Leone Sinigaglia

(geb. Turin, 14. August 1868 – gest. Turin, 16. Mai 1944)

Rondo

für Violine und Orchester op. 42

(1934)

Vorwort

Am 13. September 1934 erlebte das Publikum der Promenade Concerts in der Londoner Queen’s Hall bereits das 29. Konzert des vorüberziehenden Sommers, das mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn zunächst ganz im Zeichen der Wiener Klassik stand. Die beiden letzten Programmpunkte hingegen waren der zeitgenössischen Musik vorbehalten: Zum fulminanten Beschluss des Konzerts erklang Arthur Honeggers musikalische Dampflok-Hommage Pacific 231, davor setzte Sir Henry Wood, künstlerischer Leiter der Proms seit deren Anbeginn, die einzige Uraufführung des Abends: das Rondò für Violine und Orchester op. 42 von Leone Sinigaglia. Als Solist fungierte Arthur Catterall, der langjährige Konzertmeister des B.B.C. Symphony Orchestra, der somit nach Mozarts Violinkonzert A-Dur KV 219 seinen zweiten Auftritt hatte. Leone Sinigaglia war kein Newcomer bei den Proms. Von 1909 bis 1933 hatte Wood schon 22-mal dessen Danze piemontesi op. 31 und gar 25-mal die Ouvertüre Le baruffe chiozzotte op. 32 aufgeführt.1 »Sinigaglia’s orchestral works«, sollte der Dirigent später in seinen Memoiren schreiben, »have always been thought well of in England for their delicacy and for their Piedmontese atmosphere«.2

Ein neues Originalwerk aus der Feder von Leone Sinigaglia war um 1934 eine echte Rarität, denn seit vielen Jahren hatte dieser das Komponieren nahezu eingestellt. Die Danze piemontesi und die Ouvertüre Le baruffe chiozzotte nach Goldonis gleichnamiger Komödie, denen Sinigaglia, nicht zuletzt dank des interpretatorischen Engagements Arturo Toscaninis, im internationalen Musikleben seinen guten Namen verdankte, stammten trotz ihrer zum Rondò nur geringfügig geringeren Opuszahlen bereits aus den Jahren 1903 bzw. 1907. Längst brachte Sinigaglia, wie die Biografin Annalisa Lo Piccolo schreibt, sein Dasein »in una sorta di isolamento artistico«3 zu, leidenschaftlich konzentriert auf seine künstlerische Lebensaufgabe, die ihm einen Sonderplatz in der italienischen Musikgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts gesichert hat: der Sammlung, Bewahrung und künstlerischen Weitergabe des reichhaltigen piemontesischen Liedguts. Ab 1902 betrieb er unzählige Feldstudien, mit Notizblock, jedoch im Gegensatz zu Béla Bartók und Zoltán Kodály ohne Phonographen und ausschließlich beschränkt auf ein kleines Gebiet rund um den familiären Landsitz in Cavoretto im Umland von Turin. Diesen Studien erwuchsen sechs von 1914 bis 1927 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig verlegte Hefte mit Vecchie canzoni popolari del Piemonte op. 40, »raccolte dalla bocca del popolo«4 und auskomponiert für Singstimme und Klavier mit piemontesischem und französischem Text. Des Weiteren fertige er unzählige Melodie-Transkriptionen an, die aus Sinigaglias Nachlass im Turiner Konservatorium5 nach und nach herausgegeben wurden und nicht nur für Musikethnologen einen wahren Forschungsschatz darstellen. Auch Sinigaglias kompositorische Werke haben piemontesische Melodien stets geprägt: entweder ausdrücklich thematisch geformt (wie in den Danze piemontesi oder der Suite Piemonte op. 36) oder zumindest atmosphärisch beflügelt (wie in Werken ohne programmatischen oder illustrativen Bezug).

