Parry, Charles Hubert / arr. Brookes, Phillip

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Parry, Charles Hubert / arr. Brookes, Phillip

Long Since In Egypt’s Plenteous Land, Ballad from the oratorio Judith, for female voice and orchestra (also Meditation for violin & orchestra, arranged by Phillip Brookes, first print)

22,00 

Parry, Charles Hubert / arr. Brookes, Phillip

Long Since In Egypt’s Plenteous Land, Ballad from the oratorio Judith, for female voice & orchestra

Meditation für Violine und Orchester, arrangiert von Phillip Brookes

Melodie: Repton

Die Geburt eines beliebten Liedes
Parry lebte am Ende des Zeitalters der Oratorien. Händel hatte mit der Mode der großbesetzten Werke für Chor, Solisten und Orchester begonnen – gewöhnlich auf biblische oder religiöse Themen – und zahllose britische Komponisten reihten sich in den Kanon ein. Viele dieser Oratorien waren nur sehr mittelmäßig, gespickt mit musikalischen Plattitüden. Andere hingegen waren grandios, insbesondere zwei europäische Werke, die für den britischen Markt geschrieben wurden: Haydn‘s Schöpfung und Mendelssohns Elias. Parrys erster Erfolg hingegen war sein sehr unbiblischer, ein auf dem Gedicht von Shelley basierender Prometheus Unbound – alle Augen waren auf das neue Talent gerichtet.

Auftragsarbeiten liessen nicht lange auf sich warten, darunter eine für das Birmingham Festival von 1888. Parry war nicht religiös – er beschrieb sich selbst als Humanisten –, und er beabsichtigte, ein weltliches Werk zu schreiben; allerdings hatte er verschiedene Ideen, darunter eine Sanskrit-Dichtung und die Geschichte des Kolumbus („Es bedarf keines Gottes oder Teufels, um Dinge in Gang zu bringen“, schrieb er). Jedoch bestand das Komitee des Birmingham Festival auf einem religiösen Thema, und Parry wählte daraufhin eine biblische Geschichte, die „außer dem Namen wenig von einem religiösen oder biblischen Oratorium“ besaß. Der erste Teil erzählt eigentlich die blutige Geschichte einer Kindesopferung, der zweite von Judiths Auftrag, den assyrischen König zu töten, um den Israeliten sein Haupt zu bringen. Parry wollte offensichtlich eher etwas im Stil von Wagners Musikdramen schreiben und akzeptierte nur widerwillig die Forderung aus Birmingham nach mehr Chornummern. Die erste erfolgreiche Verbindung von Oratorium und Musikdrama stammte von einem der jüngeren Mitglieder des Orchesters, das Judith am 19. August in Birmingham aufführte – Edward Elgar. Der Dirigent war Hans Richter.

Zweifellos war das Werk ein Erfolg und festigte Parrys Reputation. Schnell wurde es von den Gesangsvereinen des Landes in ihr Repertoire aufgenommen. Jedoch behielt Parry keine guten Erinnerungen an den Auftrag und widerstand der Versuchung, Judith wiederzubeleben. Als Sir Frederik Bridge bei einem Treffen der Royal Choral Society 1914 eine Wiederaufführung vorschlug, antwortete Parry, der das Treffen leitete: „Nicht, solange ich im Komitee sitze“. Zu einem anderen Anlass warf er die Noten zum Fenster hinaus, als ein Sänger gerade eine Arie im privaten Kreis singen wollte.

Eine der Nummern überlebte dennoch, jedoch nicht in ihrer originalen Form. Es handelt sich um das Lied der Kinder aus der zweiten Szene des ersten Aktes, das Generationen von Briten auf einen anderen Text als Schulhymne („Dear Lord and Father of mankind“) gesungen haben. Im Oratorium ist es ein bezaubernder Moment, wenn ein Kind vom Exodus und der Landnahme des verheißenen Landes singt. Die Einfachheit und die eingängige Melodie dieser sogenannten Ballade stehen in dramatischem Kontrast zu den folgenden Schrecken.

Die Melodie ist eine der besten aus Parrys Feder und sehr typisch für seinen „unschuldigen“ Stil. 1924 stellte Dr. George Gilbert Stocks, Musiklehrer an der Repton School, ein Buch mit Hymnen für den Gebrauch in der Schulkapelle zusammen. Er nahm die Hauptmelodie der Ballade und unterlegte sie mit Worten des amerikanischen Quäkers und Dichter John Greenleaf Whittier. Novello & Co. veröffentlichte es, und in dieser Form wurde es sehr bekannt, oft sogar zu einem der beliebtesten Kirchenlieder Englands gewählt.

Anmerkung zur Ausführung:
Die Stimme des Kindes ist nicht als Alt angegeben, jedoch wird der Part üblicherweise von einem Altisten übernommen. Das Problem dabei: Viele Alti haben Stimmen, die einfach zu voluminös für eine Kinderstimme sind. Sollte ein Alt besetzt werden, so sollte dieser eine helle, leichte Klangfarbe haben – ein heller, leichter Mezzosopran vielmehr. Freilich klingt eine kräftige Kinderstimme am besten, jedoch steigt der Ambitus im dritten Teil des Trios am Ende der Ballade bis zu einem kleinen g hinab, das für viele Knabenstimmen schwer zu erreichen ist. Jedoch ist keiner der vier Soloverse tiefer als das kleine b, sodass eine Lösung sein könnte, einen Knaben, unterstützt durch einen Frauenchor, einzusetzen. Bestenfalls sollte das Trio von drei Knaben gesungen werden.

Für diesen ersten Band habe ich eine Fassung der vollständigen Ballade für Violine und Orchester vorbereitet, um dieser schönen Musik zu ermöglichen, in einer brauchbareren Form verfügbar zu sein als in einem Lied, das außergewöhnliche Ansprüche an die Aufführenden stellt. Ich habe die Melodie ein wenig verändert und dem Orchester, das Parry durchweg sehr dezent und zweifellos in Balance zu den Singstimmen hält, mehr Raum gegeben. Das Violinsolo ist von mittlerer Schwierigkeit; eine gute Tragfähigkeit des Tones und harmonische Sicherheit sind die einzigen technischen Anforderungen.

Übersetzung: Anke Westermann

Aufführungsmaterial ist von Musikproduktion Höflich (https://musikmph.de), München, zu beziehen.

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