Ulrich, Hugo

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Ulrich, Hugo

Symphonie triomphale (Symphony No. 2) in C major Op. 9

Art.-Nr.: 4634 Kategorie:

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Hugo Ulrich – Symphonie triomphale (2. Symphonie) C-Dur op. 9 (1853)

(geb. Oppeln [Opole], Schlesien, 26. November 1827 – gest. Berlin, 23. März 1872)

I Allegro moderato ed energico (p. 1)
II Scherzo. Vivace (p. 44) – Trio. Meno vivace (p. 72) – Coda (p. 84)
III Adagio (p. 89)
IV Finale. Allegro molto (p. 113) – Maestoso (p. 164)

Vorwort
Der Schlesier Hugo Ulrich gehört zu jenen Komponisten, die sehr vielversprechend begannen und deren Stern im Laufe ihres Lebens beträchtlich sank. Beide Eltern musizierten mit Begeisterung, der Vater am Klavier, die Mutter als geschmackvolle Sängerin Mozart’scher Arien. Der Vater war Lehrer am hoch angesehenen Königlich Katholischen Gymnasium von Oppeln, starb jedoch, als Hugo neun Jahre alt war. Gymnasialrektor Kotzolt (mutmaßlich verwandt mit dem berühmten Sänger Heinrich Kotzolt [1814-81] aus dem benachbarten Schnellewalde (heute poln. Szybowice]) unterrichtete ihn von da an im Klavier- und Orgelspiel und erkannte seine hervorragende musikalische Begabung. Als Hugo zwölfjährig auch seine Mutter verlor und Vollwaise war, übernahm Kotzolt die Vormundschaft. Der Junge wurde ans Breslauer Gymnasium St. Matthias geschickt und in das dazugehörige Konvikt aufgenommen und leistete dafür Kirchenmusikdienst. Der Breslauer Domorganist und Komponist Moritz Brosig (1815-87) unterrichtete ihn im Generalbassspiel. Sein Abitur bestand er 1846 in Glogau; daraufhin ging er zum Studium nach Berlin, wo er sich gegen den Willen seines Vormunds ganz der Musik widmete. Der Breslauer Universitätsmusikdirektor Johann Theodor Mosewius (1788-1858), der ihn im Gesang ausgebildet hatte, empfahl ihn zum Studium an Adolph Bernhard Marx (1795-1866), der sich jedoch weigerte, einen Studenten anzunehmen, der über keine finanziellen Mittel verfügte. Was sich für Hugo Ulrich als Glücksfall herausstellte, denn so kam er durch Giacomo Meyerbeers Vermittlung am Stern’schen Konservatorium zu Siegfried Dehn (1799-1858), einem der bedeutendsten Musiktheoretiker, Kontrapunktmeister und Kompositionslehrer der Epoche, der u. a. Meister wie Michail Glinka, Friedrich Kiel, Peter Cornelius, Anton Rubinstein oder Hans Bronsart von Schellendorf ausgebildet hat. Der Unterricht bei Dehn wirkte auf Ulrich so motivierend, dass er nach dem seinem Lehrer gewidmeten Klaviertrio op. 1 außer einem Streichquartett in Es-Dur op. 7 gleich zwei Symphonien komponierte, die ihm viele Aufführungen, Erfolg und Anerkennung eintrugen: die 1852 bei Bote & Bock im Druck erschienene 1. Symphonie in h-moll op. 6 und die im Jahr darauf bei Schott veröffentlichte 2. Symphonie in C-Dur op. 9, die sogenannte «Symphonie triomphale». Letztere reichte anlässlich der Hochzeit des Herzogs von Brabant (des späteren König Leopold II. von Belgien) und der Erzherzogin Marie Henriette von Österreich für den Wettbewerb der Königlich Belgischen Akademie in Brüssel ein, gewann damit den mit 1500 Francs dotierten ersten Preis und wohnte der umjubelte Uraufführung am 24. September 1853 im Temple des Augustins zu Brüssel bei.

