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Kurt Weill - Der Zar lässt sich photographieren
(b. Dessau, 2 March 1900 – d. New York, 3 April 1950)
Opera buffa with a libretto by Georg Kaiser
Preface
During the 1920s Weill wrote a series of one act operas: Zaubernacht (1922), Der Protagonist (1926), Royal Palace (1927), Mahagonny Songspiel (1927) – which was later expanded into the full length opera Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (1930) – and the one we are concerned with now, Der Zar lässt sich photographieren (1928). The libretto was by Georg Kaiser (1878-1945), who had made his name as an expressionist playwright in works such as Die Bürger von Calais (1914). He had already collaborated with Weill in Der Protagonist and was to do so again in Der Silbersee (1933), the last production by either of them in Germany before they had to emigrate. It is an example of Zeitoper, opera on a contemporary and topical subject, as opposed to the mythological or legendary themes popular before the war. Other composers who wrote Zeitoper included Schoenberg, Hindemith and Krenek and there are also examples by Richard Strauss and Stravinsky.
The action takes place in Paris in 1914, before the outbreak of the first World War. The Tsar of the title is not the historical Nicholas II, the actual Tsar at the time, but an invented character, a much younger man, and one who does not enjoy his exalted position but likes to pass incognito. The scene is a photographic studio where Angèle, her Assistant and the Boy learn that the Tsar is coming to be photographed. A male chorus introduces the action and comments from time to time. A gang of revolutionaries breaks in, minded to assassinate the Tsar by concealing a gun in the camera – a large studio one, as was used at that time. Angèle and her team are removed and tied up and the gang disguise themselves as the doubles of her team: the false Angèle, the false Assistant and the false Boy. When the Tsar arrives, he resists sitting in the chair for his photograph and is much more interested in the false Angèle. He wants a photograph of her, which she naturally resists, knowing that there is a gun in the camera. They are interrupted by a message that the police have discovered the plot and are on the way. This only makes the Tsar more ardent; he starts dancing with the false Angèle. The gang run out and the genuine team return, to the consternation of the Tsar. Angèle fires the shot without harming anyone. The police come in. Angèle changes the camera and takes the Tsar’s photograph.
The music is written continuously, not in separate numbers, and shows variously the influence of Weill’s teacher Busoni, jazz and dance music. The Tsar enters to a foxtrot, and, for his dance with false Angèle, she puts a recording on the gramophone on stage for the Tango Angèle. This had been recorded beforehand by a small band. This was one of the first examples of the use of a recording in a stage work, and the recording became a best seller at the time. The score simply gives a piano version of this number.
The opera was given its premiere in Leipzig on 18 February 1928, conducted by Gustav Brecher. Weill wrote it as a companion piece for Der Protagonist but this was not performed at the premiere though it was in some subsequent performances. There were some eighty performances in Germany before the Nazis banned performances of Weill’s works. It was his most popular opera after Die Dreigroschenoper. It was revived in the USA in 1949, during Weill’s lifetime; the first post-war performance in Germany was in 1960.
The orchestra is a small normal one, not a stage band. It includes a piano. The recording of the Tango Angèle has been issued in a collection of historical recordings of Weill on the Capriccio label. Although Weill later did not think highly of this work, it is a delightful one and it retains its charm, along with his other theatre works of the time.
Stephen Barber, 2024
For performance material please contact Universal Edition, Vienna.
Kurt Weill - Der Zar lässt sich photografieren
(geb. Dessau, 2. März 1900 – gest. New York, 3. April 1950)
Opera buffa mit einem Libretto von Georg Kaiser
Vorwort
In den 1920er Jahren schrieb Weill eine Reihe von einaktigen Opern: Zaubernacht (1922), Der Protagonist (1926), Royal Palace (1927), Mahagonny Songspiel (1927) - das später zu der abendfüllenden Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (1930) erweitert wurde - und die Oper, mit der wir uns hier beschäftigen, Der Zar lässt sich photographieren (1928). Das Libretto stammt von Georg Kaiser (1878-1945), der sich als expressionistischer Dramatiker mit Werken wie Die Bürger von Calais (1914) einen Namen gemacht hatte. Er hatte bereits mit Weill an Der Protagonist zusammengearbeitet und sollte dies in Der Silbersee (1933) wiederholen, der letzten Inszenierung der beiden in Deutschland, bevor sie emigrieren mussten. Es ist ein Beispiel für die Zeitoper, eine Oper über ein zeitgenössisches und aktuelles Thema, im Gegensatz zu den vor dem Krieg beliebten mythologischen oder legendenartigen Themen. Andere Komponisten, die Zeitopern schrieben, waren Schönberg, Hindemith und Krenek, wie auch Stücke von Richard Strauss und Strawinsky.
