Francois Adrien Boieldieu
(geboren am 16. 12. 1775 in Rouen, gestorben am 8. 10. 1834 in Jarcy bei Paris)

„La Dame Blanche“ Komische Oper in 3 Akten

Libretto: Eugène Scribe
nach zwei Romanen von Sir Walter Scott: The Monastery (1820) und Guy Mannering (1815)
Uraufführung: Opéra-Comique, Paris, 10. 12. 1825

Vorwort

Francois Adrien Boieldieu kam als Sohn eines erzbischöflichen Sekretärs im französischen Rouen zur Welt. In jungen Jahren erhielt er als Chorknabe an der Kathedrale Nôtre-Dame-de-Rouen seine erste musikalische Ausbildung und wurde später Schüler des Organisten Charles Broche. Der junge Boieldieu zeigte beachtliches Talent und bekam früh eine Stelle als Organist der Kirche St. André. Nebenbei besuchte er jede Opernaufführung im Stadttheater. Er komponierte unzählige Romanzen und mit siebzehn schon seine erste Oper, La Fille coupable (1793), eine sogenannte comédie larmoyante. Das Libretto dazu schrieb sein Vater. Noch in Rouen entstand eine weitere Oper und nach dem ermunternden Erfolg der beiden Erstlinge zog es ihn nach Paris, wo er sich erstmal als Klavierstimmer durchschlagen mußte. Schließlich wurde er in die richtigen Salons eingeführt und konnte mit seinen Romanzen reüssieren. 1797 wurde sein vierter Versuch als Opernkomponist in Paris, La Familie suisse, so positiv angenommen, dass er nach ähnlichem Muster Le Pari, L’heureuse Nouvelle und Zoraime et Zulnare komponierte. Er hatte Talent, besass das nötige Gefühl für Theatereffekte und seine leichtfliessende Melodik gefiel. Seine Kompositionen lehnten sich jedoch deutlich an die Werke der berühmteren Komponisten wie etwa Grétry und Monsigny an, einschliesslich all ihrer Manierismen. Im Jahr 1800 entstand Béniovsky ou Les Exilés du Kamchattka und im selben Jahr gelang ihm am 29. Fructidor des Revolutionsjahres VIII (16. September) mit dem Calife de Bagdad der eigentliche Durchbruch. Zwischen 1802 und 1812 kam diese Oper ganze 175 Mal in Paris und bald auch in ganz Europa zur Aufführung, 1806 sogar in New Orleans. Nach einer Vorstellung des Kalifen soll ihn Cherubini gefragt haben, ob er sich denn nicht eines so unverdienten Erfolges schäme? Boieldieu bat daraufhin den Meister, ihn als Schüler zu nehmen. Cherubini, der schon Auber mit den Worten „Arbeite... oder stürze Dich zum Fenster hinaus“ angetrieben hatte, verstand es, seinem Schüler ins künstlerische Gewissen zu reden. Von diesem Augenblick an ist es vorbei mit der oberflächlichen Leichtigkeit Boieldieus. Schon die Burleske Ma Tante Aurore (1803) zeigt den guten Einfluss des älteren Lehrers.
1801 verliebt sich Boieldieu in die Tänzerin Clothilde Malfleurai und heiratet sie, aber sie ist flatterhaft und untreu. Die Verbindung schadet ihm gesellschaftlich und ist angeblich der Grund des inszenierten Skandals während der Premiere der „Tante Aurore“. Die Vorstellung wird von Claqueuren erheblich gestört, die Oper scheint durchgefallen zu sein. Der deutsche Komponist J.F. Reichhardt ist am Uraufführungstag Zeuge einer Verschwörung in einem Café, bei der beschlossen wird, die Oper auszubuhen. Aber nur zwei Tage darauf stellt sich der verdiente Erfolg dann doch ein.
