Rudi Stephan

(geb. Worms, 29. Juli 1887 — gest. bei Tarnopol in Ostgalizien [heute Ternopil, West-Ukraine], 29. September 1915)

 

Liebeszauber

Ballade fr Bariton und Orchester

nach Friedrich Hebbel (1813-63)

(zweite, definitive Fassung von 1914)

 

 

Vorwort

Als der 28-jhrige Soldat Rudi Stephan nach nur zwei Wochen an der Front am 29. September 1915 im heute ukrainischen Galizien im Felde fiel, verlor die deutsche Musik einen ihrer eminentesten Hoffnungstrger. Seine musikalische Grundausbildung erhielt Stephan vom Wormser Musikdirektor Karl Kiebitz (1843-1927), der so Stephan, mich als Erster in die Musik und besonders in die Geisteswelt Beethovens so ernsthaft einfhrte. Am Gymnasium war er, da an anderen Dingen interessiert, ein schlechter Schler. 1905-06 studierte er privat in Frankfurt am Main bei dem fortschrittlichen Lehrer und Komponisten Bernhard Sekles (1872-1934), zu dessen Schlern weiterhin Paul Hindemith (1895-1963), Ottmar Gerster (1897-1969), Hans Rosbaud (1895-1962) und Theodor Wiesengrund-Adorno (1903-69) zhlten. Stephan hielt hohe Stcke auf Sekles, zog aber 1906 nach Mnchen, wo der Theoretiker, Kritiker, Strauss- und Pfitzner-Freund — und sprachmchtige Vorkmpfer der Mnchner Schule um Ludwig Thuille (1861-1907) — Rudolf Louis (1870-1914) sein Lehrer wurde. Als Komponist blieb Louis eine blasse Erscheinung. Sein bekanntester Kompositionsschler auer Stephan war Ernst Boehe (1880-1938). Wobei hier zu differenzieren ist, da — so Juliane Brand in ihrer Standard-Monographie Rudi Stephan (in der Serie Komponisten in Bayern, Tutzing 1983), aus der der Groteil der Informationen zu diesem Vorwort entnommen ist — Stephan in seiner autobiographischen Skizze insistiert, er habe bei Sekles Harmonielehre und Klavier, bei Louis hingegen Kontrapunkt und Fuge studiert — mithin nicht Komposition, und der Nachla, der 1945 am Tag nach dem schweren Bombenangriff auf Worms durch die zufllige Explosion einer Brandbombe zerstrt wurde, soll keinerlei wirkliche Kompositionsbungen enthalten haben.

Unter den Komponistenkollegen seiner Generation hatte Stephan den engsten Kontakt mit Heinz Tiessen (1887-1971), dem er das Lied Im Einschlafen widmete. Tiessen, selbst einer der eminentesten Tonschpfer des deutschen Expressionismus, schreibt dazu in Wege eines Komponisten (Berlin 1962): Aus meiner Mitarbeit an der Allgemeinen Musik-Zeitung habe ich noch eine andere Erinnerung festzuhalten: Nach der Urauffhrung der Musik fr Orchester [der zweiten und definitiven Komposition Stephans mit diesem Titel, die die 2003 bei Repertoire Explorer als Studienpartitur Nr. 162 wiederverffentlichte erste ersetzte] von Rudi Stephan (Tonkstlerfest Jena 1913) setzte ich Herrn Schwers Daumenschrauben an, um das Referat des Abends zu erhalten, und schrieb eine restlos entzckte Kritik. Es ergab sich ein lngerer Briefwechsel zwischen Stephan und mir; er widmete mir ein Lied, das ich fr sein schnstes halte.

