Gerhard von Keußler - Auferstehung und Jüngstes Gericht
(geb. 23. Juni 1874, Schwanenburg [Gulbene, Lettland] – gest. 21. August 1949, Niederwartha bei Dresden)
Fresko für Orchester und Recitation auf eigene Dichtung (1904)
Schlummer der Toten – Erste Anzeichen einer Unruhe in den Gräbern (p. 1) – Weckruf der Wärter (p. 6) – Die Fackeln werden angezündet (p. 7) – Die Gräber thun sich auf (p. 9) – Die Erwachten entsteigen den Gräbern (p. 10) – Dankgesang der Auferstandenen (p. 12) – Lästerungen und Hader der Zwieträchtigen (p. 13) – Gemenge (p. 14) – Rede der Friedfertigen (p. 24) – Rede der Sanftmütigen (p. 27) – Prahlereien der Hoffärtigen (p. 30) – Rufe der Wärter zum Gericht – Das Volk versammelt sich (p. 35) – Zug der nahenden Richter (p. 39) – Jubel im Volk (p. 40) – Ansprache der Richter (p. 41) – Rede der Mühsäligen und Beladenen (p. 43) – Wechselreden (p. 48) – Antwort der Reuigen (p. 52) – Ihre Verspottung durch die Hochmütigen und Beginn des Gerichts (p. 53) – Bange Erwartung und Unruhe im Volk (p. 58) – Verkündigung des Urteils (p. 59) – Sturz der Verdammten (p. 60) – Beginn der Rezitation (p. 64) – Ossia-Abschnitt, nur bei Rezitation zu spielen (p. 73-86) – Schlussteil (p. 86)
Vorwort
Gerhard von Keußler ist ein Sonderfall in der Musikgeschichte: Er war einer der großartigsten Komponisten seiner Generation, und zugleich fanden die letzten Aufführungen seiner größeren Werke zu seinen Lebzeiten statt, und bis heute gibt es nicht eine einzige Tonaufnahme auch nur eines Werkes von Keußler. Als Sakralkomponist zählt er zu den größten Meistern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ist in der kontrapunktischen Meisterschaft, ergreifenden Harmonik und den unorthodox weit gespannten, bezwingenden Formen ein würdiger Nachfolger von Bruckner, Brahms und Draeseke. Seine drei Symphonien und weiteren Orchesterwerke, die bisher bis auf eine frühe Ausnahme nur im Manuskript vorliegen, sind mutmaßlich und wenn man kompetenten Zeitzeugen Glauben schenken darf, nicht von geringerer Qualität. Auch schriftstellerisch trat Keußler mit bedeutenden Beiträgen hervor, bis er 1935 den Beitritt zur Reichsschrifttumkammer verweigerte und fortan nichts mehr veröffentlichen durfte. Das schnelle Vergessen seines Schaffens hat wohl auch damit zu tun, dass er seine nicht einfach aufzuführende Musik fast immer selbst dirigierte und somit zum Zeitpunkt seines Todes kein anderer Dirigent sie im Repertoire führte.
Gerhard von Keußler wuchs in einer baltisch-deutschen Pfarrersfamilie in Lettland auf, die 1885 nach St. Petersburg übersiedelte. Auf Drängen seines Vaters studierte er ab 1894 im heute estnischen Dorpat (Tartu) zunächst Botanik, doch erhielt er in jener Zeit Klarheit über seine Berufung. 1900-02 studierte er am Leipziger Konservatorium Komposition bei Carl Reinecke, Kontrapunkt bei Salomon Jadassohn und Cello bei Julius Klengel. Klengel förderte ihn auch als Komponisten und durch seine Empfehlung wurde seine symphonische Dichtung ‚Auferstehung und Jüngstes Gericht‘ bei Breitkopf & Härtel verlegt. Auch Reinecke war dem jungen Keußler wohlgesonnen, doch war ihm der Unterricht künstlerisch so unbehaglich, dass er das Studium ohne Abschluss abbrach und nach Dresden übersiedelte. 1906-18 wirkte er als Chorleiter des Deutschen Singvereins in Prag, 1918-22 als Leiter der Deutschen Sing-Akademie und zunächst auch der Philharmonischen Konzerte in Hamburg. Dann lebte er in Stuttgart. Bereits 1926 wurde von seinen Anhängern eine Keußler-Gesellschaft in Prag mit Zweigstelle in Stuttgart gegründet. 1932 ging Keußler nach Australien, wo er enormes Ansehen genoss und 1934 zum Musikdirektor der St. Patrick-Kathedrale in Melbourne ernannt wurde. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1935 verweigerte er sich den Begehrlichkeiten der Nazis, wurde nie Parteimitglied und führte ein zurückgezogenes Leben, das ihm dank der Protektion durch seinen alten Freund Peter Raabe, des Präsidenten der Reichsmusikkammer, der ihm eine Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste zuwies, ermöglicht wurde. Aufführungen seiner Musik fanden kaum noch statt. Als man 1939 von ihm verlangte, die jüdischen Mitglieder aus der Keußler-Gesellschaft auszuschließen, löste er die Gesellschaft kurzerhand auf. Er wurde aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen und übersiedelte 1943 nach Niederwartha nahe Dresden am Ufer der Elbe, wo er unter schwierigen materiellen Umständen und weitgehend unbeachtet seine letzten Lebensjahre verbrachte.
