Vincent d’Indy
(geb. Paris, 27. März 1851 — gest. Paris, 2. Dezember 1931)

II. Symphonie B-Dur op. 57 (1902-03)

I Extrèmement lent - Très vif p. 1
II Modérément lent - Plus animé - Tempo I - Plus vite - Tempo I p. 72
III Modéré - Très animé - Modéré - Assez vif - Plus vite -
Très animé - Très vif - Mouvement initial - Très vif p. 99
IV Lent - Modéré et solennel - Plus vite - Assez vif -
Lent et largement chanté - Très vif - Extrèmement lent p. 130

Vorwort
Vincent d’Indy war der aus der Schule César Francks gewachsene, große Bannerträger des musikalischen Konservatismus in Frankreich, dabei jedoch durchaus ein Komponist mit originellen und gelegentlich experimentellen Zügen. Seine Meisterschaft des aus der Kenntnis der Historie entwickelten Tonsatzes war immens, er war ein eminenter Kontrapunktiker und virtuoser Orchestrierer, und als solcher wirkte er mit seinem hohen Schaffensethos allen Widerständen zum Trotz stilbildend und schulemachend.
D’Indy entstammte einer Familie militärischer Aristokraten aus der Ardèche-Region. Er studierte zunächst Klavier bei Louis Diémer (1843-1919) und Theorie bei Albert Lavignac (1846-1916). Achtzehnjährig nach Italien entsendet, entwickelte er eine lebenslange Liebe für Dante Alighieri. Im Kriege 1870-71 gegen Preußen stellte er sich als Freiwilliger in den Dienst der französischen Nationalgarde. Das Jurastudium, zu welchem ihn sein Vater darauf zwang, brach er ab und trat in die Orgelklasse von César Franck ein. 1873 besuchte er in Weimar Franz Liszts Klaviermeisterklasse. 1876 war er in Bayreuth bei der Uraufführung von Richard Wagners Ring des Nibelungen und geriet in den Bann dieser Musik, insbesondere der Walküre und der Götterdämmerung.
Mit unablässigem Streben vervollkomnete er seine musikalische Ausbildung und erhielt 1885 für seine Kantate Le chant de la cloche den Grand Prix de la Ville de Paris zuerkannt. Zu jener Zeit hatte er bereits — nach einer frühen Ersten Symphonie A-Dur (1870-72), der sogenannten Symphonie italienne, und einer unvollendet gebliebenen Dante-Tondichtung La divine comédie (1871), beide ohne Opuszahl — einige vollgültige Orchesterwerke vollendet und nach und nach den Weg zu einer persönlichen Tonsprache gefunden: die ungedruckt gebliebene Shakespeare-Ouvertüre Antoine et Cléopâtre op. 6 (1876), die symphonische Legende nach Ludwig Uhland La forêt enchantée op. 8 (1878), die eindrucksvolle symphonische Trilogie Wallenstein op. 12 (1870-81) nach Schiller, das Lied op. 19 für Cello und Orchester und die symphonische Legende op. 21 nach Robert de Bonnières’ (1850-1905) Saugefleurie (beide 1884). 1886 stellte er sein bis heute beliebtestes Werk fertig: die zyklisch geformte Symphonie sur un chant montagnard français op. 25 für Klavier und Orchester, auch Symphonie cévenole genannt, die am 20. März 1887 in Paris erstmals erklang.
D’Indy schloß freundschaftliche Bande mit seinen Kollegen Emmanuel Chabrier (1841-94), Gabriel Fauré (1845-1924) und Ernest Chausson (1855-99) und setzte sich nachhaltig für die herausragenden Werke der jüngeren Generation wie Claude Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune oder Paul Dukas’ L’Apprenti sorcier ein, die er auch später im Ausland oft dirigierte. Er wurde aufgrund der steinzeitlichen Lehrmethoden und der skandalösen Vergabeprozedur des Prix de Rome zum entscheidenden Gegenspieler des Pariser Conservatoire und gründete 1894 zusammen mit Charles Bordes (1863-1909) und Alexandre Guilmant (1837-1911) die Schola Cantorum, die größten Wert auf die produktive Auseinandersetzung mit Gregorianischem Gesang und der 'klassischen Vokalpolyphonie' um Palestrina legte. Er war in jenen Jahren intensiv mit zwei anspruchsvollen Musikdramen, sogenannten actions musicales auf selbst verfasste Texte, beschäftigt: Fervaal op. 40 (komp. 1889-93, orchestr. 1893-95; UA Brüssel, 12. März 1897) und L’Etranger op. 53 (komp. 1898-1901; UA Brüssel, 7. Januar 1903), denen später La Légende de Saint-Christophe op. 67, ein drame sacré mit eigenem Text nach Jacobus da Varagines (ca. 1230-1285) Legenda aurea (komp. 1908-15; UA Paris, 9. Juni 1920), und Le Rêve de Cinyras op. 80, eine comédie musicale auf ein Libretto von Xavier de Courville (komp. 1922-23; UA Paris, 10. Juni 1927) folgen sollten.
Als Kompositionslehrer war d’Indy heiß umstritten. Der spätberufene Albert Roussel (1869-1937) und der handwerklich nachholbedürftige Erik Satie (1866-1925) profitierten nachhaltig von seiner Methodik, ein Revolutionär wie Edgard Varèse (1883-1965) hingegen konnte nur heftigen Widerstand leisten.