Leone Sinigaglia wurde am 14. August 1868 in Turin in eine großbürgerliche jüdische Familie hineingeboren. Im Elternhaus in der Via Maria Vittoria 11 verkehrten u.a. der Schriftsteller Antonio Fogazzaro, der Physiker und Ingenieur Galileo Ferraris sowie Cesare Lombroso, einer der Väter der modernen Kriminologie. Dem jungen Sinigaglia standen viele Wege offen: Er schrieb sich in Turin an der juristischen Fakultät ein und studierte am Liceo musicale Komposition bei Giovanni Bolzoni; bei regelmäßigen Aufenthalten in Mailand erhielt er Zugang zum künstlerischen Salon von Teresa und Benedetto Junck, in dem die Protagonisten der literarischen und musikalischen Scapigliatura (u.a. Arrigo Boito) ein- und ausgingen. Das emphatische Instrumentalmusik-Ideal dieser Künstlergruppe, das sich aus der deutschen Romantik speiste, wird sich Sinigaglia zu eigen machen, dem Musiktheater hingegen wird er sich niemals widmen. Ab 1891 beginnen die Reisejahre, die ihn durch München, Bayreuth, Prag, Leipzig, Berlin, Nizza und Monte Carlo führten. Seine verwegensten Exkursionen unternahm er jedoch ins Hochgebirge: Als aktives Mitglied des Club Alpino Italiano suchte er mit Kameraden nach jungfräulichen Routen auf die Gipfel der Alpen und Dolomiten; seine zuvor in den Vereinsheften publizierten Climbing Reminiscences of the Dolomites erschienen 1896 in London in Buchform und machten Sinigaglia, viele Jahre bevor er mit seinen kompositorischen Werken bei den Proms reüssieren sollte, in England bekannt. Mit der Entscheidung, sich 1894 in Wien niederzulassen, stellte er wesentliche künstlerische Weichen: Auf Vermittlung von Johannes Brahms konnte sich Sinigaglia im Kontrapunkt und in der Formenlehre bei Eusebius Mandyczewski fortbilden und sollte bis 1899 dessen Schüler bleiben. 1901 folgte ein neunmonatiger Privatunterricht bei Antonín Dvořák in Prag, der u.a. Sinigaglias Interesse für regionale Volksmusik-Kulturen weiter förderte und von diesem mit der Widmung der Rapsodia piemontese für Violine und Orchester op. 26 bedacht wurde. Ende 1901 kehrte Sinigaglia nach Italien zurück, ab 1907 lehrte er Komposition am Konservatorium in Mailand.

Neben Kompositionen für Streichquartett, die zumeist für das ihm seit den Wiener Jahren freundschaftlich verbundene, berühmte Böhmische Streichquartett geschrieben sind, nehmen Werke für Violine und Orchester bzw. Klavier in Sinigaglias schmalem Œuvre einen zentralen Platz ein. Noch in Wien entstand das Violinkonzert op. 20, das im Januar 1901 in Berlin mit Widmungsträger Arrigo Serato als Solisten uraufgeführt und dann europaweit auf die Programme gesetzt wurde. Ein an Brahms geschulter, eleganter Klassizismus durchzieht dieses Werk, bis hin zum «tema agile, vitale e spigliato«6 des Schlusssatzes, einem Allegro vivo e con grazia. Mit seinem über dreißig Jahre später komponierten Rondò op. 42 sollte Sinigaglia genau dort anknüpfen und wiederum einen Allegro-con-grazia-Satz schreiben, der an die Stelle des Klassizismus des Violinkonzert-Finales einen nicht minder eleganten, aber sachten Neoklassizismus setzt: Die Bläser sind nur mehr ein- bzw. zweifach (Hörner) besetzt; der Einsatz von Klavier und Triangel (statt Pauken) sowie die Staccato-Artikulation, kurzatmige Phrasierung und flexiblen Akzente des Hauptthemas erzeugen jene brillant-trockene, transparente und vor allem helle Klanglichkeit, die für die italienische Musik der 1930er-Jahre fast idiomatisch ist. Lineare Pendelmotivik prägt den gesamten, 423 Takte umfassenden Satz. Deren kleinster Ausschlag, eine einfach sequenzierte Tonumspielung dient als Kopfmotiv und Ausgangspunkt einer entwickelnden Variation, die alle thematischen Ereignisse des Rondò zumindest tangiert und stellenweise als »durchbrochene Arbeit« den melodischen Verlauf auf verschiedene Instrumente aufteilt. Zum Prinzip erhoben wird dieses etablierte Kompositionsverfahren, das oft auf Brahms bezogen ist, freilich nicht, sondern vielmehr spielfreudig serviert: So »entwickelt« sich das sprungkräftige Hauptthema im Zentrum dieses klassischen Bogenrondos mit zwei wiederkehrenden Themen (T. 1ff. bzw. T. 65ff.; Reprise T. 276ff. bzw. T. 340) zum Protagonisten eines nach und nach zerfasernden Fugato (T. 159ff.). Doch im Gegensatz etwa zu den Werken eines anderen gebürtigen Turiners, dem fünfzehn Jahre jüngeren Alfredo Casella, akzentuiert Sinigaglias Polyphonie kaum harmonische Härten. Auch bricht das (bis auf einen Takt) durchgängig im 6/8-Takt notierte Rondò selbst in den flächiger gestalteten Seitenthemenbereichen weder im Tempo noch im Ausdruck aus der graziösen Grundstimmung aus. Rudolf Sonner, seines Zeichens Tanzkritiker, konstatierte in der (damals zum »Amtlichen Organ der NS-Kulturgemeinde« verkommenen) Zeitschrift Die Musik: »Der tänzerische Geist, den dieses Rondo atmet, verleitet dazu, darin eine konzertmäßig ausgeweitete Tarantella zu sehen. [...] Die von einem starken inneren Agitato vorwärtsgetriebene Bewegungsspannung gibt dem Rondo einen fesselnden und interessanten Charakter. Diese temperamentvolle Draufgängerei wird auch den schwerfälligen Nordländer in den Bann ziehen.«7

