Nachwort zu Miserere von Paul Dessau und Bertolt Brecht
Paul Dessau (1894–1979) und Bertolt Brecht (1898–1956) gehören zu den wichtigsten Vertretern einer humanistisch und sozialistisch orientierten Musik- und Theaterkunst im 20. Jahrhundert. Ihre Zusammenarbeit begann während des II. Weltkriegs in den Vereinigten Staaten von Amerika. Hier hatten sie nach mehreren Stationen eines weitläufigen Exil-wegs Zuflucht vor den Nazis gefunden. Ein erstes Treffen fand in New York statt, wo am 6. März 1943 im Studio Theater der New School for Social Research ein Autoren-Abend mit Brecht gegeben wurde. Dessau trug an diesem Abend sein 1936 komponiertes „Kampflied der schwarzen Strohhüte“ vor, dessen Text er aus Brechts Stück Die heilige Johanna der Schlachthöfe entnommen hatte. In den Wochen danach besuchte Dessau, der seit 1939 in New York wohnte, Brecht mehrfach, bevor dieser im Mai 1943 zu seinem Wohnsitz in Santa Monica, Los Angeles, California, zurückreiste. Von einem dieser Treffen hat Dessau später berichtet: „Ich erinnere mich noch genau, als ich Brecht aufsuchte in der 52. Straße, in der er wohnte, sagte ich: Wissen Sie, Brecht, ich möchte Sie doch auf etwas aufmerksam machen. Ich möchte so furchtbar gern etwas schreiben, eine Art deutsches Requiem, aber nicht so wie Brahms. Gar nicht, im Gegenteil. Aber so ein großes Miserere, ein deutsches Werk, das die ungeheure Tragödie unseres Vaterlandes schildert. Das interessierte ihn scheinbar enorm, und er fing an, nach Material zu suchen.“ Nachdem Dessau im Oktober 1943 ebenfalls an die Westküste der USA übergesiedelt war, wo er in den Bergen von Hollywood ein kleines Haus bewohnte, entstand in den folgenden Jahren die Partitur des Oratoriums Deutsches Miserere, und zwar in ständigem Kontakt mit Brecht, der den Text zusammenstellte. Im April 1947 war das abendfüllende Werk abgeschlossen.
„Miserere“ ist das Anfangswort des 50. Psalms nach der Vulgata: „miserere mei Deus secundum magnam misericordiam tuam et secundum multitudinem miserationum tuarum dele iniquitatem meam“ – in der Fassung Luthers (51. Psalm): „Gott sey mir gnedig / nach deiner Guete / Und tilge meine Suende / nach deiner grossen Barmherzigkeit.“ Dieser Klagegesang Davids mit der Bitte um Erbarmen wird im Rahmen der katholischen Liturgie jedes Jahr an Karfreitag „ad laudes“ gesungen. Derart mit der größten Not Jesu Christi verbunden, ist das „Miserere“ im Laufe der Jahrhunderte zu einem Topos der Klage geworden und hat zu bedeutenden Miserere-Vertonungen geführt.
