Friedrich Gernsheim
(geb. Worms, 17. Juli 1839 — gest. Berlin, 11. September 1916)

Symphonie No. 2 Es-dur für großes Orchester, Op. 46 (1877-1882)

I Allegro tranquillo
II tarantella. Molto allegro e con fuoco
III Notturno. Andante
IV Finale. Poco animato e sempre più — Allegro

Vorwort
Liest man den Namen Friedrich Gernsheim — und das geschieht immer noch recht selten — so meist in Verbindung mit dem von Johannes Brahms: Jener gehöre zum Brahms-Kreis und sei von Brahms beeinflusst. Das stimmt zum Teil, unterschlägt jedoch manches. Tatsächlich war Gernsheim ein konservativer Komponist, von der Programm-Musik wenig und allem Anschein nach von der Oper noch weniger angezogen als Brahms; zwar blieb er mit Brahms seit ihrer ersten Begegnung im Jahre 1862 bis zum Tod des Meisters in freundschaftlichem Kontakt. Doch der Vorwurf, er sei bloß ein Brahms-Epigone, beruht auf Unkenntnis seiner Werke, oft auch auf latentem (oder gar nicht latenten) Antisemitismus. Bei näherer Betrachtung erkennt man in Gernsheim einen Komponisten, der in seiner Musik — sei es dank seiner rheinländischen Herkunft, sei es dank seiner dirigentischen Tätigkeit — Nachklänge von Beethoven, Mendelssohn, Spohr, Schubert und selbstverständlich Brahms in einen überzeugenden Eigenstil verschmilzt. Vor allem erkennt man einen Komponisten, der einen fast unbeirrbaren Sinn für formale Vollendung entwickelte und dem jegliche leere Geste abhold war.

Friedrich Gernsheim stammte aus einer aufgeklärten, weitgehend assimilierten, jedoch tief gläubigen jüdischen Familie in Worms. In seinem 1928 veröffentlichten und bis heute unübertroffenen Standardwerk über den Komponisten (Friedrich Gernsheim, Leben, Erscheinung und Werk) erzählt Karl Holl eine Geschichte, die für die geistige Haltung der Familie kennzeichnend ist: Seit altersher stand an einem Wormser Stadttor ein mit «Judengefängnis» betafeltes Gebäude, wo Juden, die sich dem Judenzoll zu entziehen versuchten, eingesperrt wurden. Als 1793 die französische Armee die Stadt eroberte und «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» als gesetzliches Prinzip einführten, stieg der Großvater des Komponisten auf eine Leiter und zerschlug die «Judengefängnis»-Tafel mit einem Beil. Auf demselben Platz sollte Jahre später sein Sohn Abraham, der Vater des Komponisten, das Haus bauen, in dem Friedrich am 17. Juli 1839 geboren wurde. Abraham Gernsheim war von Beruf Arzt, und in seinen wenigen freien Stunden auch begeisterter Flötist; seine Frau, eine ungemein begabte Klavierspielerin, gab dem jungen Fritz — übrigens das einzige Kind des Ehepaars — den ersten Musikunterricht. Er zeigte bald sowohl im Klavierspiel wie auch in der Komposition von Liedern außerordentliche musikalische Fähigkeiten, und schon als Siebenjähriger bekam er Unterricht in Klavierspiel und Theorie vom Spohr-Schüler Louis Liebe, mit dem er lebenslänglich befreundet blieb. 1848 entschloss sich die Familie, Mutter und Kind nach der von den Wirren der Revolution wenig berührten Festung Mainz zu schicken. Eigentlich sollte es sich um eine vorübergehende Sicherheitsmaßnahme handeln, aber trotz aller Zuneigung zur Familie und zur Vaterstadt Worms sollte das Kind nur noch als Gast zurückkehren. Kaum war Friedrich ein Jahr in Mainz, als der Frankfurter Klavierpädagoge Aloys Schmitt Mutter und Kind nach Frankfurt brachte. Dort hinterliess der junge Musiker einen so starken Eindruck bei seinen Lehrern, dass sie alsbald zur öffentlichen Vorführung seiner Fähigkeiten ein Konzert veranstalteten: Am 5. Mai 1850 erschien er im Frankfurter Stadttheater als Pianist (mit dem A-moll-Konzert von Hummel), als Geiger (mit den G-dur-Variationen von Rode) und schließlich als Komponist (mit einer Orchesterouvertüre aus seiner Wormser Zeit). Der junge Fritz wurde als Wunderkind gefeiert, und bald folgten weitere Konzerte und eine Konzertreise rheinaufwärts bis Karlsruhe.

