Franz Schubert (geb. Wien, 31. Januar 1797 – gest. Wien, 19. November 1828)

Die Freunde von Salamanka
Komisches Singspiel in zwei Akten von Johann Mayrhofer Musik von Franz Schubert, D326

Entstehungsgeschichte

Die Freunde von Salamanka gehört neben dem Vierjährigen Posten, Claudine von Villa Bella und Fernando zu den vier Opern, die Schubert im Jahre 1815 komponierte. Die Kompositionsarbeiten wurden im November 1815 aufgenommen und am 31. Dezember des gleichen Jahres abgeschlossen. Höchstwahrscheinlich jedoch hat Schubert auch einige Revisionen Anfang 1816 vorgenommen. Das Kompositionsautograph teilt sich in drei Bände, die jeweils die Ouvertüre, den I. und den II. Akt enthalten.

Zusammenfassung der Handlung

Der Ort der Handlung ist die spanische Stadt Salamanka. Die Gräfin Olivia wird wegen ihrer Schönheit und ihres Reichtums von der Männerwelt angehimmelt. Zu ihren zahlreichen Bewunderern gehört auch der Graf Tormes, der sie jedoch noch nie gesehen hat. Ein weiterer Bewunderer ist Don Alonso, der gemeinsam mit seinen beiden Freunden Fidelio und Diego – den “Freunden von Salamanka“ – einen Plan schmiedet, um das Herz Oliviens für sich zu gewinnen: Während eines ihrer regelmäßigen Waldspaziergänge wird der als Räuber verkleidete Diego die Gräfin überfallen, worauf Alonso und Fidelio stracks auftauchen, um den Überfall zu „vereiteln“ und dadurch Olivia zu beeindrucken. So geschieht es auch. Nachdem die Dame wieder Haltung gewonnen hat, bezeugt sie den „Rettern“ ihren Dank. In der Zwischenzeit gesellen sich die mit Olivia befreundete Eusebia und der Alkalde hinzu. Eusebia erkennt in Fidelio ihren Geliebten und macht die Gräfin mit Alonso und Fidelio bekannt.

Im II. Akt erfährt Olivia Näheres über Alonso und verliebt sich in ihn. Mittlerweile hat sich Diego ebenfalls in die Tochter des Alkalden – Laura – verliebt. Zusammen mit Eusebia und Fidelio als drittes Paar scheint alles auf ein Happy-End hinauszulaufen, als – wie kann es anders sein? – der Graf Tormes erscheint, der sich Olivia vorstellen und zugleich um ihre Hand anhalten will. Statt Olivia führt Fidelio jedoch den Grafen zu Eusebia, der diese mit der Gräfin verwechselt – bis Olivia höchstpersönlich das Zimmer betritt. Jetzt erkennt Graf Tormes, daß man ihn zum Narren gehalten hat und daß ihn Olivia wohl nie lieben wird. Wütend zieht er von dannen.

Das Textbuch Das Libretto der Freunde von Salamanka schrieb der Dichter und enge Schubert-Freund Johann Baptist Mayrhofer (1787-1836), von dem Schubart auch etwa 50 weitere Werke vertonte, darunter zwei Operntexte. Bei den Freunden von Salamanka handelt es sich um ihre erste Zusammenarbeit. Das Libretto ist abhanden gekommen, wobei anzunehmen ist, daß es Mayrhofer selber wegen der minderwertigen Qualität vernichtete. Die Musik Die Partitur Schuberts besteht aus 18 Sätzen:

Ouvertüre (C-Dur)

I. Akt: Nr.1: Introduktion (Alonso, Fidelio, Diego) (F-Dur) Nr.2 : Arie (Fidelio) (G-Dur) Nr.3: Quartett (Tormes, Alonso, Fidelio, Diego) (C-Dur) Nr.4: Arie (Olivia) (C-Dur) No5.: Terzett (Olivia, Eusebia, Laura) (B-Dur) Nr.6: Terzett (Alonso, Fidelio, Diego) (g-Moll >G-Dur) Nr.7: Finale (Eusebia, Olivia, Alonso, Fidelio, Alkalde + Chor) (F-Dur)

