Edward William Elgar
(geb. Lower Broadheath bei Worcester, 2. Juni 1857 - gest. Worcester, 23. Februar 1934)

Grania and Diarmid
op. 42
Bühnenmusik und Trauermarsch
There are seven that pull the thread

The Crown of India Suite
op. 66
Introduction and Dance of the Nautch Girls
Menuetto
Warriors’ Dance
Intermezzo
March of the Mogul Emperors

Grania and Diarmid
Der erste musikdramatische Versuch Edward Elgars war eine Bühnenmusik zu einem Theaterstück, das er und seine Geschwister noch als Kinder verfasst hatten. Fast vierzig Jahre später verwendete er in seinen beiden Suiten Wand of Youth einen grossen Teil der Musik wieder. Vorher jedoch erhielt er seinen ersten Auftrag für eine Bühnenkomposition.

Auftraggeber war der irische Dramatiker George Moore, der zusammen mit dem Dichter W. B. Yeats ein dreiaktiges Theaterstück Diarmid and Grania nach der alten irischen Heldensage Tóraigheacht Diarmuid agus Gráinne verfaßt hatte. Das neue Stück sollte 1901 in Dublin aufgeführt werden, und Moore konnte Elgar gewinnen, eine Bühnenmusik für den dritten Akt zu komponieren, in dem der Held Diarmuid - wie etwa Siegfried in der Götterdämmerung - erschlagen und von der Bühne getragen wird. Elgar willigte ein, änderte jedoch den Titel seiner Partitur in Grania and Diarmid. Als Hauptsatz sollte ursprünglich ein großangelegter Trauermarsch dienen, Moore konnte jedoch den Komponisten überzeugen, ein von der kommentierenden Druidin Laban gesungenes Lied There are seven that pull the thread («Es gibt sieben, die am Faden ziehen», nach einem Text von Yeats) sowie einen kurzen Satz zur Milieuschilderung hinzuzufügen.

Demnach besteht das ganze Werk aus einigen Takten von zwischen Dur und Moll pendelnden Horn- und Trompetenrufen, einer kurzen, von Synkopen raffiniert durchsetzten Passage für geteilte Streicher, einer Melodie für Klarinette, Streicher und Harfe, dem oben erwähnten Lied der Laban sowie einem der grandiosesten Märsche, die Elgar je zu Papier brachte: dem Funeral March. Durch die äolische Tonart der Anfangstakte wird ein Anflug von Mystik vermittelt, die die «Celtic-Revival»-Atmosphäre des Theaterstücks treffend einfängt. Dann führt ein breit angelegtes, mit Elgars Lieblingsbezeichnung «nobilmente» versehenes Hauptthema zu einem überwältigenden Höhepunkt, worauf die Klarinetten-Melodie aus dem Einführungssatz wiedererscheint. Auch die Hornrufe und die Synkopen der geteilten Streicher tragen zu dieser unverkennbar Elgar’schen Homage an Siegfrieds Trauermarsch bei.

Obwohl Elgar der Inszenierung des Theaterstücks nicht beiwohnte und seine Partitur auch nie als Bühnenmusik erlebte, konnte ihm Yeats berichten, daß der Trauermarsch «wunderbar in seiner heroischen Schwermut» ankam - ein aufschlußreicher Tribut, der fast dem gesamten Oeuvre Elgars gezollt werden könnte. Obwohl Moore daraufhin den Komponisten zu einer Opernvertonung des Dramas zu überreden versuchte («offensichtlich paßt Ihnen das Sujet»), lehnte Elgar den Vorschlag ab, worauf die Musik langsam in Vergessenheit geriet und erst in den späten sechziger Jahren erneut zur Aufführung kam.

The Crown of India Suite
Im Jahre 1912 wurde Edward Elgar beauftragt, die Musik zu einem mit Musik und Tanz durchsetzten Maskenspiel zu komponieren, das anläßlich des Besuches von George V. und Königin Mary in Delhi sowie deren Krönung als Kaiser und Kaiserin von Indien aufgeführt werden sollte. Das Maskenspiel wurde als Teil eines langen Abendvergnügens vorgesehen, bei dem auch Entertainer aus der Welt des Varietés auftreten sollten.