Schon als Dreizehnjähriger ging er auf das Leipziger Konservatorium, wo er 1852 bis 1854 bei einigen der renommiertesten Lehrer der Zeit Unterricht bekam: bei Ignaz Moscheles und Louis Plaidy (Klavier), Ferdinand David und Raimund Dreyschock (Violine), Moritz Hauptmann und Ernst Friedrich Richter (Kontrapunkt), Julius Rietz (Komposition) und Franz Brendel (Musikgeschichte). Von 1855 bis 1861 lebte er in Paris, wo er bei Antoine François Marmontel Klavier studierte und eine Reihe von Komponisten kennenlernte: Rossini, Liszt, Rubinstein, Lalo, Heller und Saint-Saëns. Dort schloss er auch eine lebenslange Freundschaft mit dem Dirigenten Hermann Levi, dem er 1861 als Leiter des Saarbrücker Gesang- und Instrumentalvereins nachfolgte. 1865 erhielt er eine Stellung als Lehrer für Klavier und Komposition am Kölner Konservatorium sowie als Leiter der Musikalischen Gesellschaft und des Städtischen Gesangsvereins. Unter seinen Schülern war Engelbert Humperdinck; unter seinen engen Freunden und künstlerischen Mitstreitern waren Max Bruch und Ferdinand Hiller, bei dessen Soirées Clara Schumann, Johannes Brahms und Joachim Raff häufig zu Gast waren. Die Jahren in Köln gefielen ihm sehr, aber sein Wunsch nach mehr Selbstständigkeit brachte ihn 1874 nach Rotterdam, wo er bis 1890 als Direktor der Maatschappij tot bevordering van toonkunst (Gesellschaft zur Beförderung der Tonkunst) tätig war. Er wurde somit praktisch zum «Generalmusikdirektor» der ganzen Stadt: Die großen Reihen von Chor- und Orchesterkonzerten gehörten ihm sowie die Führung einer Musikschule; darüber hinaus erschien er regelmäßig als Gastdirigent der Deutschen Oper in Rotterdam. Er fühlte sich in Rotterdam wohl, und seine Tätigkeiten — als Komponist, als Dirigent, als Pädagoge — wurden dort hoch geschätzt, jedoch sehnte er sich gelegentlich nach Deutschland. Als 1880 die Stellung als Leiter des Berliner Stern’schen Gesangvereins frei wurde, überlegte sich er lange, ob er sich darum bewerben sollte; schließlich entschied er sich dagegen, wohl weil es damals in Berlin, wie Holl aufgrund eines Briefs von Hiller an Gernsheim argumentiert, kein anspruchsvolles Orchester gab. Vier Jahre später wurde die Stellung als Leiter des Kölner Konservatoriums frei, und Gernsheim hoffte sehr auf eine dauerhafte Rückkehr in die Stadt, die er so sehr geliebt hatte. Jedoch, wie Holl schreibt: «Die Frage der künstlerischen Befähigung war von einigen Leuten zu einer Frage des Glaubensbekenntnisses degradiert worden.»

Endlich hatte Gernsheim Erfolg, als 1890 die Berliner Stellung wieder frei wurde. Dank der tatkräftigen Fürsürache von Kollegen wie Brahms, Bruch, Joachim und Bülow wurde er mit großer Mehrheit für den Posten gewählt. Diesen hielt er bis 1904 inne, und er verstand es trotz anhaltender Sympathie für den Konkurrenten Julius Stockhausen den guten Willen des Chors zu gewinnen und ihn zur weiteren künstlerischen Entfaltung zu bringen. Trotz seiner konservativen Haltung entwickelte er ein väterlich-freundliches Verhältnis zu Gustav Mahler, deren Zweite Symphonie ihre Berliner Erstaufführung 1895 unter Mitwirkung von Gernsheims Chor erlebte. Seine Tätigkeit als Lehrer am Stern’schen Konservatorium legte er 1897 nieder, als er zum Senat der Königliche Akademie der Künste berufen wurde. In seinen letzten Jahren unterrichtete er nur gelegentlich, um seine schwindenden Kräfte der Komposition zu widmen; als Dirigent und Pianist trat er noch gelegentlich auf, u.a. im Winter 1907-08 als Leiter der Meininger Hofkapelle (als Gastdirigent anstelle des erkrankten Freunds Wilhelm Berger), und 1914, als die Stadt Dortmund seinen 75. Geburtstag mit einem zweitägigen Fest zu seinem Ehren veranstaltete.