Dessau und Brecht knüpften mit der Wahl des Titels Deutsches Miserere an diese religiöse Tradition an, wendeten sie aber ganz ins diesseitig Weltliche. Johannes Brahms, auf dessen Deutsches Requiem Dessau verweist, folgte mit seiner Titelformulierung im Grunde genommen einer ähnlichen Strategie, um sich aus kirchenliturgischen Zusammenhängen lösen zu können. Aber Brahms hielt am biblischen Text fest, demonstrierte allerdings durch die von ihm selbst vorgenommene Auswahl und Zusammenstellung von Bibelworten eine ganz persönliche, sozusagen souveräne und aufgeklärte Religiosität. Im Deutschen Miserere gibt es dagegen nur noch Allusionen an Religiöses, etwa in sprachlichen Wendungen wie „In Ewigkeit“ (II, 18) und „Gott sei’s geklagt“ (II, 24), oder in pseudobiblischer Idiomatik, z. b. „Sieben Jahre aßen wir das Brot des Schlächters“ (I, 5), und Bildlichkeit. Letzteres liegt besonders im „Wiegenlied“ (III. Teil) vor, in dem eine schwangere Frau ihren ungeborenen Sohn wie einen kommenden Messias anspricht, was die Assoziation an Maria hervorruft: „Du, den ich in meinem Leibe trage / du wirst unaufhaltsam sein.“ (III, 6) Im übrigen strahlt der Werktitel mit seinem religiös besetzten Wort „Miserere“ auf alle profanen Inhalte des Oratoriums aus. Der Vierzeiler unter einem Bild von gefangenen deutschen Soldaten, die wie ein Chor blessierter Mönche dazustehen scheinen, kann deshalb wie ein „miserere eorum“ – „erbarme dich ihrer“ gelesen werden: „Seht unsre Söhne, taub und blutbefleckt / vom eingefrornen Tank hier losgeschnallt: / Ach selbst der Wolf braucht, der die Zähne bleckt / ein Schlupfloch! Wärmt sie, es ist ihnen kalt.“ (II, 25)
Mit dem Wort „deutsch“ im Titel Deutsches Miserere spielen Brecht und Dessau einerseits auf Brahms Deutsches Requiem an, andererseits ist damit aber insbesondere das Thema dieses Oratoriums benannt, das ja von der jüngsten „deutschen“ Geschichte, also von Faschismus und Krieg handelt. „O Deutschland, bleiche Mutter“ sind die ersten vom Chor gesungenen Worte. Dass Dessau in dem oben zitierten Passus von der „ungeheuren Tragödie unseres Vaterlandes“ spricht, mag irritieren. Deutschland war schließlich der Aggressor, „Tragödien“ haben sich also eher auf Seiten der überfallenen Länder abgespielt, nicht zu reden von dem Terror der Nazis gegen Minderheiten im eigenen Land und in den besetzten Gebieten, dessen ganzes Ausmaß, die millionenfache Vernichtung Unschuldiger, noch während der Arbeit am Deutschen Miserere bekannt wurde. Dessau und Brecht verstanden die Nazi-Ära als eine „Tragödie“ für die Deutschen. Der Schlüssel für dieses Verständnis liegt in folgendem Vers aus dem zweiten Teil des Werks: „Besiegt ward ich vor Jahr und Tag in Schwaben“ (II, 20). Dies sind die imaginären Worte eines im Kaukasus während des Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 1941 gefallenen und dort begrabenen deutschen Soldaten, der aus einer schwäbischen Bauernfamilie stammte. „Besiegt […] vor Jahr und Tag“ – damit ist das Jahr des Machtantritts der Nazis gemeint, in dem, so die Lesart von Brecht und Dessau, das deutsche Volk die größte Niederlage seiner Geschichte erlitten hat. Hitler und seine Braunhemden am 30. Januar 1933 an die Macht zu lassen, wird als die eigentliche von den Deutschen verlorene Schlacht aufgefasst. Das Bild eines anderen, besseren Deutschland durchzieht alle Teile des Oratoriums. Ihm wieder Geltung zu verschaffen, ja zu neuer Wirklichkeit zu verhelfen, ist das Anliegen des Werks. Für Dessau und Brecht, wie im übrigen für die meisten Exilanten, war es deshalb selbstverständlich, auf den Sieg der Alliierten über Hitler-Deutschland und seine Verbündeten zu hoffen. Einem Pressefoto, auf dem unter der Überschrift „Return to Homesites“ russische Bäuerinnen in ihrem zerstörten Dorf zu sehen sind, ordnete Brecht folgende gereimte Bildlegende zu: „Mit ist’s als ob ich euer Heim zerstörte / weil es mein Bruder war, Gott sei’s geklagt! / Da war kein lichterer Tag, als wenn ich hörte / daß ihr ihn nun besiegt habt und verjagt.“ (II, 24)