Sieht man von einigen Stücken zu erzieherischen Zwecken ab, so schrieb Keußler kaum Gelegenheitswerke, sondern fast durchgehend ‚Hauptwerke‘. Die Datierung seiner Kompositionen ist durch Mangel an dahingehenden Aufzeichnungen nur ungefähr möglich. In chronologischer Reihenfolge seine wichtigsten Werke sind:
‚Wandlungen‘, symphonisches Drama in drei Teilen auf eigenen Text
‚Der Einsiedler‘, symphonisches Gedicht (UA 1904)
‚Hiob und wir, seine Tröster und Trösterinnen‘, symphonische Phantasie (UA 1904)
‚Auferstehung und jüngstes Gericht‘, symphonisches Fresko mit Rezitation auf eigenen Text (UA 1905)
‚Morgenländische Phantasie‘ für großes Orchester (UA 1909)
‚Der 23. Psalm‘ für Chor, Tenor solo und Orchester (UA 1911)
‚Todesvisionen‘, Symphonie in A (UA 1911)
1. Symphonie A-Dur (Neufassung der ‚Todesvisionen‘) (UA 1916)
‚Gefängnisse‘, symphonisches Drama in drei Teilen auf eigenen Text (UA 1914)
‚Juninacht am Meer‘, symphonisches Gedicht
‚Das große Bündnis‘, Tondichtung für Alt solo und großes Orchester auf eigenen Text (UA 1928)
‚Der 46. Psalm‘ für 5st. Chor, Altsolo und Ensemble (UA 1917)
‚Jesus aus Nazareth‘, biblisches Oratorium in zwei Teilen (UA 1917)
‚Die Mutter‘, Marienoratorium (UA 1919)
‚An den Tod‘, melodramatische Symphonie mit Rezitation auf eigenen Text (UA 1922)
‚Die Geißelfahrt‘ symphonisches Drama in zwei Teilen auf eigenen Text (UA 1923)
‚Zebaoth‘, biblisches Oratorium in zwei Teilen (UA 1924)
2. Symphonie d-moll (UA 1925)
3. Symphonie C-Dur (UA 1928)
‚In jungen Tagen‘, Volksoratorium nach altdeutschen Liedern (UA 1928)
‚Die Burg‘, Tondichtung für Knabenchor, Alt solo und Orchester (UA 1929)
‚Asma‘, symphonische Dichtung mit Alt solo (UA 1931)
‚Praeludium solemne‘ für Orchester und Orgel (UA 1934)
‚Xenion‘, symphonische Szene mit Kinderchor auf eigene freie Übertragung von Hesiod
‚Australia‘, symphonische Phantasie in drei Sätzen (UA 1939)
Zu nennen sind auch noch seine Klavierlieder in mehreren Zyklen. Seine Opern bezeichnete Keußler als ‚symphonische Dramen‘, deren letztes, ‚Der Bruder‘, als sein letztes Werk nur im Text vollendet wurde und musikalisch nur in Skizzen vorliegt.
