Sergej Iwanowitsch Tanejew
(b. Wladimir a.d. Kljasma, 25. 11. 1856 - gest. Djudkow bei Moskau, 19. 6. 1915)

Po prochtenii psalma
(“Nach der Lektüre eines Psalms”), op. 36 (1912-15)
nach einem Gedicht von Alexei Stepanowitsch Chomjakow
für Solistin, Chor und symphonisches Orchester

Gut aussehend, penibel, gelehrt, rechtschaffen, künstlerisch begnadet und doch mit einem erlesenen Sinn für Humor nimmt Sergej Tanejew in der großen Generation der russischen Komponisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts allein dadurch eine herausragende Stellung ein, daß er fast jede zeitgenössische Strömung energisch bekämpfte und zugleich die Achtung und Freundschaft all derjenigen genoß, die mit ihm in Verbindung traten. Der Lieblingsschüler und musikalische Vertraute Tschaikowskys war auch maßgebend an der Ausbildung der nächsten russischen Komponistengeneration beteiligt – darunter Rakhmaninow, Skryabin, Glière, Mjaskowskij, Medtner und Gretschaninow – und schuf mit seiner tiefschürfenden Untersuchung des doppelten Kontrapunkts (1909, engl. Ausgabe 1962) ein musiktheoretisches Standardwerk. Als einer der hervorragenden Pianisten seiner Zeit komponierte er auch eigene Werke in zwei grundverschiedenen Stilarten: einerseits imposante Versuche in der großen klassisch-romantischen Tradition (Kantaten, Orchesterwerke, Kammermusik sowie eine Oper), andererseits grillenhafte, meist noch unveröffentlichte Gelegenheitsstücke, die er für private Aufführung im Freundeskreis schuf: witzige Fugen, Lieder nach Texten in Esperanto, Spielzeugsymphonien, sogar eine Ballettmusik, die aus geschickt miteinander verschränkten Tschaikowsky-Melodien besteht. Auch wenn seine Kompositionen zu Lebzeiten als fast abschreckend abstrakt galten, haben sie bis zum heutigen Tag ihre Bewunderer behalten und können immer noch einen Platz im Repertoire behaupten.

Tanejew kam in einer hochgebildeten Familie zur Welt (sein Vater war mittlerer Staatsbeamter mit Universitätsabschlüssen in Literatur, Mathematik und Medizin), von der er eine vielseitige Intelligenz und weitverzweigte Interessen erbte. Bereits als 12jähriger trat er in das Moskauer Konservatorium ein und damit auch in die Harmonie-klasse Tschaikowskys, dessen Meisterschüler er bald wurde. (Nachdem Tanejew mit 19 Jahren die Moskauer Erstaufführung des Klavierkonzerts b-Moll bestritten hatte, hob er fortan alle Werke Tschaikowsky für Klavier und Orchester aus der Taufe.) Seine Studien am Moskauer Konservatorium schloß er 1876 mit einer bis dahin einmaligen «Großen Goldmedaille» in Komposition und Klavierspiel ab. Kaum zwei Jahre später wurde er Professor am gleichen Konservatorium, und bereits 1885 – im Alter von nur 28 Jahren – dessen Leiter. Um seine Fähigkeiten im theoretischen Bereich zu festigen, unternahm er eine gründliche Untersuchung des Kontrapunkts, die bis in die Zeit der Altmeister Okeghem und Josquin des Prez zurückreichte und ihn zu einer anerkannten Größe in diesem tiefgründigen Fach erhob. Darüber hinaus sammelte er im Kaukasus Volkslieder, schloß Freundschaft mit Lew Tolstoj (dessen Ehefrau lebenslang eine gefährliche verschmähte Liebe zu ihm hegte) und pflegte sein Interesse an Spinozas Philosophie, das weit über Liebhaberei hinausging. Sein Wort, ob zustimmend oder ablehnend, galt vielerorts als maßgebend und wurde mit einer Aufrichtigkeit zum Ausdruck gebracht, die ihm uneingeschränkte Achtung einbrachte.