Tatsächlich lieferte Elgar fast eine ganze Stunde Musik, die zum großen Teil aus verworfenen Skizzen anderer Werken besteht (Zeit seines Lebens kehrte Elgar zu seinen unvollendeten Skizzen als Inspirationsquelle zurück). So besteht der Anfang der Suite aus einem der vielen Moods of Dan («Stimmungen des Dan»), die er im Gästebuch eines Freundes niederschrieb. (Bei besagtem «Dan» handelt es sich um die Bulldogge des Hereforder Organisten George Sinclair, die auch in der 11. Variation der Enigma Variations verewigt wird). Ursprünglich hieß diese Skizze The Sinful Youth of Dan («Die sündhaften Jugendjahre Dans»). Der Dance of the Nautch Girls («Der Tanz der Nautch-Mädchen») war ursprünglich ein Entwurf zu Falstaff, während der March of the Mogul Emperors («Marsch der Mogulkaiser») einer Skizze aus dem Jahr 1903 entspringt. Diese Kompositionsmethode, bei der Elgar seine eigene musikalische Vergangenheit durchstöberte, war durchaus charakteristisch, und der große Elgar-Biograph Michael Kennedy weist darauf hin, das das «Indien» des Titels lediglich als Fassade für das Worcestershire der Jugendzeit Elgars steht.

Das Maskenspiel wurde zu einem großen Erfolg und erlebte viele Aufführungen im Londoner Coliseum unter der Leitung des Komponisten. Über die Ironie dieses Erfolgs jedoch war sich Elgar durchaus im klaren:

«Wenn ich ein großes, ernsthaftes Werk wie etwa Gerontius schreibe, müssen wir zur Belohnung zwölf Monate lang hungern und ohne Feuer auskommen; dieses kleine Werkchen hingegen erlaubt es mir, die wissenschaftlichen Schriften zu kaufen, nach denen ich mich schon lange gesehnt habe ... Gott segne das Varieté!»

Dennoch ist die Partitur - wie fast alles, das Elgar je komponierte - von einem gediegenen handwerklichen Schliff und einer brillanten Orchestrierungskunst. Das Maskenspiel stellt den einzigen, jedoch großartig gelungenen Versuch Elgars dar, sich in die pseudo-orientalische Welt eines Rimsky-Korsakow hineinzuversetzen. Der abschließende, übrigens im Dreiertakt geschriebene March of the Mogul Emperors ist den anderen großen Marschmusiken Elgars durchaus ebenbürtig, schildert er doch auf eindeutige Weise (wenigstens nach Meinung des Verfassers) das Hin- und Herschaukelns eines Umzugs von Elefanten.

Obwohl viele Sätze dieses Werks über die Jahre verloren gingen, wurden einige separat veröffentlicht, vor allem die vorliegende, vom Komponisten zusammengestellte Suite.

Übersetzung:Bradford Robinson, 2006

Aufführungsmaterial ausnahmslos von Chester Novello erhältlich (www.chesternovello.com). Nachdruck von Partituren aus der Sammlung Phillip Brookes, Market Drayton.

Edward William Elgar
(b. 2 June, 1857, Lower Broadheath, Nr Worcester, d. 23 February, 1934, Worcester)

Grania and Diarmid
op. 42
Incidental Music and Funeral March
There Are Seven That Pull The Thread

The Crown Of India Suite
op. 66
Introduction and Dance Of The Nautch Girls
Menuetto
Warriors’ Dance
Intermezzo
March Of The Mogul Emperors

Grania and Diarmid
Elgar’s very first theatre music had been for a play that he and his brother and sisters had made up when they were children. Nearly forty years later, the composer used much of its music in the two Wand of Youth suites. But before that happened, he received his first commission for the theatre.

It came from the Irish playwright George Moore who, together with the poet W. B. Yeats, had written a three-act drama Diarmuid and Grania, based on an old heroic Irish tale, Tóraigheacht Diarmuid agus Gráinne. It was to be performed in Dublin in 1901 and Moore persuaded Elgar to compose music for the third act, in which the hero Diarmuid is slain and carried off the stage, rather in the manner of Siegfried in Götterdämmerung. Elgar accepted, but changed the title of the music to Grania and Diarmid. The main item was to be a great funeral march, but Moore persuaded the composer to add a song (to words by Yeats) There are seven that pull the thread, to be sung by the druidess Laban, who acts as a commentator on the action, as well as a short passage of atmospheric music.

Thus it is that the entire work comprises a few bars of horn and trumpet calls that alternate between minor and major, a short passage for divided strings that confuses the metre with its subtle syncopations, a tune on clarinet, strings and harp, the song, and one of Elgar’s very greatest marches, the Funeral March. Its opening is in the aeolian mode, giving an air of mysticism that mirrors the Celtic-revival atmosphere of the play. A broad central theme (marked with Elgar’s favourite nobilmente) leads to a massive climax before the clarinet tune from the introductory music makes its appearance. Both the horn calls and the syncopated divided strings feature as well in this wholly Elgarian tribute to Siegfired’s Funeral March.

Elgar did not attend the production of the play and never heard his music in the theatre, but Yeats wrote to say that the Funeral March was “wonderful in its heroic melancholy”, a perceptive tribute that could be paid to almost all Elgar’s music. George Moore tried to persuade the composer to make an opera of the play, saying that “the subject evidently suits you”, but Elgar declined and the music fell into disuse, not being revived until the late 1960s.