In seinem wegweisenden Buch Zur Geschichte der jngsten Musik (1913-28). Probleme und Entwicklungen (2. Verffentlichung der Melosbcherei, Mainz 1928) stellt Tiessen unter dem Stichwort Abkehr vom Literarischen fest: Wie eine Fanfare des resolutesten Abrckens von der Programm-Musik wirkten auf den Musikfesten der Jahre 1912 und 1913 die Titel, die Rudi Stephan seinen Werken gab: Musik fr sieben Saiteninstrumente, Musik fr Orchester. Wichtiger aber als der Titel war — im zweiten Werk — die neue, frische, knappe Energie der Musik selbst, die (trotz Delius und Reger) das brige Jenenser Festprogramm weit hinter sich lie.

ber den Menschen Rudi Stephan sind aufgrund des frhen Todes nicht allzu viele eindringliche Schilderungen berliefert. In seinem Nachruf Erinnerungen (Frankfurter Zeitung vom 7. Oktober 1915) schrieb Kasimir Edelschmid ber Stephan:

Sein Gerechtigkeitssinn war von solch glasharter Schrfe und Durchsichtigkeit, da es das Auskommen mit ihm erschwerte. Er war weniger impulsiv als abwgend. Kleinigkeiten, ber die andere, auch vornehme Menschen, lchelnd weggingen, beschftigten sein moralisches Bewutsein lange [] In all seinen Handlungen, selbst in seinem Lachen, das er gern und tief lachte, war ein besonderer Ernst. Sein Urteil war gerecht und radikal wie bei Menschen, die, von innerer Berufung schlicht berzeugt, fr eine Sache leben. Ich glaube nicht, da seinem Wesen die groe Gte fehlte, die die Grundlage einer groen Leistung ist. Er war ohne Aufheben von sich berzeugt mit der inneren Bescheidenheit der mittelalterlichen Meister.

ber den Schaffenden konstatiert Karl Holl in Rudi Stephan. Studie zur Entwicklungsgeschichte der Musik am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts (Saarbrcken 1920):

Wie das Leben berhaupt, so ist ihm das Schaffen im besonderen nicht leicht geworden. Seine Skizzen weisen es aus: er produziert schwer und langsam, fast bedchtig. Jahrelang ringt er mit denselben Gedanken: manche Themen der Jenenser Musik fr Orchester und der Ersten Menschen [Stephans Oper] haben eine ganze Geschichte. Sie gehen von einem Werk ins andere ber, wechseln Tonart, Takt, Rhythmus und Instrumentalfarbe, werden verkrzt oder erweitert, bis sie endlich in einem spteren Werk ihrer Eigenkraft entsprechend przis gestaltet ihren endgltigen Platz finden. Aber auch dann ist Ungedrucktes noch nicht sicher vor der ewig bessernden Hand des hartnckig vorwrts Strebenden.

 

Rudi Stephans Nachlaverzeichnis weist als ersten reinen Orchesterentwurf eine Marcia eroica fr groes Orchester von 1905 aus. Im Jahre 1906 kommen drei weitere Fragment gebliebene Orchesterstcke hinzu: eine Ballettszene, ein Scherzo und eine Idylle. Kurz vor dem Abschlu seines Studiums bei Rudolf Louis konnte Stephan am 1. Juli 1908 in Mnchen sein erstes vollendetes Orchesterwerk vorlegen: das seit seinem Tode verschollene, einstzige Opus I fr Orchester (op. I fuer Orchester.), versehen mit dem Motto: Vorwrts sehen, vorwrts streben — keinen Raum der Schwche geben! sowie (Auffhrungsdauer: 16 Minuten). Glcklicherweise haben wir am 24. April 2003 die autographe Partitur mit einem kompletten Stimmensatz — alles in vllig unbenutztem Zustand — im Archiv der Mnchner Philharmoniker entdeckt, wo sie unter dem falschen Titel Rudi Stephan: Konzert fr Orchester — dies ein weiteres Indiz fr die aus seinen lakonisch-neutralen Titeln resultierende Verwirrung — lagerte. Offensichtlich hatte Stephan das Werk nach Fertigstellung beim damaligen Mnchner Konzertvereins-Orchester zur Auffhrung eingereicht, zu welcher es nie gekommen ist. Es pat absolut in Stephans Charakterbild, da er sich, als er in seinen folgenden Orchesterwerken seinen schpferischen Idealen nhergekommen war, fr das unreifere Opus I nicht mehr interessierte und die Noten nicht mehr zurckforderte, was sich angesichts der Vernichtung des Nachlasses nun als sehr spter Glcksfall herausstellen sollte. Autographe Partitur und Stimmen verblieben so knappe 95 Jahre im Dornrschenschlaf, aus welchem sie nun der baldigen Feuertaufe bergeben werden drften

