Franz Schubert
(geb . Himmelpfortgrund, 31. Januar 1797
- gest. Wien, 19. November 1828)

- Ouvertüren -

Ouvertüre zu Der Teufel als Hydraulicus, D 4
S. 1
Ouvertüre in D, D 556
S. 13
Ouvertüre in B, D 470
S. 31
Ouvertüre in D, D 26
S. 47
Ouvertüre Im Italienischen Stile in D, D 590
S. 63
Ouvertüre Im Italienischen Stile in C, D 591
S. 83
Ouvertüre in E minor, D 648
S. 101
Ouvertüre in B, D 11
(Ouvertüre zu Der Spiegelritter)
S.141
Ouvertüre in D, D 12
S. 165

Vorwort
Das Wien des späten 18. und beginnenden 19 Jahrhunderts war ein bedeutendes Zentrum der Musik - nicht zuletzt war es die Heimatstadt von Mozart, Haydn und Beethoven - aber dennoch gab es kein permanentes Orchester noch irgendeine Gelegenheit, Orchestermusik regelmässig zu hören. Tatsächlich sollte es noch bis in die 1840er Jahre dauern, dass Otto Nicolai eine grosse Orchestergesellschaft gründete (nebst dazugehörigem grossen Orchester), und es ist größtenteils seinen Bemühungen und denen der Familie Strauss zu verdanken, dass die Wiener in Kontakt kamen zur Welt der Orchestermusik. Schubert war sich über diese Beschränkungen im Klaren und widmete den grossen Teil seines überragenden Talents musikalischen Formen, für die es eine Aussicht auf Aufführung gab - Kammermusik, Klavierkompositionen und (natürlich) Lieder sowie spezielle Auftragsarbeiten.

Aber Schubert war eines der grossen Genies der Musik - in seinem kurzen Leben schrieb er fast 1000 Werke - und so überrascht es nicht, dass er auch einige Werke für Orchester schrieb, selbst wenn ihre Aufführung unwahrscheinlich war. Sicherlich dachte er in orchestralen Kategorien - unter seinen frühesten Werken findet sich eine "Ouvertüre" für Streichquintett (D.8), datiert vom 29. Juni - 12.Juli 1811, als er 14 jahre alt war und noch Schüler von Salieri am Stadtkonvikt - und es ist wahrscheinlich, dass er in der Lage war, solche Werke in jeglicher spielbarer Form hervorzubringen, denn es gab auch weitere Beispiele von Ouvertüren für Streichquartett und für Klavier. Später (spätestens aber um 1814) veranstaltete Schubert Abendeinladungen, während derer er und seine Freunde Privatkonzerte gaben (diese Ereignisse waren als Schubertiaden bekannt), zu denen auch Orchestermusik dargeboten wurde. Seine dritte Symphonie ist möglicherweise zu einem solchen Anlass im Jahre 1815 aufgeführt worden. Tatsache aber bleibt, dass nur sehr wenig von seiner Musik für Orchester aufgeführt wurde, und davon kaum etwas öffentlich.
Die vorliegenden Aufgaben enthalten Schuberts Orchesterouvertüren, die in keinem Zusammenhang zu jenen Werken stehen, die tatsächlich für die Bühne veröffentlicht wurden.

Ouvertüre zu Der Teufel als Hydraulicus, D 4

Schubert schrieb die Musik zu diesem Schauspiel von J. F. E. Albrecht mit 13 Jahren, und sie wurde wahrscheinlich 1811 im Haus des Komponisten aufgeführt. Es scheint, dass die Komposition zu Lebzeiten des Komponisten nicht mehr gespielt wurde. Interessant ist, dass hier die Oboen nicht besetzt sind - stattdessen verwendet Schubert Klarinetten.

Ouvertüre in D, D 556

Das Werk datiert vom Mai 1817 und wurde wahrscheinlich anlässlich eines Privatkonzerts im gleichen Jahr gegeben. Seine erste öffentliche Aufführung erlebte es am 17. April 1836 im Wiener Musikverein. Schubert schrieb diese Ouvertüre kurz nach den Liedern Der Tod und das Mädchen, An die Musik und Die Forelle.