Die entscheidende Grundlagenarbeit für die Erforschung des Werkes von Gerhard von Keußler leistete Egon Siemens, der alle Werke eingehend besprach und außerdem in großer Zahl Besprechungen derselben sammelte und Zeugen befragte. Nachdem es für mehr als 60 Jahre ganz still um Keußler geworden war, erschien 2010 Manuel Krönungs Dissertation ‚Die Oratorien des Gerhard von Keußler. Musik mit Ethos‘ (Are Musik Verlag, Mainz) im Druck. Sämtliche wichtigen Werke Keußlers blieben in Partitur und Stimmen erhalten und befinden sich im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. 2020 begann der Laurentius-Musikverlag (www.laurentius-musikverlag.de) in Frankfurt mit einer von Denis Lomtev herausgegebenen Reihe von ausgewählten Werken Keußlers, in welcher auch dessen drei Symphonien erscheinen sollen. Bis dahin sind von seinen Partituren nur das frühe symphonische Fresko ‚Auferstehung und jüngstes Gericht‘ (Breitkopf & Härtel) sowie der hier vorliegenden ‚Zebaoth‘ (Peters) im Druck erschienen. Von den anderen seinerzeit erfolgreichen Oratorien ‚Jesus aus Nazareth‘, ‚Die Mutter‘ und ‚In jungen Tagen‘ wurden nur die Klavierauszüge gedruckt.
Auferstehung und Jüngstes Gericht
1904 präsentierte sich Gerhard von Keußler erstmals als Komponist ambitionierter Werke der Öffentlichkeit. So erklangen am 28. September jenes Jahres in Coburg unter seiner Leitung erstmals das Vorspiel zu seinen ‚Wandlungen‘ und die symphonische Dichtung für Orchester und Orgel ‚Nach der Weltflucht‘. (Letztere, sein zweites großes Werk, benannte er danach um in ‚Der Einsiedler‘; unter diesem neuen Titel erfuhr sie am 21. März 1905 ihre zweite Aufführung in Düsseldorf unter Julius Buths; drei weitere Aufführungen unter Keußler selbst fanden 1910, 1913 und 1917 statt; ‚Der Einsiedler‘ wurde nicht gedruckt und ist in Keußlers Nachlass in keiner Form erhalten, muss also als endgültig verschollen betrachtet werden.) Am 22. November 1904 leitete Keußler in Dresden, wo er 1903-06 lebte, die Uraufführung seiner symphonischen Phantasie ‚Hiob und wir, seine Tröster und Trösterinnen‘, die er in der Folge zurückzog und teilweise in seiner 1909 uraufgeführten ‚Morgenländischen Phantasie‘ wiederverwendete. (Auch zur Hiob-Phantasie ist keinerlei Notenmaterial erhalten.)
Am 31. Januar 1905 dirigierte Keußler in Dresden bei einem Abend mit eigenen Kompositionen die zweite Aufführung seines Vorspiels zu den ‚Wandlungen‘ sowie erstmals den ‚Liebesgesang der Priesterin‘ aus diesem Werk. (Weitere Aufführungen von Teilen der ‚Wandlungen‘ oder gar des ganzen Werks, dessen Partitur im Nachlass Keußlers erhalten ist, fanden nie statt.)
Im selben Konzert des Gewerbehausorchesters in Dresden am 31. Januar 1905 dirigierte Keußler auch die Uraufführung seiner neuen Tondichtung ‚Auferstehung und Jüngstes Gericht‘. Rudolf Louis (1870-1914) reagierte in der Monatszeitschrift ‚Die Musik‘ mit einem gnadenlosen Verriss, indem er von einem „Werk, über dessen künstlerischen Wert nicht ernstlich diskutiert zu werden braucht“, schrieb und es als „ein in jeder Beziehung unmögliches Machwerk“ bezeichnete. Keußlers Kühnheiten riefen den entschiedenen Widerwillen der Hüter der Tradition hervor, was sich auch in Arthur Smolians (1856-1911) herablassendem Vorwurf von „gerngroßem Anfängertum“ niederschlug. Nachhaltig beeindrucken ließ sich Keußler freilich von solchen Attacken nicht: „Dieses Werk hat in meinem musikalischen Fortkommen, äußerlich und innerlich, eine wichtige Rolle gespielt.“ (Keußler in seiner kurzen ‚Selbstbiographie‘ Zum zweiten Mal dirigierte er sein neues Werk am 8. Januar 1906 in Leipzig, wo er das Winderstein-Orchester leitete. Zwar hat seither bis heute keine weitere Aufführung stattgefunden, doch sollte ‚Auferstehung und Jüngstes Gericht‘ sein Durchbruchswerk sein und das einzige Orchesterwerk, das nicht nur zu seinen Lebzeiten, sondern im ganzen 20. Jahrhundert im Druck erschien. Der große Cellist und einflussreiche Professor Julius Klengel empfahl das Werk dem Verlag Breitkopf & Härtel, wo es noch 1905 im Druck erschien. Und Arthur Nikisch besuchte die Generalprobe und lobte Keußler anschließend als „geborenen Dirigenten“, worauf er nach Prag empfohlen wurde und dort für zwölf Jahre die Leitung des Deutschen Singvereins übernahm.