Als vielseitiger Lehrer, Administrator, Gelehrter und reproduzierender Künstler mußte Tanejew seine kompositorische Arbeit vorwiegend in den Sommerferien ausüben. Dadurch – neben einer gewissen Unbekümmertheit seinen eigenen Werken gegenüber – erklärt sich zum Teil auch das relativ schmale gedruckte Oeuvre aus seiner Feder. Ebenfalls bedeutsam war jedoch seine ungewöhnliche Arbeitsmethode: Tanejew hatte nämlich die Angewohnheit, vor der eigentlichen Kompositionsarbeit das ganze thematische Material in allen nur erdenklichen kontrapunktischen Kombinationen (Fugen, Kanons usw.) auszuprobieren. Damit wurde zwar die Entstehungszeit des Werkes erheblich ausgedehnt, das Ergebnis jedoch war erhielten von einem handwerklichen Schliff, der seinen Komponistenkollegen nicht entging («Vor einer solchen Souveränität kommt man sich vor wie ein Schüler», so Rimsky-Korsakow nach der Aufführung eines Tanejew-Quintetts.). Im Jahre 1889 legte Tanejew sein Amt als Leiter des Moskauer Konservatoriums nieder, um sich seinem Lehrbuch über den doppelten Kontrapunkt und dem Komponieren stärker zu widmen, allen anderen voran seiner dreiaktigen Oper Orestei nach Aischylos, die ihn bis 1894 beschäftigte und 1895 uraufgeführt wurde. Nicht weniger bedeutsam war jedoch sein Entschluß, die Lehrtätigkeit am Konservatorium 1895 aus Protest gegen die Behandlung der Studenten nach der gescheiterten Revolution vom 1905 einzustellen. Es folgte eine reiche Schaffenszeit, die in dem Werk gipfelte, das weithin als sein kompositorisches Meisterwerk gilt: die Kantate Bei der Lektüre eines Psalms op. 36 (1914/15). Es war das letzte Werk, das Tanejew komponieren sollte: Nachdem er sich bei der Trauerfeier Skryabins im Februar 1915 stark erkältete, starb er einige Monate später erst 58jährig an Herzversagen.

Bei der Kantate Nach der Lektüre eines Psalms handelt es sich um eine Vertonung des gleichnamigen Gedichts von Alexei Stepanowitsch Chomjakow (1804-1860), der nicht nur zu den Hauptvertretern des sogenannten “Goldenen Zeitalters der russischen Literatur” gehörte, sondern auch als Gründer der slavophilen Bewegung in Rußland und als dissidenter Theologe der Russisch-Orthodoxen Kirche vortolstoyscher Prägung in die Geschichte eingegangen ist. Das Gedicht entstand im Jahre 1856, gleich nachdem Chomjakow den großen 50. Psalm gelesen hatte, in dem der Herrgott – mit Worten, die an das Buch Hiob gemahnen – die Gläubigen für ihre bedeutungslosen rituellen Opfer ohne jegliche moralische Rechtschaffenheit schilt. Das daraus entstandenen Gedicht Nach der Lektüre eines Psalms stellt Chomjakows persönliche Gedanken über den tieferen Sinn des 50. Psalms dar, und zwar – wie im biblischen Text – durch die Heraufbeschwörung der Stimme Gottes. Warum solle Er sich über die menschlichen Gaben von Gold, Weihrauch oder Feuer freuen, da Er dies alles selbst geschaffen habe? Er selber schuf die Vulkane, die die Edelmetalle erzeugen, und die Blumen, die die süßen Düfte hervorbringen, Er selber warf das Feuer in die Himmel, als Er die Gestirne schuf. Drei anders geartete Gaben verlange Er vom Menschen: sein Herz, seinen Willen und seine brüderliche Liebe. Genau wie diese dreifache Beschwörung der rituellen und der moralischen Gaben des Menschen, gliedert sich die Kantate in drei Sätze, die jeweils in drei geschlossene Nummern unterteilt sind – offensichtlich eine zahlenmystische Anspielung auf die Dreieinigkeit. Tanejew hielt sich stark an die formale Anlage des Gedichts, wobei er die Naturkatastrophen, die die Allmacht Gottes verkörpern, und die Bedeutungslosigkeit der sündhaften Menschheit musikalisch schildert und eine weltentrückte Solovioline als musikalisches Symbol für die Vermittlung zwischen der Größe des Universums und der innewohnenden Kraft Gottes in der menschlichen Seele einführt.

