Emil Nikolaus von Reznicek

Schlemihl
Symphonisches Lebensbild für großes Orchester und Tenor-Solo (1911-12)

(geb. Wien, 4. Mai 1860 – gest. Berlin, 2. August 1945)

Der Mann. Belebt, mit stolzem Schwung (p. 3) – Die Laster. Gehalten, drohend (p. 10) – Sehr ruhig (p. 12) –
Ein wenig belebter (p. 13) – Hauptzeitmaß, sehr belebt – Gehalten, drohend (p. 15) – Etwas weniger gehalten (p. 16) – Hauptzeitmaß, sehr belebt – Sehr ruhig – Leicht bewegt, aber nicht zu schnell (p. 17) – Gehalten – Wie früher –
Gehalten (p. 18) – Orgie (Scherzo). Wie früher, wild (p. 18) – Drängend (p. 21) – Langsames Walzerzeitmaß (p. 23) – Scherzando (p. 24) – Drängend (p. 25) – Langsames Walzerzeitmaß (p. 26) – Eine nackte, dicke Hexe mit Hängebauch und -Busen kommt auf einer Sau geritten (p. 27) – Wie früher, drängend (p. 28) – Hauptzeitmaß – Nach und nach
weniger straff im Rhythmus (p. 31) – Beardsley’sche Gestalten (p. 33) – Die Tänzerin. Wie eine langsame Gavotte, mit satanischer Grazie (p. 34) – Der verrückte Flötenspieler (p. 36) – Die Taktschlägerin und das Marionettenorchester (p. 37) – Der bucklige Zwerg (p. 38) – Die Sängerin (p. 39) – Hauptzeitmaß, wild (p. 45) – Drängend (p. 46) –
Orgie (Scherzo). Wie früher, wild (p. 47) – Drängend (p. 49) – Langsames Walzerzeitmaß (p. 51) – Scherzando (p. 52) – Drängend (p. 53) – Langsames Walzerzeitmaß (p. 54) – Eine nackte, dicke Hexe… (p. 55) – Wie früher, drängend (p. 56) – Die Frau (Adagio). Sehr langsam, etwas majestätisch (p. 59) – Sehr breit (p. 60) – Sehr ausdrucksvoll, edel (p. 62) – Schwungvoll, aber immer sehr breit (p. 65) – Etwas treiben (p. 66) – Nicht schleppen, aber sehr ruhig (p. 67) –
Reigen, etwas bewegter (p. 68) – Zurück ins Hauptzeitmaß (p. 69) – Feierlich gehalten, nicht schleppen (p. 70) – Zögernd, geheimnisvoll (p. 71) – Treiben – Ruhig beginnen, nach und nach steigern (p. 72) – Schwerer, aber nicht schleppen (p. 75) – Immer schwerer, nicht schleppen (p. 76) – Das Kind. Belebend (p. 77) – Leicht und bewegt mit Grazie, nicht schnell (p. 78) – Zierlich (p. 79) – Sehr breit und ruhig (p. 80) – Immer breiter (p. 83) – Leicht bewegt mit Grazie – Zurückhalten (p. 86) – Sehr mäßig – Wie früher (p. 87) – Lebhaft (p. 89) – Belebt, mit stolzem Schwung (p. 90) – Frisch (p. 102) – Drängend, mit Schwung (p. 105) – Hauptzeitmaß (p. 106) – Drängend (p. 108) – Majestätisch (p. 110) – Drängend – Hauptzeitmaß (p. 111) – Nach und nach zurückhalten – Sehr ruhig, freier im Zeitmaß (p. 112) –
Gemessen (p. 113) – Noch breiter, gewichtig, nicht schleppen (p. 114) – Sehr zart, verklärt (p. 116) – Belebend (p. 118) – Heftig, nicht zu schnell (p. 119) – Immer mehr drängend (p. 121) – Wild, verzweiflungsvoll (p. 122) –
Mit furchtbarer Majestät – Wie früher, treiben (p. 125) – Beruhigend (p. 127) – Sehr breit und feierlich (p. 128) –
„Der du von dem Himmel bist“. Flüssig, streng im Takt (p. 132) – Flüssig, sehr zart und einfach (p. 134) –
Immer sehr breit (p. 135) – Apotheotisch (p. 136) – Flüssig, nicht schleppen (p. 138) – Feierlich (p. 144) –
Breit und ruhig ausklingend (p. 145)