D’Indy schrieb zahlreiche Klaviermusik, Lieder und Chorwerke. Er hinterließ wertvolle Kammermusik in bemerkenswertem Umfang, die leider viel zu wenig bekannt sind, darunter drei Streichquartette (D-Dur op. 35, 1890; E-Dur op. 45, 1897; Des-Dur op. 96, 1928-29; über dem unvollendet gebliebenen vierten verstarb er); die Suite dans le style ancien op. 24 für Trompete, 2 Flöten und Streichquartett (1886); das Streichsextett B-Dur op. 92 (1927); das Klavierquintett g-moll op. 81 (1924); das frühe Klavierquartett a-moll op. 7 (1878-88); die Klaviertrios B-Dur op. 29 (1887) und G-Dur op. 98 (1929); die Sonate für Violine und Klavier C-Dur op. 59 (1903-04); die Sonate für Cello und Klavier D-Dur op. 84 (1924-25); die Chansons et Danses op. 50 für Bläser (1898); die Suite op. 91 für Flöte, Streichtrio und Harfe (1927); und Sarabande et menuet op. 72 für Bläserquintett (1918, arrang. aus op. 24). Die wichtigsten Orchesterwerke nach der Symphonie sur un chant montagnard français op. 25 sind: die Schauspielmusik op. 34 zu Karadec (1890) des führenden Kunstkritikers Arsène Alexandre (1859-1937); Tableaux de voyage op. 36 (6 Klavierstücke von 1889, orchestr. 1892); die symphonischen Variationen Istar op. 42 (1896); die Zweite Symphonie B-Dur op. 57; das symphonische Triptychon Jour d’été à la montagne op. 61 (1905); das symphonische Poem Souvenirs op. 62 (1906); die Dritte Symphonie op. 70, eine Sinfonia brevis mit dem Untertitel 'de bello gallico' (1916-18); die symphonische Suite Poème des rivages op. 77 (1919-21); Diptyque méditerranéen op. 87 (1925-26); und das Concert op. 89 für Flöte, Cello und Streicher (1926).