Tanejew wollte Chomjakows Gedicht schon lange vertonen, fand jedoch angesichts seiner vielen administrativen und anderen Pflichten keine Gelegenheit dazu. Schließlich wurde sein Vorhaben durch den russischen Dirigenten und Musikverleger Sergei Kussewizki ermöglicht, der dem Komponisten einen Vorschuß auf die zu erwartenden Tantiemen gewährte, unter der einzigen Bedingung, die Partitur müsse bei seinem kürzlich gegründeten Musikverlag Editions Russes de Musique in Druck erscheinen. Tanejew willigte nur allzu bereitwillig in dieses großzügige Angebot ein und machte sich 1912 an die Kompositionsarbeit. Dabei verfolgte er seine sogenannte «konzentrische Form des Komponierens», in der die Gesamtform des Werks als erstes festgelegt und danach Schritt für Schritt mit zunehmenden Details ausgefüllt wird. Diese Arbeitsmethode, die seiner tiefen Beschäftigung mit der Musik Bachs und der mittelalterlichen Polyphonie entsprang, sollte in der neuen Kantate in vollendetster Form realisiert werden.

Bei der Lektüre eines Psalms entstand nach Johannes Damascenus (1883/84) als zweite großangelete Chorkantate aus Tanejews Feder. Die stilistischen Unterschiede zwischen den beiden Werke spiegeln zugleich die große künstlerische Entwicklung, die Tanejev in den dazwischen liegenden dreißig Jahren zurückgelegt hatte: Beruht das frühere Werk auf den Chorgesang der Russisch-Orthodoxen Kirche, so stellt das spätere gleichsam eine Fallstudie für die formbildende Kraft der Polyphonie in der spätromantischen Tonsprache dar. Trotz der geräumigen Formanlage und der massiven Klangballungen zeichnet sich der kompositorische Satz durch eine außergewöhnlich feingesponnene thematisch-motivische Arbeit und kontrapunktische Dichte aus, die in der ausgeklügelten Tripelfuge des Chorsatzes Nr. 3 wohl einen Höhepunkt erreicht. Es deutet sogar einiges darauf hin, daß Tanejew das Werk als Beweis für die Vorzüge der Polyphonie zu einem Zeitpunkt konzipierte, als sich Harmonik und Klangfarbe zunehmend als wichtigste Stilmittel der modernen Musik entwickelten – eine Entwicklung, die er vor allem in den Kompositionen seines ehemaligen Schülers Skryabin beklagte. Wie dem auch sei: Das kompositorische Ergebnis darf als unangefochtenes Hauptwerk im musikalischen Schaffen Tanejews bezeichnet werden. Kurz nach Abschluß der Kompositionsarbeiten am 13. Januar 1915 wurde die neue Kantate in Moskau und St. Petersburg unter der Leitung von Kussewizki aus der Taufe gehoben und einhellig als Meisterwerk gelobt. Der kurz darauffolgende Tod des Komponisten sowie die historischen Einschnitte des Ersten Weltkrieges und der Oktoberrevolution vereitelten jedoch die weitere Verbreitung der Kantate. Schließlich ist Bei der Lektüre eines Psalms doch nicht von den Editions Russes de Musique verlegt worden, was sonst seinem Bekanntheitsgrad im Ausland erheblich zugute gekommen wäre, sondern 1923 als Klavierauszug beim Musikalischen Sektor des Staatlichen Verlags in Moskau und Petrograd erschienen. Erst 1960 wurde die Partitur in einer durch I. Iordan and G. Kirkow herausgegebene «Erstausgabe» beim Staatlichen Musikverlag in Moskau und Leipzig veröffentlicht. (Zwei Jahre später erschien das Kontrapunktlehrbuch Tanejews in englischer Sprache mit einem Vorwort von seinem einstigen Freund und Gönner Kussewizki.) Als eine Art Durchbruch kann die 1977 erschienene Schallplattenaufnahme durch das Symphonieorchester der UdSSR unter der Leitung von Ewgenii Swetlanow mit einem ausführlichen Begleittext in englischer Sprache bezeichnet werden. Rezeptionsgeschichtlich noch bedeutsamer war wohl die hervorragende CD-Aufnahme des Russischen Nationalorchesters, die 1995 unter der Leitung von Mikhail Pletnew erschien. Seitdem hat sich die Kantate Bei der Lektüre eines Psalms langsam aber sicher als Meisterwerk der russischen Spätromantik einen zunehmenden Platz im Konzertrepertoire behaupten können.