Das Deutsche Miserere ist im Ton einer Passionsmusik gehalten, es verzichtet weitgehend auf rhetorische Mittel wie Anklage, Appell und Kampfansage. Mit dem Eingangschor in E-Moll („O Deutschland, bleiche Mutter“) spielt Dessau unmissverständlich auf J. S. Bachs Matthäuspassion an, dessen Eröffnungschor („Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“) ebenfalls in E-Moll steht; beide Chorsätze haben zudem eine ternäre Taktart. Einem Passionsoratorium entspricht auch die Anlage des Ganzen als Chronik eines katastrophischen Geschehens. Im ersten Teil werden die Vorgeschichte des Nazifaschismus und die Jahre bis zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 reflektiert. Im zweiten Teil, der die Überschrift „Kriegsfibel“ trägt, kommt der Verlauf des Kriegs zur Sprache und zur Anschauung; hier ist vorgeschrieben, dass zu jedem der 29 teils sehr kurzen Vokalsätze bestimmte Dokumentarfotos aus den Kriegsjahren, auf die sich Text und Musik beziehen, gezeigt werden müssen. Im dritten Teil öffnet sich die Perspektive auf eine neue, bessere Welt. Im Bilde einer Mutter, die zu ihrem Sohn spricht, klingt die Hoffnung an, dass in Zukunft Ausbeutung und Krieg abgeschafft würden. In diesem völlig zurückgenommenen, kammer-musikalisch ariosen Finale kommen Deutschland und die Deutschen nicht mehr vor. Sie sind aufgehoben in einem übernationalen Projekt der vernünftigen Neuordnung der Weltverhältnisse – so die Vision von Dessau und Brecht –, das nicht allein den Staaten, sondern noch dringender den arbeitenden Menschen, welcher Nationalität und Herkunft auch immer, als Aufgabe gestellt ist.
Das Deutsche Miserere wurde für die Zukunft, also für die Zeit nach Beendigung des Exils geschrieben. Als Remigrant, der 1948 nach Deutschland zurückkehrte, hatte Dessau die Partitur im Reisegepäck und hoffte, das Oratorium möglichst bald zur Aufführung bringen zu können. Er hatte die Lage im Nachkriegsdeutschland aber zu optimistisch eingeschätzt. Nicht alle Deutschen empfanden das Ende des Kriegs als Befreiung. Viele erlebten die Kapitulation als Demütigung, die sie nicht auch noch besungen haben wollten. Auch die weltpolitischen Entwicklungen nahmen eine Wendung, die das Werk nicht gerade begünstigte. Die einstigen Verbündeten gegen Deutschland entzweiten sich und bauten neue Fronten zwischen Ost und West auf. Der neu entstehende Krieg, der teils heiß (Koreakrieg 1950-53), teils kalt (Errichtung des ‘eisernen’ Vorhangs) war, rief die alten militanten Attitüden wie Hass und Heldentum auf den Plan zurück. Da hatte ein pazifistisches, völlig unheroisches und überdies internationalistisches Werk wie das Deutsche Miserere keinen guten Stand.
Hinzu kommt, dass die Besetzung des Oratoriums nicht gerade bescheiden ist. Fünffache Holzbläser, sechs Hörner, vier Trompeten, vier Posaunen plus Bass- und Kontrabasstuba, ein großer Schlagzeugapparat sowie zwei Harfen, zwei Klaviere, Trautonium und Orgel und schließlich 24 Bratschen, 18 Celli und 12 Kontrabässe, dafür aber keine Geigen, stehen einem großen gemischten Chor, Kinderchor und vier Gesangssolisten zur Seite. Dieser riesige Apparat, der große Aufführungsräume erforderlich macht, wird noch durch das technische Erfordernis der Großprojektion von Fotos auf eine Leinwand erweitert. So mussten Dessau und die Welt bis zum 20. September 1966 warten, um das Deutsche Miserere erstmals hören und sehen zu können. Uraufführungsort war Leipzig, Herbert Kegel dirigierte das Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig, die Rundfunkchöre Leipzig und Berlin und den Radio DDR-Kinderchor. Solisten waren Jola Koziel, Sopran, Annelies Burmeister, Alt, Rolf Apreck, Tenor, und Hajo Müller, Bass. Eine zweite Aufführung des Deutschen Miserere gab es erst wieder am 25. Februar 1988 in Ost-Berlin. Die westeuropäische Erstaufführung fand am 1. September 1989 in Hamburg statt.