Ouvertüre in B, D 470

Dieses Werk ohne Klarinetten und Posaunen wurde im September 1816 geschrieben. Wahrscheinlich gehört es zur Kantate zu Ehren von Josef Spendou aus dem gleichen Monat. Spendou war ein Förderer von Schuberts Familie, und die Kantate wurde im Januar 1817 zu einem Jubiläumskonzert der Gesellschaft Wiener Schulmeister aufgeführt. 1818 wurde es wiederholt im Wiener Waisenhaus gespielt, danach aber nicht mehr in der Öffentlichkeit vor 1830. Es scheint, dass bei allen Gelegenheiten Schuberts Bruder Ferdinand der Dirigent war.

Ouvertüre in D, D 26

Dieses Werk ist auf den 26. Juni 1812 datiert. Tatsächlich handelt es sich um die zweite Fassung eines Stückes, das verschollen ist. Wahrscheinlich wurde es 1812 am Stadt-konvikt, der Schule Schuberts, aufgeführt, danach aber nicht mehr bis zum 1. März 1838, wo es im Musikvereinssaal unter Ferdinand Schubert wiederaufgenommen wurde.

Ouvertüre Im Italienischen Stile in D, D 590

Geschrieben im November 1817, entstand diese Ouvertüre gleichzeitig mit seiner sechsten Symphonie (die "kleine" in C -Dur). Schubert selbst scheint dem Werk keinen Untertitel gegeben zu haben; dies geschah anscheinend durch seinen Bruder Ferdinand nach des Komponisten Tod. Es gehört zu jenen Schubert'schen Orchesterwerken, die möglicherweise öffentlich aufgeführt wurden, nämlich am 1. März 1818 im Gasthof "Zum römischen Kaiser" in Wien, obwohl es möglicherweise bereits vorher bei einem privaten Anlass gespielt wurde. Allerdings liegt hier eine Unsicherheit vor, denn Ferdinand untertitelte zwei Ouvertüren Im Italienischen Stile (die andere ist D 591), und es nicht gewiss, welche der beiden beim erwähnten Konzert aufgeführt wurde. Welche auch immer es war, handelt es sich jedenfalls um die erste öffentliche Aufführung von Schuberts Musik überhaupt.

Von besonderem Interesse ist der Abschnitt ab Takt 9, der 26 Takte Musik präsentiert, die eine frühe Version des Anfangs der Ouvertüre zu Die Zauberharfe (Rosamunde) aus dem Jahr 1819 ist. Beide Werke sind unterschiedlich gesetzt, die Melodie wird hauptsächlich von den Blechbläsern getragen (in der späteren Fassung treten die Streicher an deren Stelle). Die spätere Version ist auch kürzer, aber stellt eines der vielen Beispiel dar, bei denen Schubert sich bei seiner eigenen Musik bedient.

Ouvertüre Im Italienischen Stile in C, D 591

Es war wahrscheinlich Ferdinand, der diese und eine zweite Ouvertüre in C untertitelte und damit für einige Verwirrung sorgte, denn eine Ouvertüre dieses Titels wurde wurde auf einem öffentlichen Konzert am 1. März 1818 gespielt. Es gibt keinen Hinweise darauf, welche der Ouvertüren es war, aber dieser Anlass war die erste Gelegenheit, zu der Schuberts Musik überhaupt öffentlich gespielt wurde. Wie auch die zweite Ouvertüre entstand dieses Werk im November 1817. Von beiden atmet dieses Werk den Geist Rossinis (Schubert war ein grosser Bewunderer des Italieners) und wurde im Dezember 1817 im Haus von Otto Hatwig in Gundelhof uraufgeführt.