Sonners Prognose bewahrheitete sich freilich nicht: Das neue Werk Sinigaglias konnte sich weder bei den Proms noch anderswo durchsetzen; jede neue Aufführung käme einer Wiederentdeckung gleich. Dem selbstgewählten folgte bald ein erzwungener Rückzug Sinigaglias aus dem öffentlichen Musikleben seines Landes. 1936 erhielt er mit seiner Violinsonate op. 44 noch den Titel »Accademico di Santa Cecilia«,8 doch nach dem Erlass des Gesetzes zum »Schutz der italienischen Rasse« vom 17. November 1938 traf ihn als Jude das Berufsverbot. Anfang des Jahres 1944 wurde sein Anwesen in Cavoretto beschlagnahmt und geplündert. Der Verhaftung und Deportation durch die Nationalsozialisten entging Sinigaglia am 16. Mai desselben Jahres auf tragische Weise. Er erlag just in dem Moment, in dem ein Kommando in das Turiner Ospedale Mauriziano eindrang, in das er sich mit seiner Schwester geflüchtet hatte, einem Herzschlag.9

Stefan König, 2015

1Vgl. http://www.bbc.co.uk/proms/events/composers/by/a-z (eingesehen am 17. Mai 2015).

2 My Life of Music, London 1938, S. 271.

3 Gianluca La Villa / Annalisa Lo Piccolo, Leone Sinigaglia. La musica delle alte vette, S. Pietro in Cariano (Verona) 2012, S. 107.

4 Vorwort zu Heft 1, Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1914; unterzeichnet in Cavoretto am 24. Mai 1914.

5 Vgl. Le fonti musicali in Piemonte, Bd. 1: Torino, hrsg. von Annarita Colturato, Lucca 2006, S. 281–284.

6 La Villa / Lo Piccolo, Leone Sinigaglia (wie Anm. 3), S. 91.

7 Rudolf Sonner, Leone Sinigaglia: Rondo für Violine und Orchester (Klavier) op. 42. Verlag: Breitkopf & Härtel, Leipzig, in Die Musik. Monatsschrift. Amtliches Organ der NS-Kulturgemeinde , Jg. XXVII/4 (Januar 1935), S. 303f.

8 La Villa / Lo Piccolo, Leone Sinigaglia (wie Anm. 3), S. 84 (Fußnote 31).

9 Vgl. die Nachricht der Schwester Alina an den befreundeten Musikwissenschaftler Luigi Rognoni, der als musikalischer Nachlassverwalter Sinigaglia eingesetzt wurde. Veröffentlicht in: Luigi Rognoni intellettuale europeo. Carteggi, hrsg. von Pietro Misuraca, Palermo 2010 (= Archivio sonoro siciliano, 7/2), S. 88.

Aufführungsmaterial ist von Breitkopf und Härtel, Wiesbaden, zu beziehen. Nachdruck eines Exemplars der Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, München.