Vorwort
Man kann es nur als eine bittere Ironie der Geschichte verstehen, dass Emil Nikolaus von Reznicek – wie beispielsweise Otto Nicolai, Henry Litolff, Amilcare Ponchielli, Max Bruch, Emmanuel Chabrier, Alfredo Catalani, Pablo de Sarasate, Paul Taffanel, August Klughardt, Engelbert Humperdinck, Christian Sinding, Jaromír Weinberger, Carl Orff oder Alexander Arutiunjan, aber eben auch Meister seiner Epoche wie Paul Dukas oder Edward MacDowell – gerne als ‚One Work Composer’ bezeichnet wird. Man kennt seine spritzige ‚Donna Diana’-Ouvertüre, die auch Karajan aufgenommen hat, und sonst kennen die meisten nichts von ihm. Reznicek war – neben Richard Strauss und Gustav Mahler – einer der herausragenden Komponisten jener Generation, die vor allem im deutschsprachigen Raum das Kapellmeister-Komponistentum zu höchster Blüte brachte, indem die spätromantische Kunst der Behandlung des großen Orchesters ihren Höhepunkt erreichte. Weitere Namen, die hier zu nennen wären, sind u. a. Siegmund von Hausegger, Paul Büttner, Felix Woyrsch, Hans Pfitzner, Hermann Suter, Alexander Zemlinsky, Hermann Hans Wetzler, Max Reger, Franz Schreker, Max von Schillings, Felix Weingartner, Paul Graener, Max Fiedler oder Georg Schumann. Reznicek zählt unter diesen zu den Originellsten und Einfallsreichsten, und sowohl als Könner als auch hinsichtlich des effektvollen tondichterischen Dramas ist er Strauss und Mahler ebenbürtig. Es ist weit mehr als seine zweifellos sensationelle Orchestrationskunst, die seine Musik auch heute noch aktuell und faszinierend erscheinen lässt. Reznicek war ein genialer Verwandlungskünstler, ein Meister des Unberechenbaren, Unvorhersehbaren, oftmals auch derart vielschichtig Hintersinnigen, dass vielleicht gerade hier, in der psychologischen Komplexität seiner Erscheinung, ein Problem verborgen ist, das die ungehinderte Verbreitung seiner Musik verunmöglichte. Die großen Tondichtungen wie ‚Schlemihl’ oder ‚Der Sieger’ sind von einer unerschöpflichen Mannigfaltigkeit der Aussage, die es schwer macht, eine treffende charakteristische Beschreibung zu geben. Sie stehen auf einer Höhe mit den Meisterwerken von Strauss, doch wie viel eindeutiger liegt bei diesem der Fall, in jedem seiner Werke! Man kann selbst so luxuriös ausladende, vielfach untergliederte Tondichtungen wie ‚Also sprach Zarathustra’, ‚Don Quixote’, ‚Ein Heldenleben’ oder die ‚Symphonia domestica’ einfach nicht missverstehen. Und man kann sicher folgern, dass es insofern symphonischen Dichtungen ein wenig wie Opern ergeht: Vermittelt sich die Geschichte eindeutig, ohne die Notwendigkeit von Erklärungen. Doch war Reznicek nicht nur ein komplexer Opernkomponist und Programmmusiker, sondern nicht weniger ein beschlagener Symphoniker, der es immerhin auf fünf vollgültige, klar voneinander unterschiedene Gattungsbeiträge brachte, und auch dem Streichquartett-Genre fünf Meisterwerke bescherte. Nur: ihn, den Schalk, Ironiker und Humoristen, wollte man einfach nicht ernstnehmen innerhalb der hehrsten Gattungen der Instrumentalmusik, deren Erhabenheit man am späten Beethoven maß und an seinen Nachfolgern Brahms und Bruckner. Reznicek hatte immer wieder den einen oder anderen ganz großen, wenngleich kurzfristigen Erfolg, doch nur der Ouvertüre zu seiner vierten Oper ‚Donna Diana’, die 1894 seinen Durchbruch brachte, blieb der Erfolg treu – und je erfolgreicher sie war, desto mehr prägte sie das einseitige Bild eines gewitzten, eleganten Komponisten, dessen zahlreiche anderen Facetten nur echte Kenner zur Kenntnis nahmen.

Aus einer böhmischen Familie stammend, war Emil Nikolaus von Reznicek der Sohn des Generals Joseph Reznicek. Seine Mutter Clarisse Ghika, Nachfahrin eines rumänischen Fürstengeschlechts, starb, als er drei Jahre alt war. Dreizehnjährig komponierte er erste Lieder und Klavierstücke. 1874 begegnete er Brahms, und im selben Jahr übersiedelte die Familie nach Graz, wo er 1877 die ‚Hexenszene’ aus Shakespeares Macbeth vertonte. Nach dem Abitur begann er in Graz ein Jurastudium, und es entstanden 1880 ein erstes Streichquartett und das Klavierwerk ‚Die Gedanken eines Selbstmörders’. 1881-84 studierte er bei Carl Reinecke (1824-1910) und Salomon Jadassohn (1831-1902) am Leipziger Konservatorium, wo er auch seine erste Symphonische Suite in e-moll komponierte. 1884-86 folgten erste Engagements als Kapellmeister in Zürich, Bochum, Berlin und Mainz aufeinander. Am 15. Juni 1886 kam in Prag seine erste Oper ‚Die Jungfrau von Orléans’ zur Uraufführung. Weitere Opern waren 1887 ‚Satanella’ und 1888 ‚Emerich Fortunat’, bevor 1894 die ‚Donna Diana’ herauskam. Wichtige Werke der folgenden Jahre waren: Requiem und Lustspiel-Ouvertüre (1895), zweite Symphonische Suite in D-Dur (1895-96), Messe F-Dur (1898), Oper ‚Till Eulenspiegel’ und Ouvertüre ‚Wie Till Eulenspiegel lebte’ (1900). 1902 vollendete er seine ‚Tragische’ Erste Symphonie in d-moll, zugleich seine umfangreichste, der 1904 als Gegenstück die knappe Zweite Symphonie in B-Dur, seine ‚Ironische’, folgte. Beliebt wurde seine Streicher-Serenade von 1905. 1906 schrieb er sein Erstes Streichquartett in cis-moll, 1909 die Operette ‚Die verlorene Braut’, und 1911 mit der gewaltigen symphonischen Dichtung ‚Schlemihl – ein Lebensbild’ eines seiner fesselndsten Werke, die 1913 mit ‚Der Sieger – ein symphonisch-satyrisches Zeitbild’ ihr hochdramatisch vom fulminanten Aufbruch über den Tanz um das goldene Kalb zum unausweichlichen Tod führendes Gattungsgegenstück erfuhr. Daneben entstanden auch die Operette ‚Die Angst vor der Ehe’ und die orchestralen ‚Bet- und Bußgesänge’. Hauptwerke der nächsten Jahre waren: die leider verschollene symphonische Dichtung ‚Der Frieden – eine Vision’ (1914), die Schauspielmusik zu Strindbergs ‚Traumspiel’ und ‚In memoriam’ für Chor und Orchester (1915), die Oper ‚Ritter Blaubart’ (1917), Dritte Symphonie D-Dur ‚im alten Stil’ und Violinkonzert in e-moll (1918), Vierte Symphonie in f-moll (1919), Thema und Variationen nach ‚Tragische Geschichte’ von Chamisso für Orchester (1921), die Oper ‚Holofernes’ und das Zweite Streichquartett in d-moll (1922), die ‚Tanz-Symphonie’ (seine umfangreiche Fünfte von 1924), die Konzertouvertüre ‚Raskolnikoff’ (1925), die Oper ‚Satuala’ (1927), die Oper ‚Benzin’, der ‚Steinerne Psalm’ für Chor und Orchester und die Symphonischen Variationen über Kol Nidrey (1929), die einaktige Oper ‚Spiel oder Ernst?’ und das Dritte Streichquartett in e-moll (1930), die Oper ‚Der Gondoliere des Dogen’ und die Neufassung der ‚Donna Diana’ (1931), die Oper ‚Das Opfer’ und das Vierte Streichquartett in B-Dur (1932) und das Ballett ‚Das goldene Kalb’ (1935). Zu Rezniceks achtzigstem Geburtstag gratulierte ihm sein großer lebenslanger Konkurrent mit folgenden Worten: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie noch lange in gleicher Frische und Arbeitskraft die Früchte Ihres vielseitigen Schaffens und wertvollen Lebenswerks genießen möchten, eines Werkes, in dem sich reiche Phantasie und großes Können so schön die Waage halten! Ich bleibe in eifersüchtigem Nacheiferungsdrang Ihr Richard Strauss.“