Text und Formaler Aufbau

Erster Satz
1. Chor: Die Erde erzittert, der Donner rollt durch den Äther. Es ist Gottes Stimme. Er befiehlt der Welt: Israel, mein Volk, erhöre mich!

2. Doppelchor: Israel! Du erbaust Tempel für mich, und die Tempel gleißen vor Gold. Der Weihrauch schwelt in ihnen, und die Feuer brennen Tag und Nacht. Israel! Du erbaust Tempel für mich, und die Tempel gleißen vor Gold.

3. Chor, Tripel-Fuge: Aber ich brauche keine prachtvollen Gewölbe. Ich brauche weder gleichgültige Steine noch irdischen Staub. Ich schuf die Erde und schuf das Meer. Ich spürte den Himmel mit einer Handbewegung auf. Wenn ich es will, werden die Grenzen der euch unbekannten Wunder sich wie mein Wort verbreiten; ich schaffe die Unendlichkeit jenseits des Himmels.

Zweiter Satz
4. Chor: Ich brauche kein Gold. In die Tiefen der Erde, in den Schlund der ewigen Felsen habe ich kein Regenwasser, sondern Ströme feurigen Metalls gegossen. Zusammengepreßt in die Fesseln der düsteren Tiefen. Es siedet und drängt heraus: und euer Silber und Gold sind nichts als ein Spritzer in dieser feurigen Welle.

5. Quartett: Ich brauche keinen Weihrauch. Es ist der Atem der Blumen, süß aus dem Tau duftend, der Lobpreis aus allen Teilen der Welt, der auf mich hernieder rinnt.
6. Quartett mit Chor: Ich brauche keine Feuer: denn ich war es, der die Gestirne über euch entzündete. Ich bin es, der Sterne in die nächtliche Dunkelheit wirft, wie Funken eines Herdfeuers.


Dritter Satz
7. Zwischenspiel: Deine Gabe ist so arm ...

8. Aria: ... Aber eine unschätzbare Gabe gibt es. Eine Gabe, die euer Gott wünscht: Bringt mir diese und wir werden versöhnt sein. Ich werde alle eure Gaben willkommen heißen. Euer Herz muß reiner als Gold sein, ihr mußt ausdauernd in der Arbeit sein; meine Herrschaft bedarf der brüderlichen Liebe. Am Tag des Jüngsten Gerichts bedarf ich der Wahrheit.

9. Doppelchor: Euer Herz muß reiner als Gold sein, ihr mußt ausdauernd in der Arbeit sein; ich bedarf der brüderlichen Liebe, eure Prüfung muß gerecht sein, euer Herz muß reiner als Gold sein.

Bradford Robinson, 2006

Aufführungsmaterial ist von Zimmermann, Frankfurt zu beziehen. Nachdruck eines Exemplars aus der Musikabteilung der Leipziger Städtische Bibliotheken, Leipzig

Sergey Ivanovich Taneyev
(b. Vladimir-na-Klyaz’me, 25 November 1856 - d. Dyud’kovo nr. Moscow, 19 June 1915)

Po prochtenii psalma
(“At the Reading of a Psalm”)
on a poem by Alexey Stepanovich Khomyakov
for solo voice, chorus and symphonic orchestra, op. 36 (1912-15)

Handsome, severe, intellectual, high-minded, supremely gifted, yet with a savory sense of humor, Sergey Taneyev stands out among the great generation of late nineteenth-century Russian composers for being vociferously opposed to almost every current of his times while enjoying the esteem and friendship of all who knew him. The favorite pupil and preferred musical confidante of Tchaikovsky, he helped to train the next generation of leading Russian composers - Rachmaninov, Scriabin, Glière, Myaskovsky, Medtner, Grechaninov - and published a monument to music theory with his great study of invertible counterpoint (1909, Eng. trans. 1962). One of the outstanding pianists of his day, he also wrote music in two distinct strains: imposing essays in the grand tradition (including cantatas, orchestral works, chamber music, and an opera), and whimsical pièces d’occasion, most of them still unpublished, which he wrote for private performance among his friends: comic fugues, toy symphonies, songs in Esperanto, and a ballet consisting of Tchaikovsky tunes in contrapuntal combination with each other. Though considered almost forbiddingly abstract in their day, his compositions have never lacked admirers and have never entirely vanished from the repertoire.