Leone Sinigaglia

(b. Turin, 14 August 1868 – d. Turin, 16 May 1944)

Rondo

for violin and orchestra, op. 42

(1934)

Preface

On 13 September 1934, the audience in Queen’s Hall, London, was treated to the twenty-ninth Promenade Concert of the summer season. Though the program was initially dominated by the Viennese classics Mozart and Haydn, the last two items were set aside for contemporary music. The grand finale was Arthur Honneger’s stunning paean to a steam locomotive, Pacific 231. But before then Sir Henry Wood, the artistic director of the Proms since their inception, programmed the evening’s only world première: Leone Sinigaglia’s Rondò for violin and orchestra (op. 42). The soloist was the venerable concertmaster of the BBC Symphony Orchestra, Arthur Catterall, this being his second appearance that evening (he had already played Mozart’s Violin Concerto in A major, K. 219). Sinigaglia was not a newcomer to the Proms: from 1909 to 1933 Wood had given twenty-two performances of his Danze piemontesi (op. 31) and a full twenty-five of the overture Le baruffe chiozzotte (op. 32).1 “Sinigaglia’s orchestral works,” he wrote later in his memoirs, “have always been thought well of in England for their delicacy and for their Piedmontese atmosphere.”2

A new original work from the pen of Leone Sinigaglia was a genuine rarity in 1934. For many years he had virtually stopped composing altogether. His Danze piemontesi and the overture to Le baruffe chiozzotte, after Goldoni’s like-named comedy, owed their international reputation not least to the commitment of Arturo Toscanini. But despite the closeness of their opus numbers to the Rondò, they dated from as far back as 1903 and 1907, respectively. As Sinigaglia’s biographer Annalisa Lo Piccolo puts it, the composer spent his life “in una sorta di isolamento artistico”3 and was passionately focused on his artistic life-project, which has assured him a place of distinction in early twentieth-century Italian music history: namely, the collection, preservation, and artistic transmission of Piedmont’s rich body of folk song. Beginning in 1902, he undertook countless field trips armed with a notebook, but not with a gramophone (unlike Béla Bartók and Zoltán Kodály), and exclusively limited to a small area around his family estate in Cavoretto, in the hinterlands of Turin. These studies gave rise to six volumes of Vecchie canzoni popolari del Piemonte (op. 40), published by Breitkopf & Härtel of Leipzig from 1914 to 1927 and containing songs “raccolte dalla bocca del popolo”4 in settings for voice and piano, with words in Piemontese and French. He also prepared numberless melodic transcriptions, which were preserved among his posthumous papers in Turin Conservatory5 and were gradually issued in print. They have proved to be a genuine treasure-trove, not only for ethnomusicologists. All his own compositions are similarly tinged with Piedmontese melodies, whether expressly quoted in the themes (as in the Danze piemontesi or Suite Piemonte, op. 36) or at least inspired by their atmosphere (as in his non-programmatic and non-illustrative works).

Leone Sinigaglia was born on 14 August 1868 into a Jewish family from Turin’s grand bourgeoisie. Among the guests who regularly visited his family’s home in Via Maria Vittoria 11 were the writer Antonio Fogazzaro, the physicist and engineer Galileo Ferraris, and Cesare Lombroso, a pioneer of modern criminology. The boy had many options open to him: he enrolled in Turin’s law department and studied composition with Giovanni Bolzoni at the Liceo Musicale; on his regular visits to Milan, he was given access to the artistic salon of Teresa and Benedetto Junck, which was then frequented by the leading figures of the literary and musical movement known as the Scapigliatura (including Arrigo Boïto). This artists’ collective placed a strong emphasis on instrumental music in the German romantic tradition – an ideal that Sinigaglia adopted as his own (he never felt drawn to music theater). In 1891, he embarked on years of travel that took him to Munich, Bayreuth, Prague, Leipzig, Berlin, Nice, and Monte Carlo. But his most venturesome excursions were made in the high mountains: an active member of the Club Alpino Italiano, he and his fellow mountaineers sought out untried routes to the peaks of the Alps and the Dolomites. His book Climbing Reminiscences of the Dolomites, first serialized in the club’s own periodical, appeared in book form in London in 1896, making his name well-known in England many years before his compositions would succeed at the Proms.

In 1894, Sinigaglia decided to settle in Vienna, thereby determining his main artistic direction. With Brahms’s intercession, he was able to resume his studies of form and counterpoint with Eusebius Mandyczewski, whose pupil he remained until 1899. This was followed in 1901 by nine months of private studies in Prague with Antonín Dvořák, who, among other things, promoted his interest in regional folk music, and who received the dedication of the Rapsodia piemontese for violin and orchestra (op. 26). At the end of 1901, Sinigaglia returned to Italy, where he taught composition at Milan Conservatory from 1907.