Am 14. August 1956 war Bertolt Brecht gestorben, er hat das Deutsche Miserere nie gehört. Zehn Jahre später, am Tag nach der Uraufführung, notierte Dessau in sein Tagebuch einen gereimten Vierzeiler, mit dem er eines der Epigramme aus Brechts Kriegsfibel modifizierte: „Ihr Leute, wenn ihr einen sagen lehrt: / er habe nun ein altes Werk gehört / nach 20 Jahren. Wenn es Brecht doch wüsste! / Ich war dabei. Ach! wie ich ihn vermisste!“
Paul Dessau starb am 28. Juni 1979, einige Monate vor Vollendung des 85. Lebensjahres. In memoriam et honorem Paul Dessau erschien Ende 1979 endlich die gedruckte Partitur des Deutschen Miserere in der Edition Peters in Leipzig. Herausgeber und Verfasser des Nachworts war der große Dessau-Kenner Fritz Hennenberg. Diese Partitur liegt der jetzigen Neuausgabe zu Grunde. Beigefügt ist ihr das komplette Libretto mitsamt den 29 obligaten Zeitungsbildern aus der Kriegsfibel.
Das Deutsche Miserere zählt zu den bedeutendsten Oratorien des 20. Jahrhunderts. Als antifaschistisches und pazifistisches Bekenntniswerk steht es in einer Reihe mit Il Canto sospeso von Luigi Nono, dem War Requiem von Benjamin Britten und dem Floß der »Medusa« von Hans Werner Henze. Möge diese Studienpartitur, die jetzt in der Musikproduktion Höflich in München erscheint, dazu beitragen, dass auch das Deutsche Miserere von Paul Dessau und Bertolt Brecht im Musikleben von heute und morgen einen angemessenen Platz findet.
Peter Petersen
Die Zitate sowie alle Einzelheiten zur Entstehungsgeschichte des Deutschen Miserere sind entnommen aus: Daniela Reinhold, Im Schlagschatten des Krieges. Das Deutsche Miserere - eine Quellengeschichte, in: Fokus Deutsches Miserere von Paul Dessau und Bertolt Brecht. Festschrift Peter Petersen zum 65. Geburtstag, Hg. N. Ermlich Lehmann / S. Fetthauer / M. Lehmann / J. Rothkamm / S. Wenzel / K. Wille, Hamburg: Bockel 2005, S. 17-42. Daniela Reinhold, der Leiterin des Paul Dessau Archivs in der Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin sei herzlich gedankt für die Durchsicht der Librettofassung in dieser Neuausgabe des Deutschen Miserere.
Literaturhinweise
Paul Dessau - 1894-1979. Dokumente zu Leben und Werk, zusammengestellt und kommentiert von Daniela Reinhold. Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin: Henschel 1995.
Paul Dessau: “Let’s hope for the Best”. Briefe und Notizbücher aus den Jahren 1948 bis 1978. Im Auftrag der Stiftung Archiv der Akademie der Künste hrsg. von Daniela Reinhold. Hofheim: Wolke 2000.
Bertolt Brecht: Kriegsfibel, Berlin: Eulenspiegel, 1955.
Fokus Deutsches Miserere von Paul Dessau und Bertolt Brecht. Festschrift Peter Petersen zum 65. Geburtstag, Hg. N. Ermlich Lehmann / S. Fetthauer / M. Lehmann / J. Rothkamm / S. Wenzel / K. Wille, Hamburg: Bockel 2005. Darin: Daniela Reinhold, Im Schlagschatten des Krieges. Das Deutsche Miserere – eine Quellengeschichte, S. 17-42.