Dem Opus I folgte, wohl 1909, die heute verschollene erste Fassung vom Liebeszauber fr Tenor und Orchester, zunchst sein Opus II (die hiermit erstmals im Studienformat vorliegende endgltige Fassung von 1914 ist fr Bariton und Orchester gesetzt). Und im Februar 1910 vollendete Stephan das monumental angelegte Opus III (Dauer laut Komponist: 37 Minuten), welches er Musik fr Orchester betitelte, jedoch 1912 durch ein anderes, wesentlich komprimierteres Werk gleichen Titels ersetzte. Im brigen hat Stephan auch seine Musik fr Geige und Orchester zunchst 1910/11 in erster Fassung (zunchst sein Opus IV, heute verschollen) beendet, um sie 1913 durch eine zweite Fassung (von der wir nicht wissen, ob sie nur eine Verbesserung der ersten Fassung oder eine vllig neue Komposition ist) zu ersetzen.

Nach Vollendung der (I.) Musik fr Geige und Orchester wollte sich Stephan als Komponist dem Mnchner Publikum vorstellen. Als sich niemand fr ihn interessierte, mietete er mit finanzieller Untersttzung seines Vaters das Mnchner Konzertvereins-Orchester. Als Geigensolist gewann er den jungen Wolfgang Blau, als Tenor Adolf Wallnfer, dazu den Organisten Alfred Hempel. Dirigieren wollte er das Ganze zunchst selbst, doch wurde er leider kurz vor dem Konzert aus nicht berlieferten Grnden durch den stndigen Dirigenten Paul Prill (1860-1930) ersetzt. So kam es am 16. Januar 1911 durch das Mnchner Konzertvereins-Orchester unter Prill zur Urauffhrung von Stephans Liebeszauber (I. Fassung) fr Tenor und Orchester, 2. Werk, (I.) Musik fr Geige und Orchester, 4. Werk, und (I.) Musik fr Orchester, 3. Werk. (Bis dahin also hatte auch sein Opus I noch Gltigkeit fr ihn!) Dem Konzert wurde erhebliche berregionale Aufmerksamkeit zuteil. Viele Kritiker waren anwesend, die meisten befremdet, manche von ihnen ahnten die knftige Gre. Der erste Kapellmeister des Orchesters, Ferdinand Lwe (1865-1925), hatte Karl Holl zufolge berhaupt kein Verstndnis (die Partituren seien ihm chinesisch). Holl berichtet, die drei Werke seien vom Konzertvereins-Orchester mit grimmigem Fatalismus bis mhsam verhaltener Heiterkeit unter Leitung des mit Todesverachtung taktschlagenden Dirigenten heruntergespielt worden, und Rudolf Louis beklagte in den Mnchener Neuesten Nachrichten vom 18. Januar 1911: Schade nur, da eine Reihe von milichen Umstnden (zum grten Teil brigens durch den Konzertgeber selbst verschuldet) eine so sorgfltige Vorbereitung der zur Auffhrung gelangten drei Werke verhindert hatten, wie sie ntig ist. [] Als einen der noch sucht, vielleicht in manchem irrt, aber mit ernstem und hochstehendem Sinne ein echtes knstlerisches Ziel verfolgt und dabei allem Gewhnlichen und Trivialen weit aus dem Wege geht, als einen, der noch sehr viel zu lernen hat, aber zweifellos begabt ist, noch nicht fertig aber mit dem festen Willen zu eigener Art und eigener Sprache, so lernte man Stephan an diesem Abend kennen.