Die Zweite Symphonie B-Dur op. 57 komponierte Vincent d’Indy 1902-03. Zur Uraufführung kam sie am 28. Februar 1904 in Paris in den Concerts Lamoureux unter der Leitung des Komponisten, der sie forthin als orchestrales Hauptwerk betrachtete und sich prompt mit ihr als Dirigent und Komponist 1905 auf einer Tournee in den Vereinigten Staaten in Personalunion in Boston, Baltimore, New York und Brooklyn vorstellte. Zuvor hatte im Januar 1905 in Boston das Boston Symphony Orchestra unter Wilhelm Gericke (1845-1925) bereits die amerikanische Erstaufführung des Werks gegeben. In ihrer viersätzigen Anlage ist d’Indys Zweite Symphonie in ihrer ambitionierten und handwerklich grandios geratenen zuyklischen Verknüpfung keine bloße Weiterentwicklung der Franckschen Symphonik, deren Dreisätzigkeit — in eigenständiger und attraktiver Weise — Ernest Chausson und Paul Dukas (um die prominentesten Fortführer zu nennen) übernommen hatten. Lange Jahre wurde sie als das neue, "klassische" Meisterwerk der französischen Symphonik gepriesen, welches Dirigenten wie Pierre Monteux (1875-1964) und Serge Koussevitzky (1874-1951) auch in Übersee weiterhin im ständigen Repertoire führten. Dann aber geriet die Symphonie weitgehend in Vergessenheit und wird heute nur noch recht selten aufgeführt. (Monteux leitete im März 1942 das San Francisco Symphony Orchestra in der legendären Plattenaufnahme von d’Indys Zweiter Symphonie für RCA, doch danach sollten fast vier Jahrzehnte vergehen, bis es wieder zu einer kommerziellen Einspielung kam.)
D’Indy hat sich selbst in einem in der Oktobernummer des Jahres 1903 der Pariser Zeitschrift Musica über die seiner Zweiten Symphonie zugrundeliegenden Motive ausgesprochen. Er konstatiert darin, die dramatische Musik entwickele sich auf eine größere Einfachheit zu, die Symphonie hingegen auf eine größere Kompliziertheit. Letztere sei fast zu einer dramatischen Gattung geworden, deren Form mehr und mehr den Regeln eines äußeren Handlungsablaufs unterworfen ist. Seine Zweite Symphonie, betont er, beruhe auf der Grundidee zweier Themen, die sich bereits im Dualismus der Introduktion abzeichnen: das erste, dunkle Thema mit seinem charakteristischen Tritonus, das zweite sanft und zärtlich. Die ganze Partitur, so folgert d’Indy, stehe im Zeichen eines Kampfes zwischen Böse und Gut, und am Ende triumphiere das Gute über das Böse. Diesen Kampf, so holt er weiter aus, könne man ganz allgemein verstehen oder, "wie einige kluge Kommentatoren meinen", als Kampf zwischen der sogenannten modernen Musik (das böse Element) und der traditionellen Musik.
Christoph Schlüren, 2003.

Aufführungsmaterial ist erhältlich vom Verlag Durand, Paris (www.durand-salabert-eschig.com).

Nachdruck eines Exemplars der Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, 2003.

 

 

Vincent d’Indy
(b. Paris, 27 March 1851 — d. Paris, 2 December 1931)

Symphony No. 2 in B flat Op. 57 (1902-03)

I Extrèmement lent - Très vif p. 1
II Modérément lent - Plus animé - Tempo I - Plus vite - Tempo I p. 72
III Modéré - Très animé - Modéré - Assez vif - Plus vite -
Très animé - Très vif - Mouvement initial - Très vif p. 99
IV Lent - Modéré et solennel - Plus vite - Assez vif -
Lent et largement chanté - Très vif - Extrèmement lent p. 130

