Gade, Niels Wilhelm

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Gade, Niels Wilhelm

Zion Op. 49, Concertante piece for choir, baritone solo and orchestra

Art.-Nr.: 3030 Kategorie:

25,00 

Niels Gade
(geb. Kopenhagen, 22. Februar 1817 – gest. Kopenhagen, 21.Dezember 1890)

Zion, Op.49

Vorwort
Geboren 1817 in Kopenhagen zeigte Niels Gade bereits in jungen Jahren eine ausserordentliche musikalische Begabung. Sein Talent war überzeugend genug, dass seine musikalischen Eltern ihn zu musikalischen Studien anhielten, statt ihn zur Fortführung des Geschäfts des Vater als Kunstschreiner zu ermutigen. Mit 16 Jahren hatte er sein professionelles Debüt als Geiger bereits absolviert und wirkte ab 1834 als Geiger im Königlichen Orchester. Den Rest des Jahrzehnts verwandte er darauf, seine kompositorische Stimme zu entwickeln, speziell mit Liedkomposition und Kammermusik, ausserdem mit Orchesterouvertüren, deren Melodik von seiner nordischen Heimat geprägt war. 1840 gewannen seine Efterklange af Ossian (Echos von Ossian) den Wettbewerb der Kopenhagener Musikgesellschaft. Seine erste Symphonie jedoch aus dem Jahr 1842 wurde für eine Aufführung nicht zugelassen. Als Reaktion auf diese Ablehnung sandte er das Werk an Felix Mendelssohn. Mendelssohn führte das Werk unter Applaus auf, und kurz darauf schloss sich Gade dem grossen Komponisten in Leipzig an, wo er eine Stellung als Assistenzdirigent am prestigeträchtigen Gewandhaus Orchester erhielt und als Lehrer am Leipziger Konservatorium arbeitete. Ab diesem Zeitpunkt waren Gades Werke eindeutig von Mendellssohns romantischer Tonsprache beeinflusst und übernahmen damit, was man damals als internationales Idiom verstand.

1847, nach Mendelssohns Tod, wurde Gade zum Chefdirigenten am Gewandhaus ernannt. Aber bereits 1848 sah er sich gezwungen, wegen des Kriegsausbruchs zwischen Dänemark und Preussen nach Kopenhagen zurückzukehren. Nach seiner Ankunft belebte er die Musikgesellschaft wieder, etablierte ein ständiges Orchester samt Chor und hob Kopenhagens Musikkultur auf ein internationales Niveau mit Aufführungen zahlreicher Meisterwerke, darunter Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie, Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion und eigene Werke. In Gades Werkkatalog rangieren seine Symphonien an erster Stelle. Während die erste Symphonie eindeutig von nordischer Melodik inspiriert ist, bewegen sich seine weiteren symphonischen Schöpfungen auf eine Sprache zu, die umso ernsthafter und persönlicher wird, je weniger sie national geprägt ist. Sein Elverskud (‘Des Erlkönigs Tochter) von 1854, nach der folkloristischen dänischen Ballade gleichen Namens gesetzt, präsentiert Gades nationalen Stil vielleicht am unverhohlensten.

Seine spätere Kantate Zion aus dem Jahr 1874, die hier veröffentlicht ist und in einer wesentlich internationaleren Tonsprache erklingt, hatte Schwierigkeiten, in Kopenhagen aufgeführt zu werden. Das Musical Festival Committee of Birmingham war im Jahre 1876 an Gade mit der Bitte herangetreten, ein neues Werk zum Sommerfestival beizusteuern und dessen Premiere zu dirigieren. Zion, mit einer an Händel erinnernden Betonung des Sakralen, seinem Text nach Auszügen aus dem Alten Testament und einer Instrumentation für Bariton Solo, Chor und Orchester, ist für seine Zwecke sehr geeignet. Die Premiere auf beim Festival am 30. August 1876 war ein voller Erfolg, der Gade an seine Frau schreiben liess: „ Ich hatte für Zion mit gar keinem Erfolg gerechnet, denn es ist sehr feierlich und nicht sehr leicht zugänglich. Aber ich denke, dass der kraftvolle Inhalt seine Wirkung getan hat.“

Geteilt in eine Einleitung und drei weitere Teile – „Wanderung aus Ägypten”, “Gefangenschaft in Babylon” und “Heimkehr – Prophezeiung des neuen Jerusalems” – ist Zion ein sehr getragenes Stück. Die Einleitung zeigt den deutlichsten Einfluss Händels mit ihren unvermittelt wechselnden Struktur zwischen homophonen Rufen des Volkes von Israel und den polyphonen Imitationen, die darum flehen, dass die Israeliten den „dunklen und mächtigen Worten“ lauschen mögen. Der erste Teil erzählt vom Auszug aus Ägypten in einem grossen Chorsatz, der durch die Entwicklung von einem grandiosen Marsch zu einem Abschluss voll sinnlicher Schönheit gekennzeichnet ist.

Der zweite Teil “Gefangenschaft in Babylon” beschäftigt sich mit dem Gottes Richterspruch über die Israeliten und Babylonier. Hier erscheint er als Gott des Feuers und des Schwefels, das Gegenstück für den folgenden Satz “Heimkehr – Prophezeiung des neuen Jerusalems”, der eine christliche Deutung der nun folgenden Ereignisse anbietet. Der Bariton singt im Schlusssatz: „Doch gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von grosser Güte; nicht ewiglich dauert sein Zorn.“ Für das Jahr 1874 ist Gades harmonische Sprache ziemlich konservativ, mit einer engeren Beziehung zu Mendelssohn als zu Liszt, Wagner oder Strauss. Zion ist ein grossartiges Werk, das Publikum und Musiker unmittelbar anspricht, so dass es öfter aufgeführt werden sollte, als es bisher der Fall ist. Wir hoffen, dass diese Edition ihren Beitrag dazu leistet.

Joseph Morgan, 2017

Aufführungsmaterial ist von Breitkopf und Härtel, Wiesbaden, zu beziehen.

 

 

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