‚Auferstehung und Jüngstes Gericht‘ ist dem bedeutenden Dirigenten Julius Buths (1851-1920), 1890-1907 städtischer Musikdirektor in Düsseldorf, gewidmet, dem ersten unter den wenigen Kollegen, die Keußlers Musik in ihre Programme aufnahmen (was auch daran lag, dass Keußler seine Musik bei jeder Gelegenheit selbst leitete; von 1921 bis 1928 sind an Dirigenten, die Keußlers Musik aufführten, dann noch Max Ludwig in Leipzig, Fritz Stein in Hamburg, der immer aufgeschlossene Max Fiedler in Essen, Georg Schumann in Berlin, Georg Dohrn in Breslau, Carl Leonhardt in Stuttgart und Karl Muck in Hamburg zu nennen). Buths leitete in seiner Düsseldorfer Zeit u.a. die Düsseldorfer Erstaufführungen von Johann Sebastian Bachs Messe in h-moll, Giuseppe Verdis Requiem und Hector Berlioz’ «Grande Messe des Morts», die deutschen Erstaufführungen der Elgar’schen Oratorien ‚The Dream of Gerontius‘ und ‚The Apostles‘ und des Requiems von Stanford, und einige Uraufführungen. Im März 1918 dirigierte er dreimal Keußlers Oratorium ‚Jesus aus Nazareth‘ in Elberfeld (heute Wuppertal).
‚Auferstehung und Jüngstes Gericht‘ musste es schwer haben bei der Kritik, und die Idee, eine Allegorie auf die jenseits der Gegenständlichkeit, ja sogar jenseits der Zeitlichkeit sich ereignende biblische Prophezeihung in der Art einer symphonischen Dichtung, also als Programmmusik zu vertonen, zeugt von einer rücksichtslosen Kühnheit, die damals wohl eher als Vermessenheit, wenn nicht gar als Gotteslästerung wahrgenommen wurde. Und die Rezitation im Schlussteil birgt natürlich die Gefahr des Abgleitens ins naturalistisch Melodramatische oder auch ins pathetisch Lächerliche. Freilich hat Keußler auch eine Aufführungsversion vorgesehen, bei welcher der Schlussteil unter Fortlassung der Rezitation um 67 Takte kürzer ist (Ziffern 45-52). Zumindest in dieser gerafften Fassung ist zu hoffen, dass das Werk in unserer Zeit nach weit mehr als 100 Jahren wieder zur Aufführung kommt. Möge der unveränderte Nachdruck des Erstdrucks von 1905 zum Studium dieser in Form und Gehalt einzigartigen Komposition, die nicht nur in ihrer Zeit als ein Solitär gelten muss, anregen.
Christoph Schlüren, März 2020
Aufführungsmaterial ist erhältlich vom Originalverlag Breitkopf & Härtel, Wiesbaden (www.breitkopf.com).