In addition to works for string quartet, mostly written for the friends of his Vienna years, the Bohemian Quartet, Sinigaglia’s works for violin and orchestra or piano bulk large in his slender oeuvre. While still in Vienna he wrote his Violin Concerto, op. 20, which was premièred in Berlin by its dedicatee Arrigo Serato in January 1901 and was soon heard throughout Europe. The piece is pervaded by an elegant Brahmsian classicism, not excluding the “tema agile, vitale e spigliato”6 of its final movement, an Allegro vivo e con grazia. More than thirty years later Sinigaglia turned to this work when he composed his Rondò, op. 42. Once again it was given an Allegro con grazia movement, though this time the classicism of the concerto’s finale yielded to a no less elegant but restrained neo-classicism: the winds are taken one or at most two (horns) to a part, and the use of piano and triangle (in lieu of timpani), as well as the staccato articulation, short-breathed phrases, and flexible accents in the main theme, create the dry, brilliant, translucent, and above all bright sonority almost idiomatic to Italian music of the 1930s. The entire 423-bar movement is governed by oscillating linear motifs whose minimum amplitude, a simple sequence of gruppettos, serves as a head-motif and point of departure for a developing variation that at least touches on every thematic event in the Rondò. Sometimes the course of a melody is spread among the instruments in the German manner of durchbrochene Arbeit. Yet this well-known compositional procedure, often associated with Brahms, is not raised to an all-pervasive principle but simply functions as a jeu d’esprit. For example, the jaunty main theme of this classical arch-form rondo with two recurring themes (mm. 1ff. and 65ff., recapitulated in mm. 276ff. and 340) is “developed” into the main protagonist of a gradually unraveling fugato (mm. 159ff.). But unlike the works of another Turin native, Alfredo Casella, a composer fifteen years his junior, Sinigaglia’s counterpoint largely avoids harmonic acerbities. Nor does this piece in 6/8 meter (apart from a single bar) depart in tempo or expression from the graceful underlying mood, not even in the more spacious expanses of the secondary theme. As Rudolf Sonner, a dance critic by trade, noted in the pages of Die Musik (which at that time had degenerated into an “official organ of the National Socialist Cultural Community”): “The dance spirit which infuses this rondo tempts us to view it as a tarantella expanded into a concerto. [...] The kinetic tension, propelled by a strong inner agitato, gives the rondo a riveting and interesting character. These daredevil high spirits will cast a spell even on stodgy northerners.”7

But Sonner’s prediction did not come true: Sinigaglia’s new work was unable to take hold either at the Proms or anywhere else. Each new performance amounted to a rediscovery. Soon the composer’s self-imposed withdrawal from the music scene became a forced one. In 1936 he could still receive the title of Accademico di Santa Cecilia8 for his Violin Sonata (op. 44). But with the passage of the law “for the protection of the Italian race” on 17 November 1938, he was blacklisted as a Jew. In early 1944, his property in Cavoretto was confiscated and pillaged. Only an intervening tragedy on 16 May of that year kept him from being arrested and deported by the Nazis: he died of a heart attack at the very moment that a commando entered Turin’s Ospedale Mauriziano, where he had sought refuge with his sister.9

Translation: Bradford Robinson

1 See http://www.bbc.co.uk/proms/events/composers/by/a-z (accessed on 17 May 2015).

2 My Life of Music (London, 1938), p. 271.

3 Gianluca La Villa and Annalisa Lo Piccolo, Leone Sinigaglia: La musica delle alte vette (S. Pietro in Cariano [Verona]: Gabrielli, 2012), p. 107.

4 Preface to volume 1 (Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1914), dated Cavoretto, 24 May 1914.

5 Le fonti musicali in Piemonte 1: Torino, ed. Annarita Colturato (Lucca, 2006), pp. 281–84.

6 La Villa and Lo Piccolo, Sinigaglia (see note 3), p. 91.

7 Rudolf Sonner, “Leone Sinigaglia: Rondo für Violine und Orchester (Klavier) op. 42. Verlag: Breitkopf & Härtel, Leipzig,” Die Musik: Monatsschrift: Amtliches Organ der NS-Kulturgemeinde 27, no. 4 (January 1935), pp. 303f.

8 La Villa / Lo Piccolo, Leone Sinigaglia (like annotation 3), S. 84 (foot note 31).

9 See his sister’s account to his friend, the musicologist Luigi Rognoni, who became the administrator of Sinigaglia’s posthumous musicalpapers,in Luigi Rognoni intellettuale europeo: Carteggi, ed. Pietro Misuraca, Archivio sonoro siciliano 7, no. 2 (Palermo, 2010), p. 88.