Wie war Stephans Reaktion? Holl wei zu berichten: Von Haus aus mit seltener Gewissenhaftigkeit begabt, schlug er das zustimmende und das ablehnende Echo aus Publikum und Presse ebensowenig in den Wind wie die im eigenen Innern emporgetauchten Zweifel und neuen Erkenntnisse. Er hatte einen Mastab gewonnen und vergrub sich alsbald wieder in die geliebte Einsamkeit seiner Atelierwohnung zu neuem, rastlosem Ringen um den Preis musikalischen Eigenstiles.

 

Die 29-strophige Ballade Liebeszauber war nach Einschtzung von Friedrich Hebbel (1813-63) selbst etwas Einzigartiges. Der Dichter schrieb 1844 unmittelbar nach der Vollendung an eine Freundin: Ein Gedicht wie Liebeszauber hat die ganze deutsche Literatur nicht aufzuzeigen; das ist die Krone von allem, was ich gemacht habe. Stephan hat fr seine Vertonung das Hebbelsche Original im Sinne dramatischer Konzentration (J. Brand) auf etwa die Hlfte gekrzt und den finalen Wechsel der Erzhlperspektive vom Ich zum er rckgngig gemacht und das Ich beibehalten.

Eine verschollene Skizze zur Erstfassung Opus II des Liebeszauber fr Tenor und Orchester stammte wahrscheinlich von 1907-08. Vermutlich entstand die Erstfassung 1908-09. Die zweite Fassung von Liebeszauber, anders als die definitive Musik fr Orchester lediglich eine grundlegende Umarbeitung der ersten Version und nunmehr fr Bariton und Orchester, wurde wahrscheinlich gegen Ende des Jahres 1914 nach Vollendung der Oper Die ersten Menschen komponiert. In seiner autobiographischen Skizze erwhnte Stephan die geplante Urauffhrung dieser zweiten Fassung in Berlin unter Siegmund von Hausegger.

 

Am 2. Mrz 1915 wurde Rudi Stephan zum Kriegsdienst einberufen. Er war zunchst kurze Zeit in seiner Heimatstadt Worms stationiert. Am 6. August schrieb er an Heinz Tiessen, den er trotz eines Berlin-Besuchs nicht aufgesucht hatte:

[] je nher ich nun an Berlin kam und je intensiver Erinnerungen ernstester Art an diese einzige Stadt, Zukunftsgedanken ebensolcher Art verknpft mit ebendieser Stadt — in der ich ja nach diesem grlichen Krieg wohnen und arbeiten will — auftauchten und mir das Abscheuliche meiner augenblicklichen Situation in immer grellerem Lichte ins Bewutsein brachten, desto verbitterter wurde meine Stimmung, die schon die ganze Zeit ber nichts an Trbe zu wnschen brig lt. Wre ich nun so, wie ich es ja wollte, erst recht zu Ihnen gegangen und wre ich durch Sie noch mehr meinen Musik-Sehnschten verfallen — es wre an sich eine schne Stunde geworden; aber auch umso grlicher wre das Erwachen gewesen auf der Rckfahrt im Nachtzug im Abteil — fr Militrpersonen!

