Alexander Campbell Mackenzie - La Belle Dame Sans Merci
Ballad for Orchestra, op. 29
(b. Edinburgh, 22 August 1847; d. London, 28 April 1935)
Preface
The Scotsman Alexander Mackenzie is often grouped with the Irishman Charles Villiers Stanford and the Englishman Hubert Parry as one of the three leaders of the renaissance in English music which was widely felt in the later years of the nineteenth century. This injection of life into the dormant state of British music since the earlier part of the century reached a climax in the music of Elgar, who, unlike his three predecessors, escaped formal musical training.
At the height of their influence Parry was Director of the Royal College of Music in London, Stanford was Professor of Music at the University of Cambridge, and Mackenzie was Principal of the Royal Academy of Music in London, where he had earlier been a student. Born in Edinburgh into a family of Scottish musicians, Mackenzie was sent to Germany at the age of ten to study at the Realschule in Sondershausen. As a violinist he was there exposed to the newest music of the time, including that of Liszt and Wagner, and at the age of fifteen he went to London to complete his musical studies.
After a few years in Scotland, he went to Florence to concentrate on composing, and a steady flow of works began to contribute to the immense catalogue of his compositions. His first opera, on Mérimée’s story Colomba, was played in London in 1883, and his oratorio The Rose of Sharon (Norwich, 1885) led to a series of much admired choral works. In 1888 he was appointed to head the Royal Academy of Music, where he remained for thirty-six years.
His orchestral music was successful during his lifetime, and his two Scottish Rhapsodies reflected his lifelong attachment to Scottish music. He wrote a piano concerto and a violin concerto, but no symphonies. The symphonic poem after the model of Liszt, on the other hand, appealed to him greatly, and when he was invited by London’s Philharmonic Society to compose something for their 1882-83 season he responded with La Belle Dame Sans Merci, inspired by John Keats’s poem. It was first performed on 9 May 1883 under the composer in St James’s Hall, London. It was much admired and applauded.
The poem, which enjoyed enormous admiration in the nineteenth century, was printed at the head of the score. It evokes the eternal myth of the beautiful siren who lures men to fall in love in her, only to lead to their damnation, or in this case, desolation. The bleak scene at the beginning and end, where “no bird sings”, is contrasted with the eagerness of the young knight to bestow his “four kisses” on the “faery’s child”. The confusion of dream and reality runs through the poem.
Mackenzie’s music presents a scene of desolation at the beginning, repeated at the end, and a longer Allegro in the middle which is more symphonic in its working-out than narrative. The music does not follow the poem closely, so the listener is free to interpret the music in his own way.
Hugh Macdonald, 2018
For performance material please contact Novello, London.
Alexander Campbell Mackenzie - La Belle Dame Sans Merci
Ballade für Orchester, op. 29
(geb. Edinburgh, 22. August 1847 - gest. London, 28. April 1935)
Vorwort
Der Schotte Alexander Mackenzie wird häufig in einem Atemzug mit dem Iren Charles Villiers Stanford und dem Engländer Hubert Parry genannt. Sie galten als die führenden Köpfe der Erneuerungsbewegung innerhalb der englischen Musik, die landesweit in den späten Jahren des 19. Jahrhunderts Aufsehen erregte. Diese vitale Injektion in ein Musikleben, das seit Anfang des Jahrhunderts in einem Dornröschenschlaf verharrte, fand ihren Höhepunkt in der Musik von Elgar, der anders als seine Vorgänger keinerlei formales Training genossen hatte.
Auf dem Höhepunkt ihres Wirkens war Parry der Direktor des Royal College of Music in London, Stanford arbeitete als Professor an der University of Cambridge, und Mackenzie stand der Londoner Royal Academy of Music vor, an der er einstmals selbst studierte. Geboren in einer Familie von schottischen Musikern wurde Mackenzie im Alter von zehn Jahren nach Deutschland geschickt, um an der Realschule von Sondershausen zu studieren. Als Geiger begegnete er dort den allerneuesten musikalischen Strömungen, darunter der Musik von Liszt und Wagner, und im Alter von 15 Jahren kehrte er nach London zurück, um seine musikalischen Studien zu vervollkommnen.
Nach ein paar Jahren in Schottland reiste Mackenzie nach Florenz, um sich ganz auf das Komponieren zu konzentrieren, und ein beständiger Fluss an neuen Werken begann seinen immensen Werkkatalog zu füllen. Seine erste Oper nach Mérimées Erzählung Colomba wurde 1883 in London gespielt, und sein Oratorium The Rose of Sharon (Norwich, 1885) zog eine ganze Reihe von vielbewunderten Chorwerken nach sich. Im Jahr 19888 wurde er zum Leiter der Royal Academy of Music berufen, an der er 36 Jahre blieb.
Seine Orchestermusik war zu Lebzeiten erfolgreich, und seine zwei Schottischen Rhapsodien reflektierten seine lebenslange Verbindung mit der schottischen Musik. Er schrieb ein Klavier- und ein Violinkonzert, aber keine Symphonie. Das symphonische Gedicht jedoch nach dem Vorbild Liszt hatte ihn gepackt, und als er von der London Philharmonic Society eingeladen wurde, etwas für die Spielzeit 1882-83 zu komponieren, antwortete er mit La Belle Dame Sans Merci, inspiriert von John Keats’ Gedicht. Das Werk erlebte seine Uraufführung am 9. Mai 1883 in der St. James’s Hall, London, unter der Leitung des Komponisten. Es wurde begeistert aufgenommen und bejubelt.
Das Gedicht, das sich im 19. Jahrhundert grosser Beliebtheit erfreute, ist am Anfang der Partitur abgedruckt. Es beschwört den ewigen Mythos von der berückend schönen Sirene, die die Männer anlockt, auf dass sie sich in sie verlieben, um sie schliesslich der Verdammnis, oder in diesem Fall der Trostlosigkeit preiszugeben. Die düstere Szene zu Beginn und am Schluss, in der “keine Vögel singen”, ist kontrastiert mit dem Eifer des jungen Ritters, seine „vier Küsse“ dem „ Elbenkind“ zu gewähren. Die Vermischung von Traum und Wirklichkeit läuft durch das gesamte Gedicht.
Mackenzies Musik präsentiert zu Beginn eine Szene der inneren Verwüstung, die er am Schluss wiederholt. Ein längeres Allegro in der Mitte ist in seiner Ausarbeitung eher symphonisch denn erzählend. Die Musik folgt dem Gedicht nicht wortgetreu, und so hat der Zuhörer die Freiheit, die Musik auf seine eigene Weise zu verstehen.
Übersetzung: Peter Dietz
Aufführungsmaterial ist von Novello, London, zu beziehen.