The Crown Of India Suite
Elgar was commissioned in 1912 to provide music for a masque of music and dance, to be held at the Coliseum in London in celebration of the visit of King George V and Queen Mary to Delhi, and their crowning as Emperor and Empress of India. The masque was to be just one part of a long evening’s popular entertainment which included music hall entertainers.

In the event, Elgar provided almost an hour’s worth of music, much of it drawn from discarded sketches for other works (all his life Elgar would return to unused sketches for inspiration). Thus it is that the opening of the Suite is one of the many Moods of Dan that he wrote in a friend’s visitors’ book. (Dan was the bulldog owned by George Sinclair, organist of Hereford; the dog is immortalised in Variation 11 of the Enigma Variations.) This sketch was one Elgar had called The sinful youth of Dan. The Dance of the Nautch Girls began life as a sketch for Falstaff. The March of the Mogul Emperors had its origin in a sketch of 1903. This method of composing by searching in the past was typical of the composer, and the great Elgar biographer Michael Kennedy has pointed out that the “India” of this music is no more that a façade for the Worcestershire of Elgar’s youth.

The Masque was a great success and Elgar conducted many performances at the Coliseum himself. He was in no doubt about the irony of it, however:

“When I write a big serious work, e.g. Gerontius, we have to starve & go without fire for twelve months as a reward: this small effort allows me to buy scientific works I have yearned for…God bless the music halls!”

Despite this, Elgar’s music (as with almost everything he ever wrote) is beautifully crafted and brilliantly orchestrated. This was the composer’s only foray into Rimsky-Korsakov-like pseudo-orientalism and it is a splendid example. The final March of the Mogul Emperors – in triple time, incidentally – is worthy of Elgar’s other great marches and clearly depicts (at least to this writer) the swaying of a parade of elephants.

Much of the music Elgar wrote has been lost over the years, although some items were published separately, notably this suite that the composer put together himself.

Phillip Brookes, 2006

Performance materials: all from Chester Novello (www.chesternovello.com). Reprint of copies from the collection Phillip Brookes, Market Drayton.

Edward William Elgar
(geb. Lower Broadheath bei Worcester, 2. Juni 1857 - gest. Worcester, 23. Februar 1934)

Grania and Diarmid
op. 42
Bühnenmusik und Trauermarsch
There are seven that pull the thread

The Crown of India Suite
op. 66
Introduction and Dance of the Nautch Girls
Menuetto
Warriors’ Dance
Intermezzo
March of the Mogul Emperors

Grania and Diarmid
Der erste musikdramatische Versuch Edward Elgars war eine Bühnenmusik zu einem Theaterstück, das er und seine Geschwister noch als Kinder verfasst hatten. Fast vierzig Jahre später verwendete er in seinen beiden Suiten Wand of Youth einen grossen Teil der Musik wieder. Vorher jedoch erhielt er seinen ersten Auftrag für eine Bühnenkomposition.

Auftraggeber war der irische Dramatiker George Moore, der zusammen mit dem Dichter W. B. Yeats ein dreiaktiges Theaterstück Diarmid and Grania nach der alten irischen Heldensage Tóraigheacht Diarmuid agus Gráinne verfaßt hatte. Das neue Stück sollte 1901 in Dublin aufgeführt werden, und Moore konnte Elgar gewinnen, eine Bühnenmusik für den dritten Akt zu komponieren, in dem der Held Diarmuid - wie etwa Siegfried in der Götterdämmerung - erschlagen und von der Bühne getragen wird. Elgar willigte ein, änderte jedoch den Titel seiner Partitur in Grania and Diarmid. Als Hauptsatz sollte ursprünglich ein großangelegter Trauermarsch dienen, Moore konnte jedoch den Komponisten überzeugen, ein von der kommentierenden Druidin Laban gesungenes Lied There are seven that pull the thread («Es gibt sieben, die am Faden ziehen», nach einem Text von Yeats) sowie einen kurzen Satz zur Milieuschilderung hinzuzufügen.

Demnach besteht das ganze Werk aus einigen Takten von zwischen Dur und Moll pendelnden Horn- und Trompetenrufen, einer kurzen, von Synkopen raffiniert durchsetzten Passage für geteilte Streicher, einer Melodie für Klarinette, Streicher und Harfe, dem oben erwähnten Lied der Laban sowie einem der grandiosesten Märsche, die Elgar je zu Papier brachte: dem Funeral March. Durch die äolische Tonart der Anfangstakte wird ein Anflug von Mystik vermittelt, die die «Celtic-Revival»-Atmosphäre des Theaterstücks treffend einfängt. Dann führt ein breit angelegtes, mit Elgars Lieblingsbezeichnung «nobilmente» versehenes Hauptthema zu einem überwältigenden Höhepunkt, worauf die Klarinetten-Melodie aus dem Einführungssatz wiedererscheint. Auch die Hornrufe und die Synkopen der geteilten Streicher tragen zu dieser unverkennbar Elgar’schen Homage an Siegfrieds Trauermarsch bei.