Am 18. September 1915 kam Rudi Stephan mit 900 Kameraden im galizischen Stryi an, wo sich Deutsche und Russen im Schtzengraben gegenberlagen und er als einziger Soldat seiner Truppe gefallen ist. ber die Umstnde seines Todes berichtete Kompaniefhrer Leutnant Rodenbeck am 2. Oktober an Stephans Eltern:

In der Nacht vom 28. auf 29. griffen uns die Russen an und waren in der Dunkelheit bis an den Draht herangekommen. Der Angriff wurde abgeschlagen, so da wir, als wir am Abend des 29. das Kampffeld absuchten, im Raum von 100 Meter 150 Tote und 40 Schwerverwundete fanden, auerdem noch 35 unverwundete Russen, die sich vor unserem Hindernis eingegraben hatten. Einer von diesen letzteren hat nun auf Ihren Sohn — es war zwischen 9 und 10 Uhr morgens — einen Schu abgegeben, wie dieser durchs Glas das Vorgelnde beobachtete vom Schtzengraben aus und ihm einen Kopfschu beigebracht, so da er sofort tot war. Ob nun etwas Unvorsichtigkeit dabei war, das kann ich nicht feststellen. Wir haben ihn hinter unserer Front abends unter Schutz der Dunkelheit mit allen Ehren begraben.

Ergnzend teilt Stephans Biographin Juliane Brand den Bericht Karl Holls mit, der private Nachforschungen anstellte, von deren Ergebnis ihr der Dirigent Rudolf Alberth (28. 3. 1918 - 29. 5. 1992) berichtete:

Offenbar hatten whrend der Nacht auf den 29. September die verwundeten Russen im Schmerzdelirium unablssig geschrieen, nur wenige Meter von den deutschen Stellungen entfernt. Aus Verzweiflung und vor Erschpfung geriet Stephan so auer sich, da er am Morgen pltzlich, ehe seine Kameraden es noch verhindern konnten, mit den Worten, ich halts nicht mehr aus! im Schtzengraben aufsprang und sich weit ber die Brustwehr erhob. Er war ein allzu leichtes Ziel.

 

Am 1. Juli 1920 gelangte in Frankfurt am Main Rudi Stephans Oper Die ersten Menschen unter Ludwig Rottenberg (1864-1932) postum zur Urauffhrung. Die Urauffhrung der hier vorliegenden zweiten Fassung von Liebeszauber wurde im Februar 1921 in der Mnchner Tonhalle durch das Mnchner Konzertvereins-Orchester (die spteren Mnchner Philharmoniker) unter seinem Chefdirigenten Siegmund von Hausegger (1872-1948) gegeben.

 

Wir danken dem Verlag Schott Musik International fr die bereitwillige berlassung der Kopie des Partiturmanuskripts und hoffen, da die erstmalige Verffentlichung im Studienformat nachhaltig zur weiteren Verbreitung dieses hochklassigen Werks und zur Popularisierung seines Schpfers beitrgt.

 

Christoph Schlren, 2003/Mai 2015

 

Auffhrungsmaterial (fr ist vom Verlag Schott Musik International, Mainz (www.schott-music.com) zu beziehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rudi Stephan

(b. Worms, 29 July 1887 — d. near Tarnopol in Eastern Galicia [today Ternopil, Western Ukraine], 29 September 1915)

 

 

Liebeszauber (Loves Spell)

Ballad for Baritone and Orchestra

on a poem by Friedrich Hebbel (1813-63)

(definitive second version of 1914)

 

Preface

When the 28-year-old soldier Rudi Stephan was killed in action in present-day Ukrainian Galicia on 29 September 1915, after only two weeks on the front, German music lost one of its great white hopes. Stephan received his basic musical training from Karl Kiebitz (1843-1927), music director in Worms, who, to quote the composer, was the first seriously to introduce me to music and particularly to Beethovens spiritual universe. Being interested in other things, he was a poor student at high school. In 1905-6 he studied privately in Frankfurt am Main with the progressive teacher and composer Bernhard Sekles (1872-1934), whose pupils would later include Paul Hindemith (1895-1963), Ottmar Gerster (1897-1969), Hans Rosbaud (1895-1962) and Theodor Wiesengrund-Adorno (1903-69). Although Stephan put great store in Sekles, he moved to Munich in 1906 to study with the theorist and critic Rudolf Louis (1870-1914), a friend of Strauss and Pfitzner and an eloquent champion of the Munich School associated with Ludwig Thuille (1861-1907). Louis cut a poor figure as a composer, and his best-known pupil apart from Stephan was Ernst Boehe (1880-1938). However, as Juliane Brand points out in her standard study Rudi Stephan (in the series Komponisten in Bayern, Tutzing, 1983), from which most of the information in this preface has been taken, Stephan insisted in his autobiographical sketch that he learned harmony and piano from Sekles, but counterpoint and fugue from Louis. In short, from neither did he learn composition; and his posthumous estate, which was destroyed by the accidental detonation of a firebomb in 1945, one day after the devastating air raid on Worms, is said to have had no compositional exercises of any significance.