Boieldieu ist mehr oder weniger auf der Flucht vor Clothilde und Paris, als er 1803 nach Russland geht. Am Zarenhof in St. Petersburg, wohin er sich, wie vor ihm Giuseppe Sarti, als Kapellmeister und Komponist berufen lässt, verpflichtet er sich, jährlich drei Opern herauszubringen. Die Sujets werden allerdings von Zar Alexander I selbst bestimmt. Er verbringt sieben Jahre in Russland, wo er neun Opern, darunter Les Voitures versées (1808), komponiert. Er ruiniert dort seine Gesundheit und wird obendrein der Spionage verdächtigt, als er eine Oper in drei verschiedenen Paketen nach Paris schickt, bezeichnet si, mi, sol: von den Grenzbeamten als six, mille, soldats entziffert.
Während seines Aufenthalts in St. Petersburg studiert er die neue italienische Oper, er modernisiert seine Harmonik und vertieft die Arbeit mit dem Orchester. Als er nach Paris zurückkehrt, kann er an seinen alten Erfolg anschliessen, zuerst mit Jean de Paris (1812), dann folgen Le Nouveau Seigneur du Village (1813) und sein nicht ganz märchengetreues Rotkäppchen, Le petit Chaperon rouge (1818). 1815 wird er zum Hofkomponisten ernannt und 1816 in die Königliche Musikakademie aufgenommen.
Die Zeiten sind wirr, die Wellen der Politik schlagen über den französischen Komponisten zusammen, ohne dass es diese jedoch besonders zu interessieren scheint: Ausser dann, wenn ihre Beamtenstellen auf einmal nicht mehr existieren. Sie komponieren wie im Rausch, versuchen heiter zu bleiben und halten ohne bemerkenswerte Rivalität zusammen. Oft komponieren sie auch zu zweit, zu viert oder sogar zu neunt, wie bei der Marquise de Brinvilliers, für die u.a. Auber, Hérold, Cherubini und Paer schreiben und Boieldieu eine einzige Nummer beisteuert.
Am 10. Dezember 1825 kulminiert Boieldieus Erfolg mit La Dame blanche, die ihn unsterblich macht. Danach schreibt er nur noch eine Oper, Les Deux Nuits (1829), in der er Mozarts Figaro zitiert. Trotz aller Schönheit der Melodie lässt ihre eher steife Bemühtheit sie bald vergessen werden, und als Boieldieu merkt, dass er den Höhepunkt seines Schaffens überschritten hat, hört er zu komponieren auf. Alles in allem hinterliess Boieldieu zu einer Zeit, in der viele Kollegen über 100 Opern aufweisen konnten, 38 signierte Partituren.
Er hatte wieder geheiratet, die Sängerin Jenny Phillis-Bertin, und arbeitete bis zu seinem Tod als Lehrer. 1817 nahm er als Nachfolger von Etienne Méhul eine Stelle am Konservatorium von Paris an, wo u.a. Adolphe Adam zu seinen Schülern zählte. Auf Grund seiner Kehlkopftuberkulose konnte er am Schluss nicht mehr sprechen. 1829 trat er in den Ruhestand, aber das Revolutionsjahr 1830 beraubte ihn seiner Pension und er liess sich wieder anstellen. Am 18. 10 1834 starb Boieldieu in Jarcy bei Paris.