Auch wenn Reznicek einer der fantasievollsten Humoristen der Musikgeschichte war (nicht nur in dieser Hinsicht Strauss ebenbürtig und ein feiner Nachfolger der Wiener Klassiker!), was immer wieder vor allem in seinen Finalsätzen zu besonders skurrilem Ausdruck kommt (man denke nur z. B. an das Finale des Violinkonzerts oder den abschließenden Bauernmarsch aus der Streicher-Serenade), so hat doch gerade dieser musikantisch überschäumende Zug auch ins bildhaft Überzeichnende oder Sarkastische leider dazu geführt, dass die akademischen Meinungsbildner ihn – der ja auch Operetten komponierte – in die Schublade der „leichten Musik“ steckten, vielleicht mit dem Zusatzvermerk „hintersinnig, doppelbödig, altmodisch, ungreifbar“. So mag es naheliegen, ihn als kauziges musikalisches Pendant zu Carl Spitzweg (1808-85) oder Wilhelm Busch (1832-1908) zu verstehen, doch eingedenk der phantastischen und abgründigen Spektrums ist es wohl doch der von ihm so verehrte Adelbert von Chamisso (1781-1838), der in Werken wie dem ‚Peter Schlemihl’ über die Epochen hinweg ehestens als Seelenverwandter anzusehen ist. Reznicek hat ja sowohl eine gewaltige, wenngleich Chamissos Werk nur namentlich verwandte ‚Schlemihl’-Tondichtung geschaffen als auch Orchestervariationen über Chamissos herrliches Kurzgedicht ‚Tragische Geschichte’, und in beiden Werken tritt gegen ein Ende wie ein Kommentator des ‚Es war einmal’ ein Sänger hinzu. Für mich spiegelt Chamissos ‚Tragische Geschichte’ vielleicht am charakteristischsten diesen Geist:
‚s war Einer, dem‘s zu Herzen ging,
Daß ihm der Zopf so hinten hing,
    Er wollt‘ es anders haben.
So denkt er denn: wie fang ich‘s an?
Ich dreh‘ mich um, so ist‘s gethan –
    Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Da hat er flink sich umgedreht,
Und wie es stund, es annoch steht –
    Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Da dreht er schnell sich anders ‚rum,
‚s wird aber noch nicht besser drum –
    Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Er dreht sich links, er dreht sich rechts,
Es thut nichts Gut‘s, es thut nichts Schlecht‘s –
    Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Und seht, er dreht sich immer noch,
Und denkt: es hilft am Ende doch –
    Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Er dreht sich wie ein Kreisel fort,
Es hilft zu nichts, in einem Wort –
    Der Zopf, der hängt ihm hinten.
Eckhardt van den Hoogen schreibt in seinem informativen und unterhaltsamen Einführungstext zur Ersteinspielung von Rezniceks großer Tondichtung ‚Schlemihl’ durch das WDR Sinfonieorchester Köln unter Michail Jurowski (geb. 1945) (cpo 999795-2, aufgenommen 2001 und veröffentlicht 2004, also 92 Jahre nach der Vollendung des Werks) sehr treffend: „Man wird bei E.N. vom Erhabenen bis zum Lächerlichen alles finden und sich anstecken lassen von seiner Fähigkeit des Beinahe-Zitats, der Andeutung, der atmosphärischen Nachzeichnung, und dann, während man sich eben über etwas besonders ‚Schräges’ amüsiert, stürzt er uns in tragische Geschehnisse, die nur noch Fassungslosigkeit nach sich ziehen: ähnlich wie Gustav Mahler, ähnlich auch wie Richard Strauss, der ihm so manche Aufführung großer Dichtungen hinterlassen hat – und doch ganz anders. Die in den Jahren 1911 und 1912 entstandene und noch im Jahr der Vollendung, präzis am 18. Dezember 1912 von Oskar Fried [1871-1941] in Berlin uraufgeführte symphonische Dichtung ‚Schlemihl’ mag das verdeutlichen.“

Reznicek selbst erinnerte sich: „Als mich vor Jahren schwerer Kummer getroffen hatte und auch sonst mein Lebensschifflein zu scheitern drohte, hatte ich mir vorgenommen: Ehe ich von der Bildfläche auf irgendeine Art verschwand, alle meine Not und Schmerzen vorher in einer Art Selbstbekenntnis niederzulegen, – gleichsam als Testament in Tönen zu hinterlassen. Auf diese Art entstand der ‚Schlemihl’.“