 

Among the fellow-composers of his generation Stephan maintained closest contact with Heinz Tiessen (1887-1971), to whom he dedicated his lied Im Einschlafen. Tiessen, one of the most distinguished of German expressionist composers, recalled their friendship in his Wege eines Komponisten (Berlin, 1962): I must record yet another memory from my days on the Allgemeine Musik-Zeitung. After the premire of Rudi Stephans Music for Orchestra [Stephans second and definitive composition by this title, which superseded the first version that has been reprinted in 2003 as Study Score No. 162 in the Repertoire Explorer series] at the Jena Music Festival in 1913, I put the thumbscrews on Herr Schwers to hold the evenings lecture and wrote a perfectly elated review. A lengthy exchange of letters ensued between Stephan and myself, and he made me the dedicatee of a lied that I consider the most beautiful he ever wrote. In his ground-breaking study on modern music, Zur Geschichte der jngsten Musik (1913-28): Probleme und Entwicklungen (vol. 2 in Melosbcherei, Mainz, 1928), Tiessen wrote the following words under the heading of Rejection of the Literary (Abkehr vom Literarischen): The titles that Rudi Stephan gave to his works at the festivals of 1912 and 1913 — Music for Seven String Instruments and Music for Orchestra — had about them the ring of an adamant volte-face from program music. But more important than the title was the new, fresh, taught energy of the music itself in the latter piece, which, pace Delius and Reger, far outstripped all the other works in the festivals program.

 

Because of his untimely death, few revealing accounts of Stephan the man have come down to us. Kasimir Edelschmid, in his obituary for the Frankfurter Zeitung (7 October 1915), said of him that his sense of justice was of such diamond-like sharpness and transparency that it made him difficult to get along with. He was not so much impulsive as equilibrating. Trivialities that would be passed over with a smile by other men, even those of good breeding, exercised his moral sensibilities for a long time. [] A certain earnestness pervaded everything about him — even his laughter, which was frequent and deep. His judgments were just and radical, as they are in all persons who live for a cause, perfectly convinced of their inner vocation. I do not believe that his nature lacked that great kindness which is the cornerstone of great achievement. He was convinced of his worth without making a fuss about it, with all the innate modesty of a medieval master.

 

Karl Holl, writing in Rudi Stephan: Studie zur Entwicklungsgeschichte der Musik am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts (Saarbrcken, 1920), had this to say: Creation, like life as a whole, did not come particularly easily to him. The proof can be seen in his sketches: he produced his music slowly and with difficulty, almost warily. He wrestled with the same ideas for years: many of the themes from his Jena Music for Orchestra and his Die ersten Menschen [The First Men, Stephans opera] have entire histories of their own. They migrate from one work to another, changing key, time signature, rhythm and instrumental timbre, expanding or being truncated, until they finally find their place in a later work, precisely fashioned to accommodate their indwelling energy. But until they reached publication, not even they were safe from the relentlessly tinkering hand of this obstinate and forward-striving composer.