„Die weisse Dame“ genoss enorme Popularität und wurde sofort Gesprächstoff in Paris. Man erzählte sich, dass Adam die halbe Ouverture geschrieben und übrigens auch beim Librettisten die Chorballade des dritten Aktes eigenmächtig bestellt hätte. Man sang die Hits des Abends, die beiden Arien des George Brown, dargestellt vom berühmten Tenor Ponchard: „Ah! quel plaisir d’etre soldat“ und „Viens, gentille dame“. Sogar eine Omnibuslinie wurde nach der Oper benannt. Boieldieus Nachbar am Boulevard Montmartre 10, der absolute Meister aller Meister der Zeit, Rossini, lobte das Werk in hohen Tönen, insbesondere das Ensemble der stilvollen Versteigerungsszene: „Wir... Italiener hätten viel Lärm dabei gemacht, mit felicità, felicità und solchen Dingen.“ Boieldieu, gerührt über die Anerkennung, verabschiedete sich, um in die höhere Etage hinaufzusteigen: „Ich bin Ihnen doch nur über, Meister, wenn ich schlafe.“ Auch Carl Maria von Weber äusserte sich überströmend: „Seit „Figaros Hochzeit“ ist keine komische Oper geschrieben worden wie diese“ und der junge Komponist Reynaldo Hahn sprach vom „anmutigen Mozartismus“. Zu den Bewunderern des Werks zählten auch Schumann, Wagner, Donizetti und Berlioz.
Die Oper wurde bald an allen wichtigen Häusern gespielt, im Juli 1826 hatte sie in Wien Premiere und im Oktober desselben Jahres in London. Am 24. August 1827 erlebte sie ihre Erstaufführung in New York (in deutscher Sprache). Ende der 1920er zeigte die Opéra Comique La Dame blanche noch zum 1706. Mal, danach geriet sie so sehr in Vergessenheit, dass sie erst 1997 wieder ins Repertoire genommen wurde.
Die Oper verdient es nicht, vergessen zu werden. Boieldieus Kollege Grétry meinte, dass man mit zwanzig vielleicht eine gute Tragödie komponieren könne, doch erst mit vierzig eine gute Komödie. Und Boieldieu entwickelt auch erst in La Dame blanche sein ganzes musikalisches und komisches Erzähltalent. Er ist auf dem Gipfel seines Könnens. Mit romantischen und modernistischen Momenten belebt er die traditionelle opéra comique und erneuert die veraltete Form durch chromatische Harmonie und ausdruckstarke Orchestration. Die Harfe spielt eine wichtige Rolle als Begleiterin der Dame und die Holzbläser und Flöten werden mit Subtilität eingesetzt. Boieldieus früher eher enge Melodieführung ist hier warm und geschmeidig geworden. Die Melodien gehen ins Ohr, sind einfach und doch raffiniert verziert und durch - doch eher französisch anmutende - schottische Folklore bereichert. Besonders gelungen ist die z. B. im Terzett des 2. Aktes und in der Versteigerungsszene sorgfältig gearbeitete Ensemblekunst, die der nicht ganz einfachen Geschichte ein eindringliches musikalisches Leben voll symmetrischer Vornehmheit und flüssiger Leichtigkeit gibt. Sie erinnert entfernt an Mozart und in ihrer unermüdlichen musikalischen Plauderkunst an Rossini, ist jedoch von typisch französischem Esprit und Stil. Die Dialoge sind pointiert und klar. George Browns Arien sprühen von Spontaneität und verführerischem Charme und gehörten schon bald zum Konzertrepertoire grosser Tenöre, wie etwa Leo Slezak und Fritz Wunderlich. Schade nur, dass die Ouverture erst am Abend vor der Generalprobe mit Hilfe der Schüler Adam und Labarre, also viel zu hastig geschrieben wurde, das Resultat ist ein eher blasses, einfaches Potpourri aus den Hauptthemen der Oper.
Das Libretto wurde von Eugéne Scribe (1791-1861) verfasst, er war einer der beliebtesten Bühnenschriftsteller seiner Zeit, berühmt weit über die Grenzen Frankreichs hinaus. Auch als Opernlibrettist war er so bekannt und produktiv, daß man zu seinen Lebzeiten von der „Scribe-Fabrik“ sprach. Für Boieldieu schrieb er vier Libretti und unter seinen weiteren Werken sind auch „Fra Diavolo“ (Auber), „La Sonnambula“ (Bellini), „Elisir d’Amore“ (Donizetti), „Le Comte d’Ory“ (Rossini), „Les Huguenots“ (Meyerbeer) und „Un Ballo in Maschera“ (Verdi). Die Handlung der „Weissen Dame“ ist zwar voll von den für die Zeit üblichen Textwiederholungen und Dialogszenen, hat aber trotzdem Verve und ist durchaus wirkungsvoll.