Taneyev was born into a highly cultivated environment (his father was a civil servant with degrees in literature, mathematics, and medicine) and inherited a wide-ranging intelligence and multiple interests. At the age of twelve he was admitted to Moscow Conservatory and the composition class of Tchaikovsky, whose favorite pupil he promptly became. (After giving the first Moscow performance of the B-flat major Piano Concerto at the age of nineteen, Taneyev was to play the premières of all of Tchaikovsky’s works for piano and orchestra.) He left Moscow Conservatory in 1876 with a Grand Gold Medal in both composition and performance, a feat never before accomplished. Two years later he was appointed professor at that same conservatory, and by 1885 he had advanced to become its director - at the age of twenty-eight! To strengthen his command of theory he began a study of counterpoint that took him back to the Old Masters (notably Okeghem and Josquin des Prez), and quickly became a reigning authority in this recondite field. He gathered folk songs in the Caucasus, befriended Tolstoy (whose wife developed a dangerous lifelong crush on him), and cultivated a more than amateur interest in the philosophy of Spinoza. His opinions, whether favorable or not, were considered authoritative to a degree, and were spoken with a forthrightness that commanded universal respect.

Taneyev was extraordinarily versatile as a teacher, administrator, scholar, and performer and confined his compositional work mainly to the summer holidays. This is one reason, besides a certain insouciance toward his own musical creations, that his published output is relatively slender. Another reason had to do with his unusual working habits. It was Taneyev’s custom to gather together the thematic material for a piece and to knead it into all imaginable contrapuntal combinations (fugues, canons, and much else) before advancing on the work proper. This slowed down the act of creation while producing scores of a stunning craftsmanship whose intricacy was lost on none of his contemporaries. (Rimsky-Korsakov, on hearing one of Taneyev’s quintets, claimed that «before such mastery one feels a mere pupil.»)

In 1889 Taneyev stepped down as director of Moscow Conservatory to devote himself to his counterpoint treatise and to his own compositions, especially the three-act Oresteia after Aeschylus, which occupied him until 1894 and received its première in 1895. No less important was his decision to leave the Conservatory altogether after the failed Revolution of 1905, as a gesture of protest at the repressive action taken against its students. There followed a rich flowering of compositional activity, culminating in what is widely considered his greatest work, the cantata At the Reading of a Psalm, op. 36 (1914-15). It was the last piece to flow from Taneyev’s pen: after contracting a cold at Scriabin’s funeral in February 1915, he died of a heart seizure a few months later, not having reached his sixtieth birthday.

At the Reading of a Psalm is the setting of a like-named poem by Alexey Stepanovich Khomyakov (1804-1860), a leading figure in the so-called «Golden Age of Russian literature» who was equally important as a founder of the Slavophile movement in Russia and as a proto-Tolstoyan dissident theologian of the Orthodox Church. Khomyakov wrote his poem in 1856 after reading the great Psalm 50, in which God, in words redolent of the Book of Job, upbraids the faithful for the meanninglessness of their religious offerings in the absence of moral rectitude. The poem is Khomyakov’s personal meditation on the psalm’s meaning, couched in the voice of God, as in the psalm itself. Why should He rejoice in man’s gifts of gold, incense, and fire (burnt offerings) when He has created all these things Himself? He made the volcanoes that produce precious metals, the flowers that produce sweet aromas, and flung fire into the heavens when he created the stars. What He wants from man are three other gifts: his heart, his will, and his brotherly love. Like this threefold invocation of man’s ritual and moral offerings, the piece itself falls into three movements, each further subdivided into three sections (doubtless in numerological correlation to the Trinity). Taneyev closely follows the structure of the poem, depicting the natural calamities that personify the Omnipotent God, the insignificance of sinful humanity, and introducing a musical symbol - the solo violin - to mediate between the grandeur of the universe and God’s presence in the human soul.