Fritz Hennenberg, Dessau – Brecht. Musikalische Arbeiten, Berlin 1963.
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Afterword
Paul Dessau (1894-1979) and Bertolt Brecht (1898-1956) were leading figures in the humanistic and socialist school of twentieth-century music and theater. Their collaboration began during World War II in the United States, where they found sanctuary from the Nazis after a long and arduous journey exile in several other countries. They first met in New York on 6 March 1943, during a meet-the-author session with Brecht at the Studio Theater of the New School for Social Research. Dessau, who had been living in New York since 1939, brought along his «Fight Song of the Black Straw Hats» (Kampflied der schwarzen Strohhüte), composed in 1936 to a passage from Brecht’s play Saint Joan of the Stockyards. He then visited Brecht several times in the weeks that followed, before the playwright returned to his home in Santa Monica, California, in May 1943. Dessau later recalled one of these meetings: «I precisely remember my visit to Brecht in 52nd Street, where he was living. I said: ‘You know, Brecht, I’d like to put a bee in your bonnet. There’s something I’d so very much like to write, a sort of German Requiem, but not like Brahms’s - just the opposite, in fact. A big Miserere, a German work depicting the horrible tragedy of our country.’ That seemed to whet his interest enormously, and he began to look for material.»
In October 1943 Dessau himself settled on the West Coast, moving into a small house in the hills of Hollywood. The score of the German Miserere arose over the next few years in constant contact with Brecht, who compiled the oratorio’s libretto. The full-length work was completed in April 1947.
«Miserere» is the opening word of Psalm 50 in the Vulgate Bible: «miserere mei Deus secundum magnam misericordiam tuam et secundum multitudinem miserationum tuarum dele iniquitatem meam» - or, to quote the King James Version (Psalm 51): «Have mercy upon me, O God, according to thy lovingkindness: according unto the multitude of thy tender mercies blot out my transgressions.» In the Roman Catholic Rite this psalm, a lamentation of David with a plea for mercy, is sung every year at Lauds on Good Friday. Thus connected with the supreme sufferings of Christ, the «Miserere» has over the centuries become a locus classicus for lamentation and inspired a number of significant musical settings.
Dessau and Brecht drew on this religious tradition by choosing the title German Miserere, but they gave it an entirely secular twist. Brahms, the author of the German Requiem alluded to in Dessau’s memoir, basically followed a similar strategy in his choice of title in order to free himself from the liturgical strictures of the church. But Brahms hewed to the Biblical text, even if his selection and compilation of Biblical sayings displayed an entirely personal view of religion, one we might call superior and enlightened. The German Miserere, in contrast, merely touches tangentially on religious subjects, as when it uses such linguistic turns of phrase as «in Ewigkeit» («for all eternity,» II:18) and «Gott sei’s geklagt» («let a cry go up to God,» II:24), such pseudo-Biblical idioms as «for seven years we ate the bread of the butcher» (I:5), or pseudo-Biblical imagery. The latter is especially evident in «Lullaby» (Part III), where a pregnant woman addresses her unborn son as a coming Messiah, conjuring up associations with the Virgin Mary: «Thou whom I bear in my womb, thou shalt be invincible» (III:6). Moreover the title, with its religiously loaded word «Miserere,» leaves an imprint on all the secular content of the entire oratorio. The quatrain beneath a picture of captured German soldiers, seemingly arrayed like a chorus of wounded monks, can thus be read as a «miserere eorum» («have mercy on them»): «See our sons, deaf and blood-bespattered, here unfastened from their frozen tank: ah, even the wolf that bares its fangs needs a place to escape. Warm them, they’re cold.» (II:25).