II. Akt: Nr.8: Introduction (Manuel + Chor) (F-Dur) Nr.9: Lied (2 Guerilleros) (e-Moll) Nr.10: Arie (Tormes) (G-Dur) Nr.11: Duett (Diego, Xilo) (Es-Dur >As-Dur) Nr.12: Duett (Laura, Diego) (C-Dur) Nr.13: Arie (Olivia) (Es-Dur) Nr.14: Duett (Olivia, Alonso) (d-Moll >D-Dur) Nr.15: Romanze (Diego) (G-Dur) Nr.16: Terzett (Laura, Diego, Alkalde) (F-Dur) Nr. 17: Arie (Laura) (As-Dur) Nr. 18: Finale (Olivia, Eusebia, Laura, Alonso, Diego, Fidelio, Tormes, Alkalde) (C-Dur)

Bei der Einleitung (Nr.1) handelt es sich um ein Stimmungsbild bzw. eine Naturszene, die von der Tonart F-Dur untermalt wird. Sie gliedert sich in zwei Teile, einem lyrisch angelegten ersten Teil, der die Charaktermerkmale der drei „Freunde von Salamanka“ kurz umreißt, sowie einem eher lebhaften zweiten Teil. Eine besondere kompositorische Maßnahme, mit der Schubert diese Wirkung erzielt, besteht in der „Verkoppelung“ des aristokratischen Charakters des Grafen Tormes mit dem edlen Klang des Waldhorns. Insgesamt spielt die Orchestrierung in vielen anderen Sätzen der Oper eine ebenfalls wichtige Rolle. Im Terzett (Nr.5) der drei Sopranstimmen wird den drei weiblichen Figuren Olivia, Eusebia und Laura jeweils ein Holzblasinstrument zugewiesen (Flöte, Oboe, Fagott). Der erste Akt schließt mit einem ausgedehnten Finale (Nr.7), das als eine einzige durchkomponierte, jedoch klar gegliederte Opernszene konzipiert wird.

Im zweiten Akt singt Graf Tormes eine schlichte Arie von volksliedhafter Melodik (Nr.10). Einigen Kommentatoren zufolge paßt die Musik zum Charakter Tormes nicht unbedingt. Im nächsten Satz singt Diego ein Duett mit dem Eseltreiber Xilo (Nr.11). Es wurde vermutet, dass Schubert mit den Streicherklängen die abrupten Kopfbewegungen des Esels und das Ausschlagen seiner Beine beschreiben will. Der Anfang des Duetts Nr.12 (Andantino, C-Dur) ist mit dem des vierten Satzes seines 1824 komponierten Oktett F-Dur (D 803) beinahe identisch. Auch wenn die Entsprechung sich nur auf zwei Takte beschränkt, ist die Ähnlichkeit unbestreitbar, zumal der Oktettsatz ebenfalls in C-Dur steht. Das Singspiel schließt wiederum mit einem durchkomponierten Finale.

Rezeptionsgeschichte Wie die meisten Opern Schuberts wurde das Singspiel Die Freunde von Salamanka zu Lebzeiten des Komponisten nicht aufgeführt. Erst am 19. Dezember 1875 im Wiener Musikvereinssaal erlebten vier Sätze aus der Oper eine Konzertaufführung unter Johann Franz von Herbeck. Im Jahre 1897 benutzte Robert Hirschfeld zwei Nummern aus den Freunden von Salamanka bei seiner Bearbeitung des Vierjährigen Posten. Die erste Bühnenaufführung fand am 6. Mai 1928 in Halle statt, zweifellos anlässlich der Feier-lichkeiten zum hundertjährigen Todestags des frühverstorbenen Komponisten. Da einige Teile des gesprochenen Dialogs bereits damals abhanden gekommen waren, schrieb Günther Ziegler einen Ersatztext. Ein zweites Textbuch wurde für eine Rundfunk-übertragung des Westdeutschen Rundfunks Köln am 18. November 1928 von Siegfried Anheisser angefertigt. Noch eine weitere Umarbeitung des Librettos wurde von Hugo Engelbert Schwarz und Bernhard Paumgartner für die Einspielung der Oper durch das Radio Wien am 16 Juni 1958 vorgenommen.

