Schelling, Ernest

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Schelling, Ernest

Suite Fantastique for piano and orchestra

Art.-Nr.: 4192 Kategorie:

29,00 

Ernest Henry Schelling – Suite Fantastique, op. 7

(geb. Belvidere / New Jersey, 26. Juli 1878 – gest. Manhattan, 8. Dezember 1939)

Vorwort
1905 bis 1906 komponierte Schelling die Suite Fantastique – gerade erst hatte er sich als großer Klaviervirtuose etabliert. Er selbst hat das Werk 1907 mit dem Amsterdamer Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Willem Mengelberg uraufgeführt, und am 25. Januar 1908 spielte er es mit dem Boston Symphony Orchestra. Im selben Jahr noch erschien die Partitur. Es folgten zahlreiche weitere Auftritte mit Schelling wie auch mit dem Pianisten Benno Moiseiwitsch als Solist.

Wahrscheinlich bezeichnete Schelling sein Werk als Suite und nicht als Konzert wegen dessen viersätziger Form, die von dem üblichen dreisätzigen Schema abwich. Die Komposition ist durchdrungen von folkloristischem Flair, und so äusserte sich Schelling: „Das Stück entstand während meines Studiums in Europa. Ich hatte großes Heimweh nach Amerika. Deshalb habe ich die Virginia Reel, ‚Dixie‘, ‚Way down upon the Swanee River‘ und ‚Yankee Doodle‘ in den letzten Satz aufgenommen. Mit dieser Komposition wollte ich der Energie, Vitalität und der Lebensart Amerikas Ausdruck verleihen“.

Der erste Satz, Allegro marziale, verwendet viel Chromatik und betont im rhythmischen Eröffnungsthema offenbar den ungarischen Einfluss durch einen Czardas, vordergründig gesetzt im natürlichen fis-Moll. Der langsamere Mittelteil, der bei Ziffer 7 beginnt, erinnert an einen Lassu. Die häufigen Tempowechsel und die stark betonenden Akkorde des großen Orchesters mit zwei Harfen, Englischhorn, Kontrafagott und Tamburin deuten ebenfalls auf einen möglichen Ursprung in der ungarischen Volksmusik.

Strukturiert ABA ist der zweite Satz Molto vivace in der Tonart H-Dur von tänzerischem Charakter. Schellings Anweisung scherzando unterstreicht den freudigen Geist dieses Satzes. Möglicherweise gibt es hier einen slawischen Einfluss, da der Mittelteil mit der Bezeichnung Trio im 5/4-Takt (3+2) steht.

Die Eröffnungsgeste des langsamen dritten Satz Intermezzo ist eine pastorale Melodie, gespielt von der Solo-Oboe, die dann von der Klarinette nachgeahmt wird, bevor sie vom Pianisten vollständig ausgespielt wird. In diesem Satz erklingen hauptsächlich die Holzblasinstrumente. Obwohl es für den Pianisten in den anderen Sätzen brillante kadenzartige Passagen gibt, beginnt der Pianist bei Ziffer 41 gegen Ende des Intermezzo eine längere Kadenz con Passione mit Tremolos, verdoppelten Terzläufen, Glissandos, bevor er die pastorale Melodie vom Anfang, jetzt unterlegt mit reichen, satten Akkorden mit grossem Tonumfang, ein weiteres Mal erklingen lässt.

Der vierte Satz Virginia Reel unterstreicht wahrscheinlich die Tatsache, dass für Schelling klar war, dass sich sein Titel nur auf den Tanz bezog, nicht aber auf die Melodien, zu denen dieser Tanz aufgeführt wurde. In den Vereinigten Staaten begleiteten eine Reihe von Jigs wie Turkey in the Straw, The Irish Washerwoman oder The Swallowtail diesen Tanz. In diesem Satz finden sich kurze Abschnitte, in denen Schelling Triolen-Achtel verwendet, die auf den 6/8 eines Jig hinweisen, ohne dass jedoch eine Jig-Melodie auftaucht. Stattdessen konzentriert sich Schelling auf die Verwendung von Dixie.

Ursprünglich ein Minstrel Song, wurde Dixie von Daniel Decatur Emmett aus New York komponiert. Das Stück errang zuerst in den nördlichen Vereinigten Staaten große Beliebtheit, aber bis 1860 hatte es auch den Süden des Landes erobert. Dort suchten die Anhänger der Konföderierten nach einem Ersatz für den Song Yankee Doodle. Bei der Amtseinführung des konföderierten Präsidenten Jefferson Davis im Februar 1861 war Dixie zu hören und wurde die inoffizielle Hymne der Konföderierten. Nach der Niederlage des Südens versuchte Präsident Abraham Lincoln, Dixie als amerikanisches und nicht als konföderiertes Lied zu etablieren. Es gibt widersprüchliche Theorien über die Herkunft des Namens Dixie, aber die wahrscheinlichste ist, dass er sich auf den amerikanischen Süden jenseits der Mason Dixon Linie (der Sklavenhalter – Süden) bezieht. Auf jeden Fall erscheint die Melodie in Schellings Werk bei Ziffer 2 und taucht danach mehrmals auf.

Im Poco Memo mosso, kurz nach Ziffer 8, erzeugt das Klavier eine banjo-ähnliche Textur mit rollenden Akkorden unter melodischen Phrasen aus Way Down Upon the Swanee River. Dies ist ein weiterer Titel, der Stephen Fosters berühmten Minstrel Song Old Folks At Home (1851) oft verliehen wird. Was Yankee Doodle betrifft, die andere Melodie, die Schelling angeblich benutzt, so ist deren Eröffnung und weitere neu arrangierte Phrasen in den verschiedenen Begleitungen zu den wichtigsten melodischen Materialien zu erkennen. Tatsächlich könnte der brillante Abschluss, der bei der Ziffer 22 beginnt, als eine Ausarbeitung dieser Melodie interpretiert werden.

Übersetzung: Peter Dietz

Aufführungsmaterial ist von Boosey & Hawkes (www.boosey.com), Berlin, zu beziehen.

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