Zur Handlung

Ort und Zeit
Gut und Schloss Avenel in Schottland, 1759.

Personen
Gaveston, Verwalter der Grafen von Avenel................Bass
Anna, sein Mündel....................................................... Sopran
George Brown, junger englischer Offizier....................Tenor
Dickson, Pächter........................................................... Tenor
Jenny, seine Frau........................................................... Sopran
Marguerite, Dienerin im Schloss................................... Alt
MacIrton, Friedensrichter.............................................. Bass
Gabriel, Dicksons Knecht................................................ Sprechrolle
Pächter, Bauern, Gerichtsbeamte

Akt I: Der junge Offizier George Brown kommt ins Dorf Avenel, als bei Dickson und seiner Frau Jenny die Taufe ihres Sohnes vorbereitet wird. Der ausersehene Pate ist erkrankt und guter Rat teuer, doch da George als sympathischer Ehrenmann den Dicksons gleich gefällt, bitten sie ihn, die Patenschaft zu übernehmen. Er willigt ein, muss aber über Nacht bleiben, da die Taufe erst am Abend stattfinden kann. George erzählt aus seinem Leben; er erinnert sich vage an eine Kindheit mit livrierten Dienern, an die Lieder der Kinderfrau, an Entführung und Sklaverei, bis er endlich flüchten und Soldat werden konnte. Nach einer Verletzung wurde er von einer schönen Fremden gepflegt, die jedoch plötzlich verschwand. Verliebt sei er seither auf der Suche nach dem Mädchen. Auf die Frage nach den Sehenswürdigkeiten der Umgebung berichten die Dicksons vom Schloss Avenel und der Weissen Dame, die dort umgeht und Dickson einst geholfen hat, wobei er schwören musste, ihr eines Tages zur Verfügung zu stehen. Gaveston, der Verwalter des verschwundenen Grafen, will am nächsten Tag das Schloss versteigern lassen, um es selbst zu erwerben. Die Bauern wollen dies aus Treue zu den Avenels verhindern. Im Laufe des Nachmittags erhält Dickson ein Schreiben von der Weissen Dame, dass nun die Zeit gekommen sei: Am Abend muss er im Schloss erscheinen. George Brown sieht Dicksons Angst und erbietet sich, an seiner statt hinzugehen und sich der Weissen Dame zu stellen.
Akt II: Die alte Dienerin Marguerite singt am Spinnrad von der Vergangenheit und dem vermissten Julian, Spross der Avenels. Die Waise Anna, seit dem Tod des alten Grafen das Mündel von Gaveston, ist mit diesem zur Versteigerung des Schlosses angereist. Sie erzählt Marguerite von ihrer Auslandsreise mit dem Vormund und wie sie dort einen jungen Soldaten gepflegt hat. Marguerite merkt, dass Anna verliebt ist und bedauert, dass ihre Liebe nicht ihrem Kindheitsfreund, Julian Avenel, gilt. Um Mitternacht ersucht ein Mann um Einlass, und Anna, die Dickson selbst die Nachricht hat zukommen lassen, überredet den unwilligen Gaveston, dem Fremden nach alter Sitte Obdach zu geben. Sie geht, George Brown betritt den Salon und erzählt, dass er die Weisse Dame sehen möchte, worauf ihn Gaveston, gefolgt von Marguerite, kopfschüttelnd alleine lässt. George ruft die Weisse Dame herbei: „Viens, gentille Dame“. Weiss verhüllt erscheint Anna. Doch nicht Dickson, sondern der verwundete Soldat steht vor ihr! Sie verblüfft George dadurch, dass sie alles über ihn zu wissen scheint. Er bittet sie, ihn mit seiner verlorenen Liebe zusammenzubringen und sie verspricht es, wenn er ihr Gehorsam schwört. Bereits am nächsten Tag soll George das geliebte Mädchen sehen. Sie wird ihm während der Versteigerung die Befehle überbringen.
Frühmorgens beginnt die Versteigerung unter der Leitung des Richters MacIrton. Als Vertreter der Bauern versucht Dickson Gaveston zu überbieten, muss aber bei einhunderttausend Francs aufhören. Da kommt Anna und flüstert George zu, dass er mitbieten müsse. Bei fünfhunderttausend Francs gibt Gaveston wutentbrannt auf. Das Schloss gehört George Brown, wenn er dem Richter zu Mittag das Geld übermittelt.
Akt III: George wird von den Leuten des Dorfs als Retter gefeiert. Er erzählt Gaveston, dass er kein Geld habe, sondern dass die Weisse Dame alles arrangiere und schon noch bezahlen werde. Er scheint überhaupt verwirrt und meint den Ort und das Lied von Avenel wiederzuerkennen. Anna ist glücklich, bis sie zufällig eine Unterredung zwischen MacIrton und Gaveston belauschen kann. Julian Avenel ist zurückgekommen und ist niemand anderer als George Brown; der Entführer habe am Sterbebett gestanden. Als Waise hätte Anna wohl einen Soldaten heiraten können, einen Grafen aber niemals. Traurig beschliesst sie aufzubrechen. Jedoch muss sie vorher Julian das Geld bringen, das die Avenels vor ihrer Flucht verstecken konnten. Nur Anna haben sie das Geheimnis anvertraut. Als MacIrton kommt, um das Geld einzufordern, erscheint zum Schrecken aller die Weisse Dame und überreicht das Geld. Sie sagt George, wer er wirklich ist. Als sie sich zurückziehen will, reisst Gaveston ihr den Schleier herunter. Wütend verlässt er mit MacIrton das Schloss. Anna erklärt, sie sei Julians nicht würdig, aber Julian, der ihr alles verdankt, ist bereit, auf Schloss und Titel zu verzichten, wenn er sein Glück nicht mit ihr teilen darf. So willigt sie am Ende doch ein und alle jubeln, auch die Dicksons, die jetzt für ihren Sohn den besten aller Paten bekommen haben.

