Antonín Dvořák
(b. Nelahozeves, 8 September 1841 – d. Prague, 1 May 1904)

A Hero’s Song

(Píseň Bohatyrská) op. 111

Preface

After completing his last symphony, the ‘New World’, in 1893, Dvořák composed no more symphonies in the last ten years of his life. He turned his attention more to operas, three of which appeared in those years, and to symphonic poems, of which he wrote five in close succession in 1896-97. The first four were based on narrative folk-ballads by the Czech poet Karel Jaromir Erben, but the last, A Hero’s Song, was of a different kind, perhaps representing a general image of heroism.
It is surprising that he had not written symphonic poems before, since Liszt had shown how much could be done at least forty years earlier, compressing the expressive range of a symphony into a single movement and reaching out for the most romantic forms of expression without using words. French and Russian composers wrote symphonic poems in abundance and in Bohemia both Smetana and Fibich had contributed a number of works to the genre, including Smetana’s strongly nationalist cycle of six symphonic poems Má Vlast, completed in 1880.
Liszt provided models both for the narrative type of symphonic poem and for the more abstract genre. By the time Dvořák embarked on his first, Vodník, in 1896, Strauss had created a sensation with such pieces as Don Juan and Till Eulenspiegel, but his Ein Heldenleben was composed and performed just a few months later than Dvořák’s Hero’s Song, and its hero is the composer himself, not the imagined hero of Dvořák’s song.

A Hero’s Song was composed at Vysoká, Dvořák’s country home, in August 1897, and first performed on 4 December 1898 by the Vienna Philharmonic Orchestra conducted by Gustav Mahler. The composer did not provide an explanatory pro- gramme, indeed it seems that he had no clear outline in mind when he wrote it. The section marked Poco adagio, lamen- toso (bar 127) might be the lament for a dead hero, in the manner of Beethoven’s Eroica Symphony, but the rest has no clear character that specifically suggests heroism, whether struggle or triumph.

The pithy theme heard at the beginning provides the outline for themes of quite different character heard later, for example at bars 303 and 591. The opening Allegro is only an introduction to the long Adagio in D flat major (bar 127). The same Allegro ideas again serve to introduce the relaxed folk-like section in A major (bar 303), where the clarinets are promi- nent. A vigorous, more martial section in A minor (bar 441) leads eventually to the final section in B flat major (bar 591) with a triumphant close. The work may perhaps be seen as a symphony compressed into a single movement, displaying a broad variety of keys and moods.
Dvořák’s orchestration is characteristically rich, and his inventiveness in devising accompanying figures and supporting counterpoints is limitless. Such things are best observed in the score, where cross-rhythms and small details can be seen even when they are often not heard in performance or on recordings. At the age of 56 Dvořák was at the height of his powers, in complete command of the arts of orchestration and symphonic composition.

Hugh Macdonald, 2011

For performance material please contact the publisher Edition Bärenreiter, Prag. Reprint of a copy from the Musikbibliothek der

Münchner Stadtbibliothek, Munich.

Antonín Dvořák
(geb. Nelahozeves, 8. September 1841 – gest. Prag, 1. Mai 1904)

Heldenlied

(Píseň Bohatyrská) op. 111
Nachdem Dvořák seine letzte Symphonie Aus der neuen Welt 1893 vollendet hatte, komponierte er in den letzten 10
Jahren seines Lebens keine weitere Symphonie mehr. Seine Aufmerksamkeit wandte er vielmehr der Oper zu, von der er drei in diesen Jahren schuf, sowie dem symphonischen Gedicht, wovon er fünf in rascher Folge 1896 - 97 vollendete. Die ersten vier Dichtungen basierten auf Volksballaden des tschechischen Schriftstellers Karel Jaromir Erben (1811 - 1870), während das Heldenlied, sein letztes Werk in diesem Genre, von anderer Art war und sich mit dem Heldentum im Allge- meinen befasste.
Es ist überraschend, dass Dvořák nicht bereits früher symphonische Gedichte schuf, hatte doch Liszt bereits vierzig Jah- re zuvor gezeigt, wieviel erreicht werden konnte, wenn man die Reichweite des Ausdrucks einer Symphonie in einem einzigen Satz zusammenfasst und nach der romantischsten Form des Ausdrucks strebt, ohne dabei Worte zu benutzen. Französische und russische Komponisten produzierten symphonische Dichtungen im Überfluss, und in Bömen hatten Smetana und Fibich eine Reihe von Werken zur Gattung beigetragen, darunter Má Vlast, Smetanas stark nationalistsicher Zyklus von sechs symphonischen Gedichten, der 1880 vollendet wurde.
Liszt entwickelte Modelle für den erzählerischen Typ des symphonischen Gedichtes wie auch für abstraktere Genre. Um die Zeit, als Dvořák sich 1896 an die Komposition seiner symphonischen Dichtung Der Wassermann begab, feierte Strauss sensationelle Erfolge mit Stücken wie Don Juan und Till Eulenspiegel, aber sein Ein Heldenleben wurde erst nach Dvořáks Heldenlied komponiert und aufgeführt. Auch ist sein Held der Komponist höchstpersönlich, nicht aber ein erdachterHeld wie in Dvořáks Lied.

Heldenleben wurde in Vysoká, Dvořáks Landhaus im August 1897 geschrieben und erstmals am 4. Dezember 1898 vom Wiener Philharmoninischen Orchester unter Gustav Mahler aufgeführt. Der Komponist lieferte kein erklärendes Pro- gramm, eher scheint es, als habe er, als er die Dichtung schuf, keine klare Vorstellung eines solchen gehabt. Die Sektion, die er mit Poco adagio, lamentoso (Takt 127) notiert, könnte nach Art von Beethovens Eroica ein Klagegesang auf den toten Helden sein, aber der Rest hat keinen eindeutigen Charkater, der auf Heldentum hinweist, weder auf Kampf noch auf Triumph.

Das markige Thema des Anfangs liefert zugleich den Grundriss für weitere Themen recht unterschiedlichen Charakters, die später zu hören sind, so zum Beispiel bei Takt 303 und 591. Das eröffende Allegro ist lediglich eine Einleitung zum langen Adagio in Des - Dur (Takt 127). Die gleichen Allegro - Ideen dienen wiederum dazu, die entspannte, volkstümliche Sektion in A - Dur (Takt 303) einzuführen, in der die Klarinetten im Vordergrund stehen. Eine energische, martialische Passage in a - Moll (Takt 441) führt schliesslich zur abschliesslichenden Sektion in B -Dur (Takt 591) mit einem trium- phierenden Abschluss. Das Werk mag man auch als eine kleine Symphonie verstehen, komprimiert zu einem Satz, mit einer reichen Palette an Tonarten und Stimmungen.
Dvořáks Orchestrierung ist opulent wie gewohnt, und sein Erfindungsreichtum, was die Entwicklung von begleitenden Figuren und unterstützendem Kontrapunkt betrifft, ist grenzenlos. Solche Qualitäten erkennt man am besten in der Par- titur, wo Polyrhythmik und kleine Details direkt gelesen werden können, selbst wenn sie oftmals in der Aufführung oder auf Tonträger nicht zu hören sind. Im Alter von 56 Jahren war Dvořák auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft, in voller Beherrschung der Kunst der Orchestrierung und der symphonischen Komposition.

Hugh Macdonald, 2011

In Fragen des Aufführungsmaterials wenden Sie sich bitte an den Verleger Editio Bärenreiter, Prag. Nachdruck eines Exemplars der

Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, München.