Hermann Suter

(geb. Kaiserstuhl (Aargau), 28. April 1870 — gest. Basel, 22. Juni 1926)

Le Laudi di San Francesco d’Assisi (Cantico delle Creature), Opus 25 (1923-24)

Introduzione e No. I (Tenore solo, Coro e Voci di ragazzi)
‚Altissimo’. Largamente (p. 5) – Allegro cominciando (p. 8) – Con brio (p. 12) – Il tempo doppio più lento, ma sempre con brio (p. 27)
No. II (Quattro voci sole e Coro). In modo dorico
Andante tranquillo (p. 30)
No. III (Coro e Soli). Fuga
Energico, non troppo allegro (p. 66) – Poco a poco animato (p. 81) – Il doppio più lento (p. 87) – Tranquillo (p. 90) – Animato (p. 91) – Un poco pesante (p. 95) –
Poco a poco animato (p. 105) – Più tranquillo (p. 108)
No. IV (Quartetto) Amabile, tranquillo (p. 110)
No. V (Coro). Passacaglia
Con vigore (p. 122) – Tranquillo (p. 140) – Animato (p. 145)
No. VI (Alto solo)
Adagio, ma non troppo (p. 158) – Un poco più andante (p. 159) – Con brio (p. 162) – Tempo I – Più andante (p. 164) – Tempo I (p. 166)
No. VII (Tenore solo e Coro di donne; Soprano solo e Coro a cappella) Andante soave (p. 167) – Tempo I un poco meno lento (p. 176)
No. VIII (Basso solo, Coro e e Voci di ragazzi)
Tempo do marcia funebre (p. 179) – Accelerando (p. 190) – Largamanet (p. 193) – Poco a poco agitato (p. 194) – Tempo I (p. 197)
No. IX (Voci di ragazzi, Coro e Soli)
Più largo – Larghissimo (p. 200) – Maestoso con allegria (p. 201) – Solenne – Accelerando (p. 204) –
Allegro, sempre accelerando (p. 205) – Presto (p. 208) – Ritenuto sin al fine (p. 209)

