Casella, Alfredo

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Casella, Alfredo

Sinfonia per orchestra Op. 63 (Symphony No. 3)

Art.-Nr.: 204 Kategorie:

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Casella, Alfredo – Sinfonia per orchestra Op. 63 (Symphony No. 3)

I Allegro mosso p. 3
II Andante molto moderato. Quasi adagio p.65
III Scherzo. Minore. Allegro alquanto pesante e sempre molto ritmico –
Maggiore. Allegro giocoso ed animato – Variazione (minore) p. 90
IV Rondo Finale. Allegro molto vivace ed animato – Animando –
Andante molto moderato – Tempo primo, animatissimo p. 141

Vorwort
Am 28. März 1941 veröffentlichte Alfredo Casella unter dem Titel »La mia nuova sinfonia« eine Stellungnahme zu seiner Sinfonia op. 63, aus welcher folgende Zitate entnommen sind:
“Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts und auch noch zu Beginn des jetzigen war die Meinung verbreitet, daß sich die Form der klassischen Symphonie erschöpft habe und den neuen Zeiten nicht mehr entspräche. […] Jedoch in den letzten Jahren, nach dem Untergang des romantischen Gedankens und seiner letzten Ausläufer, zu welchen der Impressionismus Debussys gehörte, sind in allen kulturell bedeutungsvollen Nationen neue Tendenzen aufgestiegen — und das nicht nur in der Musik —, die sich in einem strengen Streben nach einer konstruktiven, architektonischen, linearen, dynamischen, kräftigen und auf das Wesentliche zielenden Kunstäußerung ausdrückten und jede überflüssige, dekorative Virtuosität mieden. Es ist daher nicht überraschend, wenn in dieser Zeit Formen, die von der Romantik als steril und tot betrachtet wurden, zu neuem, üppigem Leben erwacht sind. Für diese Wiedergeburt finden sich in den vergangenen Jahren in Europa unzählige Beispiele in allen künstlerischen Richtungen, die wir in den zahlreich erschienenen Concerti grossi, Partiten, Passacaglien, Ricercari, Tanzsuiten und schließlich auch Fugen erkennen. Es war also durchaus natürlich, daß auch das Problem der klassischen Symphonie über kurz oder lang wieder eine Stellung von größter Bedeutung im Denken der Komponisten und im zeitgenössischen Orchesterschaffen unterschiedlicher Nationalität einnehmen mußte.

Die Geschichte meiner neuen Symphonie ist ziemlich merkwürdig. Ich hatte schon in jungen Jahren (um nicht zu sagen im Knabenalter) zwei Symphonien geschrieben. [Diese waren die beiden ersten gültigen Orchesterwerke Alfredo Casellas: I. Symphonie h-moll op. 5, 1905-06; II. Symphonie c-moll op. 12, 1908-09.] Seither sind dreißig Jahre vergangen und niemals in dieser langen Zeit ist mir der Gedanke gekommen, eine Dritte zu schreiben. Ich glaubte immer, daß mich diese Form niemals mehr anziehen würde. Als mir Dr. Stock während unserer Begegnung in Venedig im Juli 1939 die mich so sehr ehrende Einladung des Chicago Symphony Orchestra überbrachte, ebenso wie einige andere Komponisten ein Werk zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens dieses berühmten Orchesters zu schreiben, nahm ich den Auftrag begeistert an, wobei ich zunächst an eine kleine Symphonie von etwa fünfzehn Minuten Dauer dachte. Im Oktober desselben Jahres begann ich mit der Arbeit, aber nach wenigen Tagen bemerkte ich nicht ohne Verwunderung (und keineswegs mit Begeisterung), daß das, was ich für den Anfang einer Komposition bescheidenen Ausmaßes gehalten hatte, schon die Anlage einer echten, ausgewachsenen Symphonie darstellte. Und es blieb mir einfach nichts anderes übrig, als dem vitalen Impuls zu folgen, der mir offensichtlich die Grundlinien der Komposition eingab. […] Die Symphonie stellt, will man sich mit ihr in ihrer reinen klassischen Form auseinandersetzen, zweifellos die schwierigsten, verpflichtendsten und erhabensten Aufgaben, denen sich ein Komponist stellen kann. […] Die Komposition wurde in Rom am 8. Oktober 1939 begonnen und die Partitur in Siena am 24. August 1940 fertiggestellt. Ich möchte noch anmerken, daß ich mich von Februar bis Juni nicht damit beschäftigen konnte, da ich mit anderen musikalischen Angelegenheiten überlastet war. Die für die Ausarbeitung der Symphonie aufgewandte Zeit überstieg also tatsächlich nicht sieben Monate.
Da die Form dieser Symphonie, wie gesagt, rein klassisch ist, bedarf sie keiner Erklärung — umsoweniger, als es sich nicht um Musik handelt, die irgendein Programm enthält. […] Es ist somit über diese Arbeit nicht viel mehr zu sagen, als daß sie von einem Komponisten verfaßt wurde, der seit vielen Jahren in Frieden mit der eigenen Kunst lebt. Vergeblich würde man polemische Elemente suchen in dieser Symphonie, die nur ein seriöses und dabei klares und faßliches Werk sein will.”

Zur Uraufführung kam Alfredo Casellas Sinfonia per orchestra op. 63, seine Dritte Symphonie, wie geplant im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten am 27. März 1941 in Chicago durch das auftraggebende Chicago Symphony Orchestra unter seinem legendären ersten Chefdirigenten Frederick Stock (1872-1942). Der Erfolg war immens, und am nächsten Morgen hieß es in der Chicago Daily Tribune, es sei “gesichert, daß Casellas Symphonie in das ständige Repertoire eingehen wird”. Die nicht weniger bejubelte zweite Aufführung am 30. März 1941 in Rom durch das Orchester der Accademia di Santa Cecilia leitete der Komponist selbst, und tags darauf verlautbarte L. F. Lunghi im Giornale d’Italia über die Sinfonia: “Sie bedeutet einen Sieg, der zugleich ein solcher der italienischen Kunst ist, indem A. Casella zu unserer großen Tradition der Klarheit der Sprache und der Reinheit der Formen zurückgekehrt ist, ohne seine natürliche Haltung zu verleugnen.” Am 28. November 1941 dirigierte Casella die Dresdner Staatskapelle (in der Kritik hieß es über “Casella, der Dirigent: Ein peinlich genauer Orchesterleiter, bestechend klar, knapp in der Gestik, überlegen und sicher.”) und am 18. Januar 1942 die Wiener Philharmoniker (im Musikverein in der zweiten Hälfte eines Furtwängler-Konzerts, in welchem zuvor Schuberts Rosamunde-Ouvertüre und ‘Unvollendete’ erklungen waren) in seiner neuen Sinfonia. Überall war sie von Erfolg gekrönt. Ins ständige Repertoire hat sie nicht nachhaltig Eingang gefunden. Möge die erstmalige Veröffentlichung der — 1941 bei der Universal Edition im Druck erschienenen — Partitur im Studienformat neues Interesse für dies zentrale Werk des italienischen Neoklassizismus wecken.

Aufführungsmaterial ist vom Originalverlag Universal Edition, Wien (www.universaledition.com) zu beziehen.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Universal Edition AG, Wien, 2002.

English preface > HERE

Partitur Nr.

204

Edition

Repertoire Explorer

Genre

Orchester

Seiten

222

Format

Druck

Reprint

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