Brüll, Ignaz

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Brüll, Ignaz

Serenade E-Dur Op. 36

Art.-Nr.: 4725 Kategorie: Schlüsselwort:

31,00 

Ignaz Brüll – Serenade E-Dur, Op. 36

(geb. Proßnitz, Mähren, 7. November 1846 – gest. Wien, 17. September 1907)

Vorwort
Nach der Übersiedlung der musikalischen Kaufmannsfamilie Brüll – der Vater sang, die Mutter spielte Klavier – im Jahre 1850 nach Wien erhielt Sohn Ignaz, dessen außergewöhnliche Begabung sich bereits früh zeigte, ab dem Alter von 10 Jahren Klavierunterricht bei Julius Epstein, einem der prominentesten Pianisten seiner Zeit, zu dessen Schüler auch Gustav Mahler zählte. Mit elf begann Brüll zu komponieren. Johann Rufinatscha und Otto Dessoff, Dirigent der Wiener Hofoper und der Wiener Philharmoniker, waren seine Lehrer. Mit 13 führte er gemeinsam mit Joseph Hellmesberger seine Sonate für Violine und Klavier auf, mit 15 wurde sein erstes Klavierkonzert (Solist: J. Epstein) aus der Taufe gehoben. Drei Jahre später folgten die Oper Die Bettler von Samarkand und die Serenade op. 29.

Über die Grenzen hinaus einen Namen als Pianist machte er sich auf seinen ausgedehnten Konzerttourneen, die ihn durch ganz Europa führten. Ab 1872 war er Lehrer an den Horák’schen Clavier-, Orgel- und Gesangschulen in Wien. Mit Johannes Brahms und Karl Goldmark pflegte er zeitlebens eine enge Freundschaft. Oft trat Brüll als kongenialer Partner der Komponisten in Erscheinung, um zusammen mit ihnen ihre neuen Orchesterwerke am Klavier vierhändig zu musizieren. Zu seinem privaten Umfeld zählten zudem Gustav Mahler, Robert Fuchs, Eusebius Mandyczewski, Eduard Hanslick oder der Chirurg Theodor Billroth. Aus Brülls Feder stammen je ein Dutzend Bühnen- (Das goldene Kreuz) und Orchesterwerke, Vokalmusik (Chöre, Duette, Sololieder), Konzerte, Kammermusik und zahlreiche Klavierstücke. Seine drei Serenaden (1866, 1879, 1893) waren beim Publikum wohlgelitten. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Brüll in Wien, wo er 1907 starb. Er wurde in der Israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs bestattet. Nicht nur sein „zeitgebundener Stil“1, sondern auch seine jüdische Herkunft sind als Gründe zu nennen, warum er in Vergessenheit geraten ist.

Die Serenade E‑Dur op. 36 (Aufführungsdauer: ca. 15 Minuten) stammt aus dem Jahr 1879 und ist mit drei Flöten, je zwei Oboen, Klarinetten in A und Fagotten, drei Hörnern, zwei Trompeten und Pauke groß besetzt. Der erste Satz, „Allegro vivace“, im punktierten Dreivierteltakt, zeichnet eine unbeschwerte Jagdszene (Bläser) in idyllischer Umgebung (Streicher). Im folgenden Satz, „Marcia. Allegro ma non troppo“, dominieren punktierte Rhythmen. Dem Marsch eingeschoben ist ein durchsichtiger, von drei Flöten angeführter, triolisch aufgelockerter 32-taktiger Mittelteil. Der Schlusssatz „Allegro moderato“ wird von melodischen Girlanden in den Flöten, denen sich die Klarinetten anschließen, eingeleitet. Das Hauptthema erklingt zuerst in den hohen Streichern und wird im Lauf des Satzes bis zu den tiefen Instrumenten durchgereicht. Im abschließenden Animato ist von der vorangegangenen Beschaulichkeit nicht viel übrig: Die Violinen steuern in rasanten Sechzehntelläufen zielstrebig auf das Ende zu. Die Musik ist eingängig und passt zu Brülls Charakterbeschreibung: verträumt, liebenswürdig, und, um seinen Freund Johannes Brahms zu zitieren, im besten Sinne „harmlos“.2

Julia Moser, 2022

Zusätzliche Quellen
– Reinhard Müller, Art. „Ignaz Brüll“, in: Die Arbeitslosen von Marienthal, Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, <https://agso.uni-graz.at/archive/marienthal/biografien/bruell_ignaz.htm>.
– Robert Pascall, Art. „Brüll, Ignaz“, in: Grove Music Online, zuerst veröffentlicht 20. Jänner 2001, online veröffentlicht 2001, <https://doi-1org-1alkz8qau002d.han.onb.ac.at/10.1093/gmo/9781561592630.article.04149>.

1 Elisabeth Th. Hilscher/Christian Fastl, Art. „Brüll, Ignaz‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.8.2014, abgerufen am 7.1.2023), <https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f971>.
2 Richard Heuberger, Erinnerungen an Johannes Brahms. Tagebuchnotizen aus den Jahren 1875 bis 1897, Tutzing ²1977, S. 53.

Aufführungsmaterial ist bei Schott, Mainz erhältlich.

 

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