Der Musiklexikograph Hermann Mendel (1834-76), der ihn für einen „der begabtesten Componisten der Gegenwart“ hielt, führte aus: „Den gleichen Erfolg hatte die Sinfonie bei jeder Aufführung an den verschiedenen Orten, und mit den gespanntesten Erwartungen sah man neuen Schöpfungen des jugendlichen Componisten entgegen. Ulrich hatte sich in diesen Werken vollständig als Künstler von Gottes Gnaden offenbart, dass man das Höchste von ihm glaubte erwarten zu müssen. Dass er diese Hoffungen nicht erfüllte, verschuldet zumeist die Erbärmlichkeit unserer gesammten Musikverhältnisse, die nur die Mittelmäßigkeit trägt und begünstigt, bedeutendere Naturen aber zum erbittertste Kampfe nöthigt. Ulrich war eben zu bedeutend, um von unsern modernen Musikverhältnissen getragen zu werden, aber er hatte auch den Muth nicht, mit ihnen auf Tod und Leben zu kämpfen und so verkam er trotz seiner herrlichen Begabung leider unter Handwerkerarbeit. Im September 1855 war es ihm endlich beschieden, das Land seiner Sehnsucht, Italien, zu sehen, das er mit den großartigsten Plänen zu neuen Werken betrat; er lebte in Venedig, Turin, Genua, Rom und Mailand, und nachdem er sich zuerst ganz dem ungetrübten Genuss des Wunderlandes hingegeben hatte, begann er auch wieder zu arbeiten. Eine Oper: »Bertran de Born«, zu der ihm Max Ring den Text geschrieben hatte, beschäftigte ihn neben anderem ernsthaft, bis ihn die äußern Umstände wieder nach Deutschland trieben. Im März 1858 kam er wieder nach Berlin zurück und sah sich bald vom Ernst des Lebens so erfasst, dass ihm die Schaffensfreudigkeit seiner Jugendjahre ganz vollständig verloren ging. Unterricht zu ertheilen war ihm so widerwärtig, dass er es bald vollständig aufgab, nur kurze Zeit war er als Lehrer am Konservatorium thätig; dann aber führte er, um sein Leben zu fristen, Arrangements für Clavier aus [u.a. von Symphonien und Streichquartetten Joseph Haydns]. Diese gehören zum Besten, was auf diesem Gebiete zu leisten ist; aber er selbst ging dabei zu Grunde. Wohl brachte er noch den größten Theil seiner Oper fertig, auch neben manchem Andern eine dritte Sinfonie in G-dur, allein Zeit und Menschen hatten ihm alle Lust am Schaffen geraubt, er vermochte nichts mehr zu arbeiten, was seinen ersten Werken auch nur entsprach. Dazu zeigten sich in den letzten Jahren seines Lebens bereits die ersten Spuren der fürchterlichen Krankheit, einer schmerzhaften Nierenkrankheit, der er am 23. März 1872 erlag. Er ruht in Berlin auf dem Katholischen Kirchhofe in der Liesenstraße. Wenn es auch eines günstigern Geschicks bedurfte, um alle die Hoffungen zu erfüllen, die man auf ihn setzen konnte, so hat er doch auch mit dem, was er hinterließ, sich ein Gedächtniss gestiftet in der Geschichte seiner Kunst.“

Hugo Ulrichs prominentester Kompositionsschüler während seines Wirkens 1859-62 am Stern’schen Konservatorium war Hermann Goetz. Neben seinen drei Symphonien schrieb Ulrich mehrere Ouvertüren für Orchester. Die 3. Symphonie ist ungedruckt geblieben, von seinen beiden frühen Symphonien gibt es bislang keine Tonaufnahmen. Hermann Kretzschmar hatte im jungen Hugo Ulrich in seinem ‚Führer durch den Konzertsaal‘ einen Hoffnungsträger gesehen, doch aus anderer Quelle heißt es später lapidar: „Leider besaß Ulrich nicht die Energie, den Kampf ums Leben aufzunehmen. Weder durch Unterrichten, noch durch ein Amt wollte er sich binden und so erlahmte früh sein Genius, niedergedrückt durch Nahrungssorgen. Selbst die Unterstützung von Freunden konnten ihm nicht aufhelfen, denn er war in Geldangelegenheiten ein Kind geblieben. Trotz des Stipendiums, welches ihm die preußische Regierung zu einer Reise nach Italien auf einige Jahre verlieh, konnte er sich nicht aufraffen, seine Laufbahn siegreich zu vollenden.“

Stilistisch war der junge Ulrich ein begeisterter Fortführer der konservativen Linie der Mendelssohn/Schumann-Linie. Die «Symphonie triomphale» trägt die Widmung: «composée à l’occasion des fêtes du mariage de S. A. R. Monseigneur Duc de Brabant avec S. A. I. R. Madame la Princesse Marie Henriette, Archiduchesse d’Autriche». Die Besetzung weist neben doppeltem Holz, Pauken und Streichorchester eine Blechbläsersektion von 4 Hörnern, 2 Trompeten, 3 Posaunen und Ophicleïde [heute Basstuba] auf. Die nach der Art von Mendelssohns ‚Schottischer Symphonie’ dem schnellen Satz angehängte majestätische Coda des Finales ist auf dem Choral ‚Nun danket alle Gott’ gebaut.

C.S., Juni 2022

Aufführungsmaterial ist erhältlich vom Verlag Schott Music, Mainz (de.schott-music.com).

 

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