Ouvertüre in E minor, D 648

Schubert schrieb dieses Stück im Februar 1819, und es wurde am 14. März des gleichen Jahres im Müller'schen Saal aufgeführt. Offenbar war es erfolgreich genug, um noch zweimal zu Lebzeiten des Komponisten gespielt zu werden. Es entstammt der gleichen Schaffensperiode, in der auch sein Trout Quintet entstand, und sein souveräner Stil, grossformatig angelegt für grosses Orchester (mit Poaunen und vier Hörnern) zeigen den Komponisten auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft.

Ouvertüre in B, D 11
(Ouvertüre zu Der Spiegelritter)

Die Komposition entstand wahrscheinlich 1812. Schubert hatte begonnen, nach dem Libretto zu Der Spiegelritter von August von Kotzebue eine Musik zu komponieren, aber brachte nicht einmal den ersten der vorgesehenen drei Akte zu einem Abschluss. Die Ouvertüre jedoch vollendete er. Interessant ist zu bemerken, dass Schubert bereits in seinen ersten Werken Klarinetten einsetzte - damals waren sie relativ neu im Orchester. Weder Mozart noch Haydn nahmen sich des Instruments ausführlicher an. Es ist nicht bekannt, dass das Werk zu Schuberts Lebzeiten aufgeführt wurde, die erste nachgewiesene Darbietung war am 11. Dezember 1949 im Schweizer Radio zu hören.

Ouvertüre in D, D 12

Geschrieben etwa um die gleiche Zeit wie Der Spiegelritter (siehe Band 1) scheint diese Ouvertüre zu Lebzeiten Schuberts nie aufgeführt worden zu sein. Man beachte, dass der damals 15 Jahre alte Komponist ein Posaunentrio einsetzt, dass auf keinen Fall zu der regulären Besetzung eines Orchesters von 1812 gehörte.

Phillip Brookes, 2010

Aufführungsmaterial beziehen Sie über Breitkopf & Härtel, Wiesbaden. Nachdruck eines Exemplars der Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, München

Franz Schubert
(b. Himmelpfortgrund, 31 January 1797
- d. Vienna, 19 November 1828)

- Overtures -

Overture to Der Teufel als Hydraulicus, D 4
p.1
Overture in D, D 556
p.13
Overture in B flat, D 470
p. 31
Overture in D, D 26
p. 47
Overture 'im Italienischen Stile' in D, D 590
p. 63
Overture 'im Italienischen Stile' in C, D 591
p. 83
Overture in E minor, D 648
p.101
Overture in B flat, D 11
(Overture to Der Spiegelritter)
p.141
Overture in D, D 12
p.165

Preface
Vienna in the late 18th and early 19th centuries was a great centre for music – home of Mozart, Haydn and Beetho-ven, no less – but there was no permanent orchestra, nor any opportunity for the public to hear orchestral music played regularly. Indeed, it would not be until the 1840s that Otto Nicolai would establish a major concert society (and a great orchestra), and it was largely his efforts, as well as those of the Strauss family, that would introduce the Viennese to the world of orchestral music. Schubert understood this limitation well, and devoted most of his prodigious talent to musical forms where there was a prospect of performance – chamber works, piano and (of course) song, as well as specific commissions.

But Schubert was one of the great geniuses of music, writing almost one thousand works in his short life, so it is hardly surprising that he wrote some orchestral works, even if performances were unlikely. He certainly thought in orchestral terms – among his very earliest works is an 'overture' for string quintet (D.8), dated 29th June – 12th July 1811, when he was 14 and a pupil of Anton Salieri at the Stadtkonvikt – and it is likely that he was prepared to write such works in any form that might be played, for there are other examples of overtures for string quartet and for piano. Later (by 1814 at least) he hosted evenings where he and his friends would give private concerts (events known as Schubertiads) at which some orchestral works were played. The third symphony may have been performed in this way in 1815. But the fact remains that very little of his orchestral music was performed, and hardly any of it in public.
These volumes contain all Schubert's orchestral overtures that are unconnected with his published stage works.