Taneyev had wanted to set Khomyakov’s poem for years but found himself constantly thwarted by his many administrative and other duties. He was finally enabled to do so by the conductor-publisher Serge Koussevitzky, who offered the composer an advance on royalties with the stipulation that the score be issued in his recently founded Editions Russes de Musique. Taneyev was only too happy to agree to this generous arrangement and set to work on the piece in 1912. In it he practiced what he called his «concentric style of composition,» in which he first laid out the overall shape of the work and then elaborated it in levels of increasing detail. It was a working method that he had developed from his deep study of Bach and the medieval polyphonists, and it would find its fullest expression in the new cantata.

At the Reading of a Psalm is the second of Taneyev’s large-scale choral cantatas, having been preceded by St. John Damascene of 1883-4. The differences in their respective styles reflect the great distance he had traversed in the intervening thirty years: if the earlier work is rooted in the choral singing of the Orthodox Church, the latter is virtually a case-study for the cohesive force of counterpoint in an advanced late-romantic tonal idiom. Despite its spacious design and massive effects, the writing is extraordinarily intricate in its motivic texture and contrapuntal density, culminating in the elaborate triple fugue of Number 3. There is some indication that Taneyev intended the piece to be a demonstration of the virtues of counterpoint at a time when harmony and timbre were becoming the paramount stylistic features in modern music - a development he particularly deplored in the work of his former pupil, Skryabin. Whatever the case, the result can only be described as his magnum opus. Upon its completion, on 13 January 1915, the new cantata was immediately premièred in Moscow and St. Petersburg by Koussevitzky, and was unanimously proclaimed to be a masterpiece. But the composer’s death shortly thereafter, and the historic caesurae wrought by the Great War and the Revolution, stood in the way of its further progress. The work never appeared in the Editions Russes de Musique, which would undoubtedly have aided its dissemination abroad. Instead, it was published in a piano-vocal score by the Music Division of the State Publishing Company, Moscow and Petrograd, in 1923. The publication of the full score had to wait until 1960, when it was issued by the State Music Publishers, Moscow and Leipzig, in a «first edition» by I. Iordan and G. Kirkov. (Two years later Taneyev’s manual on invertible counterpoint appeared in English with a preface by his friend and champion, Koussevitzky.) A breakthrough of sorts was accomplished in 1977 with the release of a recording by the USSR Symphony Orchestra, conducted by Evgeni Svetlanov, with detailed liner notes in English. Still more important was Mikhail Pletnev’s recording of 1995 with the Russian National Orchestra. Since then At the Reading of a Psalm has been slowly but surely establishing itself in the concert hall as a masterpiece of the Russian late-romantic tradition.

Text and Musical Structure

First movement
Chorus: The earth is trembling. The thunder rolls through the ether. It is the voice of God. He orders the world: Israel, my people, listen to me!

Double Chorus: Israel! You build temples for me, and the temples glitter with gold. The incense smokes in them, and the fires burn day and night. Israel! You build temples for me, and the temples glitter with gold.
Chorus, Triple Fugue: But I do not need splendid temple vaults. I do not need indifferent stone and earthly dust. I have created the earth, created the waters. I have traced Heaven with a movement of my hand. If I so wish, the limits of marvels unknown to you will expand in accordance with my word. I create the infinity beyond Heaven.

Second movement
Chorus: I do not need gold. Into the earth’s depths, into the maw of eternal rocks I have poured not rain water, but streams of fiery metal. Compressed in the fetters of the depths. It boils and rushes outside: as to your silver and gold, they are but a splash of that fiery wave.

Quartet: I need no incense. It is the breath of flowers, smelling sweet beneath the dew, that showers praise upon me from all parts of the world.

Quartet and Chorus: I do not need fires: as I was the one who lit luminaries over your heads. It is I who cast stars into the nocturnal gloom like sparks from a hearth.

Third movement
Interlude: Your gift is so poor ...

Aria: ... But there is a priceless gift. A gift which your God requires: bring this and we will be reconciled. I will welcome all your gifts. I need your heart to be purer than gold, your will to be firm in your labors; I need brotherly love to reign. I need truth on Judgment Day!

Double Chorus: I need your heart to be purer than gold, your will to be firm in your labors; I need brotherly love, I need your trial to be just, I need your heart to be purer than gold.

Bradford Robinson, 2006

 

For performance material please contact the publisher Zimmermann, Frankfurt. Reprint of a copy from the Musikabteilung der Leipziger Städtische Bibliotheken, Leipzig.