 

The earliest purely orchestral draft in the catalogue of Stephans posthumous estate is a Marcia eroica for large orchestra (1905). One year later it was joined by three unfinished orchestral pieces: a Ballet Scene, a Scherzo and an Idyll. On 1 July 1908, shortly before completing his studies with Louis, he presented his first complete orchestral work in Munich, a single-movement Opus I for orchestra (op. I fuer Orchester.) that bore the motto Vorwrts sehen, vorwrts streben — keinen Raum der Schwche geben! (Look to the fore, strive to the fore, leave no room for frailty) and the duration 16 minutes. After his death this work was thought to be lost, but on 24 April 2003 we were fortunate to discover, in the archive of the Munich Philharmonic Orchestra, the autograph score along with a complete set of instrumental parts, none of which had ever been used. It had been stored under the incorrect title of Rudi Stephan: Concerto for Orchestra — yet another indication of the confusion resulting from his terse and nondescript titles. Apparently Stephan had submitted his Opus I after its completion to what was then the Munich Konzertverein Orchestra for a performance that never materialized. It is perfectly in keeping with Stephans character that, having come closer to his creative ideals in the orchestral works that followed, he lost interest in the less mature Opus I and did not ask to have the music returned. In view of the destruction of his posthumous papers, this has turned out to be a much-belated blessing in disguise. The autograph score and parts thus spent nearly 95 years in a state of limbo from which they may now soon expect their baptism by fire

 

Opus I was followed, probably in 1909, by the now lost first version of Liebeszauber for tenor and orchestra, to which he assigned the opus number 2 (the final version of 1914, herewith presented in study-size full score for the first time, is scored for baritone and orchestra). Finally, in February 1920, Stephan completed the monumental Music for Orchestra, op. 3 (the composer states that it should last about 37 minutes), only to replace it in 1912 by another much more concise work of the same title. Stephan went on in 1910-11 to finish the first version of his Music for Violin and Orchestra (op. 4, now lost), only to replace it once again with a second version of which we do not know whether it was a revision of the first or an entirely new composition.

 

After completing his First Music for Violin and Orchestra, he decided to introduce himself as a composer to the Munich public. Since no one showed any interest in him, he hired the Munich Konzertverein Orchestra with financial support from his father, retaining the young Wolfgang Blau as solo violinist, Adolf Wallnfer as tenor, and the organist Alfred Hempel. At first he wanted to conduct the concert himself, but for unknown reasons he was replaced by Paul Prill (1860-1930). It was thus under Prills baton that the Munich Konzertverein Orchestra gave the premire performances of Stephans Liebeszauber for tenor and orchestra (first version, op. 2), the [First] Music for Violin and Orchestra (op. 4) and the [First] Music for Orchestra, op. 3. (In other words, at that time Stephan had not yet renounced his Opus I!) The concert was the object of considerable supra-regional attention. Many critics were present; most were puzzled, but several felt premonitions of his future greatness. According to Karl Holl the orchestras principal conductor, Ferdinand Lwe (1865-1925), was entirely out of sympathy, calling the scores Chinese to me. Holl recounts that the Konzertverein Orchestra ran through the three works with feelings ranging from grim determination to barely concealed merriment under a conductor who beat time with death-defying rigidity. Rudolf Louis, writing in the Mnchner Neueste Nachrichten of 18 January 1911, called it a pity that a number of untoward circumstances (most of which, by the way, were the fault of the concert organizers) prevented the three works heard that evening from receiving the careful preparation they needed. [] On this evening we formed a picture of Stephan as a man still searching, perhaps straying at times, but one who is pursuing a genuinely artistic goal with a serious and lofty aim and who goes far out of his way to avoid everything common and trivial, a man who still has much to learn but who is unquestionably gifted, who, though not yet a finished artist, has a firm resolve to attain his own style and language.

 

What was Stephans reaction? Holl informs us: Gifted by nature with a rare conscientiousness, he was no less able to cast aside the approving or disapproving reactions from audience and press than he could dispel the doubts and new insights welling up within him. He had gained a yardstick and soon buried himself once again in the beloved solitude of his studio apartment in a renewed and ceaseless struggle for the prize of a distinctive musical style.