Gernsheims Symphonie No. 2 Es-dur für großes Orchester, Op. 46 verdankt ihre Entstehung mehreren erfreulichen Erlebnissen des Komponisten. Der große Erfolg seiner Ersten Symphonie (1874) hat ihn selbstverständlich ermuntert, sich an eine zweite zu wagen. Am 1. Mai 1877 heiratete er Helene Hernsheim, die er schon seit Kindertagen kannte und mit der er bis zu seinem Tod glücklich lebte. Ihre Hochzeitsreise führte sie nach Neapel und, so Holl: «Die Stimmung der dort verbrachten Tage beflügelte aufs neue seine schöpferische Phantasie und wurde von ihm in Linie, Farbe und Rhythmik der Zweiten Symphonie in Es Dur op. 46 für alle Zeit festgehalten.»

Zwar gibt es wenig ausgesprochen Italienisches in diesem Werk; selbst die Tarantella, sein zweiter Satz, ist eher bürgerlich-deutsch als feurig-italienisch. Dieser Satz ist jedoch ein überaus fesselndes, meisterhaftes Stück: glänzend orchestriert, mit einem feinen, oft polyphon verflochtenen Reichtum an Motiven und auf einen überwältigenden, erheiternden kumulativen Effekt ausgerichtet. Mit Recht schreibt Holl: «Wenn dieses Opus 46 . . . nur um dieser Tarantella willen gespielt würde, der Hörer fände sich durch sie allein belohnt genug.» Seine unmittelbar folgenden Sätze sind ebenso treffend: «Doch ist das Werk auch in seinen übrigen Teilen vom Schlag eines warmen Herzens belebt. Man fragt sich verwundert, warum gerade diese geschlossene, nach Gehalt und Form fein ausgewogene Komposition aus den Konzertsälen so ganz verschwunden ist.» Und zwar geht es hier um Gernsheims gelungendste Symphonie, wenn auch nicht unbedingt seine reifste. Der erste Satz ist ein nahezu unbekümmertes idyllisches Bild — selbst der stürmische Ausbruch eines Seitenthemas kann eine grundlegende Heiterkeit nicht verleugnen — aber es ist beileibe kein einfaches Bild: Auch hier herrscht eine sonderbare Freiheit in der oft polyphonen Behandlung der Stimmen. Und zur leidigen Frage des Brahms-Epigonentums? Gleich am Anfang setzt Gernsheim ein Thema, dessen Verwandtschaft mit dem Anfangsthema der Brahms’sche Zweite Symphonie schier unüberhörbar ist, als ob er den Hörer mit just dieser Verwandtschaft necken — oder seinem großen Freund eine Hommage setzen — will, und geht darauf geschickt und zuversichtlich seinen eigenen Weg. Aussserdem zeigt dieser Satz, was Stimmung und Stimmführung betrifft, noch größere Ähnlichkeiten zum analogen Satz der Dritten Symphonie des Meisters — ein Werk, wohlgemerkt, das dieser erst nach der Vollendung und Uraufführung von Gernsheims Zweite Symphonie begann. Nicht weniger bewunderns-wert sind die letzten zwei Sätze, obwohl langsame Sätze und Finales die eher schwachen Stellen in Gernsheims Werken darstellen. Hier aber hat er es verstanden, die auftauchenden Fragen auf restlos befriedigende Weise zu beantworten. Holls Wort zum dritten Satz bringt es auf den Punkt: «Die für Gernsheim bezeichnende Gefahr des Zerfließens im Lyrischen wird durch auffallend knappe Form gebannt.» Als Hauptthema und stimmungsbildendes Faktum des Finales setzt Gernsheim eine Hymne für Streicher, womit er wiederum den unausweichlichen Vergleichs mit der entsprechenden Stelle in der Brahms’schen Ersten Symphonie riskiert. Das Hymnische in diesem Werk erscheint erst nach schweren Kämpfen und muss sich in der weiteren Entwicklung des Satzes behaupten, während in Gernsheims Symphonie jeglicher Kampf fehlt. Aber Gernsheim, selbst wenn er seine Hymne zum Gegenstand dramatischer Entwicklung macht, verliert nie das Ziel aus den Augen, und so — wieder Holl — «eilt dieser Schlusssatz frohgemut der Stretta zu, die gerade in solchem Zusammenhang als Künderin des ‘letzten Worts’ empfunden wird.»