With the word «German» in German Miserere, Brecht and Dessau not only allude to Brahms’s German Requiem but designate the oratorio’s theme, which deals with the most recent «German» history, and thus with Fascism and war. «O Germany, pale mother» are the first words sung by the chorus. It may seem puzzling that Dessau, in his above-mentioned memoir, should speak of the «horrible tragedy of our native country.» Germany, after all, was the aggressor; the «tragedies» tended to take place in the countries it invaded, not to mention the atrocities wreaked by the Nazis on minorities in their own country and the areas they occupied. The full scale of these atrocities - the annihilation of millions of innocent people - became known while work on the German Miserere was proceeding. Dessau and Brecht viewed the Nazi era as a «tragedy» for the Germans. The key to their understanding lies in the following line from Part II: «I was vanquished years ago in Swabia» (II:20). These are the imaginary words of a German soldier of Swabian peasant stock who fell and was buried in the Caucasus during the German invasion of the Soviet Union in June 1941. The words «vanquished years ago» refer to the year that of the Nazi’s accession to power, which, to Brecht and Dessau, dealt the German people the greatest defeat in their history. Allowing Hitler and his Brownshirts to seize power on 30 January 1933 is viewed as the true battle the Germans lost. The image of a different and better Germany pervades every section of the oratorio. The purpose of the work is to impart validity to this image and help it to assume a new reality. For Dessau and Brecht, as for most other German exiles, it was thus self-evident to hope for an Allied victory over Hitler’s Germany and its minions. A press photograph showing Russian peasant women in their destroyed village, above the heading «Return to Homesites,» bears a rhymed quatrain from Brecht that translates roughly as follows: «I feel as if I destroyed your home, because it was my brother - may my cry go up to God! There was no day more joyous than when I heard that you had vanquished and repelled him» (II:24).
The German Miserere maintains the inflection of a Passion setting and largely dispenses with such rhetorical devices as laments, appeals, or calls to arms. Dessau’s opening chorus in E minor («O Germany, pale mother») harbors an unmistakable allusion to Bach’s St. Matthew Passion, whose opening chorus («Come, ye daughters, share my anguish») is likewise set in E minor and ternary meter. Equally reminiscent of a Passion oratorio is the work’s overall design, the chronicle of a catastrophic event. Part I reflects the preliminary history of Nazism and the years leading to the outbreak of war on 1 September 1939. Part II, headed Kriegsfibel («War Primer»), takes up and illustrates the course of the war. Here the score requires that each of the twenty-nine vocal numbers, some of them very short, be accompanied by documentary photographs from the war years. Both the music and the words relate to these photographs. In Part III the perspective widens to encompass a new and better world. The image of a mother speaking to her son conveys the hope that exploitation and war will be done away with in the future. Germany and the Germans disappear entirely in this completely subdued, chamber-like, arioso finale. They have been subsumed in an international project embracing a rational restructuring of the human condition - thus Dessau’s and Brecht’s vision. This restructuring is a task assigned not only to states, but more urgently to the laboring masses, regardless of their background or nationality.
The German Miserere was written for the future, that is, for a time when the exile had come to an end. Dessau had the score in his luggage when he returned to Germany as a remigrant in 1948, and he hoped that the oratorio would soon be given a public hearing. In the event, his assessment of the circumstances in post-war Germany was overly optimistic. Not all Germans regarded the end of the war as a liberation. Many experienced the capitulation as a humiliation that they did not wish to see celebrated in music. Nor did international politics develop in a manner propitious to Dessau’s oratorio. The former allies in the war against Germany fell apart and set up a new front between East and West. The new war that resulted - sometimes «hot» (the Korean Conflict of 1950-53), sometimes «cold» (the erection of the Iron Curtain) - reawakened the time-worn militant attitudes of hatred and heroism. A pacifistic, completely non-heroic, basically internationalist work such as the German Miserere was not likely to have an easy go of it.
