Klughardt, August

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Klughardt, August

Symphony No. 3 in D major, op. 37

Art.-Nr.: 1900 Kategorie:

37,00 

August Klughardt

(geb. Köthen, 30. November 1847 — gest. Dessau, 3. August 1902)

III. Symphonie D-Dur op. 37 (1879)

I Lebhaft (p. 1)
II Langsam (p. 82)
III Scherzo. Mäßig (p. 104) – ein wenig langsamer (p. 111) –
Erstes Tempo (p. 117) – etwas lebhafter (p. 124)
IV Munter (p. 138) – Etwas breiter, aber nicht schleppend (p. 155) –
Tempo I (p. 158) – Lebhaft und kräftig (p. 175/76) – etwas breiter (p. 198) –
Tempo I (p. 200) – Lebhafter (p. 205)

Vorwort
Bis auf sein spätes Bläserquintett, das seit jeher zum Kernrepertoire der Bläserquintett-Formationen gehört, war August Klughardt bis vor wenigen Jahren komplett vergessen. Mittlerweile sind vier seiner fünf Symphonien, konzertante Werke und reichlich Kammermusik auf CD erschienen, und immer häufiger scheint seine melodisch eingängige, auf Anhieb gefällige, handwerklich vortrefflich gearbeitete, zwischen den damals konkurrierenden Lagern angesiedelte Musik auf Konzertprogrammen auf. Klughardts kontrapunktische Meisterschaft, seine exzellente Orchestration und der klare Formsinn auch bei ungewöhnlicheren Lösungen wirken auch dann gewinnend, wenn der Grad der Originalität etwas geringer und die melodische Erfindung nicht allzu einmalig ist.

Seine ersten Kompositionen schrieb Klughardt mit zehn Jahren für den Bedarf des Musikzirkels am Köthener Gymnasium. 1863 siedelte die Familie nach Dessau über, wo seine pianistische Ausbildung in den Händen des Hofkapellmeisters Eduard Thiele (1812-95) lag und Ferdinand Diedicke (1836-1903) ihn in Musiktheorie unterwies. 1864 hatte August Klughardt sein öffentliches Debüt als Pianist. 1866 legte er das Abitur ab, ging zum weiteren Studium nach Dresden und trat zusehends als Komponist hervor. Ab 1867 wirkte Klughardt als Dirigent, zuerst 1867-68 am Stadttheater Posen, dann am Stadttheater Neustrelitz und in Lübeck. 1869-73 dirigierte er am Hoftheater in Weimar und befreundete sich mit Franz Liszt. 1873 ging er wieder nach Neustrelitz, wo er 1880 zum Direktor ernannt wurde. 1882 bot man ihm die Stelle des Hofkapellmeisters im heimischen Dessau an, die er dann zwei Jahrzehnte bis zu seinem Tod begleitete. 1892-93 dirigierte er den ersten Dessauer ‚Ring des Nibelungen’, 1898 ernannte man ihn zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, 1900 zum Ehrendoktor der Erlanger Universität. Das Angebot, Direktor der Berliner Sing-Akademie zu werden, lehnte er ab, worauf Georg Schumann (1866-1952) für ein halbes Jahrhundert die Geschicke des Traditionschores lenken sollte.
August Klughardt bekannte sich zu den Neudeutschen um Liszt und Wagner, doch in seinem Schaffen blieb zugleich das konservative Element in der Nachfolge von Mendelssohn und Schumann in fein angeeigneter Weise ausgeprägt. Wie man auch in vorliegender Symphonie sehen kann, führten ihn die geradezu diametralen Einflüsse bei aller Gediegenheit des Tonfalls zu sehr originellen, nach damaligen Maßstäben teilweise durchaus „kühn“ zu nennenden formalen Lösungen.

Die erste von Klughardts Symphonien entstand 1871 und trug den Titel ‚Waldleben’. Klughardt zog das f-moll-Werk zurück, es ist heute verschollen. Es folgten die Programmsymphonie Nr. 1 in d-moll op. 27 ‚Lenore’ (1872), die 2. Symphonie f-moll op. 34 (1876), die 3. Symphonie D-Dur op. 37 (1879), die 4. Symphonie (1890) und, als Umarbeitung seines heute verschollenen Streichsextetts cis-moll op. 58 von 1892, die 5. Symphonie c-moll op. 71 (1897). An weiteren Orchesterwerken hinterließ Klughardt: die Ouvertüre ‚Sophonisbe’ op. 12 (1869), das Konzertstück für Oboe und Orchester F-Dur op. 18, eine Romanze für Bassklarinette und Orchester, die patriotische Siegesouvertüre ‚Die Wacht am Rhein’ op. 26 (1871), die Konzert-Ouvertüren ‚Im Frühling’ E-Dur op. 30 und G-Dur op. 45 (1884), die Suite a-moll op 40 (1883), das lange Zeit sehr beliebte und heute wiederentdeckte Cellokonzert a-moll op. 59 (ca. 1890), die ursprünglich für Klavier solo entstandene Suite ‚Auf der Wanderschaft’ op. 67 (1896), das große Violinkonzert D-Dur op. 68 (1895) und die Festouvertüre zur hundertjährigen Jubelfeier des Hoftheaters in Dessau op. 78 (1898). Klughardt komponierte vier
Opern: ‚Mirjam’ op. 15 (UA Weimar, 11. April 1871), ‚Iwein’ (UA Neustrelitz, 28. März 1878), ‚Gudrun’ (UA Neustrelitz, 31. Januar 1881) und ‚Die Hochzeit des Mönchs’ (UA Dessau, 19. November 1886). In später Zeit folgten zwei Oratorien: ‚Die Zerstörung Jerusalems’ op. 75 (ca. 1898 auf ein Libretto seines späteren Biographen Leopold Gerlach [1834-1917]) und ‚Judith’ op. 85 (ca. 1900). An Kammermusik ist von Klughardt erhalten: die heute wieder sehr beliebten Lenau-Fantasiestücke ‚Schilflieder’ op. 28 für Oboe, Bratsche und Klavier op. 28 (1872), ein Klavierquintett g-moll op. 43, zwei Streichquartette F-Dur op. 42 und D-Dur op. 61, ein Streichquintett g-moll op. 62 und das berühmte, um 1898 entstandene Bläserquintett C-Dur op. 79.