Vor allem verrät diese Zweite Symphonie keine Spur von ihrer langen, fast fünfjährigen Entstehungszeit, so spontan ist sie (und dennoch ausgereift!) im Ausdruck. Gernsheim selbst dirigierte die begeistert aufgenommene Uraufführung am 18. März 1882 in einem Eruditio-Konzert des Orchesters der Maatschappij tot bevordering van toonkunst in Rotterdam. Im selben Jahr erschienen Partitur und ein vierhändiger Klavierauszug vom Komponisten bei Rieter-Biedermann erschienen. Die Partitur trägt aus leider nicht mehr eruierbaren Gründen die Widmung: «Der philharmonischen Gesellschaft in Hamburg.» Gernsheim selbst hat das Werk in führenden deutschen Städten vorgeführt, u.a. in Berlin, aber von seiner weiteren Aufführungsgeschichte bis zu seinem Verfallen in totale Vergessenheit ist sonst noch nichts bekannt. Eine CD-Aufnahme aller vier Symphonien (Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz; Dirigent: Siegfried Köhler) erschien 1999 bei der Münchener Firma Arte Nova und gilt als erster Schritt in der Wiederentdeckung dieser zu Unrecht vergessenen Werke.

Stephen Luttmann, 2006

Aufführungsmaterial erhältlich beim Benjamin Musikverlag, Hamburg. Nachdruck einer Partitur aus der Landesbibliothek Coburg, Coburg.

Friedrich Gernsheim
(b. Worms, 17 Juli 1839 — d. Berlin, 11 September 1916)

Symphonie No. 2 Es-dur für großes Orchester, Op. 46 (1877-1882)

I Allegro tranquillo
II tarantella. Molto allegro e con fuoco
III Notturno. Andante
IV Finale. Poco animato e sempre più — Allegro

Preface
When one sees the name Friedrich Gernsheim — and this still happens all too rarely — then usually in connection with that of Johannes Brahms: Gernsheim belonged to the Brahms Circle; Gernsheim was influenced by Brahms. This is partly true, but overlooks a lot. Granted, Gernsheim was a conservative composer, little drawn to program music and by all accounts less drawn to opera than Brahms; he was also a friend of Brahms’s from their first encounter in 1862 until the death of the great master. But the charge that he was merely a Brahms epigone rests upon unfamiliarity with his works, and often upon latent (or not at all latent) anti-Semitism as well. When one takes a closer look at his works, one recognizes in Gernsheim a composer who in his music — whether thanks to his origins in the Rhineland, or whether because of his activity as conductor — melds together echoes of Beethoven, Mendelssohn, Spohr, Schubert and (of course) Brahms into a convincing style of his own. Above all one recognizes in Gernsheim a composer who developed an almost unflinching sense of formal perfection and who was averse to any kind of empty gesture.