Im damals russisch besetzten Polen hatte Reznicek mehrere Jahre als musikalischer Leiter der Warschauer Philharmonie und des Nationaltheaters gedient, doch als die Russen begannen, ihm ihre besondere Schätzung entgegen zu bringen, schlug die Stimmung der polnischen Intelligentsia gegen ihn um und er demissionierte und kehrte nach Berlin zurück, wo er 1909-11 als erster Kapellmeister der Komischen Oper wirkte, deren Direktor Hans Gregor (1866-1945) war. Seine Tochter Felicitas von Reznicek (1904-97) schrieb in ihrer vorzüglichen Biographie ihres Vaters: „Inzwischen war das Jahr 1911 herangekommen, die Frauen trugen den Hosenrock, wurden emanzipierter und rauchten sogar in Gesellschaft. Hans Gregor fühlte sich nicht mehr wohl in Berlin, denn die Kritik begann, ihn anzugreifen. Trotzdem spielte die Komische Oper noch weiter, und E. N. dirigierte ‚Rigoletto’ mit Baklanoff, den ‚Maskenball’ mit Pasquale Amato von der Metropolitan Opera und Jeanne Korolewitz aus Chicago. Es war ein erfolgreicher Abschluss der Spielzeit. Dann war er wieder einmal ohne Engagement. Die finanziellen Reserven waren bald erschöpft. Ein Haushalt von sieben Personen mit vier heranwachsenden Kindern kostet Geld. Es war nicht so leicht, ein Engagement zu bekommen, und die Lage wurde sehr kritisch. Meine Mutter wurde zu allem übrigen schwer krank. Sie hatte schon die ganzen Jahre an Gallensteinen gelitten und war im letzten Augenblick operiert worden. Monatelang lag sie im St. Hedwig Krankenhaus und schwebte zwischen Leben und Tod. Die finanzielle Not und die furchtbare Angst, die Lebensgefährtin zu verlieren, brachten E. N. an den Rand der Verzweiflung, die er in einem Werk zum Ausdruck brachte. Er nannte es ‚Schlemihl’. Häufig wird dieser Titel falsch interpretiert. Es handelt sich nicht um Peter Schlemihl, sondern mit Schlemihl ist ein Mann gemeint, der vom Pech verfolgt wird. (Schlemihl ist das jüdische Wort dafür.) Es ist eine Art musikalische Lebensgeschichte E. N. von Rezniceks. Sie schildert den Mann, seine Jugendzeit mit Lastern und Orgien, in welchen Beardsley’sche Gestalten musikalisch ausgedrückt sind. Wenn die Orgie ihren Höhepunkt erreicht hat, beruhigt sich das wilde Durcheinander, und es erscheint die Frau mit dem […] schönsten Thema, das Reznicek einfiel. Für die Frau und das Kind ringt der Mann mit dem Schicksal, um sich im Existenzkampf zu bewähren. Doch das Schicksal ist stärker. Fanfaren schmettern zum letzten Aufschwung, aber der Held unterliegt. Mit Goethes Worten ‚Der du von dem Himmel bist’ (Tenorsolo) findet das Werk seinen versöhnenden Abschluss. Die Verklärung des Todes, die alle Leiden stillt, erlöst auch den gequälten Menschen. Am 18. Dezember 1912 wurde der ‚Schlemihl’ in den Konzerten des Philharmonischen Orchesters von Theodore Spiering [1871-1925] uraufgeführt.
In den ‚Signalen für die musikalische Welt’ schrieb Max Chop [1862-1929]: »Spontaner Beifall […] ließen erkennen, dass die Zuhörerschaft nicht bloß Bewunderung für das außerordentliche technische Können Rezniceks empfand, sondern dass sie sich tief getroffen fühlte.«Selbst Oskar Bie [1864-1938], der sehr skeptische Kritiker des Börsenkurier, stellte fest, dass man »einem bedeutenden, einem hohen Ziel mit großem Können entgegentretenden Kunstwerk begegnet ist, das den Durchschnitt der modernen symphonischen Tagesproduktion entschieden überragt.

Richard Strauss brachte in den Konzerten des Königlichen Opernhauses Anfang 1913 eine Orchesterfuge in cis-moll [von Reznicek] zur Aufführung. Das Werk ist wieder wesentlich optimistischer gehalten, denn meine Mutter war von ihrer schweren Krankheit genesen. Konservative Musiker und Musikfreunde waren allerdings nicht sehr dafür eingenommen, da die Komposition E. N. in die Kategorie der ‚wilden Neutöner’ geraten ließ. Wer hätte wohl gedacht, dass man ihn noch zu seinen Lebzeiten in die Nachklassiker einreihen würde.

E. N. hat sich darüber nicht mehr sehr aufgeregt. Er war weise genug geworden, um zu wissen, dass Fachleute ihre Mitmenschen gern etikettieren und es nicht lieben, wenn diese aus der Schublade herausspringen, in die man sie hineingelegt hat, ein Vorgang, den man bei E. N. häufig erlebt hat. Der Komponist der ‚Donna Diana’, als Verfasser heiterer Opern in den Karteien vertreten, kam auf einmal mit einer tragischen symphonischen Dichtung und dann mit einer gewagten Orchesterfuge. Er sollte später noch mit ganz anderen Überraschungen aufwarten.