Irmelin Mai Hoffer, 2004

Aufführungsmaterial ist von Schott, Mainz erhältlich

 

 

François Adrien Boieldieu
(né le 16 décembre 1775 à Rouen, mort le 8 octobre 1834 à Jarcy près de Paris)

« La Dame Blanche »
Opéra comique en 3 actes

Livret : Eugène Scribe
D'après deux romans de Sir Walter Scott : The Monastery (1820) et Guy Mannering (1815)
Création : Opéra-Comique, Paris, 10 décembre 1825

Préface

François Adrien Boieldieu vint au monde à Rouen, comme fils d'un secrétaire de l'archevêque. Pendant ses jeunes années, il reçut sa première instruction musicale en tant que garçon chanteur à la Cathédrale Notre-Dame de Rouen, avant de devenir l'élève de l'organiste Charles Broche. Le jeune Boieldieu manifesta un remarquable talent et se vit bientôt attribuer un poste d'organiste à l'église St-André. Accessoirement, il assista à toutes les représentations d'opéra au Théâtre municipal. Il composa d'innombrables romances et, dès dix-sept ans, écrivit son premier opéra, La Fille coupable (1793), appartenant au genre de la comédie larmoyante. Le livret en avait été fourni par son père. C'est encore à Rouen qu'un second opéra vit le jour et, après le succès encourageant de ces deux premiers-nés, Boieldieu partit pour Paris, où il commença par survivre en accordant des pianos. Il finit par être introduit dans les salons décisifs et put réussir avec ses romances. En 1797, sa quatrième tentative d'opéra parisienne, La Famille suisse, fut si bien accueillie qu'il put concevoir, sur le même modèle, Le Pari, L’heureuse Nouvelle, ainsi que Zoraïme et Zulnar. Il avait du talent, possédait l'instinct nécessaire pour les effets de théâtre et savait plaire par la fluidité aisée de ses mélodies. Ses compositions s'appuyaient pourtant nettement sur les modèles de musiciens plus illustres, tels Grétry et Monsigny, et en reprenaient tous les maniérismes. En 1800, ce fut l'élaboration de Béniovsky ou Les Exilés du Kamtchatka et, la même année, le 29 fructidor (16 septembre) de l'an VIII selon le calendrier révolutionnaire, Le Calife de Bagdad lui apporta une véritable percée vers la gloire. Entre 1802 et 1812, cet opéra fut joué quelque 175 fois à Paris, et conquit bientôt l'Europe tout entière, et même la Nouvelle-Orléans en 1806. On raconte qu'après une représentation du Calife, Cherubini aurait demandé à Boieldieu s'il n'avait pas honte d'un succès aussi peu mérité. Sur quoi Boieldieu pria le maître de l'accepter comme élève. Cherubini, qui avait déjà stimulé Auber avec ces mots : « Travaille... ou jette-toi par la fenêtre », s'entendit à pénétrer dans la conscience artistique de son disciple. Dès lors, c'en fut fait de la légèreté superficielle de Boieldieu. Déjà le vaudeville Ma Tante Aurore (1803) manifeste la bonne influence de l'aîné.
