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Richard Strauss - Austria op. 78
(b. Munich, June 11, 1864 - d. Garmisch-Partenkirchen, 8 September, 1949)
for grand orchestra with male choir
Preface
The composition of Austria for grand orchestra and male choir originated in the efforts of the Viennese lyricist Anton Wildgans, who in February 1929 encouraged Richard Strauss to set a poem he had written as an Austrian folk anthem. Strauss, who had been closely associated with the capital of the Alpine republic at least since accepting the position as artistic director of the Vienna State Opera in May 1919, apparently liked the idea of a folk anthem for the relatively young state. He set Wildgans’s poem to music in a few months for orchestra and male choir (the unusual mention of the orchestra before the choir was deliberately chosen by Strauss and underscores the overriding importance of the orchestra) and noted 9 March 1929 as the completion date in the score. The opulently scored work was premiered on 10 January 1930 in the Musikverein in Vienna: Strauss himself conducted the Wiener Männergesangverein, to which the work is also dedicated. Austria was euphorically received, and the audience demanded a repeat performance of the composition, which takes about six minutes to perform. On 1 October 1930 Strauss informed Wildgans that the Berlin publishing house Bote & Bock would take over the printing of the work under the opus number 78. For strategic marketing reasons, however, the publishers changed the title; the composition had been called “Österreichisches Lied” (Austrian song) until then.
The Österreichisches Gedicht (Austrian poem) by Anton Wildgans comprises six stanzas of four paired rhymed verses each and was already printed in the Neue Freie Presse before the poet encouraged Strauss to set it to music. The first three stanzas deal with Austria’s natural landscape, the fourth and fifth with its industrious inhabitants. Finally, in the last stanza, Austria is placed under the patronage of God, who created this beautiful country. Although Wildgans probably envisioned and expected a catchy, folksong-like anthem, Strauss delivered a rather peculiar score: although the vocal part, with tenors and basses singing in unison, is extremely simple and easy for a male choir to rehearse, the unison vocal part lacks a concise melody that would contribute significantly to establishing it as a folk anthem. Instead, the work thrives on the atmospheric sounds of the large late-Romantic orchestra, which can perform the composition as a purely orchestral piece without a chorus at all, as Strauss writes in the score. The male choir would then have to be replaced by additional horns and trumpets. The dominant role of the orchestra can be heard from the first notes: In the first stanzas, the images described in the poem are musically repainted. For example, the torrent splashing against the rock cliff from the first stanza is heard in sudden staccato runs in the strings and harp glissandi, while a trill on the cymbal is performed with wooden sticks. We hear the hammers from the second stanza quite clearly in the timpani, but also as staccato eighth notes in the woodwinds; the fizzing of the melting glow as chromatic scales in the low strings and woodwinds. At the same time, the high flutes play rapidly ascending figures that are probably meant to represent the fizzing and steam. In the third stanza, the gold of the lowlands and the silver stream are represented by triplet runs in several instruments and the brilliant key of E major. Strauss chose Joseph Haydn’s Emperor’s Hymn for the flourishing song in the fifth stanza and assigned it to the horns, trumpets, trombones and harp. However, here it is not heard for the first time: already at the beginning, in bars 5–7, motives of Haydn’s anthem can be heard in the horns and violins. The Emperor’s Hymn increases in the next measures until the first words of the last stanza, “Österreich heißt das Land” (“Austria is the name of the country”). Wildgans’s statement to Strauss that the last stanza sounded to his inner ear like the summit motif in Strauss’s Alpine Symphony op. 64 caused Strauss to actually take his cue from the tone poem of 1915: brilliant C major and broad instrumental emphasis through homophony in the orchestra evoke an association with the summit motif for the listener. Not only the textual declamation of this verse and its musical setting, but also the content of the poem marks the climax of the piece here, for at last the name of the country sung about is mentioned. The Austria-motif, a descending decomposed C major chord, is heard repeatedly in the sequence. With the final words of the chorus, “Gott hat es lieb gehabt” (“God has held it dear”) nearly all the instruments once again set to Haydn’s Emperor’s Hymn before the piece ends in a glorious cadenza.
Matthias Guschelbauer, 2021
For performance material please contact Boosey & Hawkes, Berlin.