Gleich auf den ‚Schlemihl’ folgte die nächste symphonische Dichtung, ‚DerSieger’. Auch er wurde von Theodore Spiering am 18. Dezember 1913 uraufgeführt.“ (Doch über dieses letztere Werk berichten wir im entsprechenden Vorwort…)
Laut van den Hoogen war ‚Schlemihl’ „ eine förmliche Beschwörung und gewissermaßen eine Beichte, die eigentlich gar nicht hätte aufgeführt werden sollen. Doch Bertha wurde gesund, die Götter hatten das ‚Opfer’, wenn man so sagen darf, angenommen, diese Dreiviertelstunde bekenntnishafter Musik, die man ohne weiteres auch mit ‚Kein Heldenleben’ überschreiben könnte.“

Rezniceks ‚Schlemihl’ kann es, was den bildhaften Reichtum der Gedanken und Gestalten, die melodische Wendigkeit, Kontrastschärfe, bizarre Phantastik und Unvorhersehbarkeit, die Vitalität und den Schmelz, die schwindelerregende Meisterschaft in Harmonik, Kontrapunkt und vor allen Dingen orchestraler Imaginationskraft und Virtuosität, die zusammenhängende Formung betrifft, ohne weiteres mit Gustav Mahler und sogar mit Richard Strauss aufnehmen. Mögen Strauss’ ‚Tod und Verklärung’ und ‚Ein Heldenleben’ als auch programmatisch vergleichbare Werke mit einer noch größeren Eigenständigkeit und bezwingenderen Formung fesseln, so ist der ‚Schlemihl’ doch zweifellos ein substanzielleres Werk als etwa die ‚Symphonia domestica’ oder die ‚Alpensymphonie’ und durchaus ebenbürtig dem ‚Don Quixote’. Und es verwundert nicht, dass Reznicek der glaubwürdigere Tragiker war. Aber eben auch ein Mann mit nichts weniger als revolutionären Zügen, dessen ‚Orgie’ klingt, als begegnete Strauss ‚Heldenleben’ Strawinskys ‚Feuervogel’. Das abschließende Goethe-Gedicht (auch ‚Der Sieger’ und die Chamisso-Variationen enden als eigentlich reine Orchesterwerke mit begleitetem Sologesang) ist bekannt als ‚Wanderers Nachtlied (Der du von dem Himmel bist)’ (nicht zu verwechseln mit ‚Über allen Gipfeln ist Ruh’’, das ja auch als ‚Wanderers Nachtlied’ firmiert), entstand am 12. Februar 1776 „am Hang des Ettersberg“ und erschien erstmals 1789 bei Göschen in einer von Goethe revidierten Fassung im Druck. Es ist eine Art kleiner Willkommenshymne an den Tod.

Partitur und Stimmen von Rezniceks ‚Schlemihl’ erschienen, wie auch die der unmittelbar nachfolgenden Tondichtung ‚Der Sieger’, 1914 bei Bote & Bock in Berlin im Druck. Vorliegende Ausgabe ist ein unveränderter Nachdruck des Erstdrucks.

Die Uraufführung des ‚Schlemihl’
Nach vorstehenden Angaben steht fest, dass die Uraufführung von Rezniceks ‚Schlemihl’ am 18. Dezember 1912 in Berlin in einem Konzert des Berliner Philharmonischen Orchesters stattfand. Laut Felicitas von Reznicek dirigierte Theodore Spiering, laut Eckhardt van den Hoogen war es Oskar Fried. Beide Angaben sind unzutreffend. Zwar war das Konzert Teil eines aus sechs Konzerten bestehenden Zyklus des Konzertbüros Emil Guttmann, den Oskar Fried leitete. Doch im 3. Konzert dieses Zyklus dirigierte Reznicek seinen ‚Schlemihl’ zur Eröffnung selbst erstmals aus dem Manuskript, und erst danach stand Fried am Pult im von Pablo Casals vorgetragenen Cellokonzert Robert Schumanns und Franz Liszts Faust-Symphonie. Solotenor in der Uraufführung von Rezniceks ‚Schlemihl’ war Felix Senius (1868-1913).

Christoph Schlüren, Juni 2016

Aufführungsmaterial ist erhältlich vom Verlag Boosey & Hawkes, Berlin.

 

 

Emil Nikolaus von Reznicek

Schlemihl: Symphonic Portrait
for large orchestra and solo tenor (1911-12)

(b. Vienna, 4 May 1860 – d. Berlin, 2 August 1945)

The Man. Lively, with proud swagger (p. 3) – The Vices. Subdued, threatening (p. 10) – Very calm (p. 12) –
A bit livelier (p. 13) – Main tempo, very lively – Subdued, threatening (p. 15) – A bit less subdued (p. 16) –
Main tempo, very lively – Very calm – Slightly agitated but not too fast (p. 17) – Subdued – Same as before –
Subdued (p. 18) – Orgy (Scherzo). Same as before, wild (p. 18) – Urgent (p. 21) – Slow waltz tempo (p. 23) –
Scherzando (p. 24) – Urgent (p. 25) – Slow waltz tempo (p. 26) – A fat naked witch with sagging belly and breasts
enters riding a sow (p. 27) – Same as before, urgent (p. 28) – Main tempo – Gradually less taut in rhythm (p. 31) – Beardsley figures (p. 33) – The Ballerina. Like a slow gavotte, with satanic grace (p. 34) – The Mad Flautist (p. 36) – The Time-beater and the Marionette Orchestra (p. 37) – The Hunchback Dwarf (p. 38) – The Soprano (p. 39) –
Main tempo, wild (p. 45) – Urgent (p. 46) – Orgy (Scherzo). Same as before, wild (p. 47) – Urgent (p. 49) –
Slow waltz tempo (p. 51) – Scherzando (p. 52) – Urgent (p. 53) – Slow waltz tempo (p. 54) – A fat naked witch … (p. 55) – Same as before, urgent (p. 56) – The Woman (Adagio). Very slow, slightly majestic (p. 59) – Very broad (p. 60) –
Very expressive, noble (p. 62) – Buoyant, but still very broad (p. 65) – A bit more propulsive (p. 66) – Very calm, but not sluggish (p. 67) – Round dance, a bit livelier (p. 68) – Back to main tempo (p. 69) – Solemn and subdued, but not sluggish (p. 70) – Hesitant, mysterious (p. 71) – Escalation – Calm at first, then gradually faster (p. 72) –
More ponderous, but not sluggish (p. 75) – Increasingly ponderous, but not sluggish (p. 76) – The Child. Invigorating (p. 77) – Light, agile, with grace, not fast (p. 78) – Delicate (p. 79) – Very broad and calm (p. 80) – Even broader (p. 83) – Light, agile, with grace – Restrained (p. 86) – Very moderate – Same as before (p. 87) – Brisk (p. 89) – Lively, with proud swagger (p. 90) – Crisp (p. 102) – Urgent, with swagger (p. 105) – Main tempo (p. 106) – Urgent (p. 108) –
Majestic (p. 110) – Urgent – Main tempo (p. 111) – Gradually hold back – Very calm, in free tempo (p. 112) –
Measured (p. 113) – Broader, ponderous, not sluggish (p. 114) – Very tender, transfigured (p. 116) – Invigorating (p. 118) – Vigorous, not too fast (p. 119) – Increasingly urgent (p. 121) – Wild, desperate (p. 122) –
With frightful majesty – Same as before, propulsive (p. 125) – Soothing (p. 127) – Very broad and solemn (p. 128) – “Thou that from the heavens art”. Flowing, in strict time (p. 132) – Flowing, very tender and simple (p. 134) –
Always very broad (p. 135) – Apotheosis (p. 136) – Flowing, not sluggish (p. 138) – Solemn (p. 144) –
Fade out broadly and calmly (p. 145)