In seiner Zweiten Symphonie op. 34 und der 1879 vollendeten Oper ‚Iwein’ hatte Klughardt seiner Begeisterung für den Stil Richard Wagners offenen Ausdruck verliehen. Die unmittelbar nach dem ‚Iwein’ entstandene Dritte Symphonie – ein in der Grundhaltung uneingeschränkt freudiges, lebensbejahendes Werk – spricht wieder eine gezielt klassischer romantische Sprache, was sich auch in den Anmerkungen Hermann Kretzschmars in seinem damals so viel zu Rate gezogenen ‚Führer durch den Concertsaal’ (1898) niederschlug:
„Seine Musik ist munter, flott, anmutig und kräftig, liebt Tonspiel und Konzertieren, steht den Instrumenten gut und gleicht der Lachnerschen auch in der Hinneigung zu Franz Schubert.“ Hierzu passt natürlich, dass Klughardt im Finale tatsächlich als grundlegende Tempobezeichnung ‚Munter’ verwendet.
August Klughardt brachte seine Dritte Symphonie in D-Dur op. 37 gleich nach Vollendung als leitender Kapellmeister des dortigen Orchesters am 3. November 1879 in Neustrelitz zur Uraufführung. Am 6. Mai 1881 kam die Dritte Symphonie dann in einem ‚Extrakonzert mit Klughardt aus Strelitz’ unter seiner Leitung zur Dessauer Erstaufführung, und Klughardt berichtete:
„Das Orchester glühte vor Begeisterung, die Musiker haben aufmerksam probiert ohne zu ermatten und setzten am Abend ihr Bestes ein. Ich dirigierte, wie immer, wenn’s mir Spaß macht. Jeder Satz wurde unbändig applaudiert. Am Schluss war alles auf den Kopf gestellt: Publikum und Orchester klatschten. Ich musste unter solchen Umständen abermals vor die Lampen, und die Leute gingen erst, als ich nicht mehr kam.“
Klughardt dirigierte seine Dritte Symphonie dann auch bei seinem Amtsantrittskonzert als neuer Chefdirigent der Dessauer Hofkapelle (der heutigen Anhaltischen Philharmonie) am 9. Dezember 1882 und ließ das sehr erfolgreiche Werk in den folgenden zwei Jahrzehnten seines Wirkens dort mehrfach wiederholen. Außerdem erklang es u. a. in Dresden (unter Ernst von Schuch), in Berlin (unter Robert Radecke und Karl Klindworth), in Rostock, Magdeburg, Jena, Oldenburg, Riga, Kassel, Amsterdam, Bremen, Aachen, Leipzig, Hamburg, Innsbruck, Sondershausen, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Wien, München usw. Über die Berliner Erstaufführung vermerkte der Kritiker im Dezember 1882 in der ‚Berliner Börsenzeitung’: „Es ist uns im Laufe des letzten Jahrzehnts ein derartig einstimmiger Erfolg an dieser Stelle noch nicht vorgekommen.“
Trotzdem ist es um diese Musik dann im 20. Jahrhundert – ähnlich wie beispielsweise um diejenige Robert Volkmanns, Franz Lachners oder Hermann Goetz’ – schnell still geworden, und nach dem Ersten Weltkrieg ist sie vollständig aus dem Repertoire verschwunden, bis sie im März 2000 im Anhaltischen Theater Dessau durch die Anhaltische Philharmonie unter Golo Berg für das Osnabrücker Label cpo ersteingespielt wurde. Für die Überlassung relevanter Informationen danken wir Ronald Müller von der Anhaltischen Philharmonie Dessau. Hiermit ist die 1883 bei Bote & Bock in Berlin erschienene Studienpartitur, die seit über einem Jahrhundert vergriffen war, wieder zugänglich gemacht, und möge zur Beschäftigung mit dieser unbefangen spielfreudigen, kombinatorisch eleganten und durchaus glanzvoll orchestrierten Musik anregen.

Christoph Schlüren, September 2016

Aufführungsmaterial ist vom Verlag Boosey & Hawkes, Berlin (www.boosey.de oder www.boosey.com) zu beziehen.

Partitur Nr.

1900

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

Druck

Reprint

Seiten

220

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