Die Handlung spielt in Paris im Jahr 1914, vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Mit dem hier genannten Zar ist nicht der historische Nikolaus II., sondern eine erfundene Figur gemeint, ein jüngerer Mann, der seine hohe Stellung nicht auskostet, sondern gerne inkognito auftritt. Schauplatz ist ein Fotostudio: Madame Angèle, ihr Assistent und ein Lehrling erfahren, dass der Zar zu einem Fototermin eintreffen wird. Ein Männerchor leitet die Handlung ein und kommentiert sie von Zeit zu Zeit. Plötzlich dringen einige Bewaffnete ein, die Madame Angéle und ihr Team fesseln und rausbringen. Offenbar plant die Bande ein Attentat auf den Zaren und baut einen Schießmechanismus in eine alte Studiokamera ein. Die Eindrinlinge verkleiden sich als Doppelgänger von Madame Angéle und ihren Angestellten. Als der Zar eintrifft und der falschen Madame Angéle begegnet, hat er es nicht eilig mit dem Foto, sondern zeigt viel mehr Interesse an der falschen Angèle. Er möchte ein Foto von ihr machen, was sie natürlich ablehnt. Inzwischen entdecken die anderen Bandmitglieder draussen, dass ihr Komplott aufgedeckt wurde und die Polizei das Fotostudio umstellt hat. Derweil beginnt der immer leidenschaftlicher werdende Zar mit der falschen Angèle zu tanzen. Schließlich gelingt es der ganzen Bande zu fliehen, und die echte Angéle taucht auf, sehr zum Missfallen des Zaren. Aus Angst ihren guten Ruf zu verlieren will sie den Überfall vertuschen und schnell mit der Kamera ein Foto machen, wobei sie versehentlich einen Schuss auslöst, glücklicherweise ohne jemanden zu verletzen. Die Polizei erscheint, Angèle wechselt die Kamera und macht ein Foto vom Zaren.
Die Musik ist fortlaufend, ohne Unterbrechungen, geschrieben und zeigt auf unterschiedliche Weise, wie Weill sowohl von seinem Lehrer Busoni als auch vom Jazz und der Tanzmusik beeinflußt wurde. Der Zar tanzt zu einem Foxtrott, und die falsche Angéle legt für ihren Tanz mit dem Zaren eine Schallplatte mit dem Tango Angèle auf, die zuvor von einer kleinen Band aufgenommen war. Dies war eines der ersten Beispiele für den Einsatz einer Schallplatte in einem Bühnenwerk. Die Aufnahme wurde seinerzeit ein Bestseller. In der Partitur findet sich lediglich eine Klavierfassung dieser Nummer.
Die Oper wurde am 18. Februar 1928 in Leipzig unter der Leitung von Gustav Brecher uraufgeführt. Weill hatte sie als Pendant zu Der Protagonist geschrieben, das jedoch bei der Premiere nicht aufgeführt wurde, wohl aber bei einigen späteren Aufführungen. Es gab etwa achtzig Aufführungen in Deutschland, bevor die Nazis verboten Weills Werke aufzuführen. Der Zar lässt sich photografieren war Weills beliebteste Oper nach Die Dreigroschenoper. Sie wurde 1949, also noch zu Weills Lebzeiten, in den USA wiederaufgenommen. Die erste Aufführung nach dem Krieg in Deutschland fand 1960 statt.
Die Oper ist für eine normale kleine Orchesterbesetzung mit zusätzlichem Klavier geschrieben. Die Aufnahme des Tango Angèle ist in einer Sammlung historischer Aufnahmen von Weill beim Label Capriccio erschienen. Obwohl Weill später nicht viel von diesem Werk hielt, ist es nach wie vor ein reizvolles Werk, das seinen Charme nicht verloren hat, ebenso wie seine anderen Theaterstücke jener Zeit.
Stephen Barber, 2024
Für Aufführungsmaterial wenden Sie sich bitte an die Universal Edition, Wien.
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