Volkmann, Robert

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Volkmann, Robert

Ouvertüre in C-Dur für Orchester

Art.-Nr.: 1919 Kategorie:

14,00 

Robert Volkmann
(geb. Lommatzsch bei Meißen, 6. April 1815 — gest. Budapest, 29. Oktober 1883)

Ouvertüre in C-Dur

für Orchester (1863)

 

Vorwort
Friedrich Robert Volkmann wurde am 6. April 1815 im sächsischen Lommatzsch geboren. Der deutsche Komponist wuchs in einer Musikerfamilie auf, sein Vater Gotthelf (1767-1833) war Kantor und Musiklehrer in seinem Heimatort; von ihm erhielt Volkmann den ersten Musikunterricht (Klavier und Orgel bei seinem Vater, Violine und Cello bei Friebel). Im Alter von 12 Jahren konnte Robert die Cello-Partien der Streichquartette von Haydn, Mozart und Beethoven spielen. 1832, im Alter von 17 Jahren, wurde er in Freiberg am Gymnasium zugelassen und erhielt Musikunterricht bei August Ferdinand Anacker (1790-1851).

Vier Jahre später ging Robert nach Leipzig. Da es dort noch kein Konservatorium gab (es wurde erst 1843 gegründet), studierte er Komposition und Theorie bei Carl Ferdinand Becker (1804-1877), dem Organisten der Petrikirche und zukünftigen Leiter der Orgelklasse des Konservatoriums. In Leipzig hatte Robert die Gelegenheit, Schumann zu treffen und zahlreiche der Mendelssohn‘schen Donnerstags-Konzerte im Gewandhaus zu besuchen. Beide Komponisten hatten erheblichen Einfluss auf seine stilistische Entwicklung.

Nach Beendigung des Studiums wurde Volkmann Gesangslehrer an einer Musikschule in Prag, doch schon ein Jahr später nahm er die Stellung des Musiklehrers der beiden Töchter der Gräfin Stainlein-Saalenstein an. Der Unterricht fand im gräflichen Anwesen in Szemeréd (Ungarn) statt. Allerdings hielt es ihn dort nicht lange. 1841 siedelte er nach Budapest über, wo er – mit Ausnahme eines Zeitraumes von ungefähr vier Jahren, die er in Wien lebte – bis zu seinem Tod wohnte. In Budapest wurde Robert eine der herausragenden Musikerpersönlichkeiten. Dank der Empfehlungsschreiben der Gräfin war ihm der Zutritt zu den bedeutendsten Musikstätten der Stadt gewährt.

In Budapest begegnete Volkmann häufig berühmten Musikern, die in der Stadt gastierten. Er war als Klavierlehrer angestellt und arbeitete als Korrespondent der Allgemeinen Wiener Musik-Zeitung. Im Jahr 1848, nach einer Zeit freiberuflicher Tätigkeit, wurde er als Chorleiter und Organist an die Reformsynagoge berufen.

Seinen ersten Erfolg als Komponist feierte Robert Volkmann mit der Vollendung des Klaviertrios in b-Moll op. 5 (1850), das 1852 bei Rózsavölgyi veröffentlicht wurde. Das Werk ist Franz Liszt gewidmet, der es mit Joseph Joachim (1831-1907) und Bernhard Cossmann (1822-1910) spielte.

1852 traf Robert erstmals Hans von Bülow (1830-1894), und die beiden wurden bald Freunde. Tatsächlich war es von Bülow der Pianist, der die Premiere von Volkmanns Trio am 3. Dezember 1853 in Berlin spielte. Das Werk wurde sehr geschätzt, und auch Wagner, Felix Draeseke (1835-1913) und Alexander Ritter (1833-1896) waren von der Komposition begeistert.

Auf der Erfolgswelle reitend, zog Robert nach Wien und lebte dort zwischen 1854 und 1858. Hier lernte er Johannes Brahms kennen. Neben etlichen Klavierwerken entstanden hier u.a. die Variationen über Händels „The Harmonious Blacksmith“ op. 26 sowie die Streichquartette G-Dur op. 34 und e-Moll op. 35. In diesen Jahren vollendete er endlich sein berühmtes einsätziges Cello-Konzert a-Moll op. 33. Die Uraufführung fand am 22. November 1857 in Wien mit dem Solisten Karl Schlesinger (1813-1871) statt. Schnell wurde das Werk ins Repertoire aufgenommen. Im Herbst 1858 ging Volkmann zurück nach Budapest, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Nach seiner Rückkehr komponierte Robert seine letzten beiden Streichquartette (f-Moll op. 37 und Es-Dur op. 43), das Konzertstück für Klavier und Orchester op. 42. In den 1860er Jahren schrieb er den größten Teil seiner vierhändigen Klavierwerke. Es ist die Zeit, in der Volkmann einige Matineen gewidmet sind. Am 6. Januar 1862 wurde eine Matinee in der Lloyd Hall veranstaltet. Ein weiteres gefeiertes Konzert von Volkmann fand am 6. Januar 1863 statt. Während des ersten Teils des Jahres vollendete der Komponist seine Erste Sinfonie d-Moll op. 44, die am 15. März 1863 vom Philharmonischen Orchester Pest unter der Leitung von Ferenc Erkel (1810-1893) uraufgeführt wurde. Nach der Vollendung der ersten Sinfonie schrieb Robert die Konzertouvertüre in C-Dur (1863), die einzige Komposition von Volkmanns reifen Orchesterwerken, die unveröffentlicht blieb.