Friedrich Gernsheim came from an enlightened, largely assimilated, and yet deeply religious Jewish family in Worms. Karl Holl, the author of a 1928 study that remains the standard work on the composer (Friedrich Gernsheim, Leben, Erscheinung und Werk) relates a story that is representative of the family’s spiritual-intellectual attitude: There had long been in Worms a building at one of the city gates that bore the sign «Jewish Prison»; Jews who had sought to evade the Jew tax were incarcerated there. After the French army conquered the city and introduced the legal principle of «liberty, equality, fraternity», the composer’s grandfather mounted a ladder and smashed down the sign with a club. Years later at that very location his son Abraham, the composer’s father, would erect the house in which Friedrich was born on 17 July 1839. Abraham Gernsheim was a physician by trade, and in his few spare hours an enthusiastic flute player; his wife, an uncommonly talented pianist, gave the young Fritz — the couple’s only child — his first music instruction. He quickly demonstrated extraordinary talent both as a pianist and as a composer of songs, and at the tender age of seven he began to receive instruction in piano and theory from Louis Liebe, who had once been a student of Louis Spohr’s. The two would remain lifelong friends. In 1848 the family decided that mother and son should move to Mainz, which was little touched by the revolutionary disturbances of the time. This was intended as only a temporary measure, but despite his love for his family and his home town, from then on the child would return to Worms only as a guest. He had been in Mainz hardly a year when Aloys Schmitt, a Frankfurt piano teacher, brought mother and child to Frankfurt. There he impressed his teachers so quickly and deeply that they put together a concert to showcase his talents: On 5 May 1850 he appeared on stage at the Frankfurt Stadttheater as a pianist (in the A-minor Concerto by Hummel), as a violinist (in the G-major variations by Rode), and finally as a composer (with an orchestral overture written during his years in Worms). The young Fritz was celebrated as a child prodigy, and further concerts and a concert tour up the Rhine as far as Karlsruhe soon followed.

At the age of thirteen he entered the Leipzig Conservatory, where he was taught by some of the most renowned teachers of the day: Ignaz Moscheles and Louis Plaidy (piano), Moritz Hauptmann and Ernst Friedrich Richter (counterpoint), Julius Rietz (composition), and Franz Brendel (music history). From 1855 to 1861 he lived in Paris, where he studied piano under Antoine François Marmontel and made the acquaintance of several composers: Rossini, Liszt, Rubinstein, Lalo, Heller, and Saint-Saëns. There he also cemented a lifelong friendship with the conductor Hermann Levi, whom he followed as director of the Gesang- und Instrumentalverein (Singing and Instrumental Society) of Saarbrücken in 1861. In 1865 he was appointed teacher of piano and composition at the Cologne Conservatory as well as director of the city’s Musical Society and Singing Society. Among his pupils was Engelbert Humperdinck; among his close friends and musical allies were Max Bruch and Ferdinand Hiller, at whose soirées Clara Schumann, Johannes Brahms, and Joachim Raff were frequent guests. He was happy during his years in Cologne, but his desire for greater artistic independence brought him to Rotterdam in 1874, where he was director of the Maatschappij tot bevordering van toonkunst (Society for the Promotion of Music). In this position he was practically the «general music director» of the entire city: The big series of choral and orchestral concerts belonged to him, as did the direction of a music school; on top of all that he also appeared regularly as guest conductor of the city’s German Opera. He liked Rotterdam, and his activities — as composer, conductor, and teacher — were highly appreciated, and yet he occasionally longed for Germany. When the position of director of the Stern Singing Society in Berlin came open in 1880, he debated with himself for quite some time as to whether he should apply. Eventually he decided against doing so, probably because Berlin lacked a decent orchestra at the time, as Holl argues on the basis of a letter from Hiller to Gernsheim. Four years later the directorship of the Cologne Conservatory came open, and Gernsheim hoped very much to return permanently to the city he had loved so much. However, in Holl’s words: «The question of artistic capability degraded in the minds of some people to a question of religious confession.»
In 1890 Gernsheim finally succeeded in returning to Germany. The position in Berlin became available again, and this time, enjoying the powerful support of colleagues such as Brahms, Bruch, Joachim, and Bülow, he was elected to the position by a great majority of votes. He remained in the position until 1904 and, despite persistent sympathy for Julius Stockhausen, who had also applied for the position, he was able to win for himself the good will of the Singing Society and spur it to further artistic perfection. Despite his conservative attitudes he developed a fatherly friendship with Gustav Mahler, whose Second («Resurrection») Symphony received its first Berlin performance in 1895; Gernsheim’s Singing Socity took part in the performance. His activity as teacher at the Stern Conservatory lasted only until 1897, at which time he was appointed to the Royal Academy of Arts. In his last years Gernsheim taught only intermittently, the better to devote his aging powers to composition. He continued to make appearances as conductor and pianist as well, most notably in the winter of 1907-08 (as guest conductor of the Meiningen Court Orchestra, substituting for his sick friend Wilhelm Berger), and in 1914 when the city of Dortmund celebrated his seventy-fifth birthday with a two-day festival.