Preface
In a bitter irony of history, Emil Nikolaus von Reznicek is commonly called a “one-work composer” – an appellation that he shares with Otto Nicolai, Henry Litolff, Amilcare Ponchielli, Max Bruch, Emanuel Chabrier, Alfredo Catalani, Pablo de Sarasate, Paul Taffanel, August Klughardt, Engelbert Humperdinck, Christian Sinding, Jaromír Weinberger, Carl Orff, and Alexander Arutiunjan, not to mention such masters of his era as Paul Dukas and Edward MacDowell. Music-lovers know his effervescent “Donna Diana” Overture, recorded even by Karajan, but otherwise nothing else from his pen. Yet Reznicek was an outstanding composer in a generation that included Richard Strauss and Gustav Mahler, a generation that brought to full flower the tradition of the “composer-conductor,” particularly in the German-speaking countries, and raised the art of the large late-romantic orchestra to its zenith. Other names worthy of mention in this context are Siegmund von Hausegger, Paul Büttner, Felix Woyrsch, Hans Pfitzner, Alexander Zemlinsky, Hermann Hans Wetzler, Max Reger, Franz Schreker, Max von Schillings, Felix Weingartner, Max Fiedler, and Georg Schumann. Among these figures, Reznicek was one of the most original and inventive, the equal of Strauss and Mahler both in his craftsmanship and in his effectively dramatic tone poems. It is much more than his unquestionably sensational orchestration that makes his music timeless and fascinating even today. Reznicek was a brilliant artistic chameleon, a master of the unpredictable and unforeseen. He is often so subtle and multi-layered that the psychological complexity of his personality may perhaps itself pose an obstacle to the unimpeded popularity of his music. His great tone poems, such as Schlemihl or Der Sieger, are of an inexhaustible multifariousness that makes them difficult to describe. They stand on a par with the masterworks of Strauss, whose fall from these heights is, however, all the greater in every work. Simply put, it is impossible to misconstrue such luxuriant, expansive, highly intricate tone poems as Thus Spake Zarathustra, Don Quixote, Ein Heldenleben, or Symphonia domestica. Symphonic poems, it is fair to conclude, are a bit like operas: they must convey their story clearly without need of explanation. But Reznicek was not just a complex composer of operas and program music; he was equally adept as a symphonist who managed to contribute no fewer than five fully-fledged, highly contrasting works to the genre and even bequeathed to posterity five masterly string quartets. The hitch was that no one wanted to take this prankster, ironist, and humorist seriously in the loftiest genres of instrumental music – genres whose sublimity was measured against late Beethoven and his successors Brahms and Bruckner. Again and again Reznicek enjoyed one or another rousing but short-lived success; yet lasting popularity was bestowed only upon the overture to his fourth opera Donna Diana, the work that occasioned his breakthrough in 1894. The more successful it was, the more thoroughly it dominated the one-sided image of a witty, elegant composer whose many other facets were noted only by true connoisseurs.
Reznicek’s family hailed from Bohemia; his father was General Joseph Reznicek, his mother Clarisse Ghika, a descendent of Rumanian nobility who died when he was three. At the age of thirteen he composed his first songs and piano pieces. In 1874 he met Brahms, and in the same year his family moved to Graz, where he composed music for the witches’ scene from Shakespeare’s Macbeth in 1877. After leaving grammar school, he began to study law in Graz while producing his First String Quartet and a piano piece entitled Thoughts of a Suicide in 1880. From 1881 to 1884 he studied with Carl Reinecke (1824-1910) and Salomon Jadassohn (1831-1902) at Leipzig Conservatory, where he also wrote his Symphonic Suite No. 1 in E minor. He then held his first conducting positions successively in Zurich, Bochum, Berlin, and Mainz (1884-86). His début opera, Die Jungfrau von Orléans, was premièred in Prague on 15 June 1886. It was followed by Satanella (1887) and Emerich Fortunat (1888) before Donna Diana appeared in 1894. There followed such major works as the Requiem and Overture to a Comedy (both 1895), Second Symphonic Suite in D major (1895-96), Mass in F major (1898), and the opera Till Eulenspiegel and the overture Wie Till Eulenspiegel lebte (both 1900). In 1902 he completed his longest symphony, the Symphony No. 1 in D minor (“Tragic”), and in 1904, as a contrasting foil, the concise Symphony No. 2 in B-flat major (“Ironic”). His Serenade for Strings of 1905 achieved popularity. In 1906 his wrote his First String Quartet in C-sharp minor, in 1909 the operetta Die verlorene Braut, and in 1911 one of his most riveting works, the powerful symphonic poem Schlemihl – ein Lebensbild. Its supremely dramatic polar opposite, Der Sieger – A Symphonic Satire of the Times, leading from a stunning outburst on the Adoration of the Golden Calf to inevitable death, followed in 1913. At the same time he wrote an operetta, Die Angst vor der Ehe, and Penitential Songs for orchestra. His chief creations of the next few years were the tone poem Der Frieden – eine Vision of 1914 (unfortunately lost), incidental music to Strindberg’s Dream Play and In memoriam for chorus and orchestra (both 1915), the opera Ritter Blaubart (1917), Symphony No. 3 in D major (“in the old style”) and the E-minor Violin Concerto (both 1918), Symphony No. 4 in F minor (1919), Theme and Variations on Chamisso’s “Tragic Tale” for orchestra (1921), the opera Holofernes and String Quartet No. 2 in D minor (1922), Dance Symphony (his imposing fifth symphony of 1924), the concert overture Raskolnikoff (1925), the operas Satuala (1927) and Benzin (1929), Steinerner Psalm for chorus and orchestra and Symphonic Variations on Kol Nidrey (both 1929), the one-act opera Spiel oder Ernst? and String Quartet No. 3 in E minor (both 1930), the opera Der Gondoliere des Dogen and a new version of Donna Diana (1931), the opera Das Opfer and String Quartet No. 4 in B-flat major (1932), and the ballet The Golden Calf (1935). On his eightieth birthday his great lifelong rival congratulated him with the following words:

