Parry, Charles Hubert

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Parry, Charles Hubert

Elegy for Brahms for orchestra (first print)

19,00 

Charles Hubert Hastings Parry – Elegie für Brahms (1897)

(geb. 27. Februar 1848, Bournemouth – gest. 7. Oktober 1918, Rustington)

Vorwort
Anders als sein Kollege C. V. Stanford, der in Leipzig studierte, besuchte Hubert Parry keine Musikhochschule. Wahr ist, dass Parry mit 18 Jahren der jüngste Musikabsolvent von Oxford war – ein bisher ungebrochener Rekord -, obwohl er anfangs eine Bankenkarriere anstrebte und für Lloyd‘s in London arbeitete. Aber Parry war ein begabter Musiker, es umwehte ihn ein Hauch von Genialität, ausserdem ein talentierter Schriftsteller, und so überraschte es niemanden, als Sir George Grove ihn 1883 zum Professor für Musikgeschichte an das neu eröffnete Royal College of Music berief. Seine frühen Kompositionen verraten den Einfluss von Wagner und Brahms, typisch für viele Komponisten des späten 19. Jahrhunderts. Bis 1895 liess Parry auch eine Eignung für Verwaltungsaufgaben erkennen, und als Grove zu krank wurde, um seine Arbeit fortzuführen, wurde er zum Direktor des Royal College of Music ernannt.

Am 3. April 1897 starb Johannes Brahms in Wien, und das Royal College plante ein Gedenkkonzert. Parry begann, eine Elegie zum Andenken an den grossen Komponisten zu schreiben, aber er kam nur langsam voran, da er gleichzeitig den Auftrag angenommen hatte, ein Chorwerk für das Three Choirs Festival zu schreiben, das in diesem Jahr in Hereford stattfinden sollte (es handelt sich um das Magnifcat, das im September aufgeführt wurde). So war die Arbeit an dem Stück zum Zeitpunkt des Gedenkkonzertes nicht abgeschlossen, weshalb Parry die unvollendete Partitur weglegte und (scheinbar) nie wieder zu ihr zurückkehrte. Diese Anekdote ist typisch für Parrys Arbeitsweise: Er pflegte Aufträge fast beliebig anzunehmen und seine eigenen Notwendigkeiten in den Hintergrund zu drängen. Elgar bemerkte einst, dass Parry ein perfekter Gentleman sei, „und wenn er nicht ein so perfekter Gentleman gewesen wäre, hätte er ein größerer Komponist sein können“.

Parry starb im Oktober 1918, und ein Gedenkkonzert fand am Royal College of Music statt, wo Stanford die Elegy for Brahms dirigierte – es war ihre Uraufführung. Danach wurde die Partitur an die Bibliothek zurückgegeben, bis Sir Adrian Boult das Werk 1978 in der letzten Aufnahmesitzung seiner 58-jährigen Plattenkarriere aufnahm. Es war noch nie zuvor für die Öffentlichkeit zugänglich: Diese Partitur korrigiert das.

Die Elegy ist eine lockere Sonatenform in a-Moll und A – Dur. Parrys Liebe zu jenem Wagner, wie er in Tristan und Isolde zu erleben ist, zeigt sich in einigen leidenschaftlichen Passagen (z.B. bei Ziffer 19), ebenso seine Begeisterung für Tschaikowsky; auch Richard Strauss taucht auf den letzten Seiten auf. Aber über allem schwebt der Geist von Brahms – das zweite Thema (Ziffer 4) hätte sogar der deutsche Meister höchstpersönlich setzen können. Am Ende jedoch ist und bleibt Parry die prägende Persönlichkeit, wie es sich für ein Stück von solcher Qualität gehört.

Hinweise zu dieser Ausgabe
1. Die Version, die Stanford 1918 dirigierte, war im Wesentlichen Parrys Originalpartitur, jedoch mit kleineren Änderungen, wahrscheinlich von Stanford. Diese hier vorgelegte Partitur ist etwas anders. Im Prinzip ist sie vollendet, aber es gibt Hinweise, dass Parry noch etwas verändern wollte. So ist zum Beispiel Takt 209 der letzte Takt von Seite 21 aus Parrys Autograph (Seite 30 dieser Partitur). Wenn man die Seite umblättert, kann man feststellen, dass die erste Oboe, das zweite Fagott und Hornstimmen, die in Takt 209 begannen, nicht auf Seite 22 fortgesetzt werden. Vermutlich beabsichtigte Parry, dies zu korrigieren, und er hätte es auch getan, wenn er die Partitur abgeschlossen hätte. An anderen Stellen können wir spekulieren, dass Parry einige schlecht klingende Partien „geglättet“ haben könnte. Dementsprechend versucht die vorliegende, bearbeitete Partitur, eine verwendungsfreundliche Interpretation dieser schönen Musik zu liefern.

2. Tempo- und Ausdrucksmarkierungen wurden einheitlich gemacht – und einige hinzugefügt, denn es finden sich nur wenige in der ursprünglichen Handschrift.

3. Die Hornstimmen sind etwas anders angeordnet als im Original. 1897 schrieb Parry noch, als ob es sich um Hörner in verschiedenen Tonarten handele, obwohl die Stimmen eindeutig nicht für Naturhörner angelegt sind. So ist ein Großteil des Layouts für Hörnerpaare in F und E konzipiert, was die Verteilung der Stimmen von der Grundstimmung abhängig macht. Ich habe die Stimmen zwischen den vier Hörnern in F neu verteilt, in der Hoffnung, dass dies für die Spieler befriedigender ist. Ebenso sind Trompetenstimmen für Instrumente in C geschrieben, und nicht für das originale A.

Übersetzung: Peter Dietz

Aufführungsmaterial ist von Musikproduktion Höflich (www.musikmph.de), München, zu beziehen.

Partitur Nr.

4218

Sonderedition

Genre

Orchester

Format

Aufführungsmaterial

vorhanden

Druck

Erstdruck

Seiten

50

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