Obwohl Elgar der Inszenierung des Theaterstücks nicht beiwohnte und seine Partitur auch nie als Bühnenmusik erlebte, konnte ihm Yeats berichten, daß der Trauermarsch «wunderbar in seiner heroischen Schwermut» ankam - ein aufschlußreicher Tribut, der fast dem gesamten Oeuvre Elgars gezollt werden könnte. Obwohl Moore daraufhin den Komponisten zu einer Opernvertonung des Dramas zu überreden versuchte («offensichtlich paßt Ihnen das Sujet»), lehnte Elgar den Vorschlag ab, worauf die Musik langsam in Vergessenheit geriet und erst in den späten sechziger Jahren erneut zur Aufführung kam.

The Crown of India Suite
Im Jahre 1912 wurde Edward Elgar beauftragt, die Musik zu einem mit Musik und Tanz durchsetzten Maskenspiel zu komponieren, das anläßlich des Besuches von George V. und Königin Mary in Delhi sowie deren Krönung als Kaiser und Kaiserin von Indien aufgeführt werden sollte. Das Maskenspiel wurde als Teil eines langen Abendvergnügens vorgesehen, bei dem auch Entertainer aus der Welt des Varietés auftreten sollten.

Tatsächlich lieferte Elgar fast eine ganze Stunde Musik, die zum großen Teil aus verworfenen Skizzen anderer Werken besteht (Zeit seines Lebens kehrte Elgar zu seinen unvollendeten Skizzen als Inspirationsquelle zurück). So besteht der Anfang der Suite aus einem der vielen Moods of Dan («Stimmungen des Dan»), die er im Gästebuch eines Freundes niederschrieb. (Bei besagtem «Dan» handelt es sich um die Bulldogge des Hereforder Organisten George Sinclair, die auch in der 11. Variation der Enigma Variations verewigt wird). Ursprünglich hieß diese Skizze The Sinful Youth of Dan («Die sündhaften Jugendjahre Dans»). Der Dance of the Nautch Girls («Der Tanz der Nautch-Mädchen») war ursprünglich ein Entwurf zu Falstaff, während der March of the Mogul Emperors («Marsch der Mogulkaiser») einer Skizze aus dem Jahr 1903 entspringt. Diese Kompositionsmethode, bei der Elgar seine eigene musikalische Vergangenheit durchstöberte, war durchaus charakteristisch, und der große Elgar-Biograph Michael Kennedy weist darauf hin, das das «Indien» des Titels lediglich als Fassade für das Worcestershire der Jugendzeit Elgars steht.

Das Maskenspiel wurde zu einem großen Erfolg und erlebte viele Aufführungen im Londoner Coliseum unter der Leitung des Komponisten. Über die Ironie dieses Erfolgs jedoch war sich Elgar durchaus im klaren:

«Wenn ich ein großes, ernsthaftes Werk wie etwa Gerontius schreibe, müssen wir zur Belohnung zwölf Monate lang hungern und ohne Feuer auskommen; dieses kleine Werkchen hingegen erlaubt es mir, die wissenschaftlichen Schriften zu kaufen, nach denen ich mich schon lange gesehnt habe ... Gott segne das Varieté!»

Dennoch ist die Partitur - wie fast alles, das Elgar je komponierte - von einem gediegenen handwerklichen Schliff und einer brillanten Orchestrierungskunst. Das Maskenspiel stellt den einzigen, jedoch großartig gelungenen Versuch Elgars dar, sich in die pseudo-orientalische Welt eines Rimsky-Korsakow hineinzuversetzen. Der abschließende, übrigens im Dreiertakt geschriebene March of the Mogul Emperors ist den anderen großen Marschmusiken Elgars durchaus ebenbürtig, schildert er doch auf eindeutige Weise (wenigstens nach Meinung des Verfassers) das Hin- und Herschaukelns eines Umzugs von Elefanten.

Obwohl viele Sätze dieses Werks über die Jahre verloren gingen, wurden einige separat veröffentlicht, vor allem die vorliegende, vom Komponisten zusammengestellte Suite.

Übersetzung:Bradford Robinson, 2006

Aufführungsmaterial ausnahmslos von Chester Novello erhältlich (www.chesternovello.com). Nachdruck von Partituren aus der Sammlung Phillip Brookes, Market Drayton.