Vorwort

Der Aargauer Hermann Suter war der neben Othmar Schoeck (1886-1957) bedeutendste deutschsprachige Schweizer
Komponist seiner Generation und folgte als führender in Basel wirkender Tonschöpfer dem großen Hans Huber (1852-
1921) nach. Suter erhielt ersten Musikunterricht von seinem Vater, einem Lehrer und Organisten. Bald zog die Familie von Kaiserstuhl am Rhein westwärts nach Laufenburg, wo der Knabe aufwuchs und von wo aus er in Basel das Humanistische Gymnasium besuchte. Er wurde von Gustav Weber (1845-87) in Musiktheorie unterwiesen, studierte bei Alfred Glaus (1853-1919) und begegnete Hans Huber, der prägend auf ihn einwirkte. 1888 ging er ans Konservatorium in Stuttgart, wo Immanuel Faißt (1823-94), Mitgründer und Leiter der Institution, sein entscheidender Lehrmeister wurde. Anschließend studierte er noch am Leipziger Konservatorium Orgel bei Paul Homeyer (1853-1908) und Komposition bei Carl Reinecke (1824-1910), dessen erzkonservative Einstellung Suter weniger behagte. 1892 ging er zurück in die Schweiz und ließ sich in Zürich nieder. Zunächst war er 1892 Leiter des Liederkranzes Uster, dann 1893 des Schaffhausener Männerchors und
1894-95 des Männerchors Wiedikon, 1894 nahm er die Organistenstelle der neuen Kirche in Zürich-Enge an, und ab 1896 wirkte er als Lehrer am Zürcher Konservatorium. 1897 übernahm Suter die Leitung des Winterthurer Stadtsängervereins,
1901 prestigeträchtig als Nachfolger Friedrich Hegars (1841-1927) den Gemischten Chor Zürich. Dem folgte 1902 die Berufung nach Basel, wo er bis zu seinem Tode ein knappes Vierteljahrhundert die Fülle seiner Begabung entfalten konnte – als Leiter der Symphoniekonzerte der Allgemeinen Musikgesellschaft, des Gesangvereins und der Liedertafel. In dieser Funktion war er bereits 1903 Hauptdirigent des Musikfests des Allgemeinen Deutschen Musikvereins. 1918-21
war er zudem Direktor der Musikschule und des Konservatoriums. Aufgrund seiner schweren Erkrankung musste er 1925 alle Ämter niederlegen außer der Vorstandstätigkeit im Schweizerischen Tonkünstlerverein, die er bis zu seinem Tode ausübte.
Hermann Suters kompositorisches Œuvre ist an seinem Ruhm gemessen relativ schmal. Außer dem ergiebigen Bestand an Vokalwerken umfasst es die am 15. Mai 1915 in Basel uraufgeführte Symphonie d-moll op. 17; das Violinkonzert A-Dur op. 23 für Adolf Busch (1891-1952), mit dem Suter seit 1916 regelmäßig auftrat (beide setzten sich intensiv für das Schaffen Max Regers ein); ein Streichsextett C-Dur op. 18 und drei Streichquartette (opp. 1, 10 und 20); sowie einige Klavier- und Orgelwerke aus früher Zeit. ‚Le Laudi’ op. 25, die Vertonung des Sonnengesangs des heiligen Franziskus von Assisi, galten seit der umjubelten Uraufführung als sein bedeutendstes Werk, und viele erblickten in diesem feierli- chen magnum opus eine Schöpfung, die für die Schweizer Spätromantik einen vergleichbaren Schatz bedeutete wie für die Deutschen das ‚Deutsche Requiem’ des von ihm, nach der Wagner-Begeisterung seiner Jugend, so hoch verehrten Johannes Brahms. Außer den ‚Laudi’ ist als Suters bedeutendste Chormusikschöpfung mit Orchester eine Vertonung von Goethes ‚Die erste Walpurgisnacht’ (1910) zu nennen. In der Schweiz sind überdies seine a-cappella-Chorwerke populär, und auch seine eidgenössischen Festspielmusiken und Klavierlieder erfreuten sich lokaler Beliebtheit. Zehn Jahre nach Suters Tod erschien in Basel bei Helbing und Lichtenhahn die zweibändige Monographie ‚Hermann Suter’ zu Leben und Werk von Wilhelm Merian (1889-1952), die eine bis heute gültige Forschungsgrundlage bildet.
Zur Feier des hundertjährigen Bestehens des Basler Gesangvereins schrieb Hermann Suter ‚Le Laudi’ op. 25, die am 13. Juni 1824 in Basel unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt wurden. Wilhelm Merian berichtete in den ‚Basler Nachrichten’ von den Mitteln der Musik der ‚Laudi’, „die ihr äußerlich den archaischen Charakter geben: einmal eine an den kirchlichen, gregorianischen Stil sich anlehnende Melodie, wie das Magnificat-Thema, das das ganze Werk zu- sammenfasst und am Anfang, mit feiner Weiterbildung, in strahlendem Tenorglanz, allein, ohne jede Zutat, durch sich selbst wirkend, gleichsam als grandioses Motto hingestellt wird, oder wie die psalmodierende a-cappella-Stelle, mit der der Chor zu dem geistvoll in den Anfang zurückleitenden Orchesterzwischenspiel vor dem letzten Satz hinüberführt. Hier zeigt sich auch ein zweites, die herbe, altkirchliche Harmonik, auf der solche Partien aufgebaut sind. Über diesen rückwärtsweisenden Elementen steht aber der durchaus neuzeitliche Musiker, der sie organisch in seinen Stil und in den seiner Zeit hineinschmilzt. Das ist es, es ist kein äußeres Zitieren alter Motive, kein äußerliches Kopieren, kein geküns- teltes Sichzurückversetzen, sondern es ist alles durch das Erlebnis des Komponisten am Text einerseits und anderseits durch die Seele eines modern empfindenden Künstlers hindurchgegangen. So entsteht eine höhere Einheit, die Einheit des von innen heraus empfundenen, mit überlegenem Können und unter souveräner Verarbeitung allen tauglichen Materials gestalteten Kunstwerks.“
Bald wurden die ‚Laudi’ auch außerhalb der Schweiz an vielen Orten aufgeführt, und zusammen mit Suters Violinkonzert war es dieses Werk, das ihm in den letzten Jahren den Ruf des „führenden Schweizer Tonsetzers“eintrug.