Gerhard von Keußler
(b. 23 June 1874, Schwanenburg [Gulbene, Latvia] – d. 21 August 1949, Niederwartha near Dresden)
Auferstehung und Jüngstes Gericht
(Resurrection and Last Judgment)
Fresco for orchestra and recitation on original poetry (1904)
Schlummer der Toten – Erste Anzeichen einer Unruhe in den Gräbern (p. 1) – Weckruf der Wärter (p. 6) – Die Fackeln werden angezündet (p. 7) – Die Gräber thun sich auf (p. 9) – Die Erwachten entsteigen den Gräbern (p. 10) – Dankgesang der Auferstandenen (p. 12) – Lästerungen und Hader der Zwieträchtigen (p. 13) – Gemenge (p. 14) – Rede der Friedfertigen (p. 24) – Rede der Sanftmütigen (p. 27) – Prahlereien der Hoffärtigen (p. 30) – Rufe der Wärter zum Gericht – Das Volk versammelt sich (p. 35) – Zug der nahenden Richter (p. 39) – Jubel im Volk (p. 40) – Ansprache der Richter (p. 41) – Rede der Mühsäligen und Beladenen (p. 43) – Wechselreden (p. 48) – Antwort der Reuigen (p. 52) – Ihre Verspottung durch die Hochmütigen und Beginn des Gerichts (p. 53) – Bange Erwartung und Unruhe im Volk (p. 58) – Verkündigung des Urteils (p. 59) – Sturz der Verdammten (p. 60) – Beginn der Rezitation (p. 64) – Ossia-Abschnitt, nur bei Rezitation zu spielen (p. 73-86) – Schlussteil (p. 86)
Slumber of the dead - First signs of unrest in the tombs (p. 1) - Wake-up call of the guards (p. 6) - The torches are lit (p. 7) - The tombs open (p. 9) - The awakened rise from the tombs (p. 10) - Song of thanksgiving of the risen ones (p. 12) - Blasphemies and strife of the divided (p. 13) - Brawl (p. 14) - Speech of those who are peaceful (p. 24) - Speech of the meek (p. 27) - Boasts of the proud (p. 30) - Calls of the guards to judgment - The people gather (p. 35) - Procession of the approaching judges (p. 39) - Rejoicing among the people (p. 40) - Address of the judges (p. 41) - Speech of the toiling and burdened (p. 43) - Speeches of exchange (p. 48) - Answer of the repentant (p. 52) - Their mockery by the haughty ones and beginning of the judgment (p. 53) - Anxious expectation and unrest among the people (p. 58) - Proclamation of the judgment (p. 59) - Overthrow of the damned (p. 60) - Beginning of the recitation (p. 64) - Ossia section, to be played only when recited (p. 73-86) - Final part (p. 86)
Preface
Gerhard von Keußler is a special case in music history: he was one of the greatest composers of his generation, and at the same time the last performances of his major works took place during his lifetime, and to this day not a single recording of even one of Keußler’s works was done. As a sacred composer, he is one of the greatest masters of the first half of the 20th century and is a worthy successor to Bruckner, Brahms and Draeseke in his contrapuntal mastery, poignant harmonies and unorthodox, broad, compelling forms. His three symphonies and other orchestral works, which, with one early exception, have so far only been available in manuscript, are, if competent contemporary witnesses are to be believed, presumably not of lesser quality. Keußler also contributed significantly as a theorist and essayist until he refused to join the national-socialist Reichsschrifttumkammer in 1935 and therefore was no longer allowed to publish any literary works. The rapid forgetting of his musical work probably has to do with the fact that he almost always conducted his music, which was not easy to perform, himself and thus at the time of his death no other conductor had it in his repertoire.
Gerhard von Keußler grew up in a Baltic-German pastoral family in Latvia, which moved to St. Petersburg in 1885. At his father’s insistence, he first studied botany from 1894 in Dorpat (Tartu) in today’s Estonia, but at that time his vocation became clear. From 1900-02 he studied composition with Carl Reinecke at the Leipzig Conservatory, as well as counterpoint with Salomon Jadassohn and cello with Julius Klengel. Klengel also promoted him as a composer and through his recommendation Keußler’s symphonic fresco ‘Resurrection and Last Judgement’ was published by Breitkopf & Härtel. Reinecke was also well-disposed towards the young Keußler, but generally the lessons were so unsatisfactory for him artistically that he broke off his studies without a degree and moved to Dresden. From 1906-18 he worked as choir director of the Deutscher Singverein (German Singing Society) in Prague, from 1918-22 as director of the Deutsche Sing-Akademie and initially also of the Philharmonic concerts in Hamburg. Then he lived in Stuttgart. As early as 1926 his followers founded a Keußler Society in Prague with a branch in Stuttgart. In 1932, Keußler went to Australia, where he enjoyed an enormous reputation and was appointed music director of St. Patrick’s Cathedral in Melbourne in 1934. After his return to Germany in 1935, he refused the covetousness of the Nazis, never became a party member and led a secluded life, which was made possible thanks to the protection of his old friend Peter Raabe, president of the Reichsmusikkammer, who assigned him a master class in composition at the Prussian Academy of Arts. There were hardly any performances of his music anymore. When in 1939 he was asked to expel the Jewish members from the Keußler Society, he dissolved the Society without further ado. He was expelled from the Reichsmusikkammer and in 1943 moved to Niederwartha near Dresden on the banks of the Elbe, where he spent the last years of his life under difficult daily-life circumstances and largely unnoticed.