Preface
Vincent d’Indy honed his craft in the school of César Franck and was the great standard-bearer of musical conservatism in France, but was also a composer with original and sometimes experimental traits. His tremendous mastery in composition was based on a deep knowledge of music history, and he was an eminent contrapuntist as well as virtuoso orchestrator; as such he set a precedent in spite of all opposition, establishing a school according to his own tastes.
D’Indy is the descendant of a family of military aristocrats from the Ardèche region. He studied piano with Louis Diémer (1843-1919) and theory with Albert Lavignac (1846-1916). Sent to Italy at the age of eighteen, he developed a life-long love for Dante Alighieri. In the 1870-71 war against Prussia d’Indy became a volunteer in the French national guard. Later he gave up his legal studies (which his father had imposed on him) and entered the organ class of César Franck. In 1873 he attended Franz Liszt’s piano master class in Weimar. In 1876 he was in Bayreuth at the première of Richard Wagner’s Ring des Nibelungen and fell under the spell of this music, the Walküre and Götterdämmerung in particular.
Evincing ever constant aspirations he further improved on his musical training and was awarded the Grand Prix de la Ville de Paris for his cantata Le Chant de la cloche in 1885. At that time he had already finished some major orchestral works; these include the early First Symphony in A Major (1870-72, the so-called Symphonie italienne), and the unfinished tone poem after Dante La divine comédie (1871), both without opus numbers. He gradually found his way to a more personal idiom, evident from pieces such as the unpublished overture after Shakespeare Antoine et Cléopâtre, Op. 6 (1876), the symphonic legend after Ludwig Uhland La forêt enchantée, Op. 8 (1878), the impressive symphonic trilogy Wallenstein, Op. 12 (1870-81) after Schiller, the Lied, Op. 19, for cello and orchestra and the symphonic legend Saugefleurie, Op. 21, after Robert de Bonnières (1850-1905; both works date from 1884). In 1886 the composer completed what was to prove his most popular work to date: the cyclical Symphonie sur un chant montagnard français, Op. 25, for piano and orchestra, also called the Symphonie cévenole, which was premiered in Paris on 20th March 1887.
D’Indy struck up friendships with his colleagues Emmanuel Chabrier (1841-1894), Gabriel Fauré (1845-1924) and Ernest Chausson (1855-1899), and championed outstanding works of the younger generation, pieces such as Claude Debussy’s Prélude à l’après-midi d’un faune or Paul Dukas’ L’Apprenti sorcier, both of which he conducted later outside France. D’Indy became the key opponent of the Paris Conservatoire, due to this institution’s teaching methods — which had been formulated in the Stone Age it was argued — and the scandalous procedure of awarding the Prix de Rome. Along with Charles Bordes (1863-1909) and Alexandre Guilmant (1837-1911) he founded in 1884 the Schola cantorum, attaching great importance to the productive analysis of Gregorian chant and the ‘classic vocal polyphony’ of Palestrina and his school. During these years he occupied himself intensively with two highly demanding music dramas, the so-called 'actions musicales', which were based on his own texts. The first, Fervaal, Op. 40 was composed between 1889-93 and orchestrated between 1893-95, the premiere taking place in Brussels on 12th March 1897; the second, L’Etranger, Op. 53 was written between 1898-1901 and was also premiered in Brussels, on 7th January 1903. There followed La Légende de Saint-Christophe, Op. 67, a 'drame sacré' to the composer’s own text after Jacobus da Varagine’s (ca. 1230-1285) Legenda aurea (composed between 1908-15 with the premiere in Paris on 9th June 1920), and Le Rêve de Cinyras, Op. 80, a 'comédie musicale' to a libretto by Xavier de Courville (composed 1922-23; premiere in Paris on 10th June 1927).
As a teacher of composition d’Indy was highly controversial. Albert Roussel (1869-1937), whose vocation developed so late, and a composer so lacking in handicraft like Erik Satie (1866-1925) profited from his method for many a long year, but a revolutionary such as Edgard Varèse (1883-1965) could offer only vehement resistance instead.

D’Indy wrote numerous piano works, songs and choral works. He left a remarkable body of chamber music, unfortunately only little known, but mention must be made of the three String Quartets: D Major, Op. 35, 1890; E Major, Op. 45, 1897; and D flat Major, Op. 96, 1928-29 (he died before finishing the fourth); the Suite dans le style ancien, Op. 24 for trumpet, two flutes and string quartet (1886); the String Sextet in B flat Major, Op. 92 (1927); the Piano Quintet in G Minor, Op. 81 (1924); the early Piano Quartet in A Minor, Op. 7 (1878-88); the Piano Trios in B flat Major, Op. 29 (1887) and in G Major, Op. 98 (1929); the Sonata for violin and piano in C Major, Op. 59 (1903-04); the Sonata for cello and piano in D Major, Op. 84 (1924-25); Chansons et Danses, Op. 50 for winds (1898); the Suite Op. 91 for flute, string trio and harp (1927); and the Sarabande et menuet, Op. 72 for wind quintet (completed in 1918, being an arrangement of Op. 24).
The most important orchestral works apart from the Symphonie sur un chant montagnard français, Op. 25 are: the stage music Op. 34 to Karadec by the leading art critic Arsène Alexandre (1859-1937; composed in 1890); Tableaux de voyage Op. 36 (six piano pieces dating from 1889, orchestrated in 1892); the symphonic variations Istar Op. 42 (1896); the Second Symphony in B flat Major, Op. 57; the symphonic triptych Jour d’été à la montagne Op. 61 (1905); the symphonic poem Souvenirs Op. 62 (1906); the Third Symphony, Op. 70, which he called a Sinfonia brevis, subtitled 'de bello gallico' (1916-18); the symphonic suite Poème des rivages Op. 77 (1919-21); the Diptyque méditerranéen Op. 87 (1925-26); and the Concert Op. 89 for flute, cello and strings (1926).