Overture to Der Teufel als Hydraulicus, D 4

Schubert wrote music to this play by J. F. E. Albrecht when he was 13, and it was most likely performed in the composer's home in 1811. It seems never to have been played again in his lifetime. It is interesting for not being scored for oboes – their place is taken by clarinets.

Overture in D, D 556

This is dated May 1817 and was probably performed at a private concert the same year. Its first public performance was on 17th April 1836 at the Vienna Musikverein. Schubert wrote the overture shortly after the songs Der
Tod und das Mädchen, An die Musik, and Die Forelle.

Overture in B flat, D 470

This work, without clarinets or trombones, was written in September 1816. It probably belongs to the Kantate zu Ehren Josef Spendou's of the same month. Spendou was a patron of Schubert's family, and the cantata was performed in January 1817 at an anniversary concert for the Society for the Widows of Viennese Schoolmasters. It was played again at the Vienna Orphanage in 1818, but was not played in public until 1830. On each occasion the conductor seems to have been the composer's brother Ferdinand.

Overture in D, D 26

This overture is dated 26th June 1812. It is in fact the second version of the work, the first being lost. It was probably played at Schubert's school, the Stadtkonvikt in 1812, but was not performed in public until 1st March 1838, at the Musikvereinssaal, conducted by Ferdinand Schubert.

Overture 'im Italienischen Stile' in D, D 590

Dated November 1817, this overture was written at the same time as the sixth symphony (the 'little' C major). Schubert appears not to have given it a subtitle; this was probably done by his brother Ferdinand after the composer's death. It is one Schubert orchestral piece that may have been performed in public, on 1st March 1818 at the Gasthof Zum Römischen Kaiser in Vienna, although it had probably been played at a private concert before then. There is some confusion, though, for Ferdinand Schubert gave the title 'im Italienischen Stile' to two overtures (the other is D 591) and it is not certain which was played at the 1818 concert. Whichever it was, it was the first public performance of any of the composer's music.

Of interest is the passage that starts at bar nine, heralding 26 bars that are an early version of the opening of the overture to Die Zauberharfe (Rosamunde), from 1819. They are scored differently, the tune given mainly to winds (in the later version the tune is carried by strings). The later version is shorter, too, but it is one of many examples of Schubert's borrowing from his own music.

Overture 'im Italienischen Stile' in C, D 591

It was probably Ferdinand who labelled this and its companion in D major 'im Italienischen Stile', thereby giving rise to confusion, since an overture with that title was played at a public concert on 1st March 1818. There is no indication which of the two overtures was played, but the event was the first time any of Schubert's music had been played in public. This overture, like its companion, dates from November 1817. Of the two, this one seems to have more of the spirit of Rossini (Schubert was a great admirer of the Italian) and was first performed in December 1817 at the house of Otto Hatwig in Gundelhof.

Overture in E minor, D 648

This was written in February 1819 and first performed on 14th March at the Müller'scher Saal. It seems to have been successful enough to be played at least twice more in Schubert's lifetime. It is of the same period that saw the composition of the Trout Quintet, and its confident writing, full orchestra (with trombones and four horns), and large scale all testify to a composer at the peak of his powers.
Overture in B flat, D 11
(Overture to Der Spiegelritter)

This probably dates from 1812. Schubert began to set a libretto from Der Spiegelritter by August von Kotzebue, but did not complete even the first of its three acts. However, he did finish the overture. It is interesting to note that, even from his fist compositions, Schubert used clarinets – they were still relatively new to the orchestra. Neither Haydn nor Mozart had made extensive use of them. It is not known if it was ever performed in Schubert's lifetime, the first known performance being on 11th December 1949 on Swiss radio.

Overture in D, D 12

Written at about the same time as the incomplete Der Spiegelritter (see volume 1) this overture seems never to have been performed in Schubert's lifetime. It is notable that the 15-year-old composer employs a trio of trombones, by no means regular members of the classical orchestra of 1812.
Phillip Brookes, 2010

For performance material please contact Breitkopf & Härtel, Wiesbaden. Reprint of a copy from the Musikbibliothek der Münchner Stadtbibliothek, München.