En 1801, Boieldieu tombe amoureux de la danseuse Clotilde Malfleurai et l'épouse, mais elle est volage et infidèle. Cette alliance lui nuit sur le plan social et passe pour être la raison du scandale délibérément provoqué à l'occasion de la création de Ma Tante Aurore. La représentation est gravement perturbée par des claqueurs, l'opéra semble avoir été un four. Le jour même de la création, dans un café, le compositeur allemand J.F. Reichhardt est témoin d'une conjuration au cours de laquelle on décide de huer l'ouvrage. Mais à peine deux jours plus tard, le succès mérité est quand même au rendez-vous.
C'est plus ou moins pour fuir Clotilde et Paris que Boieldieu se rend en Russie en 1803. A Saint-Pétersbourg, à la cour du Tsar où il se fait appeler, comme avant lui Giuseppe Sarti, en tant que Maître de chapelle et compositeur, il s'engage à produire trois opéras par an. Les sujets en seront déterminés par le Tsar Alexandre Ier en personne. Boieldieu passe sept ans en Russie, où il compose neuf opéras, parmi lesquels Les Voitures versées (1808). Il y ruine sa santé et se voit soupçonner d'espionnage lorsqu'il envoie à Paris un opéra en trois paquets séparés, marqués si, mi, sol, ce que les douaniers croient devoir décoder comme six, mille, soldats.
Au cours de son séjour à Saint-Pétersbourg, il étudie le nouvel opéra italien, il modernise son harmonie et approfondit le travail avec l'orchestre. De retour à Paris, il peut renouer avec ses anciens succès, d'abord avec Jean de Paris (1812), que suivent Le Nouveau Seigneur du Village (1813) et Le petit Chaperon rouge (1818), assez librement adapté du conte homonyme. En 1815, il est nommé compositeur à la Cour et, en 1816, il est reçu à l'Académie Royale de Musique.
Les temps sont troubles, les vagues de la politique s'abattent sur les compositeurs français, sans que cela paraisse les intéresser outre mesure. Sauf si leurs postes de fonctionnaires sont supprimés du jour au lendemain. Ils composent comme dans l'ivresse, ils essaient de rester sereins et demeurent solidaires entre eux, sans rivalités notables. Souvent même, ils composent à deux, à quatre, voire à neuf, comme dans le cas de La Marquise de Brinvilliers, ouvrage auquel participent, entre autres, Auber, Hérold, Cherubini et Paer, et auquel Boieldieu contribue avec un seul numéro.
Le 10 décembre 1825, le succès de Boieldieu culmine avec La Dame blanche, qui le rend immortel. Après cela, il n'écrira plus qu'un seul opéra, Les Deux Nuits (1829), dans lequel il cite le Figaro de Mozart. Malgré toutes les beautés de la mélodie, l'effort un peu guindé que traduit cet ouvrage le voue bientôt à l'oubli, et lorsque Boieldieu se rend compte qu'il a passé l'apogée de sa création, il cesse de composer. En tout et pour tout, à une époque où nombre de ses collègues avaient plus de cent opéras à leur actif, Boieldieu a signé 38 partitions.
Il s'était remarié, avec la cantatrice Jenny Phillis-Bertin, et jusqu'à sa mort il continua d'enseigner. En 1817, succédant à Etienne Méhul, il accepta un poste au Conservatoire de Paris, et Adolphe Adam compta parmi ses élèves. En raison d'une phtisie laryngée, il ne put plus parler dans ses dernières années. En 1829 il prit sa retraite, mais la révolution de 1830 le priva de sa pension et il reprit du service. Le 18 octobre 1834, Boiledieu mourut à Jarcy au Sud de Paris.