With the exception of a few pieces for educational purposes, Keußler wrote hardly any occasional works, but almost exclusively ‘major works’. Due to a lack of records, the dating of his compositions is only approximately possible. In chronological order his most important works are:
‘Wandlungen’ (Transformations), symphonic drama in three parts on an original text
’Der Einsiedler‘ (The Hermit), symphonic poem (fp 1904)
’Job and Us, His Comforters’, symphonic fantasy (fp 1904)
’Resurrection and Last Judgement’, symphonic fresco with recitation on an original text (fp 1905)
‚Oriental Fantasy‘ for large orchestra (fp 1909)
Psalm XXIII for choir, tenor solo and orchestra (fp 1911)
’Todesvisionen’ (Visions of Death), Symphony in A (fp 1911)
1st Symphony in A major (new version of ‚Todesvisionen‘) (fp 1916)
’Gefängnisse’ (Prisons), symphonic drama in three parts on an original text (fp 1914)
„June Night by the Sea“, symphonic poem
’Das große Bündnis‘ (The Great Alliance), tone poem for contralto solo and large orchestra on an original text (fp 1928)
The 46th Psalm for 5-part choir, contralto solo and ensemble (fp 1917)
’Jesus of Nazareth‘, biblical oratorio in two parts (fp 1917)
’The Mother‘, Oratorio of Mary (fp 1919)
’An den Tod‘ (To Death), melodramatic symphony with recitation on an original text (fp 1922)
‘Die Geißelfahrt‘, symphonic drama in two parts on an original text (fp 1923)
‚Zebaoth‘, biblical oratorio in two parts (fp 1924)
2nd Symphony in D minor (fp 1925)
3rd Symphony in C major (fp 1928)
’In jungen Tagen‘ (In Early Days), folk oratorio after old German songs (fp 1928)
’Die Burg‘ (The Fortress), tone poem for boys‘ choir, contralto solo and orchestra (fp 1929)
‚Asma‘, symphonic poem with contralto solo (fp 1931)
Praeludium solemne‘ for orchestra and organ (fp 1934)
‚Xenion‘, symphonic scene with children‘s choir on a free translation of Hesiod
Australia‘, symphonic fantasy in three movements (fp 1939)
Also worth mentioning are his several cycles of songs with piano accompaniment. Keußler called his operas ‚symphonic dramas‘, the last of which, ‚Der Bruder‘ (The Brother), was his last work, completed only in text and musically only handed down in sketches.
The decisive groundwork for research into the work of Gerhard von Keußler was done by Egon Siemens, who discussed all the works in detail, collected a large number of reviews of them and interviewed witnesses. After more than 60 years of silence around Keußler, Manuel Krönung‘s dissertation ‚Die Oratorien des Gerhard von Keußler. Musik mit Ethos‘ (Are Musik Verlag, Mainz) appeared in print. All of Keußler‘s important works have been preserved in full score and parts and are kept in the Goethe and Schiller Archive in Weimar. In 2020, the Laurentius-Musikverlag (www.laurentius-musikverlag.de) in Frankfurt began a series of selected works by Keußler, edited by Denis Lomtev, which will also include his three symphonies. Until then only the early symphonic fresco ‚Resurrection and Last Judgement‘ (Breitkopf & Härtel) and the present ‚Zebaoth‘ (Peters) have been published in printed full score. Of the other successful oratorios ‚Jesus aus Nazareth‘, Die Mutter’ and ‚In jungen Tagen‘ only the piano scores were printed.
Auferstehung und Jüngstes Gericht (Resurrection and Last Judgment)
In 1904 Gerhard von Keußler presented himself to the public for the first time as a composer of ambitious works. On 28 September of that year, the Prelude to his ‚Wandlungen‘ (Transformations) and the symphonic poem for orchestra and organ ‚Nach der Weltflucht‘ (After the Escapism) were premièred in Coburg under his direction. (The latter, his second major work, was subsequently renamed ‚Der Einsiedler‘ (The Hermit); under this new title it received its second performance in Düsseldorf under Julius Buths on 21 March 1905; three further performances under Keußler himself took place in 1910, 1913 and 1917; ‚Der Einsiedler‘ never appeared in print and has not been preserved in any form in Keußler‘s estate, so it must be considered as finally lost). On 22 November 1904, Keußler conducted the première of his symphonic fantasy ‚Hiob und wir, seine Tröster und Trösterinnen’ (Job and Us, His Consolers and Consoleresses) in Dresden, where he lived from 1903-06. He subsequently withdrew this fantasy and partially reused in his ’Morgenländische Phantasie’ (Oriental Fantasy), which was premièred in 1909. (There is also no surviving material for the Fantasy of Job).
