récitals et des concerts de musique de chambre, d’Indy en réalisa aussi une version pour violoncelle et piano.

Le caractère général du Lied répond aux attentes suscitées par son titre. La composition adopte la forme lied (ABA et coda), et le lyrisme de la partie soliste y prédomine. Après une introduction de quatre mesures (Andantino non troppo) en si bémol mineur, le thème principal du Lied (A), avec sa quarte augmentée descendante caractéristique, est énoncé au violoncelle en si bémol majeur, accompagné par les cordes alternant le jeu pizzicato et l’arco.

Une courte transition mène à une section marquée Plus animé en sol mineur, dans laquelle le violoncelle chante la mélodie du thème B sur des accords en tremolo des cordes. L’utilisation cyclique du matériau thématique, qu’on retrouve dans beaucoup d’œuvres de d’Indy, n’apparaît pas dans le Lied, quoique le profil descendant de quinte diminuée du thème B suggère une vague parenté avec le premier thème. Aux brèves phrases mélodiques du violoncelle dans le second thème répondent de légères envolées des flûtes et des clarinettes qui ne sont pas sans évoquer un passage de la Moldau de Smetana (1874). À un seul moment, les rôles de la mélodie et de l’accompagnement sont inversés ; lors de la reprise du thème B, l’orchestre prend la relève du violoncelle tandis que le soliste assume les ornements auparavant proposés par les vents.
Un climax habilement construit forme la transition avec la reprise du thème A. Dans l’accompagnement pizzicato des cordes, d’Indy fait la preuve de son intérêt pour la variation, avec l’extension des arpèges à tous les registres. Une courte coda, jouée en harmoniques, présente une brève réminiscence du thème B avant que la pièce ne s’achève, dans l’aigu du violoncelle.

De dimensions et de conception modestes, le Lied a eu tendance à être facilement négligé par rapport au reste de la production de d’Indy, et les historiens de la musique ne lui ont en effet guère prêté attention. En dehors de la création, seules quelques exécutions sont attestées à ce jour. Parmi elles figurent cinq interprétations du vivant de d’Indy qui offrent une bonne illustration des conditions d’exécution et d’audition de semblables compositions de taille réduite à la fin du XIXe et au début du XXe siècles.

Dans les années 1890, on trouve mention de deux exécutions avec orchestre. En août 1891, un « Festival d’Indy » avait lieu au Casino de Blankenberge, sur la côte belge. Le 3 août, d’Indy dirigea l’orchestre du Casino dans plusieurs de ses œuvres ; Henri Merck jouait la partie de violoncelle solo du Lied. Six ans plus tard, le 9 décembre 1897, d’Indy dirigeait à nouveau son œuvre à Paris, cette fois, remplaçant Édouard Colonne à la tête de l’orchestre du Châtelet. Sa lettre du 7 décembre à Octave Maus, dans laquelle il fait référence au concert, ne mentionne pas le nom du soliste.

Au début du XXe siècle, une audition à l’alto est attestée le 20 juillet 1901. Au cours d’un concert de « musique française ancienne et moderne » à Spa (Belgique), Léon Van Hout tenait la partie soliste. Van Hout (1864-1945) était un remarquable altiste, soliste du Théâtre royal de la Monnaie de Bruxelles, membre du Quatuor Ysaÿe et professeur au Conservatoire royal de Bruxelles.

La version pour violoncelle et piano fut donnée à deux reprises à Paris dans le cadre de concerts privés. Le 2 mai 1894, le Lied était joué par Cornélis Liégeois et Vincent d’Indy, au cours d’une « séance de musique » chez M. et Mme Henry Jossic. Dans un cadre comparable, mais en des circonstances entièrement différentes, on a pu aussi l’entendre à la fin de la Première Guerre mondiale. Le 15 février 1918, quatre œuvres de d’Indy étaient données dans la salle de concert privée de Martine de Béhague, au bénéfice de la Croix rouge ; la « Ballade » du Quatuor avec piano op. 7, l’ « Invocation à la mer » de l’opéra L’Étranger, le Scherzo du Trio avec piano op. 29, et le Lied op. 19. D’Indy accompagnait ce jour-là la violoncelliste Edwige Bergeron, élève de la Schola Cantorum qui par la suite y deviendra professeur. En 1925, d’Indy lui dédia sa Sonate pour violoncelle et piano op. 84.

Au cours des dernières années, rares ont été les occasions d’entendre le Lied en concert. Julian Lloyd Webber en a donné le premier enregistrement mondial en 1991 avec l’English Chamber Orchestra, sous la direction de Yan Pascal Tortelier [Philips 432084-2/4 CD].

La partition et les parties du Lied ont été publiées par J. Hamelle, Paris (J. 2353-54-55 H.) ; on peut se procurer le matériel d’orchestre auprès des Éditions Alphonse Leduc, 175, rue Saint-Honoré, 75040 Paris Cedex 01, France.

trad. Gilles Saint-Arroman