Labour And Love, tone poem for brass band (new print)
Fletcher, Percy E.
17,00 €
Preface
Percy E. Fletcher- Labour And Love – Tongedicht für Blechblaskapelle
(geb. Derby, 12. Dezember 1879 – gest. London, 10. Dezember 1932)
Vorwort
Percy Eastman Fletcher wurde in der englischen Industriestadt Derby geboren, einem bekannten Eisenbahnknotenpunkt am Rande des grossen Kohlereviers im Norden des Landes. Nach Unterricht in Klavier, Orgel und Geige begab er sich wie viele seiner Kollegen nach London. In der Hauptstadt hatte er das Glück, dass man ihn für den Posten des Musikdirektors an einem Theater engagierte. In dieser Hinsicht erging es ihm wie vielen anderen. Musiker mit ähnlichem Hintergrund -so landeten zum Beispiel Arthur Wood und Alfred Reynolds landeten ebenfalls beim Theater. Fletcher aber war der vielleicht erfolgreichste, arbeitete er doch in der Folge an einigen berühmten Institutionen: am Prince of Wales Theatre, dem Savoy Theatre, dem Daly‘s Theatre, dem Drury Lane Theatre und schliesslich, ab 1915 bis zum seinem Tode, an His Majesty‘s Theatre. Seinen sicherlich grössten Erfolg erlebte er 1913 mit dem Musical Chu Chin Cho von Frederick Norton, das er orchestrierte und dirigierte. Auch schrieb er den erfolgreichen Nachfolger Cairo, der in mehr als 200 Aufführungen zu hören war. Ebenfalls erfolgreich war The Good Old Days, sein Musical von 1926.
Als Musiker war Percy Fletcher vielseitiger, als man vermuten mag. Einerseits schrieb er zahlreiche Lieder und Balladen für den Hausgebrauch, die man heute noch auf alten 78er – Aufnahmen hören kann – Kitty, Secret of My Heart, The Bells of Youth – und lieferte Vertonungen für andere Autoren (wie das einst sehr beliebte Indian Love Lyrics von Amy Woodforde-Finden). Er schuf Chorwerke (von denen The Passion of Christ von 1922 bei Kirchenchören sehr populär war). Auch schrieb er viele Suiten für Unterhaltungsorchester, wie Rustic Revels von 1918 und Woodland Pictures aus dem Jahr 1921. Seine bekannteste Suite war Parisian Sketches von 1914, deren Satz Bal Masqué neben seiner Ouvertüre Vanity Fair noch heute dem einen oder anderen bekannt sein mag.
Flechter langlebigster Beitrag zur Musik entstand im Jahr 1913, als man ihn bat, eine Komposition für den National Brass Band Championships zu liefern, der im Crystal Palace abgehalten wurde.
Blechblaskapellen waren damals sehr beliebt in den Zechen und Fabriken des industriellen Britanniens und hatten sich eine gut organisierte Struktur geschaffen, inklusive einiger nationaler Wettbewerbe. Die Kapellen und die lokalen Chöre waren für viele Arbeiter der Industrieregionen – es waren hauptsächlich Männer – die einzige kulturelle Betätigung. Man spielte Kornet, Saxhörner verschiedener Grössen und Posaunen. Mit dem Aufkommen der Bandbewegung entwickelte sich eine neue und sehr spezielle Standardisierung der Musik für Kornett und Saxhörner, in der die Instrumente transponierend im Violinschlüssel geschrieben wurden – dass galt sogar für die Bass – Tuba! So war jeder, der eines der Instrumente zu spielen gelernt hatte, in der Lage, zu einem anderen Instrumententyp zu wechseln, ohne das er die Technik wiedererlernen musste – ein entscheidender Faktor, um die personelle Kontinuität der Kapellen zu garantieren. Auf diese Weise wurde mancher Musiker belesener in der Musik, als er es in der eigenen Sprache war.
Die Kapellen wurden gewöhnlich von der jeweiligen Zeche oder Fabrik (die wahrscheinlich auch Eigentümer der Instrumente waren) bezuschusst und unterstützt, obwohl sich für einige auch die Gemeinden engagierten. Es überrascht nicht, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts der öffentliche Wettstreit in den Kalender der Kapellen an oberster Stelle stand. Er wurde zum kulturellen Äquivalent des Fußballs.
Der schwache Punkt dieser musikalischen Bewegung war die Musik, die gespielt wurde. Hymnen, Märsche und tagesaktuelle Schlager (oft mit Solist) bildeten die Grundlage der öffentlichen Aufführungen, aber als die Konkurrenz zunahm, wuchs auch das Gefühl, dass die Auswahl aus Klassik und Transkriptionen von Opernstücken nicht mehr ausreichte. Vor diesem Hintergrund nahmen die Organisatoren des National Brass Band Championships Kontakt zu einem anerkannten Komponisten aus einem anderen musikalischen Feld auf und beauftragten ihn mit einer Originalkomposition als Wettbewerbsstück für die Ausscheidung von 1913, die im Crystal Palace im Londoner Süden stattfinden sollte. In den vergangenen fünf Jahren hatte man Transkriptionen von Wagners Ouvertüren zu Rienzi (1908), Der fliegende Holländer (1909) und Rossini’s Guillaume Tell (1912) gespielt, zusammen mit einer Auswahl aus Meyerbeers Les Hugenots (1911) und einer Kompilation genannt Gems of Schubert (1911).