Gernsheim’s Symphonie No. 2 Es-dur für großes Orchester owes its origins to several positive experiences on the part of the composer. The great success of his First Symphony (1874) no doubt encouraged him to take his chances on a second. On 1 May 1877 he married Helene Hernsheim, whom he had known from childhood, and with whom he would live happily for the rest of his life. Their honeymoon trip took them to Naples, where, according to Holl: «The atmosphere of the days spent there gave renewed wing to his creative fantasy and was captured for all time in the lines, colors, and rhythms of the Second Symphony in E-flat, op. 46.»

Granted, there is little of a pronounced Italian character in this work; even the Tarantella, its second movement, is more bourgeois-German than fiery-Italian. But this movement is no less an entirely gripping, masterfully successful piece: brilliantly orchestrated, possessing a finely, often polyphonically woven richness of motif, and overwhelming and exhilarating in cumulative effect. Holl is entirely on the mark when he writes that «if this Opus 46 were performed only for the sake of this Tarantella, this movement alone would sufficiently reward the listener.» The sentences he wrote immediately thereafter are no less true: «But elsewhere the work is also enlivened by the beat of a warm heart. One asks oneself in amazement how precisely this well-shaped work, finely balanced in form and content, managed to disappear so completely from the concert hall.» And indeed, this is Gernsheim’s most successful symphony, if not necessarily his most mature one. The first movement is an almost completely untroubled idyllic picture; even the stormy outburst of a secondary theme cannot deny a fundamental cheerfulness. But it is by no means a simple picture, for in this movement too there is unusual freedom in the often polyphonic treatment of melodic lines. And as to the tiresome question of Brahms-imitation: At the very beginning of the work Gernsheim sets a theme whose relationship to the opening them of Brahms’s Second Symphony is impossible to ignore, as if it were his intention to tease the listener with this very relationship — or pay homage to his great friend — only to proceed deftly and confidently on a path of his own. Besides, the movement betrays even greater similarities in its mood and voice-leading to the analogous movement in Brahms’s Third Symphony — a work that, one should note, had not yet been started at the time this symphony of Gernsheim’s was completed and premiered. No less admirable are the latter two movements, especially when one considers that slow movements and finales tended to be the weakest in Gernsheim’s works. Here, however, he was able to solve problems in an entirely satisfactory manner. Holl’s comment regarding the third movement goes straight to the point: «Gernsheim’s characteristic problem of getting lost in lyricism is banished by means of strikingly tight form.» As the main theme and mood-setting fact of the final movement Gernsheim sets a hymn for strings, and by doing so he risks a lot, due to the inevitable comparison with the corresponding passage in Brahms’s First Symphony. In Brahms’s work, the aspect of hymn appears only after great struggle and still has to exert itself throughout the course of the movement, whereas the aspect of struggle is entirely absent in Gernsheim’s. But Gernsheim, even in those moments when he makes his hymn the object of dramatic development, never loses sight of his goal, and thus, as Holl states, «the final movement hurries on its way toward the final stretta, which in this context is perceived as the herald of the ‘final word’».

Above all, this symphony betrays no sign of its long period of maturation — its composition took nearly five years — so spontaneous (if also ripened) is it in expression. Gernsheim himself conducted the premiere in Rotterdam on 18 March 1882; the work was part of the «Eruditio Concert» series of the Orchestra of the Maatschappij tot bevordering van toonkunst. The score and the composer’s arrangement for piano, four hands were published the same year by Rieter-Biedermann. For reasons that are no longer clear, the score bears the dedication: «To the Philharmonic Society in Hamburg.» Gernsheim conducted the work in leading German cities such as Berlin, but otherwise nothing is known of the work’s performance history up to the point where it lapsed into obscurity. A CD recording of all four symphonies (Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, conducted by Siegfried Köhler) was released by the Munich firm Arte Nova in 1999; it represents the first step in the rediscovery of these unjustifiably forgotten works.

Stephen Luttmann, 2006

For performance material please contact Benjamin Musikverlage, Hamburg. Reprint of a copy from the Landesbibliothek Coburg, Coburg.