La Dame blanche jouit d'une immense popularité et devint immédiatement le sujet des conversations parisiennes. On racontait qu'Adam avait écrit la moitié de l'ouverture et que c'est lui qui aurait pris l'initiative de commander au librettiste la ballade pour choeur de l'acte III. On chantait les « tubes » de la soirée, les deux airs de Georges Brown, exécutés par le célèbre ténor Ponchard : « Ah! quel plaisir d’être soldat » et « Viens, gentille dame ». Même une ligne d'omnibus fut baptisée d'après l'opéra. Le voisin de Boieldieu au n°10 du boulevard Montmartre, le maître absolu de tous les maîtres de l'époque, Rossini, trouva pour l'œuvre des accents de louange suprême, en particulier pour la scène d'ensemble, pleine de style, de la vente aux enchères : « Nous autres, Italiens, y aurions fait beaucoup de bruit, avec felicità, felicità et choses semblables. » Emu par cette reconnaissance, Boieldieu prit congé pour gagner l'étage supérieur : « Je ne suis au-dessus de vous, maître, que quand je dors. » Carl Maria von Weber, lui aussi, ne tarit pas d'éloges : « Depuis Les Noces de Figaro, on n'a pas écrit d'opéra comique comme celui-là », et le jeune compositeur Reynaldo Hahn parla de « Mozartisme gracieux ». Parmi les admirateurs de l'œuvre figuraient également Schumann, Wagner, Donizetti et Berlioz.
L'opéra ne tarda pas à être joué sur toutes les scènes importantes. La première viennoise eut lieu en juillet 1826, celle de Londres en octobre de la même année. Le 24 août 1827, l'œuvre fut créée à New York (en langue allemande). Vers la fin des années 1920, l'Opéra-Comique donna la 1706e représentation de La Dame blanche, après quoi elle tomba dans l'oubli au point de n'être réintégrée au répertoire qu'en 1997.
Or cet oubli est immérité. L'un des collègues de Boieldieu, Grétry, professa qu'à vingt ans on peut sans doute composer une bonne tragédie, mais qu'il faut avoir atteint la quarantaine pour faire une bonne comédie. Et en effet, ce n'est que dans La Dame blanche que Boieldieu déploie tout son talent musical et comique de conteur. Il est au sommet de ses aptitudes. Il vivifie l'opéra comique traditionnel avec des éléments romantiques et modernes, tout en renouvelant la forme désuète par une harmonie chromatique et une orchestration expressive. La harpe joue un rôle primordial comme accompagnatrice de la Dame et les bois, notamment les flûtes, sont employés avec subtilité. L'écriture mélodique de Boieldieu, jadis plutôt contenue dans d'étroites limites, est empreinte ici d'une chaleureuse souplesse. Les mélodies s'imposent à l'oreille, bénéficient d'une ornementation raffinée malgré leur simplicité et se voient enrichies d'un folklore écossais – d'une tournure bien française. Il faut signaler la réussite des scènes d'ensemble, travaillées avec soin, par exemple dans le trio de l'acte II et dans la scène des enchères, apportant à une intrigue qui n'est pas de toute simplicité, une vie musicale fervente pleine d'une élégante symétrie et d'une légèreté fluide. Cette scène évoque Mozart et, dans son intarissable verve musicale, elle fait penser à Rossini, mais elle est d'un esprit et d'un style typiquement français. Les dialogues sont incisifs et clairs. Les airs de Georges Brown pétillent de spontanéité et de charme séducteur ; ils devaient bientôt entrer au répertoire de concert de grands ténors, tels Leo Slezak et Fritz Wunderlich. Dommage seulement que l'ouverture n'ait été écrite que la veille de la générale, avec l'aide des disciples Adam et Labarre, dans une hâte excessive : le résultat est un simple potpourri, plutôt falot, des pricnipaux thèmes de l'opéra.
Le livret est l'œuvre d'Eugène Scribe (1791-1861), l'un des dramaturges les plus appréciés de son époque, célèbre bien au-delà des frontières nationales. En tant que librettiste d'opéra également, sa renommée et sa productivité étaient telles que, de son vivant, on parlait de l'« usine Scribe ». Pour Boieldieu il écrivit quatre livrets, et parmi ses autres ouvrages figurent aussi ceux de Fra Diavolo (Auber), La Sonnambula (Bellini), L’Elisir d’Amore (Donizetti), Le Comte d’Ory (Rossini), Les Huguenots (Meyerbeer) et Un Ballo in Maschera (Verdi). Certes, l'action de La Dame blanche regorge des répétitions de texte et des scènes de dialogue en usage à l'époque, mais elle ne manque ni de verve ni d'effet.