Christoph Schlüren, September 2014

Aufführungsmaterial ist von Hug Musikverlage, Zürich (www.hug-musikverlage.ch) zu beziehen. Nachdruck eines Exemplars der Vera

Oeri-Bibliothek der Musik Akademie Basel, Basel.

Hermann Suter

(b. Kaiserstuhl (Aargau), 28 April 1870 — d. Basel, 22 June 1926)

Le Laudi di San Francesco d’Assisi (Cantico delle Creature), Opus 25 (1923-24)

Introduzione e No. I (Tenore solo, Coro e Voci di ragazzi)
‚Altissimo’. Largamente (p. 5) – Allegro cominciando (p. 8) – Con brio (p. 12) – Il tempo doppio più lento, ma sempre con brio (p. 27)
No. II (Quattro voci sole e Coro). In modo dorico
Andante tranquillo (p. 30)
No. III (Coro e Soli). Fuga
Energico, non troppo allegro (p. 66) – Poco a poco animato (p. 81) – Il doppio più lento (p. 87) – Tranquillo (p. 90) – Animato (p. 91) – Un poco pesante (p. 95) –
Poco a poco animato (p. 105) – Più tranquillo (p. 108)
No. IV (Quartetto) Amabile, tranquillo (p. 110)
No. V (Coro). Passacaglia
Con vigore (p. 122) – Tranquillo (p. 140) – Animato (p. 145)
No. VI (Alto solo)
Adagio, ma non troppo (p. 158) – Un poco più andante (p. 159) – Con brio (p. 162) – Tempo I – Più andante (p. 164) – Tempo I (p. 166)
No. VII (Tenore solo e Coro di donne; Soprano solo e Coro a cappella) Andante soave (p. 167) – Tempo I un poco meno lento (p. 176)
No. VIII (Basso solo, Coro e e Voci di ragazzi)
Tempo do marcia funebre (p. 179) – Accelerando (p. 190) – Largamanet (p. 193) – Poco a poco agitato (p. 194) – Tempo I (p. 197)
No. IX (Voci di ragazzi, Coro e Soli)
Più largo – Larghissimo (p. 200) – Maestoso con allegria (p. 201) – Solenne – Accelerando (p. 204) –
Allegro, sempre accelerando (p. 205) – Presto (p. 208) – Ritenuto sin al fine (p. 209)