Zur Zeit gibt es keine lieferbare Gesamtaufnahme der Freunde von Salamanka. Eine Gesamtaufnahme der dazugehörigen Musik unter der Leitung von Theodor Guschlbauer wurde jedoch 1981 von der Deutsche Grammophon-Gesellschaft als LP veröffentlicht. Unter den Mitwirkenden waren der Chor und das Orchester des Österreichischen Rundfunks und eine Starbesetzung mit Opernsängern und - sängerinnen wie Edith Mathis, Thomas Moser, Hermann Prey und Robert Holl. Neuerlich wurde die Ouvertüre vom Haydn-Sinfoniettenorchester Wien unter der Leitung von Manfred Huss auf CD eingespielt (Koch: Schubert Ouvertüren Bd. 1). Es befindet sich schließlich auch eine einzelne Arie (Man ist so glücklich und so frei) auf der Einspielung unbekannter Opernarien von Schubert durch Oliver Widmer mit dem Ungarischen Nationalen Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Jan Schultsz (2001, Hyperion).

Goele Bellens Pauline Jocqué Bart Verhoeven Pieter Bergé* Übersetzung: Bradford Robinson

* Die vorliegende Einleitung wurde im Wintersemester 2007 von den Bakkalaureus-Studenten des Musikwissenschaftlichen Instituts an der Universität Leuven im Rahmen eines Seminars u.a. über Franz Schubert verfaßt. Der Seminarleiter war Prof. Dr. Pieter Bergé.

In Fragen des Aufführungsmaterials wenden Sie sich bitte an den Verleger Breitkopf und Härtel, Wiesbaden. Nachdruck eines Exemplars der Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, München

Franz Schubert (b. Vienna, 31 January 1797 – d. Vienna, 19 November 1828))

Die Freunde von Salamanka
Comic Singspiel in two acts by Johann Mayrhofer Music by Franz Schubert D326

Genesis

Die Freunde von Salamanka is one of four operas that Schubert composed in 1815, the others being Der Vierjährige Posten, Claudine von Villa Bella, and Fernando. He started composing this singspiel in November 1815 and completed it on the 31 December. It is most likely, however, that he made some minor changes to it at the beginning of 1816 as well. The autograph manuscript is in three volumes containing the Overture, Act I, and Act II.

Synopsis

The action takes place in Salamanca, Spain. Countess Olivia is adored by many men for her beauty and wealth. One of her admirers is Count Tormes, even though he has never met her. Another is Don Alonso. Together with his friends Fidelio and Diego – the “Friends of Salamanca” – Alonso makes plans to win Olivia’s heart: during one of her regular strolls through the woods, Diego will dress up as a thief and try to rob her; Alonso and Fidelio will then turn up to “prevent” this, thereby impressing the Countess. All this duly takes place. After recovering her composure, Olivia expresses her gratitude toward her “rescuers.” In the meantime Eusebia (a friend of Olivia) and the Alcalde have joined the others. Eusebia recognizes Fidelio as her lover and introduces Alonso and Fidelio to Olivia.

In the second act, Olivia learns more about Alonso and falls in love with him. Diego, in the meantime, has fallen in love with Laura, the Alcalde’s daughter. With Eusebia and Fidelio as a third couple, everything seems to be proceeding toward a happy end until – of course – Count Tormes shows up, wishing to introduce himself to Olivia and to ask for her hand in marriage. Fidelio however brings the Count to Eusebia instead of Olivia. The Count mistakes her for the Countess until Olivia herself enters into the room. Realizing that he has been tricked – and that Olivia will never love him – Count Tormes leaves in a fury.

Text The libretto of Die Freunde von Salamanka was written by Johann Baptist Mayrhofer (1787-1836), a poet and close friend of Schubert’s. Schubert composed about fifty works on texts by Mayrhofer, including two operas. In fact, Die Freunde von Salamanka was their first major collaboration. The libretto itself is lost now. It is assumed that Mayrhofer himself destroyed it because of its inferior quality.

