Diepenbrock, Alphons

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Diepenbrock, Alphons

Marsyas, suite for orchestra

Art.-Nr.: 4476 Kategorie:

36,00 

Diepenbrock, Alphons – Marsyas, suite for orchestra

(geb. Amsterdam, 2. September 1862 – gest. Amsterdam, 5. April 1921)

Vorwort
Lange Zeit galt das Bonmot von den Niederlanden als dem Land ohne Musik. Vergangen die Zeit der berühmten Meister der Vokalpolyphonie des 16 Jahrhunderts, wie z.B. Jan Pieterszoon Sweelinck. Dies änderte sich erst am Ende des 19. Jahrhunderts, durch die Eröffnung des Concertgebouw Amsterdam und der Gründung des weltberühmten Concertgebouw Orkest Amsterdam, beides 1888. Alphons Diepenbrock war der erste niederländische Komponist, der wieder internationales Ansehen genoss, obwohl er nie eine musikalische Ausbildung erhalten hatte! Geboren 1862 in einem wohlhabenden Elternhaus, zeigte er bereits als Kind musikalisches Talent. So lernte er das Spiel auf der Violine, der Orgel und dem Klavier. Dennoch sollte die Musik in seinem Leben zunächst nicht die zentrale Bedeutung haben. Er studierte ab 1880 in Amsterdam Altphilologie und promovierte 1888 über Seneca. Er verlies nun Amsterdam, um im selben Jahr eine Stelle als Gymnasiallehrer in ´s-Hertogenbosch anzutreten. Der Lehrerberuf erfüllte ihn jedoch nicht. 1891 stellte er seine erste große Komposition, die Missa in die festo fertig, 1895 kehrt er schließlich nach Amsterdam zurück. Er unterrichtet nur noch privat in den alten Sprachen und widmet sich verstärkt dem Komponieren. Schon lange komponierte er in seiner Freizeit, ohne darin jemals unterrichtet worden zu sein; das musikalische Wissen hatte er sich über zahlreiche Musiktheorie Bücher selbst angeeignet. Darüber hinaus besuchte er, wann immer es ihm seine Zeit erlaubte, die Konzerte im Concertgebouw. Ja, er bezog sogar ein Wohnung in der Nähe des Konzerthauses, um möglichst einfach hinzugelangen. Der Dirigent des Concertgebouw Orkest, Willem Mengelberg, gab ihm die Gelegenheit, eigene Werke mit diesem hervorragenden Orchester aufzuführen. Seinen Durchbruch als Komponist erlebte Diepenbrock im Jahr 1900 mit der Aufführung seiner Hymnen an die Nacht.

Neben den alten Sprachen und dem Komponieren publizierte Diepenbrock aber auch zahlreiche Schriften zu anderen Themen wie beispielsweise der Philosophie und der Religion. Seine Publikationen standen in dieser Zeit in höherem Ansehen als seine musikalischen Werke. Sein starkes Interesse an der Literatur führt dazu, dass er überwiegend textgebundene Musik schrieb, also vor allem Vokalmusik. In seinen Werken verbindet er neuere Einflüsse wie z.B. die chromatisch angereicherte Musik Wagners, später auch Mahlers (mit dem er befreundet war) und Debussys mit der Polyphonie der flämischen Meister des 16. Jahrhunderts.

Durch Diepenbrocks Liebe zu den alten Sprachen ist es nur zu verständlich, dass er auch bei seiner Wahl für geeignete Vorlagen für seine Musik in der griechischen Mythologie fündig geworden ist. Die 1909-1910 entstandene Theatermusik zu „Marsyas, oder Die verzauberte Quelle“ von Balthazar Verhagen, einem ehemaligen Schüler Diepenbrocks, greift auf eine griechische Sage zurück, die durch Xenophons überliefert ist. In ihr hat die Göttin Athene die Flöte erfunden. Sie liess aber vom Flötenspiel ab, da sie der Meinung war, es würde ihr Gesicht verzerren. Der Faun Marsyas fand die weggeworfene Flöte und spielte mit großer Vollkommenheit auf dem Instrument. Es kam zum musikalischen Wettstreit mit dem Leier spielenden Gott Apollon. Dieser gewann und ließ Marsyas ertränken. Aus den Tränen entstand der Fluss Marsyas. Die Uraufführung von Marsyas im Amsterdamer Industriepalast von N.V. Het Tooneel fand am 4. Oktober 1910 statt. Es folgten elf weitere Aufführungen mit Diepenbrocks Musik: sechs Wiederholungen in Amsterdam und weitere in Rotterdam, Arnheim, Leiden, Den Haag und Haarlem. Die Tatsache, dass fast alle Kritiker der Meinung waren, dass letztlich die Musik das wertvollste Element von Marsyas sei, ermutigte Diepenbrock, eine konzertante Aufführung durch das Concertgebouw-Orchester zu realisieren. Bereits im Februar 1911 dirigierte der Komponist das Orchester zweimal mit Teilen der Bühnenmusik und legte damit den Grundstein für die Orchestersuite, die seither regelmäßig aufgeführt wird und 1927 veröffentlicht wurde.

Die Orchesterbesetzung ist relativ klein. Diepenbrock standen lediglich 30 Musiker zur Verfügung. Er verlangt lediglich eine Flöte (übernimmt auch Piccolo), zwei Oboen (auch Englisch-Horn), zwei Klarinetten, Bassklarinette, zwei Fagotte, drei Hörner, Harfe, Pauken, Schlagzeug (von einer Person zu spielen) und Streicher. Diese überschaubare Besetzung ist typisch für Bühnenmusiken dieser Zeit, ähnlich klein ist z.B. die Besetzung in Sibelius’ Bühnenmusiken. Entsprechend der Handlung des Bühnenstücks spielen natürlich Flöte und Harfe eine besondere Rolle. Die Suite beginnt mit dem Vorspiel zum 1. Akt und stellt das Frühlingserwachen Marsyas dar. Der zweite Satz war die Zwischenaktmusik, die den 1. mit dem 2. Akt verband. In ihm stellt Diepenbrock das Umherirren des Fauns im Wald dar. Im dritten Satz „Marsyas und die Nymphen“ wird Marsyas, der den Wettstreit verlor, von den Nymphen des Flusses Marsyas verspottet. Der vierte Satz ist identisch mit dem Vorspiel zum 3. Akt und entführt den Zuhörer in eine laue Sommernacht. Der abschließende fünfte Satz ist die Musik zu einem leidenschaftlichen Tanz der Nymphen und dem Epilog Apollons.

Spieldauer: ca. 35 Minuten

Marcus Prieser, 2021

Wegen Aufführungsmaterial wenden Sie sich bitte an Donemus, Amsterdam.

Partitur Nr.

4476

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Format

Druck

Reprint

Seiten

160

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