Carl Reinecke
Alladin, Op. 70
Concert Overture
(b. Altona nr. Hamburg, 23 June 1824 - d. Leipzig, 10 March 1910)
Preface
Carl Reinecke was born in Altona, in northern Germany, in 1824, and he began his career as court pianist in Copenhagen in 1846. In 1851 he moved to Cologne where he taught at the Conservatoire and became friendly with Ferdinand Hiller and the Schumanns. In 1859 he spent a year in Breslau and then moved again to Leipzig where he taught at the Conservatoire for the rest of his life. From 1897 until 1902 he was its Director, and he died in 1910.
As a prominent Leipzig musician he came in contact with all the leading musicians in Europe. His output was vast, including seven operas, three symphonies, four piano concertos, and concertos for violin, cello, harp, and flute; the last of these enjoys considerable popularity to this day. He also composed a great deal of chamber music and a quantity of choral music. His sympathies were with the music of Mendelssohn and Schumann, and he admired Brahms. He shared the reactionary tastes of most Leipzig musicians, who considered Liszt and Wagner to be leading music in the wrong direction.
There are a number of orchestral overtures and three symphonic poems: Dame Kobold and Alladin were both composed in Cologne in the period 1857-1860; Dame Kobold was based on a drama by Calderon, preceding operas on the same subject by Ernest Guiraud and Joachim Raff, both first played in 1870. Weingartner’s opera Kobold was performed in 1915. Reinecke’s tone poem Zenobia, on the third-century Syrian queen, appeared in 1887.
The Thousand and One Nights is a collection of Arabian and Persian tales that became known in Europe in the early eighteenth century through the French translation by Antoine Galland. Their popularity increased enormously in the nineteenth century, inspiring many compositions in all forms. The tale of Aladdin (or Alladin, in Reinecke’s spelling) is not found in the original sources, but was introduced by Galland and it became one of the most popular of all. Aladdin is the son of a poor Chinese tailor who is employed by a Moorish sorcerer to fetch a magic lamp from an underground cave. Finding that the lamp can bring him anything he wishes for, Aladdin keeps the lamp for himself. Then he marries the Sultan’s daughter and builds himself a palace. The sorcerer tricks Aladdin into giving back the lamp, and takes both palace and princess back to Africa. But Aladdin pursues the sorcerer and kills him, so that he can take his bride and his belongings back to China.
Reinecke does not attempt all this narrative in his overture, although one might identify the opening music with Aladdin, the violent unison (on p. 8) as the sorcerer, and the elegant tune on flute and clarinet (p. 17) with the Sultan’s daughter. The development section could cover Aladdin’s adventures with the lamp, and the close is clearly a protrayal of his ultimate success and happiness. There is no attempt to suggest arabic or oriental music; this is, on the contrary, a fine piece in the best up-to-date orchestral style of the 1850s which has been neglected for too long.
Hugh Macdonald, 2016
For performance material please contact Kistner und Siegel, Brühl. Reprint of a copy from the Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, Munich.
Carl Reinecke
Alladin, op. 70
Konzertouvertüre
(geb. Altona bei Hamburg, 23. Juni 1824 - gest. Leipzig, 10. März 1910)
Vorwort
Carl Reinecke wurde 1824 im norddeutschen Altona geboren, seine Kariere begann er 1846 als Hofpianist in Kopenhagen. 1851 zog er nach Köln, wo er am Konservatorium lehrte und sich mit Ferdinand Hiller und den Schumanns anfreundete. Das Jahr 1859 verbrachte Reinecke in Breslau, darauf siedelte er nach Leipzig um, wo er für den Rest seines Lebens am dortigen Konservatorium arbeitete, dessen Direktor er von 1897 bis 1902 war. Reinecke starb im Jahr 1910.
Als prominenter Leipziger Musiker kam er in Kontakt mit den führenden Kollegen aus ganz Europa. Sein umfangreicher Werkkatalog umfasst sieben Opern, drei Symphonien, vier Klavierkonzerte und Konzerte für Violine, Cello, Harfe und Flöte, wovon sich letzteres bis heute beachtlicher Beliebtheit erfreut. Ausserdem schuf der Komponist ein grosses Oeuvre an Kammermusik und schrieb zahlreiche Werke für Chor. Von der Musik Mendelssohns und Schumanns fühlte er sich angezogen, und Brahms galt seine Bewunderung. Mit den meisten Leipziger Musiker teilte Reinecke deren reaktionären Geschmack; er war der Auffassung, dass die Musik von Liszt und Wagner in die falsche Richtung führe.
Aus seiner Feder kamen eine Reihe von Orchesterouvertüren und drei symphonische Gedichte: Dame Kobold und Alladin entstanden in Köln im Zeitraum zwischen 1857 und 1860. Dame Kobold basierte auf einem Schauspiel von Calderon und ging den Opern von Ernest Guiraud und Joachim Raff voraus, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigten und die beide im im Jahr 1870 ihre Erstaufführung erlebten. Weingartners Oper Kobold wurde 1915 zum ersten Mal aufgeführt. Reineckes Tongedicht Zenobia über die syrische Königin aus dem dritten Jahrhundert erschien 1887.
Tausend und eine Nacht ist eine Zusammenstellung arabischer und persischer Geschichten, die im frühen 18. Jahrhundert in Europa in der französischen Übersetzung von Antoine Galant populär wurde. Die Beliebtheit der Stoffes wuchs unaufhaltsam während des 19. Jahrhunderts und inspirierte zu Kompositionen in allen möglichen Gattungen. Die Geschichte von Aladdin (oder Alladin, nach Reineckes Schreibweise) findet sich nicht in den Originalquellen, wurde aber auch durch Galant präsentiert und zu einer der populärsten Geschichten der Sammlung. Aladdin ist der Sohn eines armen chinesischen Schneiders, der von einem maurischen Magier angeheuert wurde, die magische Lampe auf einer unterirdischen Höhle zu bergen. Aladdin findet heraus, dass die Lampe ihm alle seine Wünsche erfüllen kann und behält sie für sich. Darauf heiratet er des Sultans Tochter und baut sich einen Palast. Der Zauberer überlistet Aladdin, ihm die Lampe zurückzugeben und entführt den Palast nebst Prinzessin nach Afrika. Aladdin aber verfolgt den Zauberer und tötet ihn, so dass er seine Frau und alle seine Besitztümer wieder nach China zurückbringen kann.
Reinecke versucht erst gar nicht, alle Ereignisse der Geschichte in seiner Ouvertüre unterzubringen, aber man könnte die Eröffnungsmusik mit der Figur des Aladdin identifizieren, das heftige Unisono (p.8) mit dem Zauberer und die elegante Melodie von Flöte und Klarinette (p.17) mit der Tochter des Sultans. Die Durchführung scheint sich auf Aladdins Abenteuer mit der Lampe zu beziehen, und der Schluss schildert zweifellos seinen schließlichen Erfolg und seine Glücksgefühle. Man findet keine Anleihen bei arabischer oder orientalischer Musik, ganz im Gegenteil haben wir hier eine gut gearbeitete Komposition im besten Orchesterstil der damaligen Zeit vor uns, das zu lang vernachlässigt wurde.
Hugh Macdonald, 2016
Aufführungsmaterial ist von Kistner und Siegel, Brühl, zu beziehen. Nachdruck eines Exemplars der Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, München.