Music Schubert’s score contains eighteen numbers:

Overture (C Major)

Act I: No.1: Introduction (Alonso, Fidelio, Diego) (F Major) No.2 : Arie (Fidelio) (G Major) No.3: Quartett (Tormes, Alonso, Fidelio, Diego) (C Major) No.4: Arie (Olivia) (C Major) No5.: Terzett (Olivia, Eusebia, Laura) (B-flat Major) No.6: Terzett (Alonso, Fidelio, Diego) (G minor>G Major) No.7: Finale (Eusebia, Olivia, Alonso, Fidelio, Alcalde + Choir) (F Major)

Act II: No.8: Introduction (Manuel + Choir) (F Major) No.9: Lied (two guerillas) (E minor) No.10: Arie (Tormes) (G Major) No.11: Duett (Diego, Xilo) (E-flat Major>A-flat Major) No.12: Duett (Laura, Diego) (C Major) No.13: Arie (Olivia) (E-flat Major) No.14: Duett (Olivia, Alonso) (D minor>D Major) No.15: Romanze (Diego) (G Major) No.16: Terzett (Laura, Diego, Alcalde) (F Major) No. 17: Arie (Laura) (A-flat Major) No. 18: Finale (Olivia, Eusebia, Laura, Alonso, Diego, Fidelio, Tormes, Alcalde) (C Major)

The introduction (No.1) is an evocation of nature, a pastoral scene underlined by the key of F major. It is divided into two sections; the first is lyrical and briefly presents the characters of each of the three “Friends of Salamanca,” the second is livelier. When Count Tormes enters the scene, the atmosphere changes. One of the techniques Schubert uses to create this effect is by “coupling” Tormes’s aristocratic character with the noble sonority of the French horn. Instrumentation plays an important role in many other numbers of the opera as well. In the Terzett (No.5), with the three sopranos, each of the three characters (Olivia, Eusebia and Laura) is assigned a woodwind instrument, respectively flute, oboe, and bassoon. The first act ends with an extended finale (No.7) that is conceived as a through-composed – albeit clearly organized – operatic scene.

In the second act, Count Tormes sings a simple aria with a folk-like melody (No.10). Some critics have observed that this music may not suit Tormes’s character very well. In the next piece, Diego sings a duet with the donkey-man Xilo (No.11). It has been suggested that the strings in this duet depict the donkey tossing its head or kicking its heels. The opening of the duet No.12, an Andantino in C Major, is almost identical to the beginning of the fourth movement of Schubert’s F-major Octet of 1824 (D 803). Although the parallel lasts for only two bars, the resemblance is undeniable, even more so as the octet movement is likewise in C major. The finale of this Singspiel is again through-composed.

Reception Like most of Schubert’s operas, the Singspiel Die Freunde von Salamanka was never performed during his lifetime. It was not until 19 December 1875, in the Musikvereinssaal in Vienna, that four numbers of the opera were performed at a concert conducted by Johann Franz von Herbeck. In 1897, Robert Hirschfeld used two numbers from Die Freunde von Salamanka in his arrangement of Der Vierjährige Posten. The first stage performance was given on 6 May 1928 in Halle, undoubtedly in the context of the commemoration of Schubert’s untimely death a hundred years earlier. Since several sections of dialogue were already missing at that time, Günther Ziegler wrote a substitute text. A second text was compiled by Siegfried Anheisser for a broadcast performance on Westdeutsche Rundfunk, Cologne, on 18 November 1928. Yet another reworking of the text was produced by Hugo Engelbert Schwarz and Bernhard Paumgartner for the recording of Schubert’s opera by Radio Wien, on 16 June 1958.

There is no complete recording of Die Freunde von Salamanka available at present. However, a full recording of the music was released on LP by Deutsche Grammophon in 1981. Under the direction of Theodor Guschlbauer, the opera was recorded by the Austrian Radio Chorus and Orchestra, in the company of such well-known opera singers as Edith Mathis, Thomas Moser, Hermann Prey, and Robert Holl. The overture was recently recorded by the Vienna Haydn Sinfonietta Orchestra, directed by Manfred Huss (Koch: Schubert Ouvertüren Vol. 1), and a single aria (Man ist so glücklich und so frei) is included in Oliver Widmer’s 2001 recording of unknown Schubert opera arias (Hyperion, Hungarian National Philharmonic Orchestra, conducted by Jan Schultsz).

Goele Bellens Pauline Jocqué Bart Verhoeven Pieter Bergé*

* This Preface was written during the winter semester of 2007 by bachelor-of-arts students in the Musicology Department of Leuven University as part of a seminar on Franz Schubert (and others). The seminar was led by Prof. Dr. Pieter Bergé.

For questions concerning tthe performance material please contact the publisher Breitkopf und Härtel, Wiesbaden. Reprint of a copy from the Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, München.