“I wish that you may long enjoy, in the same freshness and vitality, the fruits of your protean creativity and your valuable life-work, in which richness of imagination and superb craftsmanship are so beautifully held in balance. I remain, in jealous emulation, your Richard Strauss.”

Reznicek was one of the most imaginative humorists in music history (the equal of Strauss, not only in this respect, and a worthy descendent of the Viennese classics!), as is most abundantly manifest in his whimsical finales (as witness the last movement of the Violin Concerto or the concluding peasants’ march in Serenade for Strings). Nonetheless, it is precisely this high-spirited musicianly bent toward caricature and sarcasm that has unfortunately led academic opinion-makers to consign him to the “light classics” (after all, he also wrote operettas), perhaps adding the such ancillary adjectives as “subtle, ambiguous, outdated, impalpable.” It thus seems natural to view him as a quaint musical pendant to Carl Spitzweg (1808-1885) or Wilhelm Busch (1832-1908). But considering the great range of his music, from the fantastical to the profound, it is probably his revered Adelbert von Chamisso (1781-1838) who, across the ages, proves in works such as Peter Schlemihl to be his true soul-mate. Reznicek, of course, wrote a mighty tone poem on the Schlemihl figure that is not related to Chamisso’s novel as well as orchestral variations on Chamisso’s splendid short poem Tragische Geschichte (Tragic Tale). Both feature a singer in a “once upon a time” mode toward the end. To my mind, this spirit is perhaps most characteristically reflected in Chamisso’s Tragic Tale:

There once was a man who was upset
that his pigtail hung down his back.
He wanted this to change.

So he thought: How to go about it?
If I turn around, the problem’s solved –
for the pigtail hangs down my back.

So he quickly spun around,
and as he stood, there it was –
the pigtail hung down his back.
So he spun around in the other direction,

but still there was no improvement –
the pigtail hung down his back.

He twisted left, he twisted right,
whether he did it well or not –
the pigtail hung down his back.

And lo, he continues to spin,
thinking: some good will come of it –
but the pigtail hangs down his back.

He turns around like a spinning top,
but to no avail: in a word –
his pigtail hangs down his back.

Reznicek’s great tone-poem Schlemihl was first recorded in 2001 by the West German RSO under Michail Jurowski (b. 1945) and released on the cpo label, ninety-two years after its completion, in 2004 (cpo 999795-2). Eckhardt van den Hoogen, in his informative and entertaining introduction to that recording, aptly remarks:

“One can find everything in E. N.’s music from the sublime to the ridiculous and be infected by his skill at near-quotation, allusion, and atmospheric depiction. Then, just when one is amused at something ‘off-kilter,’ he plunges us into tragic events that leave us speechless – much like Gustav Mahler, or like Richard Strauss (who owed him many performances of his great tone-poems), and yet entirely different. A fine illustration of this is his symphonic poem Schlemihl, composed in 1911-12 and premièred in Berlin by Oskar Fried [1871-1941] in the year of its completion, more precisely on 18 December 1912.”

Reznicek himself recalled:

“Years ago, when I was burdened with grief and my miserable life was otherwise threatened with shipwreck, I resolved that before I vanished from the scene in one way or another I would put down all my affliction and sorrow in a sort of personal confession and leave behind what might be called a testament in notes. It was this that gave rise to Schlemihl.”