D’Indy composed his Second Symphony in B flat Major, Op. 57 between 1902-03. The work was premiered in Paris on 28th February 1904 at the Concerts Lamoureux under the baton of a composer who henceforth considered it his orchestral "chef d‘œuvre", subsequently presenting himself with this score as composer and conductor during a 1905 tour of the United States that took in Boston, Baltimore, New York and Brooklyn. Earlier in January 1905 the Boston Symphony Orchestra had given the American premiere of the work under Wilhelm Gericke (1845-1925). Set out in four movements, d’Indy’s Second Symphony is, in its ambitious and grandiose cyclic schemes, not just a mere derivative of Franck’s symphonic art which had evinced in its tripartite structure the latest symphonic ideals propounded by the likes of Ernest Chausson and Paul Dukas — to name just the most prominent spokesmen. For many years d’Indy’s Second Symphony was praised for being the new, "classic" masterpiece of French symphonic music, a work that conductors such as Pierre Monteux (1875-1964) and Serge Koussevitzky (1874-1951) harboured in their constant repertoire in Europe as well as overseas. Thereafter however the work fell largely into oblivion, and it is only rarely performed in these days. In March 1942 Monteux led the San Francisco Symphony Orchestra in the legendary recording for RCA. Afterwards, it is sad to say, almost forty years were to pass before another commercial recording came into being.
In the October 1903 issue of the Paris journal Musica d’Indy himself expressed his views on the basic motives of his symphony. Here he states that dramatic music developed toward greater simplicity, the symphony however toward greater complexity. D’Indy states that the latter form had almost become a dramatic genre, the form of which was governed more and more by the rules of the outer sequence of events. The composer underlines the notion that the Second Symphony is based on the idea of two themes, which stand apart from each other in the dualism of the introduction. The first theme he describes as dark — it includes a characteristic tritone, the second he feels is soft and tender. The whole score, according to d’Indy, is symbolised by a fight between bad and good, and in the end the good triumphs over the bad. This fight — and here he expands his peroration still further — could be understood either in very general terms or, "as some candid commentators believe", as a fight between the so-called modern music (the bad element) and traditional music.
Translation: Ernst Lumpe & Graham Lack, 2003.

For performance materials please contact the publisher Durand, Paris (www.durand-salabert-eschig.com).

Reprint of a copy from the music library archives of the Münchner Stadtbibliothek, 2003.

 

 

Vincent d’Indy
(né à Paris le 27 mars 1851 — mort à Paris le 2 décembre 1931)

Symphonie n°2 en si-bémol majeur op. 57 (1902-03)

I Extrèmement lent - Très vif p. 1
II Modérément lent - Plus animé - Tempo I - Plus vite - Tempo I p. 72
III Modéré - Très animé - Modéré - Assez vif - Plus vite -
Très animé - Très vif - Mouvement initial - Très vif p. 99
IV Lent - Modéré et solennel - Plus vite - Assez vif -
Lent et largement chanté - Très vif - Extrèmement lent p. 130