Preface

Hermann Suter, from the Swiss canton of Aargau, stands alongside Othmar Schoeck (1886-1957) as the most significant composer of his generation in German-speaking Switzerland and the successor to the great Hans Huber (1852-1921) as the leading composer in Basel. After receiving initial music instruction from his father, a teacher and organist, he moved with his family from Kaiserstuhl on the Rhine to Laufenberg, where he grew up while attending the Humanistic Grammar School in Basel. He was taught theory by Gustav Weber (1845-1887), studied with Alfred Glaus (1853-1919), and met Hans Huber, who left a lasting impression on him. In 1888 he enrolled at the conservatory in Stuttgart, where the institution’s co-founder and director, Immanuel Faisst (1823-1894), became his mentor. He then went on to Leipzig Conservatory, where he studied organ with Paul Homeyer (1853-1908) and composition with Carl Reinecke (1824-
1910), though he found himself at odds with the latter’s arch-conservative persuasion. On returning to Switzerland in
1892 he settled in Zurich, taking charge of the Uster Liederkranz (1892), the Schaffhausen Men’s Chorus (1893), and the Wiedikon Men’s Chorus (1894-95). He was also appointed organist at the new church in Zurich-Enge (1894) and taught at Zurich Conservatory from 1896. In 1897 he became head of the Winterthur Choral Society, and in 1901 he succeeded Friedrich Hegar (1841-1927) as head of Zurich’s prestigious Mixed Chorus. This was followed in 1902 by his appoint- ment to Basel, where until his death roughly a quarter of a century later he was able to cultivate his many talents as head of the orchestral concerts of the General Music Society, the Choral Society, and the Liedertafel. In this capacity he had already become the principal conductor of the General German Music Society’s (ADMV) annual festival in 1903. He also
served as director of the city’s School of Music and Conservatory (1918-21). A serious illness caused him to retire from all his positions in 1925 except for his chairmanship of the Swiss Association of Musicians, which he held until his death.
Compared to his fame, Hermann Suter’s oeuvre is relatively slender. In addition to a rich vein of vocal works, it includes the Symphony in D minor (op. 17), premièred in Basel on 15 May 1915; the Violin Concerto in A major (op. 23), com- posed for Adolf Busch (1891-1952), with whom Suter concertized on a regular basis beginning in 1916 (both men were staunch champions of the music of Max Reger); a String Sextet in C major (op. 18); three String Quartets (opp. 1, 10 and
20); and several piano and organ pieces from his early years. Le Laudi (op. 25), a setting of St. Francis of Assisi’s Hymn to the Sun, has been considered his magnum opus ever since its rousing première. Many view this solemn and majes- tic work as a creation that bears the same relation to Swiss late romanticism as Brahms’s German Requiem does to its German counterpart; indeed, after a youthful dalliance with Wagner, Brahms was a composer whom Suter highly admired. His most important piece for chorus and orchestra after the Laudi is a setting of Goethe’s First Walpurgisnacht (1910). Moreover, his a cappella choral works are much-loved in Switzerland, and his Swiss festival works and lieder enjoy local popularity. Ten years after his death, Helbing & Lichtenhahn in Basel published a two-volume monograph on his life and music by Wilhelm Merian (1889-1952) that has remained a cornerstone of research to the present day.

Le Laudi was composed to celebrate the first centenary of the Basel Choral Society and received its première under the composer’s baton in Basel on 13 June 1824. Writing in the Basler Nachrichten, Wilhelm Merian reported on the work’s musical resources,

“They lend it an archaic character on the surface. First, the melodic writing draws on an ecclesiastical Gregorian style exem- plified by the Magnificat theme, which sums up the entire work and appears at the opening alone, subtly elaborated in the ra- diant glow of the tenor, without accretions, working by itself like a grand motto; or a psalmodic a cappella style, which guides the chorus to the orchestral interlude before the final movement, artfully leading back to the beginning. Here we also see a second resource: the acerbic, ancient ecclesiastical harmonies on which such sections are constructed. Standing above these backward-looking elements, however, is a wholly modern composer who blends them organically into his own style and his own era. This is the point: rather than the superficial quotation of ancient motifs, stylistic imitation, or artificial throwbacks, everything has been refracted through his reading of the words and through the soul of a musician with a modern sensibility. The result is a higher unity, the unity of a work of art felt from within and fashioned with superior skill and consummate workmanship from all appropriate materials.”

Before long the Laudi was also being performed in many locations outside of Switzerland. Together with Suter’s Violin Concerto, it was the work which, in the final years of his life, earned him the reputation of being “the foremost composer of Switzerland.”

Translation: J. Bradford Robinson

For performance materials please contact the publisher Hug Musikverlage, Zurich (www.hug-musikverlage.ch). Reprint of a copy from the Vera Oeri-Bibliothek der Musik Akademie Basel, Basel.