Another factor was the oratorio’s not exactly modest scoring: quintuple woodwind, six horns, four trumpets, four trombones plus bass and contrabass tuba, a large percussion section, two harps, two pianos, trautonium, organ, and a string section of twenty-four violas, eighteen cellos, and twelve double basses (albeit no violins) are offset by a large mixed chorus, a children’s chorus, and four solo vocalists. Not only did these huge forces require a large auditorium, they faced the added technical difficulties of photographic projections on an over-sized screen. Dessau and the world had to wait until 20 September 1966 before the German Miserere was heard and seen for the first time. The première took place in Leipzig, with Herbert Kegel conducting the Leipzig Radio Symphony, the Leipzig and Berlin radio choruses, and the Children’s Chorus of East German Radio. The vocalists were Jola Koziel (soprano), Annelies Burmeister (alto), Rolf Apreck (tenor), and Hajo Müller (bass). A repeat performance did not take place until 25 February 1988, in East Berlin; and the West German première was given in Hamburg on 1 September 1989.
Bertolt Brecht died on 14 August 1956, never having heard the German Miserere. Ten years later, on the day after the première, Dessau jotted down a rhymed quatrain in his diary, modifying an epigram from Brecht’s War Primer: «Ye people, when you teach someone to say: He has now heard an old work after twenty years. If Brecht only knew! I was there. Ah, how I missed him!»
Paul Dessau died on 28 June 1979, one month before completing his eighty-fifth year. It was in his memory and honor that the score of the German Miserere was finally published by Peters of Leipzig at the end of that same year, edited and supplied with an afterword by the great Dessau scholar Fritz Hennenberg. This score now forms the basis of the present new edition. It is accompanied by the complete libretto along with the twenty-nine mandatory newspaper photographs from the War Primer.
The German Miserere is one of the most significant oratorios of the twentieth century. A confessional work with an anti-fascist and pacifist message, it stands alongside Luigi Nono’s Il canto sospeso, Benjamin Britten’s War Requiem, and Hans Werner Henze’s Floss der Medusa («The Raft of the Medusa»). It is hoped that this study score, published by Musikproduktion Höflich in Munich, will help Paul Dessau’s and Bertolt Brecht’s German Miserere to find a fitting place in the musical life of today and tomorrow.
Translation:Bradford Robinson
Bibliographical References
Paul Dessau – 1894-1979: Dokumente zu Leben und Werk, ed. and annotated by Daniela Reinhold (Berlin: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, 1995).
Paul Dessau: “Let’s hope for the Best”: Briefe und Notizbücher aus den Jahren 1948 bis 1978, ed. for the Foundation Archive of the Berlin Academy of Arts by Daniela Reinhold (Hofheim: Wolke, 2000).
Bertolt Brecht: Kriegsfibel (Berlin: Eulenspiegel, 1955); Eng. trans by John Willett (London: Libris, 1998).
Fokus Deutsches Miserere von Paul Dessau und Bertolt Brecht: Festschrift Peter Petersen zum 65. Geburtstag, ed. N. Ermlich Lehmann, S. Fetthauer, M. Lehmann, J. Rothkamm, S. Wenzel, and K. Wille (Hamburg: Bockel, 2005), incl. Daniela Reihold: «Im Schlagschatten des Krieges: Das Deutsche Miserere - eine Quellengeschichte,» pp. 17-42.
Fritz Hennenberg: Dessau –Brecht: Musikaliche Arbeiten (Berlin: Deutsche Akademie der Künste, 1963).
The quotations and all details on the genesis of the German Miserere are taken from Daniela Reinhold: «Im Schlagschatten des Krieges: Das Deutsche Miserere - eine Quellengeschichte,» Fokus Deutsches Miserere von Paul Dessau und Bertolt Brecht: Festschrift Peter Petersen zum 65. Geburtstag, ed. N. Ermlich Lehmann, S. Fetthauer, M. Lehmann, J. Rothkamm, S. Wenzel, and K. Wille (Hamburg: Bockel, 2005), pp. 17-42. Daniela Reinhold, head of the Paul Dessau Archive at the Foundation Archive of the Berlin Academy of Arts, deserves my warm thanks for proofreading the version of the libretto printed in the present new edition of the German Miserere.
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