Préface
Vincent d’Indy, issu de l’école de César Franck, fait figure de porte-étendard du conservatisme musical en France, bien qu’il ait été un compositeur d’une indéniable originalité qui présente même, parfois, des aspects expérimentaux. Immense fut sa maîtrise de l’écriture musicale, nourrie par ses connaissances historiques ; il fut un éminent contrapuntiste et un orchestrateur virtuose, ce qui explique qu’il ait pu façonner un style et faire école, en imposant contre toutes les résistances sa haute éthique créatrice.
D’Indy était issu d’une famille de l’aristocratie militaire originaire de l’Ardèche. Il commença par des études de piano avec Louis Diémer (1843-1919) et des études d’harmonie auprès d’Albert Lavignac (1846-1916). Au cours d’un voyage en Italie entrepris à dix-huit ans, il conçut une vénération pour Dante Alighieri qui devait durer toute sa vie. La guerre de 1870-71 contre la Prusse le voit s’enrôler comme volontaire dans la Garde nationale. Son père le contraint à entreprendre des études de droit, qu’il interrompt afin de s’inscrire dans la classe d’orgue de César Franck. En 1873, il fréquente la classe de maître de piano de Franz Liszt à Weimar. Il est présent lors de la création de la Tétralogie de Wagner à Bayreuth en 1876, subissant la fascination de cette musique, notamment de la Walkyrie et du Crépuscule des Dieux.
Par des efforts inlassables, il perfectionne sa formation musicale et se voit décerner en 1885 le Grand Prix de la Ville de Paris pour sa cantate Le chant de la cloche. A cette époque — après une précoce Première Symphonie en la majeur (1870-72), dite Symphonie italienne, et un poème symphonique inspiré par Dante et resté inachevé, La divine comédie (1871), tous deux sans numéro d’opus — il a déjà composé quelques œuvres majeures pour orchestre et trouvé peu à peu le chemin d’un langage musical personnel : en témoignent l’ouverture Antoine et Cléopâtre op. 6 (1876) d’après Shakespeare, restée inédite, la légende symphonique La Forêt enchantée op. 8 (1878) d’après Ludwig Uhland, l’impressionnante trilogie symphonique Wallenstein op. 12 (1870-81) inspirée de Schiller, le Lied pour violoncelle et orchestre op. 19 et la légende symphonique Saugefleurie op. 21 sur un poème de Robert de Bonnières (1850-1905 ; tous deux de 1884). En 1886 il achève son œuvre la plus populaire jusqu’à ce jour : la Symphonie sur un chant montagnard français op. 25 pour piano et orchestre, appelée aussi Symphonie cévenole ; cette composition d’architecture cyclique est créée à Paris le 20 mars 1887.
D’Indy entretient des relations amicales avec ses collègues Emmanuel Chabrier (1841-94), Gabriel Fauré (1845-1924) et Ernest Chausson (1855-99), tout en défendant avec ardeur les œuvres éminentes de la jeune génération, telles que le Prélude à l’Après-midi d’un faune de Claude Debussy ou L’Apprenti sorcier de Paul Dukas, que plus tard il dirigera souvent à l’étranger. En raison des méthodes d’enseignement antédiluviennes et de la scandaleuse politique d’attribution du Prix de Rome, il devient l’antagoniste décisif du Conservatoire de Paris : avec Charles Bordes (1863-1909) et Alexandre Guilmant (1837-1911), il fonde en 1894 la Schola Cantorum, qui dans la formation des musiciens donne une large place à l’étude productive du chant grégorien et de la polyphonie vocale classique autour de Palestrina. Vers la même époque, il travaille intensément à la mise au point de deux ouvrages lyriques sur des textes de sa propre composition, qu’il appelle des “ actions musicales ” : Fervaal op. 40 (composé en 1889-93, orchestré en 1893-95 ; créé à Bruxelles le 12 mars 1897) et L’Etranger op. 53 (composé en 1898-1901, créé à Bruxelles le 7 janvier 1903), que devaient suivre plus tard La Légende de Saint Christophe op. 67, drame sacré sur un texte qu’il a lui-même écrit en s’inspirant de la Legenda aurea de Jacobus de Voragine (ca. 1230-1285 ; composé en 1908-15, créé à Paris le 9 juin 1920) et Le Rêve de Cinyras op. 80, une comédie musicale sur un livret de Xavier de Courville (composée en 1922-23, créée à Paris le 10 juin 1927). En tant que professeur de composition, d’Indy est âprement controversé.. Albert Roussel (1869-1937), compositeur à la vocation tardive, et Erik Satie (1866-1925), dont la technique présentait quelques lacunes, ont tiré un profit substantiel de sa méthode. Au contraire, un révolutionnaire comme Edgard Varèse (1883-1965) ne pouvait qu’y opposer une vive résistance.