Die Musikwelt musste bis Sommer 1865 warten, um eine neue Orchesterouvertüre von ihm zu hören. Es war Volkmanns Opus 50, auch als Fest-Ouvertüre bekannt, die zur 25-Jahr-Feier des Pester Konservatoriums entstand.
Die bedeutendsten Kompositionen im Spätwerk Volkmanns sind die drei Serenaden für Streichorchester, die Ouvertüre zu Shakespeare‘s Richard III. (1870) und die vier fast vergessenen Entr‘actes zu Richard III. op. 73. Letztere wurden im Rahmen einer neuen Produktion am Ungarischen Nationaltheater unter der Leitung von Hans Richter (1843-1916) uraufgeführt. Die Streicherserenaden sind mit die originellsten Werke Volkmanns; die zweite Serenade bewunderte Tschaikowsky ausdrücklich, wie er in einem Brief an eine Freundin erwähnt: „Heute hatte ich das große Vergnügen, einige Serenaden von Volkmann zu spielen. Ein mitfühlender Komponist. Er besitzt eine ungemeine Schlichtheit und natürliche Schönheit.“

1875 wurde Volkmann an die neu gegründete Königlich-ungarische Musikakademie berufen. Zu den weiteren Lehrern gehörten Franz Liszt und Ferenc Erkel. Vor der Berufung an die Musikakademie war Volkmann in finanziellen Schwierigkeiten, wie Tschaikowsky in einem Brief an seinen Freund schrieb: „Weißt Du, dass Volkmann ein kleiner, alter Mann ist, der in bescheidenen Verhältnissen in Pest lebt? Vor einiger Zeit wurde für ihn in Moskau gesammelt. Das Ergebis waren 300 Rubel. Um seine Dankbarkeit auszudrücken, widmete er seine zweite Sinfonie der Musikgesellschaft Moskau. Im Übrigen habe ich bisher nicht herausgefunden, weshalb er so arm ist.“

Um ein regelmäßiges Einkommen zu erhalten und sich vollkommen der Komposition widmen zu können, verkaufte Volkmann 1857 die Rechte an seinen Werken an den Verleger Gustav Heckenast. Als dieser am 11. April 1878 in Pressburg (Bratislava) starb, wurden sämtliche Werke Volkmanns von B. Schott‘s Söhne in Mainz angekauft.

Der letzte öffentliche Auftritt von Volkmann war 1882 anlässlich der Premiere von Wagner‘s Parsifal in Bayreuth. Dort bereits von Krankheit gezeichnet, starb er am 20. Oktober 1883 in Budapest.

Hinsichtlich stilistischer Fragen kann der Bericht seines Biographen und Großneffen, des Musikwissenschaftlers Dr. Hans Volkmann gelesen werden: „Allen seinen Werken sind nur wenige Eigenschaften gemeinsam: Ein durchweg vornehmes künstlerisches Empfinden, ein gewisser fremdartig-märchenhafter Klangreiz, der sich häufig genug erst dem Ohr des Kenners erschliesst, und strenge Logik in der Entwicklung der Gedanken. Die oft an ihm gerühmte Bewahrung der reinen klassischen Form ist nur bei einem beschränkten Teil seiner Schöpfungen vorhanden; denn überall, wo ihm die alten Formen nicht genügten, schuf er sich eigene, neue.

Eine Tugend Volkmanns war, nur zu schreiben, wenn ihm etwas einfiel. Daher sind seine Werke von mässiger Anzahl, enthalten aber auch äusserst wenig Unbedeutendes oder Verfehltes; im Vergleich zur Arbeitssumme manches Komponisten, in der einzelnes Vorzügliches unter der Legion des Flachen verschwindet, gewiss ein Vorzug.

Genau genommen lässt sich Volkmann keiner Komponistengruppe einordnen. Er war weder reiner Beethoven- noch Mozartschüler, noch Klassizist im Sinne Mendelssohns, noch Romantiker in dem Schumanns, – und doch war er zeitweise alles. Die verschiedenen Einflüsse nahm er tief in sich auf und verarbeitete sie derart, dass sie mit seiner Natur verschmolzen. Denn in seinen Hauptwerken spricht sich eine selbständige Persönlichkeit aus, die mit keiner anderen vergleichbar ist.

Er wurzelte tief in der allgemeinen Musikentwicklung, aber er eroberte sich einen eigenen Standpunkt, abseits vom Strome seiner Zeit. Von da aus griff er, besonders durch seine Orchestermusik, wieder in die grosse Bewegung ein und ward so zum Gliede der Kette, die sich von der Vergangenheit in die Zukunft hinüberspannt: Eine zwar nicht hervorspringende, an ihrer Stelle aber wichtige Erscheinung, die immer in den Annalen der Musik mit Ehren genannt werden wird.“

Übersetzung: Anke Westermann

Aufführungsmaterial ist von Breitkopf und Härtel, Wiesbaden, zu beziehen.

Partitur Nr.

1919

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

Druck

Reprint

Seiten

28

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