Synopsis

Lieu et temps
Domaine et château d'Avenel en Ecosse, 1759.

Personnages
Gaveston, intendant des comtes d'Avenel Basse
Anna, sa pupille Soprano
Georges Brown, jeune officier anglais Ténor
Dickson, locataire du domaine Ténor
Jenny, sa femme Soprano
Marguerite, vieille servante au château Alto
MacIrton, juge de Paix Basse
Gabriel, valet de Dickson Rôle parlé
Fermiers, paysans, officiers de justice

Acte I : Le jeune officier Georges Brown arrive au village d'Avenel alors que, chez Dickson et sa femme Jenny, on prépare le baptême de leur fils. Le parrain pressenti étant tombé malade, on est bien embarrassé, mais puisque Georges, homme d'honneur sympathique, plaît immédiatement aux Dickson, ils le prient de remplacer le parrain défaillant. Il accepte, et comme le baptême ne pourra avoir lieu que le soir, il doit passer la nuit sur place. Georges raconte l'histoire de sa vie, il se souvient vaguement d'une enfance peuplée de laquais en livrée, des chants de la gouvernante, de son enlèvement et de son esclavage, jusqu'à son évasion qui lui a enfin permis de devenir soldat. Ayant été blessé, il fut soigné par une belle inconnue qui disparut brusquement. Depuis ce temps, amoureux, il est à la recherche de la jeune fille. George ayant demandé ce qu'il y a à voir dans les environs, les Dickson lui parlent du château d'Avenel, de la Dame blanche qui le hante et qui, jadis, a aidé Dickson en échange du serment qu'un jour il se mettrait à sa disposition. Gaveston, l'intendant de feu le comte, veut faire vendre le château aux enchères le lendemain, afin de s'en porter lui-même acquéreur. Par fidélité aux Avenel, les paysans comptent l'en empêcher. Au cours de l'après-midi, Dickson reçoit un billet de la Dame blanche, lui indiquant que le temps est venu : il devra se rendre au château le soir même. Georges Brown, voyant la frayeur de Dickson, lui propose d'y aller à sa place et de se présenter à la Dame blanche.
Acte II : La vieille servante Marguerite chante en filant ; elle évoque le passé et l'héritier disparu des Avenel, Julien. Anna, qui est orpheline, placée sous la tutelle de Gaveston depuis la mort du vieux comte, est venue avec son tuteur pour la vente aux enchères du château. Elle raconte à Marguerite le voyage à l'étranger entrepris avec son tuteur, au cours duquel elle a soigné un jeune soldat. Marguerite remarque qu'Anna est amoureuse et déplore que cet amour ne s'adresse pas à son ami d'enfance, Julien d'Avenel. A minuit, un homme demande à être reçu, et Anna, qui a elle-même envoyé le billet à Dickson, persuade Gaveston récalcitrant d'accueillir l'étranger et de lui offrir l'hospitalité conforme aux traditions anciennes. Elle se retire, Georges Brown pénètre dans le salon et déclare vouloir parler à la Dame blanche ; déconcerté, Gaveston, suivi de Marguerite, le laisse seul. Georges appelle alors la Dame blanche : « Viens, gentille Dame ». Recouverte de blanc, Anna paraît. Or, ce n'est pas Dickson qu'elle trouve, mais le soldat blessé ! Elle impressionne Georges en paraissant tout connaître de lui. Il la supplie de le réunir à son amour perdu, et elle le lui promet à condition qu'il lui jure obéissance. Dès le lendemain, Georges verra la jeune fille bien-aimée. C'est elle qui, au cours de la vente aux enchères, lui transmettra les ordres.
Les enchères commencent tôt le matin, sous la présidence du juge MacIrton. En tant que représentant des paysans, Dickson cherche à surenchérir sur Gaveston, mais doit abandonner à cent mille francs. Voici qu'apparaît Anna qui souffle à Georges de participer aux enchères. A cinq cent mille, Gaveston, fou de rage, abandonne à son tour. Le château appartient à Georges Brown, s'il dépose l'argent avant midi auprès du juge.
Acte III : Les villageois acclament Georges comme le sauveur. Il raconte à Gaveston qu'il ne possède pas d'argent, mais que la Dame blanche arrangera tout et se chargera de payer. De façon générale, il semble perturbé et croit reconnaître le lieu et la chanson d'Avenel. Anna est heureuse, jusqu'au moment où elle entend par hasard une conversation entre MacIrton et Gaveston : Julien d'Avenel est rentré au pays et n'est autre que Georges Brown lui-même ; celui qui l'a enlevé se trouvait au chevet du père mourant. En tant qu'orpheline, Anna aurait certes pu épouser un soldat, mais en aucun cas elle ne peut prétendre à un comte. Tristement, elle décide de partir. Pourtant, elle doit auparavant apporter à Julien l'argent que les Avenel avaient pu cacher avant leur fuite. Anna est la seule à qui ils aient confié leur secret. Lorsque MacIrton vient réclamer la somme, la Dame blanche apparaît à la frayeur générale et remet l'argent. Elle révèle à Georges la véritable identité de celui-ci. Au moment où elle va se retirer, Gaveston lui arrache le voile. Très en colère, il quitte le château avec MacIrton. Anna déclare n'être pas digne de Julien, mais celui-ci, qui lui doit tout, est prêt à renoncer à son château et à son titre s'il ne peut partager son bonheur avec elle. C'est pourquoi elle consent enfin à l'épouser, et tout le monde jubile, y compris les Dickson, qui ont reçu pour leur fils le meilleur des parrains.

Irmelin Mai Hoffer
Trad. fr.: Patrick Lang