On 31 January 1905, in a concert of his own compositions in Dresden, Keußler conducted the second performance of his Prelude to ‚Wandlungen‘ and, for the first time, the ‚Liebesgesang der Priesterin‘ (Love Song of the Priestess) from this work. (Further performances of sections of ‚Wandlungen‘ or even of the entire work never took place; the score of ’Wandlungen’ is preserved in Keußler‘s estate).
In the same concert of the Gewerbehausorchester in Dresden on 31 January 1905, Keußler also conducted the première of his new tone poem ‚Resurrection and Last Judgment‘. Rudolf Louis (1870-1914) reacted with merciless criticism in the monthly magazine ‚Die Musik‘ by writing about a „work whose artistic value is not worth to be seriously discussed“ and describing it as „an impossible pathetic effort“. Keußler‘s audacity provoked the resolute reluctance of the guardians of tradition, which was also reflected in Arthur Smolian‘s (1856-1911) condescending accusation as a „whippersnapper and absolute beginner“. Keußler, however, was not lastingly impressed by such attacks: „This work has played an important role in my musical progress, externally and internally. (Keußler in his short ‚self-biography‘) He conducted his new work for the second time on 8 January 1906 in Leipzig, where he led the Winderstein Orchestra. Although no further performances have taken place since then, ‚Resurrection and Last Judgement‘ was to be his breakthrough work and his only orchestral work that appeared in print not only during his lifetime but throughout the entire 20th century. The great cellist and influential professor Julius Klengel recommended the work to the publisher Breitkopf & Härtel, where it appeared in print in 1905. And Arthur Nikisch attended the dress rehearsal and subsequently praised Keußler as a „born conductor“, after which he was recommended to Prague, where he took over the direction of the Deutscher Singverein for twelve years.
’Resurrection and Last Judgement’ is dedicated to the remarkable conductor Julius Buths (1851-1920), 1890-1907 municipal music director in Düsseldorf and the first of the few colleagues who later included Keußler‘s music in their programmes (which was also due to the fact that Keußler conducted his music himself at every opportunity; from 1921 to 1928, conductors who performed Keußler‘s music included Max Ludwig in Leipzig, Fritz Stein in Hamburg, the always open-minded Max Fiedler in Essen, Georg Schumann in Berlin, Georg Dohrn in Breslau, Carl Leonhardt in Stuttgart and Karl Muck in Hamburg). During his time in Düsseldorf, Buths conducted the Düsseldorf premières of Johann Sebastian Bach‘s Mass in B Minor, Giuseppe Verdi‘s Requiem and Hector Berlioz‘ ’Grande Messe des Morts‘, the German premieres of Elgar‘s oratorios ‚The Dream of Gerontius‘ and ‚The Apostles‘ and of Stanford‘s Requiem, and several world premieres. In March 1918 he conducted three performances of Keußler‘s oratorio ‚Jesus aus Nazareth‘ in Elberfeld (now Wuppertal).
The idea of setting to music an allegory of biblical prophecy that occurs beyond the realm of physical concreteness, even beyond temporality, in the manner of a symphonic poem, i.e. as program music, testifies to a ruthless boldness that at the time was probably perceived as presumptuous, if not blasphemy. And the recitation in the final section naturally carries the danger of slipping into the naturalistic melodramatic or even into the pathetically ridiculous. Of course, Keußler has also planned a performing version in which the final section is 67 bars shorter if the recitation is omitted (performance numbers 45-52). At least in this shortened version, it is to be hoped that the work will be performed again in our time after well over 100 years. May the unaltered reprint of the first edition of 1905 inspire the study of this composition, unique in form and content, which must be considered a solitaire not only in its time.
Christoph Schlüren, March 2020
Performance material is available from the original publisher Breitkopf & Härtel, Wiesbaden (www.breitkopf.com).