Richard Strauss - Austria op. 78
(geb. München, 11. Juni 1864 - gest. Garmisch-Partenkirchen, 8. September 1949)
Österreichisches Lied für großes Orchester mit Männerchor
Vorwort
Die Komposition von Austria für großes Orchester und Männerchor geht auf das Bestreben des Wiener Lyrikers Anton Wildgans zurück, der Richard Strauss im Februar 1929 dazu anregte, ein von ihm verfasstes Gedicht als österreichische Volkshymne zu vertonen. Strauss, der spätestens seit der Annahme des Postens als künstlerischer Leiter der Wiener Staatsoper im Mai 1919 eng mit der Hauptstadt der Alpenrepublik verbunden war, fand offenbar Gefallen an der Idee einer Volkshymne für den relativ jungen Staat. Er vertonte das Gedicht von Wildgans in wenigen Monaten für Orchester und Männerchor (die ungewöhnliche Nennung des Orchesters vor dem Chor wurde von Strauss bewusst gewählt und unterstreicht die übergeordnete Bedeutung des Orchesters) und vermerkte in der Partitur den 9. März 1929 als Vollendungsdatum. Zur Uraufführung gelangte das üppig besetzte Werk am 10. Jänner 1930 im großen Musikvereinssaal in Wien: Strauss selbst dirigierte den Wiener Männergesangverein, dem das Werk auch gewidmet ist. Austria wurde euphorisch aufgenommen, das Publikum verlangte eine Wiederholung der rund sechs Minuten dauernden Komposition. Am 1. Oktober 1930 informierte Strauss Wildgans darüber, dass der Berliner Verlag Bote & Bock die Drucklegung des Werkes unter der Opusnummer 78 übernehmen werde. Aus marketingstrategischen Gründen änderten die Verleger den Titel jedoch, die Komposition hieß bis dahin „Österreichisches Lied“.
Das Österreichische Gedicht von Anton Wildgans umfasst sechs Strophen zu je vier paargereimten Versen und wurde bereits in der Neuen Freien Presse abgedruckt, bevor der Dichter Strauss zur Vertonung ermunterte. Die ersten drei Strophen befassen sich mit der Naturlandschaft Österreichs, die vierte und fünfte mit dessen fleißigen Bewohnern. In der letzten Strophe wird Österreich schließlich unter das Patronat Gottes gestellt, der dieses schöne Land erschaffen hat. Obwohl sich Wildgans vermutlich eine eingängige, volksliedartige Hymne vorgestellt und erwartet hatte, lieferte Strauss eine recht eigenwillige Partitur: Zwar ist der Vokalpart mit unisono geführten Stimmen der Tenöre und Bässe äußerst einfach gestaltet und für einen Männerchor leicht einzustudieren, dem einstimmigen Gesang fehlt jedoch eine prägnante Melodie, die wesentlich zur Etablierung als Volkshymne beitragen würde. Das Werk lebt dafür vielmehr von den atmosphärischen Klängen des großen spätromantischen Orchesters, welches, so schreibt Strauss in die Partitur, das Werk auch ohne Chor als reines Orchesterstück aufführen kann. Der Männerchor müsse dann durch zusätzliche Hörner und Trompeten ersetzt werden. Die dominante Rolle des Orchesters ist ab den ersten Tönen zu hören: In den ersten Strophen werden die im Gedicht geschilderten Bilder musikalisch nachgemalt. So erklingt etwa der an der Felswand zerstäubende Wildbach aus der ersten Strophe in plötzlichen staccatierten Läufen in den Streichern und Harfenglissandi während ein Triller auf dem Becken mit Holzschlägeln auszuführen ist. Die Hämmer aus der zweiten Strophe hören wir ganz deutlich in den Pauken, aber auch als Staccato-Achteln in den Holzbläsern; das Zischen der Schmelzglut als chromatische Tonleitern in den tiefen Streichern und den Holzbläsern. Dabei spielen die hohen Flöten schnell aufsteigende Figuren, die wohl das Zischen und den Dampf darstellen sollen. In der dritten Strophe ist das Gold der Ebene und der silberne Strom durch Triolenläufe in mehreren Instrumenten und die glänzende Tonart E-Dur dargestellt. Für das besungene blühende Lied aus der fünften Strophe wählte Strauss die alte Kaiserhymne Joseph Haydns und teilte sie den Hörnern, Trompeten, Posaunen und der Harfe zu. Sie erklingt hier jedoch nicht zum ersten Mal: Bereits am Anfang, in den Takten 5–7, sind Motive von Haydns Hymne in den Hörnern und Geigen zu hören. Die Kaiserhymne steigert sich in den nächsten Takten bis zu den ersten Worten der letzten Strophe „Österreich heißt das Land“. Dabei veranlasste die Aussage Wildgans’ gegenüber Strauss, die letzte Strophe erklinge in dessen innerem Ohr wie das Gipfel-Motiv in Strauss’ Alpensinfonie op. 64, jenen dazu, sich tatsächlich an der Tondichtung von 1915 zu orientieren: strahlendes C-Dur und breite instrumentale Betonung durch eine Homophonie im Orchester rufen beim Hörer eine Assoziation zum Gipfel-Motiv hervor. Nicht nur die Textdeklamation dieses Verses und deren musikalische Gestaltung, sondern auch der Inhalt des Gedichts markiert hier den Höhepunkt des Werks, denn endlich wird der Name des besungenen Landes genannt. Das Österreich-Motiv, ein absteigender zerlegter C-Dur-Akkord, erklingt in der Folge wiederholt. Mit den letzten Worten des Chors „Gott hat es lieb gehabt“ setzen fast alle Instrumente erneut zu Haydns Kaiserhymne an, bevor das Werk in einer glanzvollen Kadenz endet.
Matthias Guschelbauer, 2021
Das Aufführungsmaterial ist vom Verlag Boosey & Hawkes, Berlin, zu beziehen.
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