Percy Fletcher nahm den Auftrag an, ein Originalstück zu komponieren, und war damit der erste anerkannte Komponist, der “ernste” Musik für Blaskapelle schreiben sollte. Sein erster Beitrag zum Genre, das 1913 vollendete Tongedicht Labour and Love, war kein “modernes” Werk, es gehörte mehr der Stilistik und emotionalen Welt eines Liszt oder Tschaikowsky an als der von Richard Strauss oder Elgar. Aber es war ein “Original”, geschaffen für diesen Anlass, und es war erfolgreich gerade deswegen. Die National Championsships wurden bis 1920 ausgesetzt, aber als man sie wieder aufnahm, wurden nur Originalkompositionen gespielt, bis in den Fünfziger Jahren gelegentlich wirkungsvolle (und technisch höchst anspruchsvolle) Transkriptionen einer Ouvertüre zugelassen wurden. Wichtiger aber war noch immer die Liste der von Komponisten gelieferten Wettbewerbsbeiträge. Seinem Erfolgsstück liess Percy Fletcher die Epic Symphony (1926) folgen und ermutigte auf diese Weise die Leitung der Blaskapellen, an weitere Komponisten heranzutreten. Gustav Holst, Edward Elgar, Granville Bantock, John Ireland, Herbert Howells, Ralph Vaughan Williams, Arthur Bliss, Edmund Rubbra und Gordon Jacob – sie alle schrieben Wettbewerbsstücke.
Labour and Love besteht aus einer Reihe von Vignetten, die im Grossen und Ganzen dramatische mit sanften Momente kontrastieren, und in denen das eröffnende Material Transformationen im Lisztschen Stil unterzogen werden, bis es zu einem emphatischen Schlussbild kommt, das von den Posaunen getragen wird.
Der Gewinner des Wettbewerbs von 1913 war die Irwell Springs Band aus Rochdale nahe Manchester. Ein lokaler Poet verewigte die Blasmusikkapelle in Versen:
“Labour and Love” – so was this music named,
That brought together bands renowned and famed;
You’ve worked and won, and now you stand above,
You had the Labour first – now take the Love.
Die Partitur
Die Kompositionen für Blechblaskapellen wurden schon sehr früh vereinheitlicht, um Chancengleichheit und Konsistenz für die Wettbewerbe zu garantieren. Für diese Anlässe bestanden die Bands normalerweise aus 25 Spielern, die Perkussion nicht mitgezählt. Sie waren in folgendem Verhältnis besetzt:
1 Sopran – Kornet
3-4 Solo – Kornette
1 Repiano – Kornet (eine ungewöhnliche Schreibweise von ripieno)
2-3 zweite Kornette
2-3 dritte Kornette
1 Flügelhorn
1 Solo Tenor – Horn (üblicherweise genannt Solo Horn)
1 erstes Tenor – Horn (üblicherweise genannt erstes Horn)
1 zweites Tenor – Horn (üblicherweise genannt zweites Horn)
1 erstes Bariton – Horn (üblicherweise genannt erstes Bariton)
1 zweites Bariton – Horn (üblicherweise genannt zweites Bariton)
1 erste Posaune
1 zweite Posaune
1 Bass – Posaune
1-2 Euphonium
2 Es – Bass – Tuba (üblicherweise genannt Es – Bass)
2 B – Bass – Tuba (üblicherweise genannt B – Bass)
Ausserdem 1 – 2 Perkussionisten, (bis in die 1970er Jahre war diese Instrumentengruppe nicht zugelassen).
Labour and Love folgt ganz den üblichen Gepflogenheiten einer Partitur für Blechbläser – alle Kornette und Saxhörner sind als transponierende Instrumente im Violinschlüssel geschrieben, unterscheiden sich aber von modernen Partituren in zweierlei Hinsicht. Erstens fügt Fletcher einen Part für das dritte Tenor – Horn hinzu (tatsächlich handelt es sich um ein viertes, da das erste Horn mit Solo – Horn bezeichnet ist). Dies ist in modernem Notenmaterial unbekannt, das nur drei Tenor – Hörner aufweist (Solo, erstes und zweites Horn). Die vorliegende Partitur versucht, anzuzeigen, wo nur das zweite Horn gespielt werden soll, indem es an jenen Stellen das dritte auslässt, um so eine bessere Balance zu gewährleisten. In der Originalpartitur findet sich eine solche Anleitung nicht.
Ausserdem schreibt Fletcher die erste und zweite Posaune im Tenorschlüssel. Heute ist es üblich, diese beiden Parts als transponierende Instrumente im Violinschlüssel zu schreiben (dies gilt auch für das Euphonium). So bleibt die Bass – Posaune allein übrig als Instrument, das in seiner eigenen Stimmung geschrieben ist.
Eine Tabelle der Transpositionen findet sich am Anfang der Partitur.
Phillip Brookes, 2012
Aufführungsmaterial ist über Musikproduktion Höflich (www.musikmph.de), München zu beziehen.
Score Data
Sonderedition | The Phillip Brookes Collection |
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Genre | Blasorchester |
Seiten | 48 |
Format | 210 x 297 mm |
Aufführungsmaterial | vorhanden |
Druck | Neudruck |