D’Indy écrivit de nombreuses œuvres pour piano, des mélodies, des compositions pour chœur. L’abondance et la valeur de sa production de musique de chambre, hélas beaucoup trop peu connue, sont également remarquables ; elle comprend notamment trois quatuors à cordes (ré majeur, op. 35, 1890 ; mi majeur, op. 45, 1897 ; ré-bémol majeur, op. 96, 1928-29 ; un quatrième quatuor était en chantier à sa mort) ; la Suite dans le style ancien op. 24 pour trompette, deux flûtes et quatuor à cordes (1886) ; le Sextuor à cordes en si-bémol majeur op. 92 (1927) ; le Quintette avec piano en sol mineur op. 81 (1924) ; un précoce Quatuor avec piano en la mineur op. 7 (1878-88) ; les Trios avec piano en si-bémol majeur op. 29 (1887) et en sol majeur op. 98 (1929) ; la Sonate pour violon et piano en ut majeur op. 59 (1903-04) ; la Sonate pour violoncelle et piano en ré majeur op. 84 (1924-25) ; les Chansons et Danses op. 50 pour vents (1898) ; la Suite op. 91 pour flûte, trio à cordes et harpe (1927) ; et la Sarabande et menuet op. 72 pour quintette à vents (1918, un arrangement de l’op. 24). Outre la Symphonie sur un chant montagnard français op. 25, il faut mentionner parmi les œuvres majeures pour orchestre la musique de scène op. 34 pour Karadec d’Arsène Alexandre (1859-1937 ; composé 1890) ; les Tableaux de voyage op. 36 (six pièces pour piano composées en 1889, orchestrées en 1892) ; les variations symphoniques Istar op. 42 (1896) ; la Deuxième Symphonie en si-bémol majeur op. 57 ; le triptyque symphonique Jour d’été à la montagne op. 61 (1905) ; le poème symphonique Souvenirs op. 62 (1906) ; la Troisième Symphonie op. 70, une Sinfonia brevis sous-titrée 'De bello gallico' (1916-18) ; la suite symphonique Poème des rivages op. 77 (1919-21) ; le Diptyque méditerranéen op. 87 (1925-26) ; et le Concert op. 89 pour flûte, violoncelle et cordes (1926).

Vincent d’Indy composa la Deuxième Symphonie en si-bémol majeur op. 57 en 1902-03. Elle fut créée le 28 février 1904 à Paris dans le cadre des Concerts Lamoureux, sous la direction du compositeur, qui la considéra dès lors comme son œuvre maîtresse pour orchestre et en fit sa carte de visite pour se présenter, à la fois comme chef d’orchestre et comme compositeur, au cours d’une tournée aux Etats-Unis en 1905, à Boston, Baltimore, New York et Brooklyn. Dès le mois de janvier 1905, le Boston Symphony Orchestra dirigé par Wilhelm Gericke (1845-1925) avait déjà assuré à Boston la création américaine de l’œuvre. Par sa conception en quatre mouvements cycliquement reliés entre eux, alliant l’ambition formelle du projet à une grandiose réussite de l’exécution, la Deuxième Symphonie de D’Indy va bien au-delà d’une simple extrapolation de l’art symphonique de César Franck, dont le tripartisme avait été repris – d’une façon d’ailleurs originale et attrayante – par Ernest Chausson et Paul Dukas (pour ne nommer que les continuateurs les plus célèbres). Pendant longtemps on la loua comme étant le nouveau chef-d’œuvre “ classique ” de la musique symphonique française, et des chefs comme Pierre Monteux (1875-1964) et Serge Koussevitzky (1874-1951) l’intégrèrent à leur répertoire permanent, y compris outre-Atlantique. Mais par la suite, la Symphonie tomba largement dans l’oubli et n’est plus guère jouée de nos jours. (En mars 1942, Monteux dirigea le San Francisco Symphony Orchestra dans un enregistrement légendaire de la Deuxième Symphonie pour RCA, mais il faudra attendre près de quarante ans avant qu’un nouvel enregistrement commercial ne voie le jour.)
D’Indy s’est lui-même exprimé sur les motifs sous-jacents de sa Deuxième Symphonie dans un article paru dans le numéro d’octobre 1903 de la revue parisienne Musica.. Il y constate que la musique dramatique évolue vers une plus grande simplicité, alors que la symphonie connaît une complexité croissante. Selon lui, elle est presque devenue un genre dramatique, dont la forme est de plus en plus subordonnée aux règles d’une action extérieure. Il souligne que la Deuxième Symphonie repose sur l’idée de base de deux thèmes, qui sont esquissés dès le dualisme de l’introduction : le premier thème, sombre, avec son triton caractéristique, le second, doux et tendre. La partition tout entière, poursuit d’Indy, est placée sous le signe d’un combat entre le mal et le bien, et à la fin le bien triomphe du mal. Cette lutte, conclut-il, peut être comprise de façon très générale, mais on peut aussi l’interpréter, “ selon quelques commentateurs avisés ”, comme le combat de la soi-disant musique moderne (l’élément du mal) et la musique traditionnelle.
Traduction française : Patrick Lang

Le matériel d’orchestre est disponible auprès des Editions Durand, Paris (www.durand-salabert-eschig.com).

Réimpression d’un exemplaire appartenant à la Bibliothèque musicale de la Münchner Stadtbibliothek, 2003.