 

According to its author Friedrich Hebbel (1813-1863), Liebeszauber (Loves spell), a ballad in twenty-nine stanzas, was unique. Immediately after completing it in 1844, he wrote to a lady-friend: There is nothing in the whole of German literature to compare with a poem like Liebeszauber; it is the crown of everything I have done. In order to set Hebbels original poem to music, Stephan cut it to roughly half its length in the interest of dramatic concentration (J. Brand) and reversed the final change of narrative perspective from first to third person by restoring the first-person pronoun.

 

A lost sketch for the initial version of Liebeszauber for tenor and orchestra, op. 2, probably dated from 1907-08, and the first version presumably originated in 1908-09. The second version, unlike the definitive Music for Orchestra, merely represents a fundamental reworking of the first version, now recast for baritone and orchestra. It was probably composed toward the end of 1914 after the completion of his opera Die ersten Menschen. Stephan, in his autobiographical sketch, mentioned that the premire of the second version was intended to take place in Berlin under the baton of Siegmund von Hausegger.

 

On 2 March 1915 Stephan was drafted for war duty. At first he was briefly stationed in his home town of Worms. On 6 August, after failing to pay a visit to Heinz Tiessen during a trip to Berlin, he wrote the following lines to the composer: The closer I came to Berlin, and the more vividly my most earnest memories of this unique city came to my mind - memories combined with equally earnest future plans for the same city - the more garishly the horror of my present predicament arose before me, and my mood, which had been gloomy to a degree the entire time, became even more bitter. If I had gone to visit you as I had planned, and if I had succumbed all the more to my musical longings through your presence, it would have been a nice time in and of itself, but all the more harrowing when I came to my senses during my return trip on the night train - in the compartment marked For military personnel!

 

On 18 September 1915 Stephan arrived with 900 comrades in the Galician town of Stryi, where German and Russian troops were squared off in the trenches, and where he became the only casualty in his unit. His company commander, Lieutenant Rodenbeck, reported the circumstances of his death to his parents on 2 October: The Russians attacked us in the night from the 28th to the 29th and advanced in the dark as far as the wire. The attack was repulsed, and when we scoured the field of battle on the evening of the 29th we found 150 dead and 40 severely wounded Russians within the space of 100 yards, as well as thirty-five unwounded soldiers who had dug down on the other side of our barrier. At some point between 9 and 10 oclock in the morning one of those soldiers fired a shot at your son as he was looking through his field-glasses at the approaches from the trench. He was struck in the head and died on the spot. Whether there was anything imprudent in his behavior is beyond my knowledge. We buried him behind our lines with all honors in the evening, protected by the darkness.

 

Stephans biographer, Juliane Brand, completes the picture with an account from Karl Holl, who conducted inquiries on his own behalf. Holls findings were reported to her by the conductor Rudolf Albert (b. 28 March 1918; d. 29 May 1992): Apparently, during the night of the 29th September, the wounded Russians screamed ceaselessly in pain and delirium just a few yards from the German positions. In his despair and exhaustion, Stephan lost control of himself to such an extent that, in the morning, he cried I cant stand it any longer, and before his comrades could stop him, he stood up in the trench far above the breastwork. He was an all-too easy target.

 

On 1 July 1920 Stephans opera Die ersten Menschen was posthumously premired in Frankfurt am Main under the direction of Ludwig Rottenberg (1864-1932). The premire of the present second version of Liebeszauber was given in Munichs Tonhalle by the Munich Konzertverein Orchestra (later the Munich Philharmonic) in February 1921 under the baton of its principal conductor, Siegmund von Hausegger (1872-1948).

 

We wish to thank the publishers Schott Musik International for kindly placing a copy of the manuscript score at our disposal, and hope that this publication, the first in a study format, will serve the lasting dissemination of a sterling work of music and help to popularize its creator.

 

Translation: Bradford Robinson, 2003/May 2015.

 

For performance materials please contact the publisher Schott Music International, Mainz (www.schott-music.com).