While living in Poland (then under Russian occupation), Reznicek spent several years as the musical director of the Warsaw Philharmonic and the National Theater. But when the Russians began to show him special appreciation, the mood of the Polish intelligentsia swung against him. He resigned and returned to Berlin, where he served from 1909 to 1911 as the principal conductor of the Komische Oper under the direction of Hans Gregor (1866-1945). His daughter Felicitas von Reznicek (1904-1997), in her excellent biography of her father, has this to say:

“Meanwhile the year 1911 had arrived; women wore culottes and became more emancipated, even smoking in public. Hans Gregor no longer felt at ease in Berlin, for the critics had begun to attack him. Yet the doors of the Komische Oper remained open, and E. N. conducted Rigoletto with Baklanoff and Ballo in Maschera with Pasquale Amato from the Metropolitan Opera and Jeanne Korolewitz from Chicago. The season came to a successful end. Then he was again unemployed. Soon his financial reserves were depleted. A seven-person household with four growing children costs money. It was no easy matter to find a position, and his predicament became very critical. As if that weren’t enough, my mother fell seriously ill. She had suffered for years from gallstones and underwent an operation at the last moment. For months she lay in St. Hedwig’s Hospital hovering between life and death. His dire financial straits and dreadful fear of losing his lifelong companion drove E. N. to the brink of despair, to which he lent expression in a work entitled Schlemihl. This title is frequently misconstrued. It does not refer to Peter Schlemihl: schlemihl is a Jewish word for a man dogged by ill fortune. One might call it the life story in notes of E. N. von Reznicek. It depicts a man who spent his youth in vices and orgies in which Beardsley figures are expressed in music. Once the orgy reaches its climax, the wild goings-on subside and the Woman appears with the […] most beautiful theme Reznicek ever invented. For the sake of the Woman and the Child, the Man wrestles with fate in order to triumph over life’s adversities. But fate is stronger. Fanfares blare for the final fray, but the Hero is defeated. The piece finds a conciliatory ending with Goethe’s words ‘Der du von dem Himmel bist’ (Thou that from the heavens art) for solo tenor. The transfiguration of death, which brings all sorrows to an end, also redeems the tormented man.

“Schlemihl was premièred in the concerts of the Philharmonic Orchestra on 18 December 1912, conducted by Theodore Spiering [1871-1925]. To quote Max Chop [1862-1929], writing in Signale für die musikalische Welt, ‘The spontaneous applause […] let us know that the listeners not only felt admiration for Reznicek’s extraordinary technical prowess, but were deeply moved.’ Even Oskar Bie [1864-1938], the highly skeptical critic of the Börsenkurier, noted that the audience had ‘encountered an important work of art that approached a lofty goal with great skill, and which towers above the bulk of modern workaday symphonies.’
“In early 1913 Richard Strauss presented an Orchestral Fugue in C-sharp minor [by Reznicek] in the concerts of the Royal Opera House. It is far more optimistic in tone, for my mother had recovered from her severe illness. Conservative musicians and music-lovers were not especially taken by it, however, for E. N.’s music had slipped into the ‘savage modernist’ category. Who would have thought that before his life was over he would be classified among the ranks of the post-classicists!

“E. N. was no longer overly concerned about such things. He had become wise enough to know that experts are fond of labeling their fellow human beings and do not like to see them jump out of the cubbyholes into which they have been placed – a phenomenon that he frequently experienced. The composer of Donna Diana, having entered the card files as the author of comic operas, suddenly presented a tragic tone-poem and then a bold orchestral fugue. Later he would come up with quite different surprises. Hard on the heels of Schlemihl came the next symphonic poem, Der Sieger [The Victor]. It, too, was premièred by Theodore Spiering on 18 December 1913.”

We will have more to say about this latter work in a separate publication.

According to van den Hoogen, Schlemihl was

“a formal exorcism and (to a certain extent) a personal confession that actually should not have been performed at all. But Bertha recovered her health; the gods had, as it were, accepted the ‘offering,’ these forty-five minutes of confessional music that might easily have borne the title Kein Heldenleben [The Life of a Non-Hero].”

When it comes to a wealth of illustrative ideas and figures, lissome melodies, sharp contrasts, bizarre phantasmagoria and unpredictability, vitality and luster, a dizzying command of harmony, counterpoint, and above all the imaginative power and virtuosity of the orchestration and formal cohesion, Reznicek’s Schlemihl easily bears comparison with Mahler and even Richard Strauss. If Strauss’s Death and Transfiguration and Ein Heldenleben are captivating programmatic works with even greater independence and more compelling form, Schlemihl is unquestionably a more substantial work than, say, Symphonia domestica or An Alpine Symphony, and certainly the equal of Don Quixote. Nor is it surprising that Reznicek was the more credible tragedian. But he was also a man whose traits were anything but revolutionary, whose “orgy” sounds as if Strauss’s Heldenleben had met Stravinsky’s Firebird. The concluding Goethe poem (Der Sieger and the Chamisso Variations, though purely orchestral works, likewise end in a solo song with orchestral accompaniment) is the well-known Wanderers Nachtlied beginning “Der du von dem Himmel bist,” which was written “on the slopes of the Ettersberg” on 12 February 1776 and first published in a revised version by Göschen in 1789. It is a sort of miniature hymn of welcome to Death – and should not be confused with Goethe’s “Über allen Gipfeln ist Ruh,” likewise known as Wanderers Nachtlied.

The full score and parts of Schlemihl were published by Bote & Bock, Berlin, in 1914, as were those of Reznicek’s next tone-poem Der Sieger. The present volume faithfully reproduces that first edition.

The Première of Schlemihl
As stated above, the première of Reznicek’s Schlemihl took place in Berlin on 18 December 1912 during a concert of the Berlin Philharmonic Orchestra. According to Felicitas von Reznicek, the conductor was Theodore Spiering; according to Eckhardt van den Hoogen it was Oskar Fried. Both statements are incorrect. True, the concert was part of a six-concert series arranged by the Emil Guttmann concert agency, headed by Oskar Fried. But the third concert in this series opened with the première of Schlemihl, conducted from manuscript by Reznicek himself. Only then did Fried conduct the Schumann Cello Concerto (with Pablo Casals) and Liszt’s Faust Symphony. The solo tenor in the première of Schlemihl was Felix Senius (1868-1913).

Translation: Bradford Robinson

For performance material please contact the publishers Boosey & Hawkes, Berlin.